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Rezension:Giacometti (Gebundene Ausgabe)

Der Kunstbildband "Giacometti" ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, die vom 31.5. bis zum 11. 12.2009 in der Fondation Beyeler in Riehen/ Basel gezeigt wird.

Dem Vorwort und Dank von Ernst Beyeler, Sam Keller und Ulf Küster folgt ein Grußwort von Felix Baumann. In der Folge wird man textlich mit den Überlegungen, die zu dieser Ausstellung führten, vertraut gemacht. Da für den Schweizer Bildhauer, Maler und Zeichner Alberto Giacometti ( 1901- 1966) seine Familie immer die wichtigsten Bezugspartner waren, lernt man auch Exponate seines Vaters Giovanni Giacometti ( 1868-1933) , dem Mitbegründer der Schweizer Freilichtmalerei, seines Bruders Diego und eines entfernten Verwandten Augusto ( 1877-1947, des anderen Genies aus der Familie kennen.


Alberto Giacometti, dessen plastisches Schaffen zu den bedeutendsten und eigenständigsten Leistungen der Skulptur des 20. Jahrhunderts zählt, war der Sohn des postimpressionistischen Malers Giovanni Giacometti. Dieser lebte nach Studienaufenthalten in Paris (1888-1891) in Rom, Neapel und Stampa. In der Art eines kraftvollen Fauvismus malte er schöne Landschaften und in divisionistischer Tüpfeltechnik kontrastreiche Landschaften und Figurenbilder. Der Katalog enthält einige Ablichtungen der Werke Giovannis, die eine gewisse Vorliebe für violette Farbtöne deutlich machen.



Durch seinen Vater lernte Alberto das impressionistische Erbe kennen, durch Antonio Augusto Giacometti, symbolistische Zielsetzungen. Dieser Maler - auch von ihm lernt man einige Werke im Katalog kennen - setzte sich in seinem figuralen und in seinem bereits sehr früh abstrakten Werk systematisch mit den Ausdruckswerten der Farben auseinander. Kompositionen mit mosaikartige aufgespachtelten Farbpartikeln wie etwa" Eine Besteigung des Piz Duan", 1912, aus denen die Gegenständlichkeiten zunehmend verdrängt werden, wurden später von völlig abstrakten und auf reinen leuchtenden Farbharmonien aufbauenden Bildern begleitet, in denen er die Farbe u.a. strömend einfließen ließ, so auch im abgelichteten Gemälde "Die Bar Olympia", 1928.



Für Alberto wurde die Kunst Paul Cézannes und Ferdinand Hodlers zur wichtigsten Anregung: In den Pariser Lehrjahren 1925 bis 1935 kam die Begegnung mit dem Kubismus und der Negerplastik, mit ägyptischer Kunst und Giovanni Lorenzo Berninis Bildnisbüsten hinzu. Neben der skulpturalen Kunst alter Völker wurde für Alberto auch das Werk Alexander Archipenkos wichtig, in dessen Pariser Atelier er arbeite.
Von 1925 an wandelte er im Abstand zu seinem akademischen geprägten Jugendwerk die erlernten Stilformeln in ein eigenständisches künstlerisches Idiom um. Die bildhauerischen Urthemen "Mann und Frau", "Kopf" und "Figur" wurden nicht mehr naturalistisch abgebildet, sondern als Bildzeichnungen dargestellt. Gerade durch das Studium naturvölkischer Plastiken konnte Giacometti tief in die Möglichkeiten stilistischer Formgebung als Gleichnis und Zeichen eindringen. Mit den Scheibenplastiken von 1927/28 wandte er sich vom Kubismus ab und entwickelte ganz eigenständige Werke.



Ab 1930 entdeckte er die Stilprinzipien des Surrealismus, die spielerisch assoziative Zusammenstellung symbolisch aufgeladener Formen. In seinen surrealistischen Schaumodellen wollte Alberto die Totalität des Lebens zum Ausdruck bringen. Die Formen des Surrealismus genügten ihm bald nicht mehr um die Lebenswirklichkeit darzustellen. Jetzt begann er erneut nach dem Modell zu arbeiten( ab 1935), die alten Themen der Bildhauerei wieder aufzunehmen und unter ein neuer Konzept zu stellen. So schaffte er Sinnbilder für die gesehene und erlebte Wirklichkeit. Diesen Weg, den Alberto bis zu seinem Lebensende verfolgte, führte ihn nicht zum akademischen Naturalismus zurück, sondern führte ihn zur nicht selten verzweifelten Auseinandersetzung mit seinen wenigen Modellen, in der geradezu verbissenen Verfolgung des Ziels, zu dem wahren Wesen der plastischen Form vorzudringen.



Im intensiven Studium des Modells verringerte sich für den Künstler immer mehr der Maßstab der Köpfe und Figuren. Aus der Distanz und Frontalität seiner Figuren entwickelte er eines seiner wichtigsten Stilelemente. Um aber die winzigen Figuren und Köpfe präsentieren zu können, schuf er ein Arsenal von Sockeln, käfigartigen Begrenzungen und Fußplatten. Ab 1947 gelangte er zu seiner reifen Bildsprache durch die Streckung der Figuren oder etruskischer Stengelfiguren. Die Plastiken aus jener Zeit sind jedoch keine Rundplastiken, sondern vielmehr nur Skulptur als Erscheinung aus weiter Ferne. Mit diesen Figuren führt er eine neue Wirklichkeitserfahrung in die Geschichte der bildenden Künste ein.



Ab 1946 entscheidet er sich den entmaterialisierten, gerippeartigen Charakter seiner Skulpturen auch auf der Leinwand und in Bleistiftzeichnungen festzuhalten. Ebenfalls unter der Intension zum Wesentlichen des abgebildeten Menschen vorzudringen entstanden Porträts und Stillleben. Charakteristisch für seinen Malstil ist der beinahe monochrome Farbaufbau und das dünnlinig skizzierte, dichte, tiefräumige Liniennetz, aus dessen Bündelung die Figur und der Gegenstand sich innerhalb einer schemenhaft angedeuteten Raumbühne herauskristallisieren.

Es lohnt sich auch ein Augenmerk auf die Kunst Diego Giacomettis zu legen. Hier wird der Einfluss von Alberto sehr deutlich. Seine Möbel sind faszinierende Kunstwerke, kreative Sonderstücke, die mehr als nur einen Blickfang darstellen.

Dieses Buch schenkt Kunstinteressierten Freude. Die Ablichtungen der Skulpturen und Gemälde sind gelungen. Fast scheint es man könnte die Objekte tatsächlich vom Material her ertasten.


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