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Rezension:Klimt. Die Sammlung des Wien Museums (Gebundene Ausgabe)

Die Maler Gustav Klimt wurde vor 150 Jahren geboren. Anlässlich dieses Jubiläums präsentiert das Wien Museum rund 400 Zeichnungen dieses Künstlers im Rahmen einer Ausstellung, die vom 16. Mai- 16. September 2012 gezeigt werden.

Das vorliegende Buch ist der Katalog zu dieser Ausstellung. Er enthält sechs Textbeiträge und den Bestandskatalog der Werke Gustav Klimts im Wien Museum als auch die Darstellung weiterer Objekte aus der Klimt-Sammlung des Wien Museums.

Ursula Storch berichtet zunächst Wissenswertes über diese Sammlung. Das Museum verfügt übrigens über die größte Klimt-Sammlung der Welt. Neben den rund 400 Zeichnungen, kommen noch acht weitere Originalwerke hinzu. Man erfährt Wissenswertes über die Sammlung und deren Nutzung, bevor man seitens Marian Bisanz-Prakken über die Höhepunkte und Raritäten der Sammlung aufgeklärt wird.

Sehr aufschlussreich ist das Essay von Brigitte Borchardt-Birbaumer, das sich mit Gustav Klimts Frauenbild und der Fremde befasst. Dieses Frauenbild soll dem Zeitgeist entsprochen haben und war trotz der Entdeckung der Sexualität von hierarchischer Geschlechtertrennung geprägt. Die meisten Frauen, die Klimt umgaben, unterlagen bis auf wenige Emanzipationsversuche der sozialen Kontrolle. Das patriarchalische Rollenspiel des Künstlers bezeichnet Borcher-Birbaumer als vielschichtig. Seine Sicht der Frau bestand in dem Klischee der Jungfrau, der hohen Dame und der Hure. Das Muster soll in seinen Werken abzulesen sein, in welcher Weise, das erläutert die Essayistin sehr anschaulich.

Nicht nur über den künstlerischen Narziss im Atelier wird man unterrichtet, sondern auch über den Künstler im Spannungsfeld zwischen Politik und Gesellschaft. Man liest von dem Skandal um Klimts für die Aula der Universität in Wien geschaffenen Deckenbilder, der die konventionelle Karriere des Historienmalers in seinen Anfängen unterbrach, liest auch wie Klimt zum Bilderstürmer wider Willen wurde und erfährt Näheres zur Gedächtnis-Ausstellung von 1928, aber auch zur Instrumentalisierung Klimts durch die Nationalsozialisten, der Wiederentdeckung von "Wien um 1900" und der Restitution seit 1998.

William M. Johnston schreibt ausführlich über den Begriff "Klimtisieren", der mehrere Bedeutungsebenen hat, dann folgen einige allgemeine Betrachtungen zum Künstler aus dem Jubiläumsjahr, bevor man sich schließlich in den Bestandskatalog vertiefen kann. Zu jedem der gezeigten Bilder erfährt man die üblichen Katalogdaten. Die gezeigten Werke sind zeitlich geordnet und zwar in:

Kunstgewerbeschule 1877-1881, Allegorien 1882-1897; Auftragsarbeiten 1883-1898; Zuschauerraum im alten Burgtheater 1888/89; Secession 1897-1903; Fakultätsbilder 1894/95-1903; Figurenstudien 1898-1917/18; Porträts 1893-1917/18; Akte 1897-1917; Der Kuss 1904-1908.

Zum Schluss des Katalogs hat man Gelegenheit sich Fotos des alten Fauns anzusehen, dessen Aktzeichnungen mich immer wieder faszinieren, weil er hier eine gedankliche Freizügigkeit dokumentiert, zu der nicht jeder Künstler seiner Epoche fähig war.

Empfehlenswert.


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