Dieses Blog durchsuchen

Rezension: Max Ernst. Retrospektive (Gebundene Ausgabe)

"Dort wo der Mensch die Geheimnisse der Natur zu überraschen hofft, findet er nur sein eigenes, vom Spiegel zurückgeworfenes Bild. Bevor er hinabsteigt, weiß der Taucher nie, was er zurückbringt." (Max Ernst, S. 219)

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "MAX ERNST RETROSPEKTIVE", die vom 23. Januar bis 5. Mai 2013 in der ALBERTINA in Wien gezeigt wird.- Nach einem Vorwort des Direktors der Albertina Klaus Albrecht Schröder und des Direktors der Fondation Beyeler Sam Keller wird man im Rahmen von zahlreichen Aufsätzen unterschiedlicher Autoren mit dem Werk des Künstlers vertraut gemacht.

Im Zentrum dieser Aufsätze steht Max Ernst (1891-1976) und der Surrealismus. Wie Brenton betonte, hätte es ohne den frühen Beitrag von Max Ernst keine surrealistische Malerei gegeben. Die Ausstellung ist die erste Max-Ernst-Retrospektive im deutschsprachigen Raum seit 14 Jahren. Sie gibt nicht nur durch die Auswahl und Zusammenstellung der Exponate einen umfassenden Einblick in das OEvre vor dem Hintergrund des Forschungsstandes, sondern formuliert Fragen aus ihrer eigenen Zeit heraus.

Gezeigt werden 190 Werke aus allen Lebensabschnitten, wobei der Schwerpunkt der ausgewählten Exponate auf der Schaffensperiode von DADA Köln, der Zwischenkriegszeit in Paris und den 1940er Jahren im amerikanischen Exil liegt.

Nicht unerwähnt bleibt, dass dieser Künstler auf vielen Terrains agierte, keineswegs "nur" Maler und Bildhauer war, sondern auch Dichter und Theoretiker sowie in surrealistischen und experimentellen Filmen mitwirkte.

 Im vorliegenden Buch führen 12 Kurztexte in die zentralen Themen des künstlerischen und literarischen Schaffens ein. Auf den letzten Seiten dann hat man Gelegenheit, sich im Rahmen einer Kurzbiographie eine Vorstellung vom Leben dieses Künstlers zu verschaffen und erhält aufgrund von zahlreichen Fotos auch einen visuellen Eindruck von Max Ernst.

Natürlich sind die Abbildungen der Kunstwerke für Liebhaber der Werke dieses Künstlers eine wirkliche Freunde, umso mehr, wenn man die Texte gelesen hat und die Bilder dadurch besser zu interpretieren vermag. Auf Facebook habe ich einige, auch hier im Buch enthaltene Bilder vor noch nicht allzu langer Zeit verlinkt. Über die gesamte Bandbreite seines Schaffens allerdings hatte ich bislang noch keinen visuellen Überblick und bedaure, die Ausstellung in Wien nicht besuchen zu können, um die Werke im Original zu sehen.

Zu den Werken, die ich im Original so gerne sehen möchte, zählt die "Windsbraut", die normalerweise in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe zu bewundern ist, auch "Landschaft mit Getreidekorn". Sie hängt sonst immer in der Kunstsammlung Nord-Rhein-Westfalen, Düsseldorf.

Beeindruckend auch "Der Hausengel" (Der Triumph des Surrealismus), der einer Privatsammlung entstammt und auch "Napoleon in der Wildnis" (ist normalerweise im Museum für moderne Kunst in New York ausgestellt).

Es ist unmöglich all die Kunstwerke hier anzusprechen. Dass Ernst zeitweilig mit Peggy Guggenheim verheiratet war, wusste ich bislang nicht, wohl aber, dass er in Paris im Kolumbarium des Friedhofs Pére Lachaise beigesetzt worden ist.

Ein sehr informativer Katalog, der die Werke des Künstlers begreifbarer macht.

Empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen. 

Rezension: Hans Holländer, Labyrinthe. Das Werk von Paul Wunderlich (Taschenbuch)

Hans Holländer stellt in diesem reich bebilderten Buch das Werk des 2010 verstorbenen, von mir sehr geschätzten Künstlers Paul Wunderlich vor. Dieser befasste sich in seinen neosurrealistischen Bildern und Skulpturen in erster Linie mit erotischen Themen. Dabei verfügte er über keine Kunsttheorie und besaß auch kein Programm, keine Dogmen, auch keine Letztbegründungen und Weltverbesserungsrezepte durch Kunst oder Antikunst entworfen, (vgl.: S.9).

Regelmäßig stets wiederkehrende Merkmale in Wunderlichs Bildern sind sogenannte Röntgenbildeffekte. Man wird im Buch mit seiner Erfindung der Anatomie vertraut gemacht, liest Wissenswertes über die Geheimnisse des Interieurs bei diesem Künstler und über die Augen-Blicke, die er in seinen Werken festhält. Wissen muss man, dass es neben dem Augenblick der Wahrnehmung und der Erkenntnis, den Blick der Neugier, Einblicke, Ausblicke, Blicke der Erwartung und die "ägyptischen Blicke" gibt. Sie alle bestimmen und stabilisieren die metamorphotische Bildwelt und begleiten die verwegensten Erfindungen bei Wunderlich (vgl.: S.30).

 Der Autor geht auf unzählige Werke detailliert ein. Er schreibt über die schwerelosen Räume, die verlorenen Schatten, auch über die Flügel der Freiheit, über die vielen bizarren Figuren im Werk des Künstlers und über die Dialektik von Eros und Tod, dem dominanten Leitmotiv Wunderlichs in ihrer unterschiedlichen Gewichtigkeit und Erkennbarkeit. Wunderlich hat alles ausprobiert, was ein Künstler des 16. Jahrhunderts gleichfalls beherrscht hat. Deshalb auch gibt es so viele unterschiedliche Objekte von ihm.

In seinem imaginärem Museum finden sich Bilder, die sich an Bildern andere Maler anlehnen und gewissermaßen eine Variation des Themas darstellen, darunter u.a. die Lithographie "Marat", die mir noch immer sehr gut gefällt. Habe sie einige Male in der Galerie Huber in Offenbach bewundert.

Über Wunderlichs Torsi, Masken und Figuren liest man Wissenswertes, nicht aber, dass das Brett seines schönen Schachspiels mit der Zeit ausbleicht. Obschon die Beschreibung der Objekte sehr gut gelungen ist, glaube ich, dass im Falle von seinen Plastiken man diese im Original gesehen und auch berührt haben muss, um eine Vorstellung von der tatsächlichen Ästhetik zu erlangen.

Zur Sprache gebracht werden zu guter Letzt die Themen Orte, Landschaften und Garten in Wunderlichs Werk und man hat zudem Gelegenheit, sich einen Überblick über die Ausstellungskataloge, Werkverzeichnisse und Einzeldarstellungen zu verschaffen.

Ein sehr gutes Buch für alle, die sich näher mit Paul Wunderlich befassen möchten, dessen Arbeiten mich stets aufs Neue begeistern.

 Empfehlenswert. 

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.

Rezension:Helga Paris. Fotografie (Gebundene Ausgabe) (Inka Schube, S.13)

Dieser Bildband enthält eine Fülle von Schwarzweiß-Fotos der 1938 geborenen Künstlerin Helga Paris. Die Chronistin des langen ostdeutschen Nachkriegs lebt seit 1966 in Berlin-Prenzlauer Berg. Inka Schube schreibt in ihrem Essay "Und alles riecht nach Nachkrieg", der den Bildern vorgeschaltet ist, dass die erste Buchpublikation der Fotografien 1986 veröffentlicht wurde.

Die Bilder der Künstlerin sollen einen psychologischen Mehrwert enthalten, der auf eine besondere Art Identifikation ermöglicht. Dies vermag ich weder zu bejahen, noch zu verneinen. Was ich sehe, ist nicht selten die seelische Befindlichkeit der jeweilig abgelichteten Person.

Das Buch schenkt einen Einblick in die fotografische Produktion der Künstlerin von mehr als dreißig Jahren. Ihr Lebenswerk thematisiert die Geschichte eines Staates in der Mitte Europas und östlich der Frontlinie des Kalten Krieges. Hier berichtet sie von Verlust, Restriktion und Verfall (vgl.: S.10).

Man wird über ihre Kindheit in Kenntnis gesetzt. Die ersten Nachkriegsjahre empfand sie bei allen Verlusten als Zeit der Geborgenheit und Bewegungsfreiheit. Ab 1956 studierte die Künstlerin in Berlin Modegestaltung in Berlin. Hier in der Stadt lernt sie den Maler Ronald Paris kennen, den sie 1961 heiratet. Ab 1962 arbeitet sie als Gebrauchsgrafikerin und ist Dozentin für Kostümkunde. Nun befasst Sie sich in der Folge intensiv mit der Fotografie. Darüber wird man seitens Inka Schube sehr differenziert unterrichtet. Man liest auch von ihren Reisen nach der Grenzöffnung, u.a. nach Rom und nach Polen und erfährt viel Wissenswertes über Ihre Fotokunst, von der man sich dann ausgiebig einen Eindruck verschaffen kann.

Ihre Bilderwelt ist teilweise sehr beklemmend. Es wurde eine trostlose Zeit künstlerisch festgehalten. Man freut sich, wenn die Menschen hin und wieder lachen. Oft geschieht es nicht.

Die Künstlerin hält die Persönlichkeit ihrer Gegenüber in ihren Bildern fest und befasst sich nach der Wende mit ihren frühen Kriegs- und Nachkriegserfahrungen. Diese werden hier im Buch in Werksgruppen vorgestellt. 

Wirklich beeindruckende Bilder.  Ein gelungener Katalog.

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.

Rezension: Stern Portfolio Nr. 79 Alison Jackson

Die Fotografin Alison Jackson präsentiert hier ziemlich despektierliche Aufnahmen, die sie mit Doppelgängern namhafter Persönlichkeiten realisiert hat. Wie sie schreibt, verführt eine Fotografie einem Foto zu glauben, obschon wir wissen, dass ein Foto keineswegs die gesamte Wahrheit erzählen kann. Sie geht davon aus, dass Menschen lieber mit dem Nicht-Realen umgehen als mit der Wirklichkeit.

Wie man erfährt, ist es offenbar nicht nur für einen Laien schwer, die Fotos der Britin einzuordnen, weil es in keinem der Genres Reportage, Mode oder Porträt ausreichend Gemeinsamkeiten gibt. Jochen Siemens weist darauf hin, dass man die Künstlerin völlig unterbewerten würde, wenn man es dabei beließe, ihr zu unterstellen, ausschließlich Promis zu persiflieren. Ja, sie persifliert, aber nicht um die Promis vorzuführen, sondern um zu verdeutlichen, wie sehr die Fotografie mit ihrem irreführenden Spiel uns täglich mit Fälschungen versorgt.

Jackson studierte Bildhauerei, Performance Art und Kunstfotografie in London am Chelsea College of Art in London. Hier entwickelte sie die Idee ihrer Kunst, die darin besteht, dass abzulichten, was die Menschen in ihrer Fantasie haben. Täuschung wird zur Entlarvung der Gedanken des Betrachters.

Die Motive sind sehr skurril und witzig. All das, was man präsentiert bekommt, ist nicht für die Öffentlichkeit gedacht. Voyeuristen kommen hier voll auf ihre Kosten und entlarven sich als das, was sie sind. Ein nicht uninteressanter Ansatz. 

 Empfehlenswert. 

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.

Rezension:Stern Portfolio No. 69 Nadav Kander (Gebundene Ausgabe)

"Schönheit hat unter der Oberfläche immer einen Bruch, eine Schwierigkeit, und das ist wunderbar."

Dieser Bildband enthält Fotokunstwerke des Fotografen Nadav Kander, der zu Beginn die Leser wissen lässt, dass er stets nach Orten sucht, denen etwas Unbehagliches innewohnt. Er sagt: "Ich fotografiere dann intuitiv und versuche zu spüren, was das Unbehagen auslöst."

Von Jochen Siemens erfährt man zu Ende des Buches Wissenswertes über den Künstler, der 1961 in Tel Aviv geboren wurde. In seiner Kindheit lebte er in Johannesburg in Südafrika, wurde während seines Wehrdienstes Militärfotograf. Er arbeitete danach eine Weile lang bei einem Fotografen in Johannesburg, ging in den 1980er Jahren nach London und später auf Reisen nach China sowie in die USA, wo er nach optischen Momenten und Erlebnissen suchte. In China sah er Dinge, die hier bereits der Vergangenheit angehörten. Dort begann er sich für die Verletzbarkeit eines Landes und seiner Menschen zu interessieren.

Siemens lässt den Leser wissen, dass Kanders Bilder aus einer Ansammlung seltsamer Orte und Menschen besteht. Davon kann man sich im Buch dann selbst überzeugen. Auf diese Weise möchte der Fotograf den Betrachter bewegen, genauer hinzuschauen, sich hineinzudenken und dadurch in sich selbst etwas zu bewegen, was mit dem Inhalt der Bilder nicht zwingend etwas zu tun haben muss. Er findet es interessant Menschen in ihrer Flüchtigkeit zu zeigen. Kander fotografiert seine Objekte, wie sie sich mit sich selbst befassen. Wie Siemens nicht grundlos unterstreicht, muss man Nadav Kanders Bilder, sowohl die Porträts, die Landschaften als auch die Akte, sehr oft betrachten, um sie wirklich zu verstehen. Dem möchte ich beipflichten. Sie irritieren, weil man sich teilweise durch sie gespiegelt sieht und zwar speziell in unserer Verletzbarkeit.

Bildbeschreibungen möchte ich nicht vornehmen. Möge jeder selbst überprüfen, wie die Bilder auf ihn wirken. Auf mich wirken die Porträts wie psychologische Studien, die Aktaufnahmen spiegeln tatsächlich Melancholie wider, die wir fast alle in uns tragen und die Landschaftsaufnahmen lösen wirklich ein Unbehagen aus, dessen Ursachen der Betrachter erforschen sollte.

 Empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.

Rezension:Wallraf-Richartz-Jahrbuch. Westdeutsches Jahrbuch für Kunstgeschichte: Wallraf-Richartz-Jahrbuch 2012: Jahrbuch für Kunstgeschichte Band LXXIII: BD LXXIII von Wallraf-Richartz-Museum

"Die Kunst ist eine Vermittlerin des Unaussprechlichen." Johann Wolfgang von Goethe.

Das Wallraf-Richartz –Jahrbuch Band LXXIII nimmt zu Fragen der Kunstgeschichte Stellung und enthält neben Berichten aus westdeutschen Museen Aufsätze von unterschiedlichen Kapazitäten ihres Faches, über die man am Ende des Buches Näheres erfährt.

In den Berichten aus westdeutschen Museen erfährt man u.a. Wissenswertes im Hinblick auf Dauerleihgaben, Erwerbungen, Schenkungen sowie Ausstellungen und zwar im Wallraf-Richartz-Museum und Fondation Corboud in Köln, im Museum Ludwig in Köln, im Kölnischen Stadtmuseum, im Museum für angewandte Kunst in Köln, im Museum Schnütgen in Köln, im Rautenstrauch-Joest-Museum, im Ludwig-Forum in Aachen, im Duermond-Ludwig-Museum/Couven, im Museum in Aachen, in der Kunsthalle in Bielefeld, im Kunstmuseum Bochum, im Kunstmuseum Bonn, im Landesmuseum Bonn, im Hetjens-Museum /Deutsches Keramikmuseum in Düsseldorf, in der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, in der Stiftung Museum Kunstpalast in Düsseldorf, im Museum Folkwang in Essen, im Osthaus Museum in Hagen, im Ludwig Museum in Deutschherrenhausen in Koblenz, im Mittelrhein-Museum in Koblenz, im Kunstmuseum in Krefeld, Städtisches Museum Abteiberg in Mönchengladbach, im Von der Heydt-Museum in Wuppertal und in der Von der Heydt- Kunsthalle in Wuppertal-Barmen.

In den dann folgenden, bebilderten und mit einer Fülle von Fußnoten versehenen Aufsätzen werden ausführlich thematisiert:
Kirchenbau als Bedeutungsträger- Ein Deutungsproblem (Günther Binding)
Porträt eines Diplomaten- Jacopo Tintorettos Bildnis des Paolo Tiepolo (Roland Krischel)
Hundert Jahre Pseudo-Hans von Aachen – Zur Kölner Bildnismalerei um 1600 (Thomas Fusenig und Regina Urbanek)
Gerard ter Borchs Demokrit und Heraklit (Hans-Joachim Raupp)
Die Badende im Wallraf-Richartz-Museum in Köln- Ein Diskussionsbeitrag (Eva Hausdorf) 
David, der General, Carteaux und sein König- 
Über Bonaparte am Großen St. Bernhard (Gerit Walczak)
Die Leibl-Korrespondenz des Wallraf I- Briefe von Wilhelm Leibl an Ernst Seeger und an andere Adressaten sowie Briefe an Leibl und an Seeger. 

Es führt zu weit an dieser Stelle auf die Aufsätze oder gar Briefe näher einzugehen. Gesagt werden kann, dass es sich um ein wissenschaftlich fundiertes Buch für Kunstinteressierte handelt, das dazu motiviert, verschiedene dieser Museen aufzusuchen. Aufgezeigt wird, dass Museen leben, nicht nur durch die vielen Neuerwerbungen und Ausstellungen, sondern auch durch die die museumspädagogischen Veranstaltungen 
und anderes mehr. 

Empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.