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Rezension:Das Gesamtwerk. Der offizielle Katalog zur Ausstellung in der Scuderia des Quirinale in Rom (Gebundene Ausgabe)

Dieses Buch befasst sich mit dem Leben und Werk des italienischen Malers der Frührenaissance Antonello da Messina (1430- 1479).

Sein Werk ist u.a. gekennzeichnet durch die von niederländischen Vorbildern angeregte Übernahme der Harzölmalerei. Besagte Technik wirkte durch ihn wiederum auf die venezianische Malerei ein.

Antonello war der Sohn eines Steinmetzes. Ein Brief des Humanisten Pietro Summonte von 1524 überliefert, dass Antonello seine künstlerische Ausbildung in Neapel bei Niccolò Colatonio erhielt. Er kehrte 1456 nach Messina zurück, wo er bis 1465 zu wiederholten Malen urkundlich erwähnt wurde. Zwischen 1465 und 1473 haben die von Vasari genannten Reisen stattgefunden.


Sein für die Kunst der Lagunenstadt und Oberitaliens folgenreicher Aufenthalt in Venedig fiel in die Jahre 1475-76.


Entscheidend für Antonellos Schaffen ist seine künstlerische Ausbildung im neapolitanischen Milieu, das durch niederländische, französische und iberische Einflüsse gekennzeichnet war und ihm die Möglichkeit bot, niederländische Gemälde im Original kennenzulernen.


Während der Anteil des Lehrers Colantonio an Antonellos Stilbildung unklar bleibt, zeigt das Frühwerk deutlich, wie viel er den epochalen Neuerungen der niederländischen Malerei verdankt, so z.B. die" Kreuzigung", die in Landschaft, Figurenbildung und der glanzvollen, in der italienischen Malerei völlig neuartigen Farbigkeit von einem Van Eyckschen Vorbild abhängig zu sein scheint. Ebenso niederländisch im Formcharakter sind die "Drei Engel" und der "Büßende Hieronymus".


Einen gewandelten Stil lässt der "Heilige Hieronymus im Gehäus" erkennen, der sich gleichfalls von einem Van Eyckschen Gemälde herleitet.


Die niederländischen Erfahrungen sind hier jedoch einer strengen, die Symmetrie betonenden Formsprache eingeordnet, in der alle realistischen Bildmotive auf geometrische Grundmotive zurückgeführt sind.


Das Gemälde "Ecco Homo" zeigt eine Vereinfachung der Form. Sie steigert sich zu lapidarer Verknappung und Monumentalisierung bei größter farbiger Intensität in dem Gemälde gleichen Themas von 1473 , den Fragmenten des "Heiligen Hieronymus" und eines "Heiligen Gregorius".


"Die Verkündigung" zeigt die mit der Ölfarbentechnik zusammenhängende leuchtende Farbigkeit, die Antonello wenig später den Venezianern vermittelte und die eine neue Periode der venezianischen Malerei einleiten sollte.

Wie sehr Antonellos Kunst in Venedig neue Impulse erhielt, erweist sich am Gemälde des "Heiligen Sebastian", das man in Dresden bewundern kann. Das Gemälde bildet unbestritten einen Höhepunkt des Künstlers.


Antonello ist zugleich einer der bedeutendsten Portätisten des damaligen Jahrhunderts, der Meister eines streng realistischen Männerbildes, deren frühestes das noch in der frankoflämischen Tradition stehende "Bildnis eines Mannes" ist.


Im Anschluss an die bestens beschriebenen und sehr gut visualisierten Gemälde Antonellos da Messinas wird ein Verzeichnis der Vergleichswerke präsentiert. Hier kann man sich u.a. in bestimmte Gemäldeablichtungen von Jan Van Eyck, Giovanni Bellini , Bartolomeo Montagna sowie Giovanni Battista Cime da Congliano vertiefen. Der zuletzt genannte Künstler hat ebenfalls den " Heiligen Sebastian" auf der Leinwand verewigt.


Mein Lieblingsbild von Antonello hängt im Louvre. Dort sah ich es mir im vergangenen Jahr sehr lange an. Es handelt sich hierbei um das Gemälde "Christus an der Geißelsäule". Als beeindruckend empfinde ich den Ausdruck unendlichen Gottvertrauens im Antlitz des geschunden Christus.


Die Gemälde im Buch sind alle sehr gut wiedergegeben. Man sieht sogar die feinen Risse und andere Spuren, die die Zeit hinterlassen haben.




Rezension: Im weissen Tanz der Wellen

In diesem sehr schönen Buch werden Aquarelle des Künstlers Oskar Koller sowie Gedichte und Prosatexte bedeutender Lyriker und Schriftsteller aus unterschiedlichen Epochen vorgestellt.

Der Maler Oskar Koller (1925-2004) studierte einst an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Dort war er später auch als Gastprofessor tätig. Kollers Werk wurde vielfach ausgezeichnet.

Herausgeber des vorliegenden Buches ist Ulrich Mattejiet. Im Vorwort hält er fest, dass es Oskar Koller geglückt ist, in seinen Bildern vom Meer zu einem ganz persönlichen Ausdruck zu finden und einen Malstil zu entwickeln, der Elemente des Abstrakten wie des Gegenständlichen zu einer überzeugenden Einheit zusammenführt. Auf diese Weise ist es dem Künstler gelungen, eindrucksvolle Bilder von transparenter Farbigkeit und großer atmosphärischer Dichte zu schaffen.


Im vorliegenden Buch werden Kollers Meerinpressionen von Gedichten und Prostexten begleitet, die sich mit Wasser und Gewässern unterschiedlicher Art befassen. Kollers abstrakte Bilder in diversen Blautönen sprechen mich sehr an, auch die meisten Texte haben mir gefallen.


Zu Beginn kann man u.a. einen Auszug aus dem "Gilgamesch-Epos" und einen weiteren aus dem "Alten Testament" (Die Sintflut) lesen, Homers "12. Gesang" aus der Odysee und Alexander von Humboldts bemerkenswerter Text "An den Gestaden des Orinoco" wurden auch nicht vergessen.


Zwei Prosatexte von Heinrich Heine habe ich mit großer Neugierde verschlungen: "Norderney" (1826. Geschrieben auf der Insel Norderney) und "Ich liebe das Meer wie meine Seele". Beide Texte kannte ich bislang nicht. Besonders der zweite Beitrag offenbart die große Phantasie des Dichters.


Gefallen haben mir auch ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht "Sindbad der Seefahrer- in einer Stadt mit unheimlichen Bräuchen" und die schönen Gedichte von Goethe "Gesang der Geister über den Wasser", von Höldern "Andenken", von Storm "Die Stadt", von Morgenstern "Portofino", von Rilke "Lied vom Meer", von Heine "Die Nacht am Strande" und Tucholskys "Der Priem", auch "Die Weihnachtsfeier des Seemanns Kuttel Daddeldu" und andere Verse mehr. Lobenswert, dass man die Volksballade "Störtebecker und Gödeke Michael" auch abgedruckt hat, denn was wären die Meere ohne Piraten?

Am meisten hat mir ein kleines Gedicht von Ingeborg Bachmann zugesagt, das gedanklich mit vielen von Kollers Aquarellen korrespondiert.


Nach dieser Sintflut


Nach dieser Sintflut
möchte ich die Taube
und nichts als die Taube
noch einmal gerettet sehn.


Ich ginge ja unter in diesem Meer!
flöge sie nicht aus,
brächte sie nicht
in letzter Stunde das Blatt.


Durch die Gedichte und Prosatexte beginnen sich die Aquarelle mit Leben zu füllen und man glaubt, die Nixe Binsefuß und die schöne Agnete in Kollers Impressionen im satten Blau schwimmen zu sehen.


Ein gelungenes Buch, das viel Freude bereitet.


Rezension: "You should have been with me"

Dieser umfangreiche Bildband zeigt eine Fülle von hervorragenden Arbeiten des amerikanischen Modefotografen Stan Shaffer (1944-2010).

Dargestellt werden zunächst seine Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Fotomodellen aus den 1960er Jahren. Für Modeinteressierte ist das Buch eine Fundgrube für stilistische Besonderheiten längst vergangener Tage. Shaffers Modellaufnahmen verstecken die Persönlichkeit der Modelle nicht, sondern machen deutlich, dass Frauen mehr sind als bloße Kleiderständer. Die Schauspielerin Anjelica Huston erinnert in ihrer Ausstrahlung an George Sand. Kurzum, nicht die Kleider, sondern die Frauen stehen bei den meisten seiner Aufnahmen im Vordergrund und das ist erfreulich.

Shaffer hat David Kennedy, "The Hell Angles" und immer wieder Modelle und Schauspielerinnen abgelichtet, auch die schöne, hochintelligente Brook Shields wurde von ihm fotografiert und macht unmissverständlich klar, dass der wahre Reiz einer Frau von ihren Augen ausgeht.

Gefallen haben mir die Bilder, die Jane Hitchcock zeigen, besonders jenes, das diese hübsche Frau, sich streckend und dabei noch halb schlafend im Spiegel darstellt. Die Fotos von Andy Warhol und Mariel Hemingway finde ich bemerkenswert. Wieso zupft Hemingway ihre Augenbrauen nicht?

Es folgen Bilder, die immer wieder Modelle zeigen und schließlich eine Aufnahme, die suggeriert, dass eine Frau Sperma schluckt. Dieses Bild gehört der Serie "Dream Weekend" an. Hier enthalte ich mich eines Kommentars. Zwei weitere erotische Bilder zeigen eine Frau, die nur mit einem Slip bekleidet in Handschellen an eine Wand gelehnt ist und eine andere in absonderlicher Pose beim Rasenmähen. Diese Motive finde ich abstoßend, weil sie die Würde von Frauen in Frage stellen. Shaffer, das muss man ihm zu Gute halten, setzt gängige Realitäten in Pose um und macht sie auf diese Weise zum Thema.

Dann folgen Shaffers stärkste Aufnahmen, Bilder die Chris Royer an der Berliner Mauer zeigen, glamouröse Modelle und andere Personen aus der Welt des schönen Scheins. Super fotografiert. Meisterbilder, ohne Zweifel.
Die Texte im Buch lohnt es zu lesen, um den Zeitgeist besser zu verstehen, der in die Aufnahmen eingeflossen ist.
Alles in allem ein tolles Buch. Shaffer war ein begnadeter Fotograf, dessen Stärke m.E. darin lag, die Persönlichkeit von Menschen in seinen Bildern für die Ewigkeit einzufangen.


Rezension: Andy Warhol - The Early Sixties

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, die derzeit (5.9.2010-23.1.2011) im Kunstmuseum Basel gezeigt wird. Diese Ausstellung hat Gemälde und Zeichungen Andy Warhols aus den Jahren 1961-64 zum Thema.
Der amerikanische Künstler Andy Warhol 1928-1987 ist der Hauptvertreter der Pop Art. Er betätigte sich als Maler, Grafiker, Fotograf, Filmregisseur und als Objekt- und Aktionskünstler. Warhol reduzierte das Originalprinzip des Künstlers, indem er die Dinge des täglichen Lebens direkt oder als Reproduktion in seine Kunst überführte. Seine Motivwahl war nahezu unbegrenzt. Sie umfasste die Konsumwelt, die amerikanischen Idole, Gewalt und Katastrophen als auch kanonisierten Kunstwerke und machte sie zu Fetischen.


Die Ausstellung befasst sich mit den entscheidenden Jahren des Künstlers, in denen er "schrittweise eine individuelle Bildsprache durch bereits mediatisiertes und damit kollektives Bildmaterial sowie mechanisches Bildverfahren" ersetzte.


Nach einem Vorwort von Bernhard Mendes Bürgi und Nina Zimmer kann man sich im Rahmen textlicher Beiträge von Bernhard Mendes Bürgi, Arthur C. Egenhofer, Georg Frei, Stefan Neuner, Maren Stotz und Nina Zimmer, sowie den Bildteilen mit insgesamt 170 Abbildungen, davon 110 in Farbe einen sehr guten Eindruck vom künstlerischen Engagement Warhols in jener Zeit verschaffen.


Auf den ersten Seiten des Katalogs werden übrigens viele Leihgeber genannt. Das Museum Ludwig in Köln gehört auch dazu.


Hervorheben möchte ich die Beitäge von Sebastian Egenhofer mit dem Titel "Subjektivität und Bedeutungsproduktion beim frühen Wahrhol", aber auch von Stefan Neuner "Warhol, Komödie der Malerei", weil sie zum besseren Verständinis der Werke Warhols beitragen. "Campbell`s Suppendosen" darf man u.a. bewundern. 1962 stellte der Künstler die Siebdruckinterpretation, die er zumeist in der "Factory" - einer Gruppe von Freunden und Mitarbeitern, die ihn inspirierten und teilweise mit ihm lebten, ausführen ließ. Warhol beabsichtigte die trivialen Dinge der Konsumkultur, die Massenware ohne jede Illussion selbst zu Wort kommen zu lassen.


Gezeigt werden u.a. eine Reihe von Katastophenbildern, bei denen die Serigrafie für Warhol ein wichtiges Ausdrucksmittel war. Es kam ihm dabei nicht auf Perfektion an, sondern er wollte stattdessen an die schlechte Bildwiedergabe in Zeitungen erinnern.


Auf den letzten Seiten kann man die Ausstellungen des Künstlers von 1962-64 nachlesen und sich in eine umfangreiche Bibliografie vertiefen.



Ein gelungener Katalog.




Rezension: Die Magie der Dinge. Stilllebenmalerei 1500 - 1800 (Gebundene Ausgabe)

2008 besuchte ich im Städel Museum in Frankfurt die Ausstellung "Die Magie der Dinge", die dort vom 20. März bis zum 17. August 2008 lief und dann im Kunstmuseum Basel zwischen dem 5. September 2008 bis 4.Januar 2009 gezeigt wurde. Die Ausstellung war ein Traum!

Im vorliegenden Katalog werden die Bilder der Ausstellung besprochen. Durch diverse Katalogessays und Katalogeinträge wird die Gattung des Stilllebens erhellt.

Das Stillleben ist eine Bildgattung der Malerei, die durch die Darstellung toter bzw. regloser Tiere oder Gegenstände (z. B. Blumen, Früchte, tote Tiere, Gläser, Instrumente etc.) gekennzeichnet ist. In holländischen Künstlerinventaren findet sich erstmals Mitte des 17. Jahrhundert die Bezeichnung "stillleven", von der das entsprechende deutsche Wort abgeleitet ist. Im engeren Sinne benötigt ein Stillleben immer ein eigenes Thema, einen eigenen Anschauungsgegenstand. Nach der Herkunft und der Gruppierung der Motive wird unterschieden zwischen: Fruchtstücke, Blumenstillleben, sowie zwischen Küchenstück, Jagdstück, Mahlzeit - und Frühstücksstillleben und Vorratskammerbild.

In dem Essay "Das Stillleben vor dem Stillleben" wird deutlich, dass schon lange bevor der Begriff näher definiert worden ist, auch zuvor bereits Stillleben gemalt wurden, die im weiteren Sinne ebenfalls zu diesem Gattungsbegriff gehören. "Das Stundenbuch", Meister des älteren Gebetbuchs Kaiser Maxilmilians, Simon Bening, 1483/84- 1561 Gent und andere Künstler gehört dazu, aber auch das "Imhof-Gebetbuch", ebenfalls von Bening. Hier sind die bunten Blumenmischungen späterer Stillleben bereits vorgeprägt.

Stillleben im engeren Sinne entwickelten sich im Laufe des 16. Jahrhunderts und erfuhren ihre früheste Ausbreitung in den Niederlanden. Hier bildeten sich ausschließliche Spezialisten für Stillleben heran. Wundervolle Blumenbilder , wie etwa " Blumenstrauß in einem Glassgefäss " aus der Werkstatt Jan Brueghels D.Ä. , 1568-1625, "Weiße Lilien und andere Blumen in einem Krug" von einem Niederländlichen Meister um 1600 aber auch "Zitronen, Orangen und Granatäpfel in einer Wanliporzellanschale", von Jakob van Hulsnock, 1582-1647 sorgen für erste Eindrücke dieser schönen Bildergattung.

Georg Flegel (1655-1638) galt als er bedeutendste deutsche Stilllebenmaler neben Sebastian Stoskopff. Auf der Ausstellung und im Katalog kann man das Gemälde "Der Aprikosenzweig" bewundern, eines der schönsten Bilder der Ausstellung! Hier wird einem Aprikosenzweig gehuldigt mit den Mitteln einer äußerst präzisen, mimetischen und an sich kostbaren Malerei.

Vanitas- und Bankettstillleben werden ebenso thematisiert, wie Fischstillleben und noble Jagdstillleben.
Vanitasstillleben waren der Ausdruck eines Lebensgefühls, das ein ständiges Bewusstsein von der Vergänglichkeit alles Irdischen einschloss. Sanduhr, Totenschädel, tote Tiere, erloschene Kerzen aber auch Spiegel stellten direkte Bezüge dieser Art dar. Auch die Darstellung von wertvollem Tafelgeschirr, kostbaren Juwelen, Musikinstrumenten etc. gehörte in ihrem Verweis auf die Vergänglichkeit irdischer Freuden in diesen Zusammenhang.

Beeindruckend sind die abgelichteten und näher beschriebenen Gemälde "Reichtümer und der Tod des Geizigen", Hieronymus II Francken, 1578-1623 und "Totenschädel, Bücher, Flöte und Pfeife", Harmen Steenwyck, 1612-1656. Bei den Jagstillleben fand ich das Gemälde "Toter Hase und Vögel" Jan Wenix, 1640- 1719 besonders interessant, weil Beute und Jagdgeräte sich friedlich vereint auf dem Bild wieder finden.

Des Weiteren wird man mit Kartuschen und Nischenbildern vertraut gemacht. Bei Kartuschen wird der Rand durch Blumen oder Fruchtgirlanden ergänzt. Nischenbilder sind solche der isolierten Darstellung als Gehäuse. Kartuschen und Nischenbilder sind Sonderformen des Stilllebens. Ein sehr imposantes Kartuschengemälde ist die "Blumengerahmte Kartusche mit Ecco Homo", Gaspar Pieter Verbruggen D.Ä., 1635-1681. Ein beeindruckendes Nischenbild ist "Früchte mit Schmetterling und Schnecke in einer Nische", Adrian van der Spelt, 1630-1673.

Thematisiert werden ferner Jan Davidsz. de Heem und sein Kreis. Dieser Maler verband großzügig, bewegte flämische Kompositionen und leuchtende Farbwirkungen, mit der subtilen Oberflächen- und Reflexbeobachtung der holländischen Tradition. Sein Gemälde "Früchte, Pastete und Trinkgeschirr" bringt das gut zum Ausdruck.

Zur Sprache kommen zudem das so genannte "Sottobosco", ein Ausschnitt der Landschaft als Prospekt der freien Natur. Beeindruckend dargestellt in "Waldvegetation mit Schlange, Eidechse und Schmetterlingen", Carl Wilhelm de Hamilton, 1668-1754. Willem van Aelst und seine Schule machten materiellen Glanz und zeichnerisch eleganten Verlauf der Konturen zum Auswahl- und Gruppenprinzip. Besonders begeistert hat mich in diesem Fall der "Früchtekorb und Nelkenstock", Peeter Snyers, 1681-1752 und das Gemälde "Birne mit Insekten", Justus Juncker, 1703-1767.

Ein sehr schöner, hochinformativer Katalog zu einer gelungenen Ausstellung.

Empfehlenswert!

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Rezension:Fritz Overbeck: 1869-1909 / Ich bin nicht sentimental (Gebundene Ausgabe)

Fritz Overbeck (15.9.1869- 7.6.1909) hatte im vergangenen Jahr seinen 100. Todestag. Anlässlich dieses Ereignisses ehrte das Overbeck-Museum in Bremen den Künstler mit einer Ausstellung, die bis zum 20. September 2009 dort zu sehen war. Dieses Buch ist der Katalog zur Ausstellung "Ich bin nicht sentimental". Die sehr guten Ablichtungen der Gemälde werden von Texten von Friederike Daugelat, Harald Fiebig, Christine Heidemann, Gertrud Overbeck und Rainer Stamm begleitet. Der in Bremen geborene Maler und Radierer gehörte 1894-1906 der Künstlerkolonie von Worpswede an. In seiner Kunst verarbeitete er Impressionismus, neuromantische Heimatkunst und eine sich Giovanni Segantini nähernde Auffassung. Seine stimmungsreichen Landschaften nahmen Themen aus Moor und Heide auf.


Worpswede ist der Sitz und Name einer deutschen Künstlerkolonie, die wie die Bruderschaft der Nazarener, aus Opposition junger Künstler gegen den Traditionalismus an den Akademien entstand. Fritz Mackensen war 23, sein Düsseldorfer Studienkollege Otto Modersohn 24 Jahre alt, als sie sich 1889 in dem Heidedorf Worpswede bei Bremen niederließen, um im Erleben der unberührten Natur eine von der akademischen Strenge unabhängige Form der Landschaftsdarstellung zu erarbeiten. 1894 folgten ihnen Fritz Overbeck und Heinrich Vogeler. 1895 schlossen sie sich zur "Künstlervereinigung Worpswede" zusammen, zu welcher ab 1899 auch Hans Am Ende gehörte. Vorbild für ihre Ideale war das von William Morris und Walter Crane entwickelte Stilwollen der Präraffaeliten. In einer realistischen, aber flächig und linear vereinfachten Darstellung suchten sie die formauflösenden Tendenzen des Impressionismus zu überwinden und gewannen damit entscheidende Bedeutung für den Jugendstil durch Heinrich Vogeler. 1902 lebte übrigens auch der Dichter Rainer Maria Rilke als Mitglied der Vereinigung in Worpswede.


"Ich bin nicht sentimental" ist die Antwort von Fritz Overbeck auf die Frage, ob er die Zeit in Worpswede nicht vermisse, nachdem er 1905 mit seiner Familie nach Bröcken bei Vegesack umgezogen war. Dass er tatsächlich nicht zu Sentimentalität neigte, lässt sich aus einem Brief ablesen, in dem er ungeschönt die Vorzüge des Lebens in Worpswede benennt, das ihm einen fortwährenden Austausch mit seinen Kollegen geboten hat, zeitgleich sieht er aber auch die Möglichkeiten, die ihm in sein neuer Wohnort bietet. Interessant ist Rilkes Einschätzung Overbecks:" Alles gab ihm das Gefühl von Wirklichkeit, die um ihn war, und eben das brauchte er: Wirklichkeit (...)Auf seinen Bildern(...) setzt sich alles zu Wirklichkeit um, füllt sich, verdichtet sich. Sogar sein Himmel sind Tatsachen, an denen man nicht vorüber kann."


Friederike Dougelaut lässt in ihren Betrachtungen nicht unerwähnt, dass Rilke allerdings ein anderes Kunstideal anstrebte als jenes, welches Overbeck in seinen unsentimentalen Bildern offensichtlich verfolgte.


Nach Rilkes Vorstellung hat Overbeck an der Realität gehangen, ohne sie in das höhere Sein eines Kunstwerkes überführen zu wollen. Rilke hatte Probleme in Overbeck einen wahren Künstler zu sehen, weil Overbeck darauf verzichtete, sein Ich in seinen Kunstwerken auszudrücken. Durch Rilke begreift man, was Overbeck wirklich wichtig war: das Wirklichkeitsnahe festzuhalten, ohne eine Transformation des Dargestellten in ein höheres Sein anzustreben. Im Kreise der Worpsweder Maler galt Overbeck als der Naturforscher.

Um 1902/03 gewinnt der Maler die Erkenntnis, dass die Landschaft um Worpswede nicht mehr als alleinige Bestimmung und Inspiration genügt. Es folgen Studienaufenthalte auf Sylt, über die man ausführlich unterrichtet wird, bevor man sich in das Werk visuell vertiefen kann.


Die Gemälde, die die Moorlandschaft um Worpswede darstellen, empfinde ich besonders faszinierend. Overbecks Eindrücke vom Meer auf Sylt zeigen die spezielle Betrachtungsweise der Natur durch diesen Künstler übrigens ähnlich deutlich, wie die Worpsweder Gemälde.


Ein gelungener Katalog.

Rezension:Max Ernst: Im Garten der Nymphe Ancolie (Gebundene Ausgabe)

Der deutsch-französische Maler, Grafiker, Objektkünstler und Bildhauer Max Ernst (1891-1976) ist einer der herausragenden Künstler des 20. Jahrhunderts. Er begann seine Laufbahn als führendes Mitglied der Kölner Dada-Gruppe und gehörte seit 1924 zu den vielseitigen Vertretern des Surrealismus. Das vorliegenden Buch befasst sich mit bestimmten Aspekten seines umfangreichen Werkes und stellt das Thema Garten- und Pflanzenwelt bei seinen Bildern, Collagen und Plastiken in den Vordergrund.

Ernst setzt sich immer wieder mit dem Thema der menschlichen Natur und ihren Schattenseiten auseinander und versucht diese bildlich festzuhalten. Die im Buch näher beleuchteten Exponate waren in Basel im Museum Tinguely zu besichtigen. Die Ausstellung Max Ernst: "Im Garten der Nymphe Ancolie" lief vom 12.9.2007 bis 27.1.2008.

Den Werken von Max Ernst sind ein Vorwort von Guido Magnaguagno, und Essays von Werner Spieß, Kerstin Mürer, Jürgen Pech und Ralph Ubl vorangestellt. Ziel der Texte ist das Oevre des großen Künstlers intellektuell aufzubereiten. Zudem berichtet Julia Drost von der Zeit des Malers in der Schweiz und man kann im Anhang durch eine Liste die ausgestellten Werke in einer Übersicht nachvollziehen, um sich dann gezielt auf das ein oder andere visuell einzulassen.
"Der Garten der Nymphe Ancolie" ist das Hauptstück und die Spielwiese der Ausstellung. In diesem verlockenden Paradies der Lüste hält sich Ernst gerne auf, um dort als Gärtner zu walten.

Ob nun im "Garten der Nymphe Ancolie", oder im "Jardin gobe-avions"(Abb. S. 146, 148, 149) oder aber in "La nature a l`aurore"(Abb. S. 161) oder in "La Nymphe Echo (Abb. S. 145) überall regiert die "Amour fou" und das "surrealistische Prinzip der konvulsivischen Schönheit."

"La beaute sera convulsive ou ne sera pas" bildet das berühmte Schlusswort in Andre Bretons Roman "Nadja". Von diesem französischen Schriftsteller wurde Ernst nach Paris eingeladen, um dort seine Collagen auszustellen. Max Ernst ließ sich gerne von amüsanten oder auch verblüffenden Begegnungen mit der Sprache inspirieren. So kann die Wortschöpfung "Loplop" vermutlich auf den Pariser Dichter Ferdinand Lop zurückgeführt werden, dessen Spottname "lop lop" war.
Der Vogelmann Loplop ist das Alter Ego des Künstlers. Er tummelt sich im Garten der Nymphe Ancolie und stellt das Thema des Ausstellungsprojektes dar. Hinter den fleischroten, üppigen Blütenblättern eines australischen Tropenbaums, so Magnaguagno, hält sich das Objekt der Begierde gut versteckt. Von der Nymphe Ancolie sind nur ein nackter Unterschenkel und die linearen Umrisse einer Hand zu erkennen.

Auf einem auf dem Kopf gestellten Blütenzweig schwebt Loplop und es tanzen weitere Gebilde, die Kopulationen, Empfängnis, Befruchtung und Geburten suggerien.
In der Beschreibung des Bildes "Amour violent" erfährt man, dass die Liebe im Leben von Max Ernst eine große Rolle spielte. Er genoss seine Wirkung auf Frauen und liebte in vollen Zügen. Für Ernst gibt es keinen echten Konflikt zwischen Freiheit und Liebe. Einengend ist für ihn die Liebe nur dann, wenn sie nicht stark genug ist.

Die blühende Rose in "Amour violent" steht als Symbol für die Liebe, ihre Dornen für Verwundbarkeit und Schmerz. Schön ist das Gemälde "Die Nymphe Echo", die sich mit der alten mythologischen Erzählung ausseinandersetzt. Offen bleibt die Frage, ob Ernst nun von der Geschichte mit Pan oder der mit Narziss inspiriert wurde.
Hochinteressante Collagen, in die man sich lange vertiefen kann, um die Gedanken, die zu diesen Werken führten zu enträtseln, bemerkenswerte Illustrationsvorlagen, wie etwa jene zu "La femme 100 tetes" und wunderschöne Ölgemälde, so diese zum Thema "Jardin gobe-avion" oder auch das Dschungelbild "La nature a l`aurore" oder aber "Design in nature" warten, neben einer Fülle anderer Gemälde und Skulpturen, in Augenschein genommen zu werden, um auf diese Weise dem großen Künstler gebührend zu huldigen.

Ein wirkliches gelungenes Buch, sehr empfehlenswert!


Rezension:Renoir Landschaften: Magie aus Licht und Farbe (Gebundene Ausgabe)

"Renoir Landschaften 1865-1883" ist der Katalog zu der gleichnamigen Ausstellung, die man 2007 in "The National Gallery" in London, anschließend in Ottawa und schließlich in Philadelphia besuchen konnte. Den abgelichteten Gemälden, die alle sehr gut beschrieben werden, gehen Aufsätze von John House, Simon Kelly, Christoffer Riopelle und Colin B. Bailey voraus. Thematisiert wird Renoirs öffentliche Wahrnehmung als Landschaftsmaler, der Aufstieg der französischen Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert generell, Renoir und die Stadt und Renoirs Landschaften 1862-1883 unter dem Gesichtspunkt Helligkeit, Farbigkeit und Harmonie.

Der französische Maler und Bildhauer Pierre-Auguste Renoir (1841- 1919) ist einer der bedeutendsten Maler des Impressionismus. Er weitete die Ästhetik und Technik über die Landschaftsmalerei hinaus auf Stillleben, Porträt und den weiblichen Akt aus. Renoir war der Maler der Lebensfreude, der Sinnlichkeit und des unbeschwerten Seins. Seine Bilderwelt entsprang einem tief empfundenen humanistischen Ideal.


Im Sommer 1862 arbeitete der Künstler erstmals im Wald von Fontainebleau, wo er die Bekanntschaft von Narcisse -Virgile Diaz de la Pena machte, einem Maler aus der Schule von Barbizon. Dessen realistisches Naturbild, die Auseinandersetzung mit atmosphärischen Veränderungen in der Natur und das Malen im Freien waren für Renoir wie die anderen Impressionisten von entscheidender Bedeutung. Unter dem Einfluss von Diaz wurden Renoirs Farben lebhafter. Im April 1862 war Renoir in die École des Beaux -Arts eingetreten. Dort legte er im April 1864 Examen ab. In der Gruppe seiner Freunde war Renoir der am wenigsten dogmatische. Er liebte das Malen und die Farben.


Im Wald von Fontainebleau entstanden seit 1865-66 einige Landschaften in der Spachteltechnik Courbets. Er malte mit Sisley in Marlotte im Wald von Fontainebleau und später in Chailly. In diese Zeit fallen einige seiner bedeutendsten Werke. Im Sommer 1869 wohnte es mit Lise Tréhot, seinem Lieblingsmodell, in Ville-d `Avray bei seinen Eltern. Mit dem ganz in der Nähe lebenden Maler Monet besuchte er häufig das Restaurant "La Grenouillère". So entstanden eine Reihe lichtdurchfluteter Gemälde wie das berühmte Gemälde "La Grenoullère". In diesem Gesellschaftsbild mit badenden, rudernden und promenierenden Gestalten hielt er die flimmernde Atmosphäre und das Glitzern des bewegten Wassers, mit flüchtigen Strichen, Kommas und Punkten fest.


Im Krieg Frankreichs gegen Preußen war Renoir 1870 eingezogen. Nach schwerer Ruhrerkrankung kehrte er 1871 nach Paris zurück. Jetzt malte er eine Reihe Boulevardbilder, die denen Pissarros und Monets ähnlich sind.


Mit Sisley malte er 1872 blühende Bäume. Im Sommer 1873 und 1874 besuchte er Monet in Argenteuil, wo sie nach den gleichen Motiven malten. Gegenüber "La Grenouillére" waren seine punkt- und kommaähnlichen Pinselstriche kleiner geworden, um das Vibrieren der Luft und der durchsonnten Atmosphäre besser wiedergeben zu können. Sehr bemerkenswert sind die Bilder, die 1874 entstanden, wie etwa "Frau mit Sonnenschirm und Kind", aber auch "Geheimnisse".


Zu den Meisterwerken der impressionistischen Periode zählen u.a. die 1875 entstanden Werke "Frühstück am Flussufer", aber auch die "Frühlingslandschaft". Ein reich bewegtes, in flimmernden, warmen Farben festgehaltenes Bild ist "Das Boot". Bezaubernd sind seine Gartenbilder, wie etwa der "Garten in der Rue Cortot, Montmartre", 1876. Unmöglich ist es im Rahmen einer Rezension, auf alle gezeigten Gemälde näher einzugehen. Faszinierend ist "Seestück. Frau an der Meeresküste", 1879-80. Dieses Gemälde ist eine noch reduziertere Impression, ein weiterer Schritt in Richtung Vereinfachung, die Renoir in jener Zeit der Landschaftsmalerei anstrebte , aber nicht allzu lange verfolgte. In den letzten Jahren seiner Zugehörigkeit zur Impressionistengruppe malte er die wundervollen Bilder "Am Flussufer", 1879-80 und "Ruderer bei Chatou", 1880-81.


1881 besuchte Renoir Algerien, heiratete Alice Charigot und trat eine für ihn bedeutsame Italienreise an. Es entstanden Gemälde, wie etwa das "Arabische Fest", 1881. Dieses Gemälde wirkt aus einiger Entfernung betrachtet fast kraftstrotzend und energisch in der Darstellung.


Das Gemälde "Der Jardin d`Essai, Algier", 1881 wurde übrigens verpackt nach Paris gesandt. Der Betrachter erlebt die sinnliche Welt, die Renoir offenbar in Algerien erspürte, auf dem Bild in die bleibende Substanz des Farbstoffs verwandelt. Die Gemälde, die in Venedig entstanden, auch jenes, das den Golf von Neapel zeigt, lässt die Liebe Renoirs für Italien nachvollziehen.


Eines der im Katalog fast ganz zum Schluss angeführten Gemälde ist die "Landschaft bei Menton", 1883. Diese Komposition besteht aus einem Strudel visueller Wahrnehmungen, die unter Zuhilfenahme der Malerei sowohl unmittelbar geschildert als auch angedeutet werden. Die Lichtspiele auf dem Laub stellen eine stilistische Weiterentwicklung dar, die die impressionistische Technik überwinden und auf eine dekorative Malerei verweisen, die von der Avantgarde der 1890er Jahre in Frankreich neu belebt wurde.


Erwähnenswert ist übrigens noch die umfangreiche Zeittafel und die beachtliche Bibliographie auf den letzten Seiten des Buches.



Ein überaus edler, hochinformativer Kunstbildband.

Rezension: Giorgi Vasari: Leben der berühmtesten Maler, Bildhauer und Baumeister

Autor dieses Buches ist Giorgio Vasari (1511-1574). Der italienienische Maler, Zeichner, Dekorateur und Architekt an der Wende der Spätrenaissance zum Manierismus trat in erster Linie als Kunstbiograf hervor. Seine universelle Bildung hat er durch das Erlernen des Goldschmiedehandwerks und das Studium des Festungsbaus ergänzt.

In die Lehre ging Vasari zunächst zu einem Glas- und Freskenmaler in Arezzo. Dort wurde er auch in die humanistische Bildung eingeführt. 1531 trat er in den Dienst des Kardinals Ippolito de` Medici und vertiefte sich in die Werke Michelangelos, Raffaels und Perruzzis. Ab 1546 begann er mit Aufzeichnungen zu seinen Künstlerbiographien, die noch heute zu den wichtigsten Quellen der Kunstgeschichte gehören. Wenn man die Texte liest, merkt man sehr bald, dass Vasari sich von rein subjektiven Eindrücken leiten ließ, die Texte mit vielen Anekdoten ausschmückt und wissenschaftliche Genauigkeit nicht selten hinten an stellt.


Die vorliegende Ausgabe enthält über 60 der bedeutendsten Künstlerviten. Nach erhellenden Einleitungen von Norbert Wolf und Giorgio Vasari und einer Vorrede des Herausgebers Ludwig Schorn kann man sich in das Leben von Malern, Bildhauern und Baumeistern, wie Giotto, Bellini, Botticelli, Leonardo da Vinci, Urbino, Corregio und Leone Leoni einlesen. Dabei finde ich den Blick aus vergangenen Zeiten auf die einzelnen Künstler bemerkenswert. Vasari verstand es kurzweilig, ja teilweise sehr spannend zu schreiben. Seine Texte lesen sich wie ein neuzeitlich populärwissenschaftlicher Buchinhalt, d.h. es ist überhaupt nicht dröge.


Eine Fülle von Fußnoten erläutern Vasaris Texte.


Empfehlenswert.

Rezension:Gustave Courbet: 1819-1877 (Gebundene Ausgabe)

Das vorliegende Buch befasst sich mit dem französischen Landschafts-, Portrait-, und Genremaler Gustav Coubet (1819- 1877). Seine Werke waren vom 27.2.- 18.5.2008 im Metropoliton Museum of Art in New York zu sehen. Der Künstler übte in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts großen Einfluss auf die französische Malerei aus, weil er als erster Maler seiner Zeit die Kunst als Selbstbehauptung der Persönlichkeit gegen die akademische Tradition begriff.
Das gesamte Leben Courbets stand unter dem Zeichen der Auflehnung gegen überkommene und veränderungswürdige Lebens- und ästhetische Anschauungsformen. Vorwiegend bildete dieser Künstler sich autodidaktisch weiter. Nach einer kurzen Phase romantisierender Malerei nach literarischen Sujets malte er im Alter von 25 Jahren sein erstes für ihn charakteristisches Bild, "Courbet mit dem Schwarzen Hund" (S. 109), welches von der Jury des Salons angenommen wurde. Hier werden erstmals Courbets Fähigkeiten deutlich: präzises Beobachten, seine Liebe zum Detail und die Ausdrucksstärke seiner Figuren.


Nach der Abschaffung der Auswahlkommission 1849 stellte Courbet erneut im Salon aus, u.a. sein Bild "Nachmittag in Ornans" (S.157). Dieses Gemälde ist einen Affront hinsichtlich der akademischen Tradition. Courbet sitzt gemeinsam mit seinem Vater und Jugendfreunden an einem Tisch. Der eine spielt Geige, der andere raucht Pfeife, der dritte ist eingeschlafen, der vierte sitzt versonnen vor seinem Glas. Courbet ging in der Missachtung der akademischen Regeln soweit, dass er eine der Personen mit Rückenansicht zeigte. Trotzdem wurde dieses Bild von der französischen Regierung gekauft. In der Öffentlichkeit stand man Coubets realistischer Kunst nach wie vor kritisch bzw. sogar ablehnend gegenüber. Bilder wie das "Begräbnis von Ornans" (S. 177) riefen Proteste hervor, nicht zuletzt wegen der Profanierung sakraler Zeremonien.


Der Kunstmäzen Alfred Bruyas ermöglichte Courbet einen längeren Aufenthalt in Südfrankreich. Um die südfranzösische Landschaft genauer im Bild festzuhalten, verwendete der Maler neue Farbtöne. Er präferierte nun helle und klare Töne. Während Courbet in Frankreich mit sehr viel Skepsis betrachtet wurde, feierte er im Ausland größere Erfolge. So fanden seine Bilder in Frankfurt und München größere Beachtung.


Zu diesem Zeitpunkt malte er Landschaften (im Kapitel 4 des Buches sehr gut erläutert) und Tierdarstellungen. Eine Reise an die französische Kanalküste führte ihn nach Trouville und nach Etretat. Dort begegnete er Boudin, Manet, Whistler und Abbot.


Courbets Meeresansichten zeigen die Bedrohlichkeit des Meeres, so etwa in seinem Gemälde "Stürmisches Meer" (S. 292) Die Herausforderung des Bildes lag im Nachschaffen eines archaischen Naturvorganges, der entfesselten, rohen Naturgewalt, die sich jeder zivilisatorischen Inbesitznahme widersetzt. Der Maler verwirklichte damit sein eigenes künstlerisches Ideal von der unbedingten Wahrheit der Malerei. Seine Farben sind gemessen an den Impressionisten dunkel, schwer und dick aufgetragen. Die Konturen allerdings bleiben fest. 1869 wurde Courbet im Münchner Glaspalast ein eigener Saal zugeteilt. Man war in Deutschland begeistert von seinen Gemälden.


Seine Aktbilder (siehe Kapitel 6) sind übrigens besonders beeindruckend. Geradezu fazinierend ist die "Nackte Bacchantin", die auf rotem Samt ihren Rausch ausschläft (S. 341), auch die "Frau mit Hund" ( S. 356) ist wundervoll dargestellt.


1870 beteiligte sich Courbet aktiv am Sturz des Second Empire. Wegen seines Vorschlags, den er als Präsident der Künstlervereinigung machte, die Vendome-Säule als wertloses, unwürdiges Denkmal abzureißen und wegen der tatsächlichen Zerstörung im Mai 1871 wurde er nach der Niederlage der Kommune zu zwei Monaten Haft verurteilt. Man verlangte von ihm die Kosten für die Wiedererrichtung der Säule zu tragen und beschlagnahmte sein Vermögen. Courbet floh in die Schweiz. Dort malte er noch diverse Stilleben, Akt- und Landschaftsbilder. In begleitenden, sehr differenzierten Texten wird man an die Gemälde dieses großen Künstlers herangeführt, der besonders die deutsche Malerei des ausgehenden 19. Jahrhundert beeinflusste.


Insgesamt ein beeindruckendes Werk!


Empfehlenswert!



Rezension:Edvard Munch and Denmark (Gebundene Ausgabe)

Dieses Kunstbuch in englischer Sprache setzt sich mit dem norwegischen Maler Edvard Munch (1863-1944), im Speziellen mit seiner Zeit in Dänemark, das für eine Weile sein Zufluchtsort war, auseinander. Munch gehört zu den Begründern des Expressionismus und nimmt mit seinem Werk in der Entwicklung der modernen Kunst in Europa eine Schlüsselstellung ein, wobei er besonders in Deutschland und der Tschechoslowakei bahnbrechend wirkte.

Er soll sehr differenziert im Intellekt und eine ans Pathologische grenzende Sensibilität besessen haben. Stilistisch gelangte es über den Naturalismus und Impressionismus zu einem symbolisch geprägten Expressionismus, in den Sezessions- und Jugendstil hineinspielen. In unermüdlichem Ringen um den Ausdruck seelisch-geistigen Erlebens experimentierte Munch alle Möglichkeiten der malerischen und grafischen Techniken und zog sogar die Fotographie als Arbeitsmittel heran.

Auf den letzten Seiten des Buches befindet sich eine Kurzbiographie, wo sich der Leser einen Überblick über das von Melancholie, Krankheit und Tod gezeichnete Leben des Künstlers machen kann. Aufgrund des intensiven Austausch mit dänischen Künstlern und Schriftstellern kam er mit der Kunst Paul Gauguins und dem Impressionismus in Berührung. 1908 begab sich Munch nach einem Nervenzusammenbruch in die Kopenhagener Klinik und kehrte nach sieben Monaten für immer nach Norwegen zurück.

Im Buch wird Munchs Beziehung zu Dänemark thematisiert und ausgelotet, welchen Einfluss die dänischen Kontakte auf seine Rezeption der zeitgenössischen Französischen Malerei und seines frühes Werk hatten. Die meisten der Werke, die im Buch gezeigt werden, entstanden in und um Kopenhagen und während seines erwähnten Aufenthaltes in der Nervenklinik.

Zu den Themen, die Munch jahrelang beschäftigt haben, zählt übrigens "Der Kuss" (S. 55), ein Motiv, das Rodin 1886 in die Skulptur übertrug aber auch " Melancholie" (S. 67).

Das Buch enthält ca. 120 Abbildungen, davon etwa 50 farbige. Neben ausgesuchten Werken des Künstlers werden auch einige fotographische Selbstporträts gezeigt.

Ein hochwertiges Buch mit sehr guten Gemäldeablichtungen.


Rezension:Bauhaus - Art Documentary (DVD)

Diese DVD-Dokumentation befasst sich sehr ausführlich mit dem "Staatlichen Bauhaus", der vom Architekten Walter Gropius in Weimar gegründeten Kunsthochschule. Die Interviews mit Gropius machen die dem Bauhaus zugrunde liegende Idee deutlich, die im Bestreben bestand, freie angewandte Kunst wieder zu einer gemeinsamen, qualitätsbewussten, wie zeitbezogenen Arbeit zusammenzubinden. Geistige Führung, wie inhaltliche Bestimmung sollten von dem neu zu definierenden Bau, also der Architektur hergeleitet werden.

In nur 14 Jahren wurden am Bauhaus nicht nur die Grundlagen einer bis heute gültig gebliebenen Architekturlehre und die ästhetischen Normen industrieller Produkte für den Wohnbereich entwickelt, heute als Design verstanden, sondern außerdem völlig neue kunstpädagogische Konzeptionen erarbeitet, die mittlerweile weitgehend das Selbstverständnis der Kunstpädagogik prägen. So bedeutende Künstler wie Paul Klee, Wassily Kandinsky, Johannes Itten und Oskar Schlemmer werden thematisiert, weil sie als Lehrer am Bauhaus entscheidend zum Stilwandel der Kunst im 20. Jahrhundert beitrugen.

Gropius fragte nach dem 1. Weltkrieg, wie man mit dem Leben ästhetisch fertig werden kann. Aufgrund seiner Erfahrung im Krieg hatte er den Anspruch die Maschinen in den Dienst der Menschlichkeit zu stellen. Die Anlehnung an das Handwerksideal des Mittelalters, dem Gemeinschaftsgedanken der Zunft und der Bauhütte sowie der Idee des Gesamtkunstwerks kommt wohl in der Bezeichnung "Bauhaus" als auch im nachfolgenden Programm zum Ausdruck, das - wie dokumentiert wird - eine gründliche handwerkliche Vorbereitung aller Studenten auf die zu ergreifenden Fachberufe zur wichtigsten Forderung erhebt.

Die Gründerphase (1919-24) in Weimar wird von einem schwärmerischen, spätexpressionistischen Geist geprägt. Den Werkstätten stand jeweils ein Künstler und ein Handwerker vor, in der Bauhaussprache ein "Meister der Form" und ein "Meister des Handwerks". Für die Zusammenführung von Künstler und Handwerker erwies sich Johannes Itten als stabilisierend, der mit dem von ihm eingeführten Elementarunterricht eine erst feste Basis des noch unbestimmt gebliebenen Lehrsystems gelegt hatte. Die Schüler sollten die gestalterischen Grundlagen und die gemeinsame Sprache vermittelt bekommen. Nach dem Vorkurs wählten die Studenten eine handwerkliche Ausbildung aus den Fächern Ton, Stein, Holz, Metall, Gewerbe, Farbe und Glas und konnten mit dem Meistertitel abschließen. Die Arbeit der Studenten am Objekt ist ein sehr gut aufbereitetes Thema der Dokumentation.

Gezeigt werden Gegenstände der Serienproduktion für den täglichen Bedarf ab 1922, Möbel, Geschirr, Lampen etc.. Marcel Breuer verdeutlicht mit seinen "Breuer-Metallmöbeln", Sesseln und Stühlen aus Metallrohr die Möglichkeiten funktionsgerechter Massenproduktion und adäquaten Möbeldesign.

In der Konsolidierungsphase des Bauhauses wurde schließlich die längst fällige Einsetzung einer Architekturabteilung unter Hans Meyer abgerundet. Entsprechend seiner politischen Einstellung ging Meyer von der Analyse der gesellschaftlichen Faktoren aus und entwickelte in seiner Baulehre ein funktionales Bauen aus dem alle überflüssige ästhetischen Faktoren gestrichen waren. An konkreten Aufgaben bot sich die Mitarbeit an Aufträgen von Gropius an, vor allem den Entwicklungsarbeiten zur Versuchssiedlung Dessau-Törten, bei der es um die Normung und Erprobung industrieller Fertigungsmethoden ging, wie im Film näher erklärt wird.

Mit Hannes Meyer als Nachfolger von Gropius begann die dritte Phase des Bauhauses (1928-1930). Als die "Hohe Schule der Gestaltung" ist das Bauhaus Dessau (1925 siedelte das Bauhaus von Weimar nach Dessau um, die Gründe werden im Film näher dargelegt) kein künstlerisches, wohl aber ein soziales Phänomen. Die neue Lehre ist eine Erkenntnislehre vom Dasein. Als Gestaltungslehre ist sie das Hohe Lied der Harmonie. Als Gestaltungslehre stellt sie eine Strategie des Ausgleichs der Kooperativkräfte und der Individualkräfte innerhalb der Lebensgemeinschaft eines Volkes dar. Nun erhielt die Bauabteilung das stärkste Gewicht hinter der alle anderen Gedanken, wie die zur künstlerischen Ausbildung und zur Zusammenbindung von Kunst und angewandten Bereichen zurückbleiben mussten. Als die ideologischen Spannungen eine innere Krise des Bauhaus auslösten, wurde Meyer entlassen. Ihm folgte, wie Gropius im Interview darlegt, Mies van der Rohe.

Der Rheinländer van der Rohe war zunächst bestrebt, eine Entpolitisierung des Bauhaus voranzutreiben, weil er die ideologisch aufgeheizte Studentenschaft wieder stärker unter einem Leitgedanken zusammenführen wollte. Nun entwickelte sich das Bauhaus unter seine Führung zu einer reinen Architekturhochschule. 1932 wurde das Bauhaus aufgrund der Hetzkampagnen der Nazis geschlossen. Viele Bauhauslehrer, aber auch Schüler wanderten in die USA aus. Den Nazis mangelte es an Toleranz ein Kunstverständnis neben ihrem eigenen zu akzeptieren.

Eine sehr gute Dokumentation, die ich jedem Kunstinteressierten empfehlen möchte. Das Mix aus Interviews, filmischen Zeitdokumenten, Darstellung der Objekte und deren Erklärung ist bestens gelungen.