Dieses Blog durchsuchen

Rezension:Gustave Courbet: 1819-1877 (Gebundene Ausgabe)

Das vorliegende Buch befasst sich mit dem französischen Landschafts-, Portrait-, und Genremaler Gustav Coubet (1819- 1877). Seine Werke waren vom 27.2.- 18.5.2008 im Metropoliton Museum of Art in New York zu sehen. Der Künstler übte in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts großen Einfluss auf die französische Malerei aus, weil er als erster Maler seiner Zeit die Kunst als Selbstbehauptung der Persönlichkeit gegen die akademische Tradition begriff.
Das gesamte Leben Courbets stand unter dem Zeichen der Auflehnung gegen überkommene und veränderungswürdige Lebens- und ästhetische Anschauungsformen. Vorwiegend bildete dieser Künstler sich autodidaktisch weiter. Nach einer kurzen Phase romantisierender Malerei nach literarischen Sujets malte er im Alter von 25 Jahren sein erstes für ihn charakteristisches Bild, "Courbet mit dem Schwarzen Hund" (S. 109), welches von der Jury des Salons angenommen wurde. Hier werden erstmals Courbets Fähigkeiten deutlich: präzises Beobachten, seine Liebe zum Detail und die Ausdrucksstärke seiner Figuren.


Nach der Abschaffung der Auswahlkommission 1849 stellte Courbet erneut im Salon aus, u.a. sein Bild "Nachmittag in Ornans" (S.157). Dieses Gemälde ist einen Affront hinsichtlich der akademischen Tradition. Courbet sitzt gemeinsam mit seinem Vater und Jugendfreunden an einem Tisch. Der eine spielt Geige, der andere raucht Pfeife, der dritte ist eingeschlafen, der vierte sitzt versonnen vor seinem Glas. Courbet ging in der Missachtung der akademischen Regeln soweit, dass er eine der Personen mit Rückenansicht zeigte. Trotzdem wurde dieses Bild von der französischen Regierung gekauft. In der Öffentlichkeit stand man Coubets realistischer Kunst nach wie vor kritisch bzw. sogar ablehnend gegenüber. Bilder wie das "Begräbnis von Ornans" (S. 177) riefen Proteste hervor, nicht zuletzt wegen der Profanierung sakraler Zeremonien.


Der Kunstmäzen Alfred Bruyas ermöglichte Courbet einen längeren Aufenthalt in Südfrankreich. Um die südfranzösische Landschaft genauer im Bild festzuhalten, verwendete der Maler neue Farbtöne. Er präferierte nun helle und klare Töne. Während Courbet in Frankreich mit sehr viel Skepsis betrachtet wurde, feierte er im Ausland größere Erfolge. So fanden seine Bilder in Frankfurt und München größere Beachtung.


Zu diesem Zeitpunkt malte er Landschaften (im Kapitel 4 des Buches sehr gut erläutert) und Tierdarstellungen. Eine Reise an die französische Kanalküste führte ihn nach Trouville und nach Etretat. Dort begegnete er Boudin, Manet, Whistler und Abbot.


Courbets Meeresansichten zeigen die Bedrohlichkeit des Meeres, so etwa in seinem Gemälde "Stürmisches Meer" (S. 292) Die Herausforderung des Bildes lag im Nachschaffen eines archaischen Naturvorganges, der entfesselten, rohen Naturgewalt, die sich jeder zivilisatorischen Inbesitznahme widersetzt. Der Maler verwirklichte damit sein eigenes künstlerisches Ideal von der unbedingten Wahrheit der Malerei. Seine Farben sind gemessen an den Impressionisten dunkel, schwer und dick aufgetragen. Die Konturen allerdings bleiben fest. 1869 wurde Courbet im Münchner Glaspalast ein eigener Saal zugeteilt. Man war in Deutschland begeistert von seinen Gemälden.


Seine Aktbilder (siehe Kapitel 6) sind übrigens besonders beeindruckend. Geradezu fazinierend ist die "Nackte Bacchantin", die auf rotem Samt ihren Rausch ausschläft (S. 341), auch die "Frau mit Hund" ( S. 356) ist wundervoll dargestellt.


1870 beteiligte sich Courbet aktiv am Sturz des Second Empire. Wegen seines Vorschlags, den er als Präsident der Künstlervereinigung machte, die Vendome-Säule als wertloses, unwürdiges Denkmal abzureißen und wegen der tatsächlichen Zerstörung im Mai 1871 wurde er nach der Niederlage der Kommune zu zwei Monaten Haft verurteilt. Man verlangte von ihm die Kosten für die Wiedererrichtung der Säule zu tragen und beschlagnahmte sein Vermögen. Courbet floh in die Schweiz. Dort malte er noch diverse Stilleben, Akt- und Landschaftsbilder. In begleitenden, sehr differenzierten Texten wird man an die Gemälde dieses großen Künstlers herangeführt, der besonders die deutsche Malerei des ausgehenden 19. Jahrhundert beeinflusste.


Insgesamt ein beeindruckendes Werk!


Empfehlenswert!



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen