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Rezension: Arnt Der Bilderschneider- Meister der beseelten Skulpturen- Museum Schnütgen- Hirmer

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Arnt-Der Bilderschneider", die vom 25. Juni bis 20 September 2020 im Museum Schnütgen in Köln gezeigt wurde. Präsentiert wurden rund 60 Werke des zwischen circa 1460 und 1491 tätigen Künstlers. 

Ein wesentlicher Bestandteil des Katalogs sind die überwiegend neuen Fotografien der Werke von Meister Arnt. Die Bildpublikationen der Werke in den denkmalpflegerisch von Reinhard Karrenbrock betreuten Kirchen im Bistum Münster, unter ihnen die in Kalkar und Kleve und dort auch im Museum Kurhaus, basieren auf neuen Fotokampagnen des Fotografen Stephan Kube. 

Das Werk enthält zahlreiche, eloquente Textbeiträge unterschiedlicher Autoren. Dabei berichtet Guido de Werd zunächst Wissenswertes über Arnt Beeldesnider, dessen Arbeit vielseitig war. In Holz und Stein hat er gearbeitet, schuf einzelne Heiligenfiguren und Altäre für den Kirchenraum und die Privatandacht. Zudem entwarf und führte er architekturgebundene Großaufträge aus. Arnt leitet eine Werkstatt in Kalkar und eine in Zwolle. 

Heute findet man seine Arbeiten hauptsächlich im ehemaligen Herzogtum Kleve, im geldrischen Oberquartier, speziell in Vinray und Umgebung. Durch den Bildersturm von 1580 ist das Werk in Zwolle und Umland zerstört worden, wobei man wissen muss, dass das Oevre von Arnt Beeldesnider zum Besten gehört, das in den niederländisch-niederrheinischen Gebieten geschaffen worden ist. 

Aus der Werkstatt des Künstlers sind nicht wenige Statuen und Marienfiguren hervorgegangen, die stets aufs Neue im Atelier vorhandene Modelle variieren. Die bedeutendsten Projekte sind drei große Altäre: der Georgsaltar in St. Nicolai, das Dreikönigsrelief in Köln und der Hochaltar in Kalkar. Zudem sind die Arbeiten seiner Werkstatt, ein kleiner Hausalter, heute im Musée de Cluny in Paris hervorzuheben. 

Man erfährt fernerhin von Karen Straub über Arnts Kunst, in Bildern zu erzählen und hier auch über Typen der beseelten Figuren. So werden in den Reliefdarstellungen des Georgsaltars die einzelnen Figuren durch eine variantenreiche, schnitzerisch äußerst feine Ausarbeitung der Gesichtszüge sowie die differenziertere Haltung und Gewandung der Typen charakterisiert. Die Bandbreite, mit der in allen szenischen Reliefs die Figuren durch Kleidung und Gestik differenziert, in ihrer Mimik individualisiert und als verschiedene Charaktere präsentiert werden, soll, so Frau Straub, auf vielen Einzelbeobachtungen beruhen. 

Man wird mit den Materialien und Techniken des Künstlers vertraut gemacht, wird ausgiebig zu dem Relief mit der Anbetung der Heiligen Drei Könige informiert, liest weiter Wissenswertes zu Arnts Marienbilder und zu den Resten eines verschollenen Altars- die Könige aus einer Wurzel Jesse - aus der ehemaligen Klever Stiftskirche. Dann wird der kleine Hausalter mit den bemalten Flügeln näher beleuchtet, der im Musée de Cluny in Paris steht. 

Auch die Christusbilder Meister Arnts werden thematisiert, nicht zuletzt, weil sie ein besonderer Höhepunkt im Werk des Meisters darstellen. Die gezeigten Werke sind wahrlich beeindruckend auch die Engel als Wappenträger Christi. 

Unmöglich hier alle gezeigten und beschriebenen Werke im Rahmen einer Rezension kurz zu skizzieren. So wurden in der Werkstatt des Arnt Beeldesnider viele Heiligenfiguren geschnitzt, die man auf Fotos im Buch bewundern kann. 

Nicht ausgespart werden zudem die charismatischen Charaktere- männliche Heiligenfiguren aus der Werkstadt des Künstlers, unter diesen eine Büste eines Bischofs, die beinahe portraithaft erscheint.  

Ein wunderbarer Katalog, den man immer wieder gerne zur Hand nimmt, um sich in dieses vielschichtige Werk zu vertiefen. 

 Maximal empfehlenswert Helga König 

Rezension: I´ts not about me- Greg Gorman-te Neues

 © It's Not About Me - Greg Gorman: A Retrospective, 
published by teNeues, € 80
, www.teneues.com, Grace Jones, 1991, Los Angeles, 
Photo © Greg Gorman Photography, 2020.
 www.gormanphotography.com
teNeues schreibt: "Greg Gorman hat in seinem über 50 Jahre währenden Schaffen praktisch jeden fotografiert, der in Hollywood Rang und Namen besitzt – oder auf dem Weg dahin war, ein Star zu werden: Leonardo di Caprio oder Johnny Depp lichtete er zu Beginn ihrer Karriere ab. Er schuf ikonische Plakate für Filme wie Scarface oder Tootsie, außerdem Plattencover für David Bowie oder Magazincover für Andy Wahrhol. Aus allen Bildern spricht die tiefe Verbindung, die Gorman zu den Porträtierten aufbaut und fasst zusammen:

• Über 400 Seiten starke Retrospektive des vielfach ausgezeichneten Starfotografen 
• Meisterhafte Porträts vieler Berühmtheiten aus dem Showbusiness 
• Viele bisher unveröffentlichte Aufnahmen 
• Eine Zeitreise durch die Popkultur, mit Focus auf das Hollywood seit den Siebzigern 
• Essays von Matthias Harder, David Fulton und Greg Gorman 
• Gedruckt auf Papier aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern "

Was kann man lernen, nachdem man ausgiebig das fotografische Können Greg Gormans bewundert hat? 

H´m, vor allem viel über die abgelichteten Persönlichkeiten, insbesondere, wer von ihnen authentisch ist und wer fern von sich, die Rolle einer Diva (m/w) spielt. Man kann das bis dahin gelebte Leben der Abgelichteten erkennen, oft unverblümt. Das ist spannend.

 David Bowie, 1987,
Los Angeles Photo
© Greg Gorman Photography, 2020.
 www.gormanphotography.co
Gleich zu Beginn gibt es diverse Bilder von David Bowie, realisiert zwischen 1984-1987. Auffallend sind die ausdrucksstarken, intelligenten Augen dieses Musikers, der sehr präsent auf all seinen Fotos rüberkommt. Er war echt. Sicher  nicht unproblematisch. Das machte ihn interessant.

Auch aus den frühen 1980er Jahren stammt die Portraitaufname des Balletttänzers Mikhail Baryshnikow, ein Mann mit wunderschönen Augen, die die östliche Seele spiegeln. Man will mehr über ihn wissen und liest  vielleicht seine Biographie auf Wikipedia.

Dann gibt es zwei Fotos von Raquel Welch, 1991 und 1989 aufgenommen. Sie hat einen wunderschönen Körper, ohne Frage, aber ihr Gesichtsausdruck wirkt berechnend, die Augen: ohne Wärme. Sie erinnert an Sophia Loren.

Wirklich gelungen ist die Aufnahme von Dustin Hoffman aus dem Jahre 1984, sehr authentisch, ein gutes Gesicht, offen, dabei ein wenig melancholisch vielleicht. 

 Elizabeth Taylor, 1989,
Los Angeles Photo
© Greg Gorman Photography, 2020
. www.gormanphotography.com
Irgendwann folgen eine Vielzahl von Fotos von Elton John, einem sehr herzlichen, freundlichen Menschen, den man sofort sympathisch findet, selbst, wenn man ihn nicht kennt. Bei kaum einem Menschen in diesem Bildband übrigens ist innere Schönheit in den Gesichtszügen so intensiv wahrnehmbar wie bei ihm. 

Dann irgendwann entdeckt man Fotos von Jane Fonda, einer bildschönen, offenen, intelligenten Frau, die man sofort mag und bei der man spontan versteht, weshalb wahre Schönheit vom Herzen kommt.

Ein ausdrucksstarkes Foto von Shirley Mac Laine aus dem Jahre 2005 zeigt sie als eine Frau, die beinahe einen weisen Gesichtsausdruck erkennen lässt. Sie gehört zu den wenigen, die sich einen Hauch von Jugend selbst im hohen Alter bewahren konnte. Das gelingt nur sehr freien, fairen Menschen.

Ein interessantes Foto von Liz Taylor, konkret ein Spiegelbild in drei Perspektiven, dokumentiert, was Helmut Berger in einem Interview sagte,  nämlich,  dass sie die schönste Frau  gewesen sei, die er jemals gesehen habe. Er kannte  ja bekanntermaßen viele.

Dann irgendwann gelangt man zu Julie Christie, die nach meiner Empfindung zu den schönsten und erotischsten Frauen der Filmwelt zählt. Sehr gut fotografiert von Greg Gormanns. 

 Robert Redford, 1986,
Pacific Palisades, CA Photo
 © Greg Gorman Photography, 2020.
 www.gormanphotography.com
Geradezu märchenhaft ist ein Foto von Michael Jackson, den man hier als indischen Prinzen bewundern kann. Ein großes Kind, mit liebevollen Augen...

Unmöglich alle zu benennen, die hier abgelichtet sind.... Das Foto von Robert Redford stammt aus dem Jahre 1986. Er ist in meinen Augen mit Abstand der interessanteste Mann im Buch. Eine coole Aufnahme, die viel über ihn aussagt! Er ist ein Kopfmensch, der sich Problemen stellt. 

Wen noch erwähnen? Natürlich Armin Müller-Stahl, hier aus dem Jahre 1994. Er gehört zu den Persönlichkeiten, an die man sich noch nach Jahrhunderten erinnert. Tolle Ausstrahlung! 

Wer gerne bemerkenswerte Porträts bewundert, etwas über Aufnahmetechniken erfahren  und Gesichter studieren möchte, findet in diesem Buch alles, was er sucht. 

Sehr empfehlenswert. 

Helga König

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Rezension:The Beginning-Albertina modern-Hirmer


Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Eröffnungsausstellung "The Beginning. Kunst in Österreich 1945 bis 1980", die vom 27.5.-8.11.2020 in der ALBERTINA MODERN in Wien gezeigt wird. Dabei bietet "Kunst in Österreich 1945 bis 1980" erstmals einen umfassenden Überblick einer der innovativsten Epochen Österreichischer Kunstgeschichte. 

Mit dieser Ausstellung wird die "Albertina Modern" eröffnet, die Wiens neues Museum für moderne zeitgenössische Kunst verkörpert. 

Die wohl stärkste Motivation für die Künstler (m/w) in dieser für die Gegenwart prägende Epoche war die Aufarbeitung des Ständestaates und des Nationalsozialismus wie auch die Schrecken des 2. Weltkrieges. So haben Ernst Fuchs, Arik Brauer und Anton Lehmden in ihren frühen Arbeiten die Wunden des Krieges und der Bombennächste verarbeitet, während bei Rudolf Haußner die Bewältigung des Kriegstraumas und die zutiefst persönlichen Konflikte eingeflossen sind. 

Die Ausstellung erzählt aber nicht nur die Geschichte der mannigfaltigen Auseinandersetzung mit der NS-Zeit, sondern sie widmet sich vorrangig dem Phänomen der tiefgreifenden Innovation und damit bereits der Expansion des Kunstbegriffs, der Überschreitung, formaler, inhaltlicher und medialer Grenzen von Kunstgattungen, Formvorstellungen und Gestaltungsprinzipien. 

Die Aktionistin VALIE EXPORT und die spätere feministische Avantgarde, von Renate Bertlmann und Friederike Pezold bis Birgit Jürgenssen und Karin Mack, sind es nicht nur leid, sich von Männern repräsentieren und darstellen zu lassen, sondern sie positionieren sich zudem radikal gegen die patriarchale Gesellschaft, die immer noch von den Geschlechterrollen, Zwängen und Tabus des "Austro-Faschismus" und "Dritten Reichs" geprägt ist. 

"The Beginning" widmet  zudem den bedeutenden EinzelgängerInnen Friedensreich Hundertwasser, Arnulf Rainer und Maria Lassnig eigene Räume. Was Skulptur und Objektkunst in diesem Zeitraum leisten, veranschaulichen Hauptwerke von Joannis Avramidis und Rudolf Hoflehner über Wander Bertoni und Roland Goeschl bis Curt Stenvert, Bruno Gironcoli und Cornelius Kolig. 

Wenn mit "The Beginning" bislang unterschätzte Künstlerinnen und Künstler neu bewertet werden und die Nachkriegsavantgarden einen neuen Stellenwert erhalten, so ist ein wesentliches Ziel dieser Ausstellung erreicht worden. 

Ausgangspunkt der Schau sind die Sammlungen der ALBERTINA, die jüngst durch die Akquisition der Sammlung Essl eine entscheidende Erweiterung erfahren haben – ein Meilenstein in der Geschichte des Museums. 

Ein Ausstellungsprojekt dieses Anspruchs und Umfangs mit knapp 400 Objekten ist darüber hinaus auf die Unterstützung vieler LeihgeberInnen angewiesen. Rund die Hälfte der ausgestellten Arbeiten stammt aus zahlreichen Privatsammlungen und internationalen Museen. 

Das Konzept dieser Ausstellung und die Auswahl der gezeigten Kunstwerke – Gemälde Skulpturen, Objekte, Zeichnungen, Videos, Fotografien und Installationen – wurden von einem Ausstellungsteam unter der Leitung von ALBERTINA-Generaldirektor Prof. Dr. Klaus Albrecht Schröder gemeinsam erarbeitet. 

Neben diesem KuratorInnenteam, dem Dr. Brigitte Borchhardt-Birbaumer, Dr. Elisabeth Dutz, Dr. Berthold Ecker, Dr. Antonia Hoerschelmann und Dr. Angela Stief angehören, haben weitere AutorInnen zum umfangreichen Katalog der Ausstellung beigetragen. 

Das Werk beeindruckt durch eine Fülle von Essays und Exponaten  von 100 Künstlern sowie Künstlerinnen als auch durch eine mehrseitige Chronologie zum Schluss des Werks. 

Unmöglich, im Rahmen der Rezension auf die einzelnen Ausstellungsobjekte näher einzugehen, doch überzeugen Sie sich bitte selbst...

Maximal empfehlenswert.

Helga König



Rezension: en passant- Impressionismus in Skulptur- Prestel


Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "en passant - Impressionismus in der Skulptur“, die noch bis 25.10.2020 im Städel-Museum Frankfurt gezeigt wird. 

Die in der Ausstellung exemplarisch präsentierten Künstler Edgar Degas (1834-1917), Auguste Rodin (1840-1917), Medardo Rosso (1858-1928), Paolo Troubetzkoy (1866-1838) und Rembrandt Bugatti (1884- 1916) divergieren in ihren Zielen und Vorgehensweisen teilweise erheblich. 

Während Degas mit seinen primär kleinformatigen Tänzerinnen und Badenden aus der Motivwelt der Oper und Boudoirs geschöpft und sein plastisches Werk, bis auf eine herausragende Ausnahme im Atelier zurückgehalten habe, so Philipp Demandt, der Direktor des Städel Museums, sei Rodin im Bereich des öffentlichen Porträts und Denkmals neue Wege gegangen, mit denen er die Betrachter herausgefordert habe. 

Rosso ziele mit seinen dem anonymen Großstadtleben "en passant“ entnommenen Figuren mehrheitlich auf eine intimere Betrachtung, während Troubetzkoy in seinen opulenten Bildnissen die vermeintliche Schwere der Materie aufzuheben vermocht habe. Dies sei dadurch möglich gewesen, dass er das Lichtspiel zu seinem eigentlichen Thema gemacht habe.  

Abgerundet werde der Kreis durch die eindrücklichen Tierplastiken Bugattis. Er wurde bereits zu Lebzeiten als impressionistischer Bildhauer bezeichnet. 

Trotz unterschiedlicher Mittel und Wege, waren die Künstler bestrebt, mit ihren Arbeiten das Sehen und Erleben der Bildhauerei zu erneuern. Dies geschah parallel zu den Bemühungen der Malerei des Impressionismus. 

In der Einführung von Alexander Eiling und Eva Mongi-Vollmer kann sich der Leser sehr gut dem komplexen Thema annähern, bevor man sich mittels des Textes von Fabienne Ruppen mit dem Terminus der "impressionistischen Skulptur" intensiver auseinandersetzen kann. 

Es folgen Überlegungen zu August-Louis-Marie Ottin und es wird zudem der Frage nachgegangen, ob Paul Gauguins "La Toilette" das erste impressionistische Relief war. In der Folge dann erfährt man mehr zu den eingangs bereits erwähnten Künstlern und ihren Werken, so beispielsweise zu Degas "Kleiner 14-jährigen Tänzerin", die man auf mehreren Bildern bewundern kann. Bewundern kann man auch weitere Skulpturen Degas. Es handelt sich unter anderen um solche, in klassischen Tänzerinnenposen auf der Bühne, auch um solche in unbeobachteten Momenten, jedoch auch um Pferde und Jockeys. 

In meiner Aufzählung zu Anfang nannte ich auch Auguste Rodin. Über ihn und sein bildhauerisches Werk gibt es viel zu lesen. So werden "Die Bürger von Calais" nicht ausgespart, auch seine "Eva" nicht und viele andere Werke, die ich bislang nicht kannte. 

Spannend zu lesen sind einige Essays, nicht zuletzt Nina Schallenbergs "Luft und Licht, Zur Inszenierung impressionistischer Skulpturen" aber auch die geschickt eingebundenen Zitate, die als Wegweiser dienen. 

Stellvertretend für alle möchte ich hier nachstehendes wiedergeben:

"Ein Stück Impressionismus steckt auch in jeder Plastik" (Julius Meier-Graefe, 1915) 

Das Buch macht neugierig auf die Ausstellung, die ich ganz gewiss besuchen werde. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Carl Spitzweg- Kunst Museum Winterthur-Hirmer



Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Carl Spitzweg", die vom 29.2. – 2.8.2020 im Kunst Museum in Winterthur/Schweiz gezeigt wird. Das Vorwort hat der Mitherausgeber des Werks Konrad Bitterli verfasst. Für ihn ist Spitzweg der Meister der Auslassungen. 

Carl Spitzweg widmete sich kleinen, vertrauten Dingen. Dabei vereine, so Bitterli, speziell Spitzwegs Werk "Der Maler im Garten" wesentliche Eigenschaften dessen Schaffens, so etwa seine Vorliebe für idyllische Stimmungen, speziell das Festhalten einer feinen Lichtstimmung, die die Szenerie durchwirke und die üppige Vegetation luftig umspiele. 

Ein weiteres Charakteristikum sei das Moment der unbeobachteten Beobachtung. 

Der Künstler stünde dem Biedermeier entschieden näher als der Romantik, liest man weiter, denn Spitzweg habe keine keine Aufbrüche gewagt, in seinen Gemälden sei die Welt noch in Ordnung gewesen. Bitterli erwähnt in diesem Zusammenhang Spitzwegs französischen Zeitgenossen Honoré Daumier (1808-1879), der sich grundlegend anders der Realität gestellt hat. Obschon Spitzweg in seinen Werken die noch heile Welt zeige, sei er dennoch ein wacher Beobachter des Zeitgeschehens gewesen. Dies dokumentierten Beiträge in der Wochenzeitschrift "Fliegende Blätter", für die er ab den 1840er Jahren Illustrationen schuf. 

Spitzweg war als Apotheker finanziell übrigens unabhängig und entsprach insofern nicht dem Klischee des armen Poeten. Er bereiste halb Europa und lernte die Metropolen verschiedener Länder kennen. Über diese Reisen informiert David Grube in seinem Essay "Sehnsucht und Lust zu reisen. Spitzwegs Reisen durch Europa". Neben diesem aufschlussreichen Essay warten noch drei weitere Essays anderer Autoren auf die interessierten Leser und bringen ihnen den Künstler und seine Werke näher. In der Chronologie zum Schluss dann kann man sich die biografischen Daten des Malers vergegenwärtigen. 

Rund 70 seiner Werke sind im vorliegenden Buch zu bewundern, unter diesen  die allseits  bekannten Bilder "Der Bücherwurm", "Der Kakteenfreund", "Der Naturforscher" und "Der arme Poet". 

Alle Bilder erzählen Geschichten, auch "Das Zölibat" ("Rosendufterinnerung") und "Der Alchemist mit Buch in der linken Hand". Sehr inspirierend und nicht ohne Ironie 

Maximal empfehlenswert. 

Helga König

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Rezension: Fantastische Frauen - Surreale Welten von Meret Oppenheim bis Frida Kahlo-Hirmer



Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Fantastische Frauen- Surreale Welten von #Merit_Oppenheimer bis #Frida_Kahlo", die bis vom 13. FEBRUAR 2020 – 24. MAI 2020  in der #SCHIRN in Frankfurt gezeigt wird. 

Es handelt sich bei der Präsentation um eine große Themenausstellung, die den weiblichen Beitrag zum #Surrealismus fokussiert. Dabei konzentriert sich "#Fantastische_Frauen" bewusst auf die Künstlerinnen, die noch nicht direkt mit der klassischen surrealistischen Bewegung verbunden sind oder mit der Leitfigur #Breton persönlich bekannt waren und die mit der Gruppe ausstellten. 

Von nahezu allen wird eine repräsentative Auswahl ihrer Arbeiten gezeigt, denn viele der Künstlerinnen sind einem größeren Publikum nicht bekannt. Vieles von dem, was sich bei den männlichen Surrealisten beobachten lässt, trifft auch auf die Werke der Surrealistinnen zu, so etwa #Mythen, #Unbewusstes, #Traum, #Zufall, #Metamorphose, #literarische-Quellen, #Assamblage, #Materialexperimente, #inszenierte_Fotos, auch #medienübergreifende_Fotos. 

Unterschiede sind allerdings bei der Darstellung des eigenen Körpers erkennbar: Ironie und spielerische Umkehr der Perspektive machen die weibliche Interpretation aus. 

Die Ausstellung vereint die bislang getrennt (oder noch überhaupt nicht öffentlich) gezeigten Werke von 36 bekannten aber auch unbekannten internationalen Künstlerinnen mit rund 260 Arbeiten. 

Aufgrund eines Netzwerkes und Freundschaften in Europa, den USA und Mexiko lassen sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede festmachen. Neben vielen eloquenten Essays unterschiedlicher Autoren warten neben dem Bildwerk die Biografien der Künstlerinnen darauf, gelesen zu werden.

Dabei sind neben berühmten Frauen wie #Louise_Bourgeois, #Frida_Kahlo oder  #Meret_Oppenheim zahlreiche unbekannte, aufregende Persönlichkeiten wie #Alice_Rahon oder #Kay_Sage aus mehr als drei Jahrzehnten surrealistischer Kunst zu entdecken. 

Einige der Künstlerinnen, so etwa #Oppenheim, #Carrington und #Tanning haben sich bis ins hohe Alter geweigert als Surrealistinnen klassifiziert zu werden und ihre Werke in Ausstellungen nur mit Frauen zu präsentieren. Ihr Absicht war es, individuell wahrgenommen werden, d.h. unabhängig, ohne solche Begrenzungen. 

Über Meret Oppenheim und die Utopie von #Androgynität schreibt Heike Eipeldauer in ihren Essay mit dem Titel "Große Kunst ist immer männlich-weiblich." So habe Meret Oppenheims freier Geist, ihre gelebte Nonkonformität neben ihrer Rebellion im Hinblick auf geschlechtsspezifisches Rollenverhalten auch ihre Offenheit und Toleranz gegenüber jeglicher sexueller Orientierung beinhaltet. Als direkte Konsequenz ihrer Vorstellung einer Androgynität des Geistes lehnte die Künstlerin die feministische Inanspruchnahme ihres Werkes als "weibliche" Kunst als auch die Beteiligung an ausschließlich Künstlerinnen gewidmeten Ausstellungen und Publikationen ab. Sie wollte nicht gettoisiert werden. Nach Meret Oppenheim spricht aus einem bedeutenden Werk stets der ganze Mensch und dieser ist männlich und weiblich zugleich. Eine Vielzahl toller Werke  dieser Künstlerin kann man im Buch bewundern, um sich anschließend mit im Rahmen eines Essays und anhand von Bildern mit den Fotografinnen im Surrealismus zu befassen, sich anschließend immer weiter in die Bilderwelten zu vertiefen und durch die dann folgenden Essays mehr über die Künstlerinnen und ihr Schaffen zu erfahren. 

Auch über die Bildhauerin #Louise_Bourgeois erfährt man Wissenswertes, die ihre Arbeiten als "emotionale Abstraktion" bezeichnet hat. Dabei begriff sie ihre Skulpturen als Monumente für die verheerende Wirkung der Emotionen, die man durchstehen muss. 

 Ein wunderbares Buch, das ich gerne weiterempfehle. 

 Helga König

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Rezension: GOYA, FRAGONARD, TIEPOLO- Die Freiheit der Malerei -Hirmer




Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "#GOYA, #FRAGONARD, #TIEPOLO- Die Freiheit der Malerei", vom die 13. Dez 2019 bis 13. April 2020 in der Kunsthalle Hamburg gezeigt wird. 

Das 18. Jahrhundert, eine Blüte- und Umbruchszeit der europäischen Kunst, hat solch unterschiedliche Persönlichkeiten wie Francisco José de Goya y Lucientes (1746–1828), Jean-Honoré Fragonard (1732–1806) und Giovanni Battista Tiepolo (1696–1770) hervorgebracht. In deren Werken spiegelt sich eine Epoche im Umbruch und die Raffinesse einer an höchster malerischer Virtuosität geschulten Malergeneration, die zwischen glänzender Oberfläche und psychologischer Durchdringung ihre Sujets nach Belieben zu wechseln vermochte, so Alexander Klar, der Direktor der Kunsthalle Hamburg. 

Goya, Fragonard Giovanni Battista Tiepolo und sein Sohn Giovanni Domenico Tiepolo (1727-1804) reagierten mit ihrer Kunst auf die weltanschaulichen, politischen und gesellschaftlichen Umbrüche des 18. Jahrhunderts, entwickelten eine radikalere Formensprache und veränderten die Malerei durch ihren Wandel der künstlerischen Normen und ihre innovativen wie ungewöhnlichen Konventionsbrüche. 

Die Ausstellung veranschaulicht in eindringlichen Bildern diesen Entstehungsprozess und zeichnet anhand der unterschiedlichen Schaffensperioden der ausgewählten Künstler die grundsätzlichen Veränderungen nach, mit denen in den Zentren Venedig, Paris und Madrid Grundlagen der Moderne erst geschaffen werden konnten. 

Es sind die scheinbar widersprüchliche Positionen, die das virtuose und vielseitige Schaffen, Goyas, Fragonards und Tiepolos ausmachen. So stehen einer zunächst konventionell erscheinenden Malweise kühne Bildfindungen gegenüber, trifft atmosphärisch-Ideales auf unheimlich-Groteskes, zeigt sich die Vorliebe für das Theater als auch Theatrales in einem Spiel von Reflexion und Illusion.

Mit ihrer Kunst leiteten diese Maler bereits Mitte des 18. Jahrhunderts einen Stilwandel (radikal –persönlich und reflektiert) ein und stellten mit ihrer innovativen Formensprache die Weichen für den Weg in die Moderne, bevor mit der Französischen Revolution ab 1789 endgültig der radikale Umbruch vollzogen wurde. 

Mit der Ausstellung präsentiert die Hamburger Kunsthalle Goya, Fragonard, Giovanni Battista und Giovanni Domenico Tiepolo als Vor- und Wegbereiter der Moderne, indem sie das Schaffen der Künstler zum ersten Mal in den Kontext stellt, in deren Werken die Umbrüche und Befreiung von Konventionen in der Mitte des 18. Jahrhunderts bereits nachzuvollziehen sind. 

Das Buch enthält 10 Essays unterschiedlicher Essayisten, die sich u.a. mit der Bildsprache von Goya, mit dem Werk Fragonards mit der neuen Freiheit in der Malerei bei Tiepolo und hier auch des Zeichners befassen und sich mit der Theorie und Praxis dieser Übergangsepoche auseinandersetzen. So wurde die Pinselführung, nunmehr individuell und einmalig verstanden, freier. 

Im Rahmen des Katalogs kann man sehen, wie sich die Malerei veränderte. Die Bilder des Katalogs sind untergliedert in insgesamt 7 Abschnitte. Zu jedem Abschnitt gibt es neben den Bildern, eine umfangreiche, erläuternde Einführung, so auch zu Goyas später Druckgrafik als Ausdruck äußerer Repression und innerer künstlerischer Freiheit. 

Spannend ist die Betrachtung der Karikaturen der Künstler. Sie spielte in dieser Zeit der Umstrukturierung sowohl politisch als auch ästhetisch eine wichtige Rolle, weil so auch Widersprüchliches gezeigt werden konnte. Im umfangreichen Werk Tiepolos gibt es allein 300 Karikaturen. Es ging ihm dabei weniger um die Darstellung berühmter Leute als um den Alltag und die einfachen Menschen auf den Straßen Venedigs. Während Tiepolo eher mit karikierenden Typendarstellungen spielte, ging es Goya mehr um den schonungslosen Blick auf Politik und Gesellschaft. Individuen werden nur selektiv beleuchtet. 

Auf den letzten Seiten hat man Gelegenheit Kurzbiografien von Francisco José de Goya y Lucientes, Jean-Honoré Fragonard, Battista Tiepolo  sowie von Giovanni Domenico Tiepolo  zu lesen und  kann sich in eine umfangreiche Bibliografie vertiefen. 

Alles in allem ein sehr gute Buch, das Kunstfreunde begeistern wird. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Die Gärten der Künstler-Jackie Bennett- Gerstenberg


#Jackie_Bennett, die Autorin dieses bemerkenswerten, reich bebilderten Kunst- und zugleich Gartenbuches hat Gartenarchitektur und Landschaftsgeschichte studiert. Im britischen Fernsehen hat sie zahlreiche Sendungen zu den Themen Garten und Naturgeschichte produziert. Zudem hat sie einige mehrfach ausgezeichnete Gartenbücher verfasst und die halbe Welt bereist, um Gärten von Künstlern und Künstlerkolonien aufzusuchen. 

Wie sie eingangs schreibt, sind Freilicht- und Pleinairmalerei ein relativ junges Phänomen, das Verbesserungen in der Maltechnik zu verdanken gewesen sei. Vor dem 19. Jahrhundert hätten die Werkstätten mit all ihren Firnissen, Binde- und Lösungsmitteln, Pigmentpulvern, den Zusätzen wie zerstoßenem Glas und Bienenwachs einem Chemielabor geähnelt. Wasserfarben waren übrigens die ersten wirklich transportablen Malfarben gewesen. 

Die #Impressionisten waren es, die zwei Kunstformen meisterhaft vereinten: das Malen und das Gärtnern. #Claude_Monet und sein Garten in #Giverny sind weltberühmt, aber selbst Maler, die man nicht unbedingt sogleich mit Gärten in Verbindung bringen würde, haben sich offenbar anregen lassen. 

#Paul_Klee und #Wassily_Kandinsky, Meister des Expressionismus aber auch der abstrakten Kunst,  waren gleichfalls begeisterte Gärtner.

Das Buch, so Bennett,  sei eine Reise zu den Gärten, den Ateliers und Häusern großer Künstler, die von ihnen geschaffen wurden, in denen sie einst lebten und die noch immer existieren und für Besucher geöffnet sind. Dabei handelt der erste Teil von Malern, die allein oder im engsten Familienkreis dort lebten, der zweite Teil, ist denen gewidmet, die in Künstlerkolonien wohnten. Allen gemeinsam ist, dass sie das Schaffen im Garten mit ihrer Kunst verbunden haben. 

Im ersten Abschnitt mit dem Titel "Künstler zu Hause und bei der Arbeit", geht es um folgende Künstler: Leonardo da Vinci; Peter Paul Rubens; Paul Cézanne; Pierre-Auguste Renoir; Max Liebermann; Joaquin Sorolla; Henri Le Sidaner; Emil Nolde; Frida Kohla und Salvador Dalí. 

Über jeden der #Künstler, sein Wirken und seine Affinität zum Garten erfährt man in den einzelnen spannend zu lesenden Textporträts Wissenswertes. Fotos von den Wirkstätten aber auch von Kunstwerken vervollständigen die jeweilige Präsentation. 

Bei den #Künstlerkolonien werden thematisiert: Monet und Freunde; die Skagen-Maler, die Kirkcudbright-Künstler; William Moris und sein Kreis; die Neuengland-Impressionisten, die deutschen Expressionisten und die Charleston –Künstler. 

Monet und seine Freunde ging es um das Gefühl der Freiheit, das ihnen das Malen "en plair air", schenkte. Es ging um die Möglichkeit, die Reflexion des Lichts, eine Stimmung und eine eigene Wahrnehmung eines flüchtigen Augenblicks auf die Leinwand bannen zu können. So trafen die Maler sich, um in ihren Gärten nicht selten die gleichen Szenen zu malen. Man liest von den Gärten #Argenteuil, #Vétheuil und #Giverny.

In Giverny setzte Monet die Blumen in Farbblöcken, auch die Beetränder wurden von Blumen geformt und nicht wie üblich von gestutzten Sträuchern. Es waren die Farben, auf die Monet achtete. Dabei waren die "Malkastenbeete" eine Besonderheit. Es handelte sich um Blöcke einfarbiger Blumen von nur einer Sorte. 

Man erfährt Näheres zu seinen Wassergärten und hier den Seerosen, die er um 1897 zu malen begann. Er fertigte Serien, experimentierte mit immer kleineren Bildausschnitten, auch der Wirkung von Farben und der Auflösung der Formen bis zur Abstraktion. Monet soll bis zu seinem Lebensende den Gärten in Giverny, speziell den Wassergärten neue schöpferische Impulse geschenkt haben. 

Sehr beeindruckend auch ist #Murnau, wo sich die deutschen Expressionisten aufhielten. Dort wurden Gabriele Münter und #Kandinsky begeisterte Gärtner. Die beiden und die Malerin Marianne von Werefkin sowie Alexander Jawlensky entwickelten einen expressiven Stil mit explodierenden Farben und sich auflösenden Gegenständen Mit "Improvisation 27" ging Kandinsky abstrakt der Geschichte des Garten Edens nach.

Das Buch hat unendlich viel zu bieten und ist für alle, die Freude am Schönen haben, ein mehr als nur zufriedenstellende Investition. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Japanische Holzschnittwunder 200 Meisterwerke einer einzigartigen Kunstform- Andreas Marks- TASCHEN



Dieser Prachtband befasst sich mit dem japanischen Holzschnitt in 200 Meisterwerken. Die informativen Texte in dem reich bebilderten Buch sind in englischer, französischer und deutscher Sprache nachlesbar.

Der Autor des Werks ist Andreas Marks. Er studierte ostasiatische Kunstgeschichte an der Universität Bonn und wurde an der Universität in Leiden promoviert. Von 2008- 2013 war er Direktor und Chefkurator des Clark Center of Japanese Art in Hanford/Kalifornien. Seit 2013 ist er u.a. Direktor des Clark Center for Japanese Art am Minneapolis Institut of Art.

Zunächst erfährt man Wissenswertes über die Anfänge des Holzschnitts in der Neuzeit, der als neue, erschwingliche Kunstform die Welt des Kunstsammelns und- genießens erweiterte. Da die Kunstform des Holzschnitts gewerblich organisiert und in der Herstellung vergleichsweise günstig war, haben die Verlage die kaufende Öffentlichkeit mit immer neuen Drucken bedient. Mit ihren Kaufentscheidungen beeinflussten sie, welche Themen, Formate, Künstler und auch Verleger die größten Erfolge damit hatten.

Heute ist diese Kunstform, die nur in Japan gedieh, als "ukiyo-e" oder "Bilder der fließenden Welt" bekannt. Die Bezeichnung "ukiyo" kommt aus den Buddhismus. Dort wird durch sie ein vergängliches Leben bezeichnet, das der Mensch mit Sinn füllen soll. Das geschieht, indem er sich auf spirituelle Arbeiten konzentriert. Der Begriff wurde seitens der städtischen Kultur "Edos" zum Genuss der vergänglichen Freuden des Lebens umdefiniert.

Begründer der Kunstform ist der Maler Hishikawa Moronobu (gest. 1694). Im folgten andere Maler, die ebenfalls Holzschnittserien schufen. Im Laufe der Zeit bildeten sich verschiedene Sujets heraus, darunter erotische Szenen, Krieger und schöne Frauen.

Man erfährt Wissenswertes zur Entstehung des Farbdrucks, auch über das Zeitalter der späten 18. Jahrhunderts. In jener Zeit produzierten zahlreiche Künstler in relativ kurzer Zeit viele bemerkenswerte Holzschnittzeichnungen.

1790 erging ein Erlass, der den liberalen Markt der Holzschnittsujets zum Erliegen brachte.

Thematisiert wird auch der Höhepunkt der Holzschnittproduktion im mittleren 19. Jahrhundert. Es war #Hokusai, der damals zu großer Bekanntheit gelangte mit seinen Landschaftsdarstellungen. Niedergang und die Wiedergeburt des Holzschnitts bleiben nicht ausgespart, bevor man sich alsdann in den Katalog der Werke vertiefen kann.

Untergliedert sind die Werke des Katalogs in die Kapitel:

Die frühen Meister 1680- 1761
Die Anfänge des Vielfarbendrucks 1765- 1783
Das Goldene Zeitalter 1784-1798
Die Auseinandersetzung mit der Zensur 1800- 1829
Der Höhepunkt der Produktion 1830- 1852
Die letzte Phase des traditionellen Holzschnitts 1857-1904 
Shin Hanga 1916- 1938

In jedes Kapitel wird textlich sehr gut einführt. Unmöglich auf dien großartigen Meisterwerke der 89 Künstler nun näher einzugehen. Alle Holzschnitte werden in französischer, englischer und deutscher Sprache ausführlich erklärt. 

Sehr beeindruckend und wunderschön 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: JAVA GOLD- Pracht und Schönheit Indonesiens-NA


Der vorliegende Bildband ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, die vom 15. September 2019 – 13. April 2020 in den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim gezeigt wird. 

Das Buch stellt ein beeindruckendes Kaleidoskop der hinduistischen und buddhistischen Handwerkskunst des 7. – 15. Jahrhunderts vor. Zeitlos schöne Schmuck- und Kultgegenstände erzählen noch heute von atemberaubender Pracht und hoher Kunstfertigkeit. Gold war einst im Königreich Java ein Zeichen von Status, Reichtum und Macht. Speziell Herrscher waren von Kopf bis Fuß mit kostbarem Schmuck ausgestattet und dies, obschon es auf Java kaum Goldvorkommen gab, der seltene Rohstoff demnach importiert werden musste. 

Die in der Ausstellung gezeigten Goldobjekte beeindrucken durch ihre kunstvolle und detailreiche Bearbeitung, aber auch durch die Vielfalt an Formen und Verzierungen. Dabei sind die Motive von Indien beeinflusst, weisen aber auch Charakteristika von Java auf. Edelsteine sorgen nicht selten für farbenfrohe Glanzpunkte. 

Das Buch und die Ausstellung zeigen 400 der einzigartigen Schätze, die im Buch näher erläutert werden. Darüber hinaus kann man im Rahmen von Essays beispielsweise an naturkundlichen Betrachtungen der Insel Java anteil nehmen, lernt Klima und die Pflanzenwelt dort kennen, auch außergewöhnliche Tiere, wie etwa den Rhinozerosvogel, der in den Regenwäldern lebt, liest zudem von einst dort gelebt habenden Urmenschen, die ein geologisches Alter von bis zu 1,6 Millionen Jahren aufweisen. 

Thematisiert wird die Vor- und Frühgeschichte Javas und die religiösen Strömungen auf Java im 5.- 15. Jahrhundert. Zur Sprache gebracht wird der Buddhismus und Hinduismus wie auch das Aufkommen des Islam. Machtverschiebungen der javanischen Dynastien und die Herrschaftsstrukturen im klassischen Java vervollständigen immer mehr das Bild, das durch die Islamisierung und Kolonialsierung einen erheblichen Machtverlust erlitt. 

Alsdann wird über die Ornamente und Formen des klassischen javanischen Schmucks informiert. Zauberhafte Armreifen mit Edelsteinen dekoriert und auch Ringe beeindrucken ihrer Schönheit wegen. Die Techniken der Goldschmuckherstellung in der Folge wird sehr gut beschrieben. Die Goldschmiede waren damals hoch angesehene Spezialisten, deren Produktionszentren in den Dörfern lagen. Naturwissenschaftliche Untersuchungen an den Goldobjekten beenden den Essayteil des Werkes, der für das Begreifen der Objekte im Katalogteil zwingend notwendig ist.  Dieser besticht durch einer Fülle wunderschöner Ausstellungsobjekte, die alle, wie bereits erwähnt, gut beschrieben worden sind.

Es ist immer wieder erstaunlich, das auf der ganzen Welt schon seit alters her die Menschen schöne Dinge gestaltet haben und Schmuck liebten. Java bildet insofern keine Ausnahme. Spannend ist die Form und die Mystik.

Maximal empfehlenswert

Helga König

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Rezension: Collecting Fine Art The Lumas Portfolio Vol. IV -teNeues



#Stefanie_Harig und #Marc_Ullrich sind die Gründer von #LUMAS und die Herausgeber dieses tollen Fotobandes. 

1996 haben die beiden auf einem Antiquitätenmarkt in New York, einen Mann kennengelernt, der mit alten Fotos handelte. Es waren Pressefotos aus den 1920er Jahren. Begeistert haben die Lumasgründer damals fünf Originalabzüge erstanden. Seither beschäftigen sie sich intensiv mit Fotografie. Sie sammeln, besuchen Festivals, internationale Messen und sind auf Blogs und im Internet unterwegs. 

Ihre Welt ist die der Fotokunst: schwarz-Weiß und farbig, analog und digital, lebendig und inspirierend. Vor 15 Jahren haben sie eine Galerie in Berlin-Mitte eröffnet. Mit Editionen von 75 bis 150 handsignierten Originalen sollte sich jeder Kunstliebhaber und junge Sammler künstlerische Fotografie zu akzeptablen Preisen leisten können. 

Zwischenzeitlich besitzen die beiden 29 Editionsgalerien an internationalen Standorten und sind damit eine der bedeutendsten Fotogalerien weltweit. Die Werke von über 250 Künstlerinnen und Künstlern sind in ihrem Portfolio enthalten.

Anlässlich des 15 jährigen Bestehens kann man sich in dem vorliegenden Fotoband einen Eindruck verschaffen, was #LUMAS zu bieten hat. 

Die rund 100 Fotos unterschiedlicher Fotografen, die eindrucksvoll gezeigt werden,  sind zum Ende des Buches jeweils in deutscher, englischer und französischer Sprache sehr gut beschrieben. Es lohnt  zunächst, sich in jedes Bild zu vertiefen und sich seine eigenen Gedanken dazu zu machen. 

Die Motive sind sehr verschieden voneinander. Von daher ist es unmöglich, auf alle im Rahmen der Rezension näher einzugehen.

Besonders angetan bin ich von einem Bild des Fotografen #Ciuco_Gutiérrez. In seinen Bildern konterkarieren üppige, stark farbene Kronleuchter die Weite des Meeres und der Wüstenlandschaften. So auch auf dem gezeigten Foto.Die Widersprüchlichkeit seiner Motive erzeugt eindeutig spielerische Spannung. 

Beeindruckend auch ist das Bild "Lion" von #Tom_Nagy  aus der Serie "Lost Animals". Wilde Tiere- im Falle des vorliegenden Fotos ein Löwe- werden auf hohen Brüstungen, Aussichtsflächen und Gebäudestreben platziert. Die urbane Umgebung scheint den Tieren zu gefallen. So wirkt der Löwe tatsächlich angepasst und geradezu lässig. 

Als drittes Bild möchte ich ein Foto des in Jakarta lebenden indonesischen Fotografen #Tirta_Winata erwähnen. Seine Aufnahmen von entlegenen Naturorten glichen ins Bild gesetzten Meditationen, liest man. Das Schauspiel der Erde werde auf eine höhere Stufe der Sinnlichkeit gehoben. Auf dem Bild verwandelt sich übrigens fließendes Wasser in einen Lichtstrahl. Wunderschön. Sehr meditativ. 

Neben den Bildbeschreibungen hat man Gelegenheit noch zwei Essays zu lesen. Diese stammen von dem freie Schriftsteller, Fotohistoriker und Kurator Hans-Michael Koetzle und von Dr. Lisa Zeitz, der Chefredakteurin von #Weltkunst, die sich in ihrem Text zur Kunst des Sammelns äußert. 

Dies ist ein wirklich beeindruckender Fotoband, den ich gerne weiterempfehle.

Helga König

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Pierre Bonnard- Die Farbe der Erinnerung- Hirmer




Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, die noch bis zu zum 12.01.2020 im Kunstforum Wien gezeigt wird. 

Die Ausstellung konzentriert sich auf Pierre Bonnards (1867–1947) reifes Werk, das nach seinem ersten Besuch an der Côte d’Azur 1909 und der tiefgreifenden Erfahrung des Mittelmeerlichts eingesetzt hat. 

Von da an habe sich Palette Bonnards verändert. Jetzt begannen die starken leuchtenden Farben des Südens sein Werk zu bestimmen – und charakterisierten es bis in sein Spätwerk.

Im Zentrum der Ausstellung und des Katalogs stehen dem zu Folge die Farbe als zentrales Ausdrucks- und Gestaltungsmittel des Künstlers. Nicht bloß Stimmungen, vielmehr ganze Kompositionen  habe Bonnard über Farbakkorde und -dissonanzen, über die Gegensätze und das Zusammenspiel warmer und kühler Töne entwickelt, schreibt die Kuratorin Evelyn Benesch und fährt fort, dass das raffinierte Mit- und Gegeneinander der Farbwerte für ihn jedoch nur eines der Mittel gewesen sei, um die Harmonie der Natur in Frage zu stellen. 

Genauso subtil sei er mit räumlichen Verunklärungen oder »Fehlern« in der Personenführung verfahren – und  habe stets auf Neue »eine Überwindung der Natur durch die Kunst«. gesucht. 

Auch wenn Bonnards Farbmalerei in den späten Bildern bis an die Grenzen der Abstraktion gehe, stelle er die Gegenständlichkeit anders als die Avantgarden zu Beginn des Jahrhunderts nie in Frage. Wohl deshalb sei er kurz nach seinem Tod noch als Vertreter einer oberflächlichen Harmonie und »harmloser« Chronist eines großbürgerlichen Alltags klassifiziert worden. 

Tatsächlich läge Bonnards Poesie des Alltäglichen eine subtile Auseinandersetzung mit seiner Umgebung zugrunde. Mit rätselhaften Visualisierungen erinnerter Wahrnehmung lasse Bonnard sich auf Grenzgänge zwischen Fläche und Raum, Farbe und Dinglichkeit ein, die ihn als Kontemplationen einer subtilen Malkultur zu einem unnachahmlichen Ausdruck seiner Individualität führten. 

Bonnards vielfältiges und immer wieder neu zu entdeckendes Werk wird mit zahlreichen Leihgaben aus internationalen Museen aber auch aus renommierten privaten Sammlungen präsentiert.

Nach einem Vorwort der  Direktorinnen, erwarten die Leser  verschiedene, die Ausstellung erhellende Essays, unter diesen  auch  ein ein sehr  guter Essay mit dem Titel "Bonnard im Spiegel"  der eingangs bereits erwähnten Kuratorin  Evelyn Benesch.

Die Bilderwelten im Tafelteil erfreuen alle, die das Mittelmeerlicht zu schätzen wissen und für dessen künstlerische Umsetzung Sinn entwickelt haben.

Sehr empfehlenswert.

Helga König

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