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Rezension: Michelangelo- Georgia Illetschko

Dieses Kunstbuch von Georgia Illetschko befasst sich mit dem italienischen Bildhauer, Maler, Architekten und Dichter Michelangelo Buonarroti (6. 3. 1475-18.2.1475). Das reich bebilderte Buch ist nicht als kunstwissenschaftliche Rezeption des Renaissancekünstlers gedacht, sondern der Autorin geht es darum, den Menschen und dessen individuellen Blick auf sein Werk, sein Umfeld und seine Zeit in den Vordergrund ihrer Betrachtungen zu rücken.


Bevor man zum Inhaltsverzeichnis gelangt, kann man sich über viele Seiten hinweg zunächst in Sentenzen und auch zwei Gedichte des großen Meisters vertiefen und sich verschiedener Abbildungen einzelner Werke erfreuen. Unter diesen Abbildungen finden sich auch zwei Detailansichten seiner Mamorstatue des David von 1501/1504, die ich in meine Rezension eingebunden habe und dabei völlig fasziniert von dem formvollendeten Gesäß Davids bin. Das ist Erotik pur.

Von den Sentenzen, die ich zu Beginn des Buches gelesen habe, berührte mich nachstehende am meisten: "Die Schönheit hängt vom Endzweck ab. In den Elementen, die sich ihrem Zweck oder ihrer Bestimmung am besten anpassen, sieht man die Schönheit am stärksten hervorleuchten"(Michelangelo). Lange habe ich über diesen Satz nachgedacht und bin zu dem Ergebnis gelangt, dass diese Sentenz es genau auf den Punkt bringt und dies nicht nur für den Stein, aus dem eine Skulptur entstehen soll, gilt.
Das Buch ist untergliedert in:

Einführung:-Io, Michelangniolo Buonarreto

Skulptur: Die Kunst des Wegnehmens-Michelangelo und der Stein

Malerei und Graphik: "Ich bin hier nicht amPlatz, noch bin ich Maler."

Architektur: Im Dienst des Schöpfers- Michelangelo als Architekt

-Biographie und Werksübersicht

-Standort wichtiger Werke

-Literatur

-Register.

Die umfangreiche Einführung beginnt mit dem letzten Brief, den der 89jährige Michelangelo verfasste. Trotz seiner schwindenen Kräfte ist der Greis noch bei klarem Bewusstsein und erfreut sich des guten Marzolino-Käses. Man erfährt in der Folge, dass für den Künstler

dynastisches Denken von Bedeutung war. Das zeigt sich u.a. bei den brieflichen Anweisungen, mit denen er über die Jahre hinweg die für den Weiterbestand der Familie entscheidende Brautsuche seines Neffen Lionardo lenkte, (vgl.: S. 38).

Michelangelo wirkt vordergründig ein wenig pfennigfuchserisch, wie man Aufzeichnungen entnehmen kann. Illetschko allerdings meint, dass es eigentlich eine rührende Achtung von kleinen Dingen sei "Eine Liebe zum Leben in profaner Form", die schließlich doch noch die Freude am Irdischen spüren lassen, als der hohe Stil der "offiziellen" Gedichte und Briefe bereits beinahe nur noch Seelenpein, Weltverdruss und die Sehnsucht nach dem Jenseits besang, (vgl: S. 39).

Man erfährt weiter, dass es kaum Selbstzeugnisse gibt, die den Künstler glücklich oder gar zufrieden zeigen. Zu seiner Natur soll ein lebenslanges Jammern, Nörgeln, sich selbst und seine Sache schlecht reden, gehört haben. Die Ursache dessen sei ein zutiefst abergläubischer Zweckpessimismus gewesen, mittels dem er Neid und das Unheil bannen wollte, in dem er es ständig benannt habe, (vgl.: S. 40).

Man erfährt, dass er ab 1506 einen Großteil seiner Honorare in Immobilien, die ihm als sichere und profitable Anlage erschienen sind, investierte, die er mit straffer Hand verwaltete. Obgleich es in seiner Familie eine Menge Zwistigkeiten gab, liebte er diese, allerdings mehr als Idee, wie man auf Seite 40 liest. Seinen Angehörigen gegenüber legte er die standesbewusste Distanziertheit einer Respektperson an den Tag, während er sich in den 1530er und 1540er Jahren in der Kumpanei der Männerfreundschaften mit Künstlerkollegen, Dichtern und Intellektuellen, die philosophischen Tiefgang ebenso zuließen, wie das platte Witzereißen, sehr wohl gefühlt hat, (vgl. S. 41).
Die Autorin unterstreicht, dass der sauertöpfische Sonderling, der von den zeitgenössischen Biographen Ascanio, Condiv und Vasari gezeichnet wurde, nur eine von Michelangelos Identitäten aufgriff. Es war, wie schon erwähnt, eine Art Schutzschild gegenüber seinen Konkurrenten. Als er ab 1520 zum absoluten Fürsten der Kunst mutierte, erfüllt er keine Aufträge mehr, sondern erwies von da an die Gnade seiner Kunst nach Gutdünken.

Im Kapitel, das sich mit Bildhauerei befasst, erfährt man gleich zu Beginn, dass Michelangelo darunter verstanden hat, was Kraft Hinwegnahme geschieht und das jenes, das durch

Hinzugabe geschehe, der Malerei gleiche. Es werden in diesem Kapitel einzelne Skulpturen gezeigt und besprochen, darunter auch sein "David", der geprägt ist von Ehrgeiz, Größe und Siegesgewissheit, (vgl.: S. 73). Für Michelangelo ist das eigentliche Kunstwerk bereits im Stein enthalten und büßt möglicherweise nichts ein, wenn es nicht vollständig freigelegt wird. Der Künstler arbeitet sich in Unerbitterlichkeit des individuellen Steins hinein und arbeitet die Figur aus einem Stück heraus.


Man liest von seinem Können als Maler. Dabei kann man sein berühmtes Deckenfresko der Sixtinischen Kapelle bildlich in seiner Gesamtheit bewundern. Auf einem Einzelbild (siehe Buchdeckel) schwebt Gottvater, von Engeln getragen und von dem vom windgeblähten Weltmantel hinterfangen, heran und erweckt Adam zum Leben.

Über seine Fähigkeiten als Architekt wird man auch sehr gut aufgeklärt. Den erste größere architektonische Auftrag Michelangelos stellte 1515 die Gestaltung der Fassade von S. Lorenzo in Florenz dar. 1546 übernahm er die Bauleitung von St. Peter in Rom, die erst nach seinem Tod vollendet wurden.

Beeindruckt hat mich die doppelseitige Abbildung des Innenraums der Medicikapelle, an der Michelangelo von 1520 bis 1534 arbeitete, aber noch mehr die Kuppel des Petersdoms, deren Tambourzone den Originalplänen Michelangelos folgte.

Die Bibliographie und Werksübersicht ist sehr anschaulich und verdient ein Lob.

Dieses Buch empfehle ich all jenen gerne, die nicht nur etwas über das Werk Michelangelos, sondern auch über den Menschen erfahren möchten.


Bilder: Mit freundlicher Genehmigung des Prestel Verlages-

Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.


Rezension: Albrecht Dürer -Norbert Wolf



"Was aber die Schönheit sei, daß weiß ich nit." (Dürer)


Von den vielen Kunstbüchern, die ich gelesen habe, ist mir dieser Prachtband von Norbert Wolf am wichtigsten. Dies hängt damit zusammen, dass Albrecht Dürer mein Lieblingsmaler ist und ich von der Schönheit und Qualität des Buches einfach überwältigt bin. Das Buch wird durch einen edlen Schuber geschützt. Der Einband zeigt Albrecht Dürers "Selbstbildnis im Pelzrock", das ich Gelegenheit hatte, schon vielmals in München in der Alten Pinakothek zu bewundern. Albrecht Dürer (21.5.1471- 6.4.1528) war ein schöner Mann mit großen künstlerischen Fähigkeiten. Der begnadete deutsche Maler aus Nürnberg war auch Zeichner, Holzschneider und Kunsttheoretiker, er war also demnach ein intellektueller Maler und das wird an vielen seiner Kunstwerke deutlich.

Auf den ersten Seiten hat man die Möglichkeit, sich doppelseitig in Abbildungungen des Holzschnittes "Die apokalyptischen Reiter", um 1497/98, des Aquarells "Blaurackenflügel", um 1500 oder 1512, sowie in das "Bildnis einer Venezianerin", 1506, zu vertiefen und sich Dürers berühmtem Aquarell "Feldhase" zu erfreuen. Dürers "Selbstbildnis als Akt" (1500-1505), das ich im Original im Schloßmuseum in Weimar bewundert habe, beschließt den ersten Eindruck im Hinblick auf seine künstlerischen Fähigkeiten, bevor man das Inhaltsverzeichnis lesen kann.

Das Buch ist untergliedert in:

-Vorwort
-Einführung
-Lehr- und Wanderjahre
-Die Signatur des Genies
-"...wie wird mich nach der Sonne frieren"
-Zwischen Pflicht und Kür
-Meisterwerke der späten Jahre
-Der Theoretiker
-"Von seiner herrlichen Kunst sind alle Lande erfüllt"
-Katalog der erhaltenen Gemälde
-Literatur.

Es ist mir unmöglich, alle Kunstwerke, die im Buch abgelichtet sind, an dieser Stelle zu erwähnen. Im Kapitel "Lehr- und Wanderjahre" sind u.a. seine Eltern Albrecht und Barbara Dürer zu sehen. Sein Vater war Goldschmied. Dürer trat 1485 in die Goldschmiedewerkstatt seines Vaters ein. Auf seinen ausdrücklichen Wunsch hin gab er ihn 1486-68 zu Michael Wohlgemut in die Lehre, den er 1516 porträtierte. Das Bildnis ist auf Seite 35 zu sehen. Dürer wurde bei Wohlgemut technisch sehr vielseitig ausgebildet, nicht zuletzt eignete er sich die Kenntnis des spätgotischen Formgutes an. Der junger Nürnberger wurde auch mit der niederländischen Kunst vertraut gemacht und lernte die Arbeiten des zu seiner Zeit bedeutensten deutschen Kupferstechers, Martin Schongauer, kennen.

Ostern 1490 begab sich der angehende Maler und Grafiker auf Wanderschaft. Ziel seiner Reise war zunächst Colmar, wo Schongauer lebte. Über seinen Reiseweg gibt es keine genaueren Informationen, allerdings weiß man, dass Basel eine wichtige Station seiner Reise war. 1493 verließ Dürer Basel. In Straßburg hat er sich anschließend aufgehalten. Hier auch ist ein Selbstbildnis (S.51) entstanden, das ich sehr mag.

In Nürnberg heiratete er 1494 Agnes Frey, die Tochter des Kupferschmiedes und Musikers Hans Frey. Dies hinderte ihn allerdings nicht daran, im Herbst des gleichen Jahres nach Italien zu gehen. Der Ausbruch der Pest in Nürnberg soll das Motiv gewesen sein, (vgl.: S.53). Aufgrund seiner topographischen Aquarelle ist es möglich, die Reiseroute sehr gut zu verfolgen. Im Buch hat man diesbezüglich Gelegenheit, zwei Ansichten von Innsbruck kennen zu lernen.

Dürer lernte in Venedig die Brüder Bellini kennen, die für ihn in der Folge zu Vorbildern wurden. Als er schließlich wieder in Nürnberg war, eröffnete er seine eigene Werkstatt. Begeistert bin ich, dass man Dürers "Das große Rasenstück" gleich mehrfach im Buch zeigt. Auf einer Doppelseite kann man dieses wunderbare Aquarell sogar nah sehen und beobachten, wie akribisch der Künstler beim Malen der Gräser vorgegangen ist. All die Grüntöne der Blätter und die zarten Wurzeln bilden ein Stück Ewigkeit ab.

Der Holzschnitt "Rhinocerus"aus dem Jahr 1515 ist übrigens auch doppelseitig abgelichtet. Sehr fantasievoll gemalt.

Man liest in der Folge der Apokalypse. Es ist das früheste bebilderte Buch, das ein Künstler auf eigenes Risiko entwarf. Dürer wählte den Holzschnitt als Medium für biblische Zyklen und für Einzelblätter mit religiösen, mythologischen und allegorischen Themen, (vgl.: S.81ff). Bildlich nachzuvollziehen an: "Die Heilige Familie mit der Libelle"(S.82), "Die Marter des Evangelisten Johannes"(S.85), " Johannes erblickt die sieben Leuchter"(S.87), " Johannes vor Gottvater und den Ältesten" (S.89), "Die apokalyptischen Reiter" (S.91), "Die Eröffnung des fünften und sechsten Siegels"( S.93), "Vier Engel, die Winde aufhaltend/Die Versiegelung des Auserwählten" (S.95), "Die sieben Posaunenengel" (S.97), "Der Engelkampf" (S.99), "Johannes, das Buch verschlingend/ Der starke Engel" (S.101), "Das Sonnenweib und der siebenköpfige Drache" (S.103), Michaels Kampf mit dem Drachen" (S.105), "Das Tier mit den Lammhörnern"(S.107), "Lobgesang des Auserwählten im Himmel"/Anbetung des Lammes (S.109), "Das babylonische Weib" (S.111) und "Der Engel mit dem Schlüssel zum Abgrund"( S.113).

Interessant auch ist der Kupferstich "Vier nackte Frauen"(S.121), den ich als Dürers eindeutiges Ja zur körperlichen Liebe werte. Der kleine Kupferstich "Die Hexe"(S.123) soll die antike Venus in eine "deutsche" Wetterfurie verwandeln, (vgl:S. 121).

Dessen ungeachtet wurden Madonnen zum Thema einer großen Anzahl von Dürers Gemälden. Das individuelle Porträt gewann am Anfang und Ende von Dürers Schaffenszeit Bedeutung. Der Maler suchte die ideale Schönheit seit 1500 immer tiefer zu ergründen. Er wurde zu einem Hauptverfechter einer von "göttlichen" Harmonien und Porportionen bestimmten Ästhetik. Dabei soll er allerdings die künstlerisch-praktische Anwendbarkeit nie aus den Augen verloren haben, (vgl.:S 137).

Im Spätsommer 1505 wütete in Nürnberg erneut die Pest, auch dieses Mal brach Dürer nach Italien auf und kehrte im Januar 1507 zurück. Seine Erlebnisse schildert er in zehn (erhaltenen) Briefen, über deren Inhalt man im Buch (S.138) kurz informiert wird. In Nürnberg erwarb er - bereits anerkannt und wohlhabend - das Eigenrecht am Haus seines 1502 verstorbenen Vaters und 1509 das Erbrecht am späteren "Dürerhaus".

Dürer gehörte der "Humanistischen Tafelrunde" an und schuf Werke in enger Zusammenarbeit mit den Humanisten für diese.

Man liest u.a. von der Darstellung des menschlichen Körpers. Bei seinem "Weiblichen Rückenakt", (S. 158/ 159) geht von diesem noch eine sexuelle Wirkung aus, das ändert sich etwa ab 1500. Von da an wird der Sexus bei ihm domnestiziert, (vgl.: S. 161).

Ein Thema im Buch sind Dürers Kaiserbilder. Das Bildnis Maximilians I., das ich bei einer Ausstellung in Wetzlar im Original sah, ist im Buch doppelseitig abgelichtet. Die Kupferstiche "Der Reiter (Ritter, Tod und Teufel" (S.175) und seine "Melencolia I" (S.178) werden näher erörtert und man erfährt, dass Vasari in seinen Viten Dürer als einen"universellen Mann" bezeichnet hat.

Über seine große Begabung Porträts anzufertigen, liest man ab S. 192 und kann sich u.a. in das "Männliche Bildnis vor grünem Grund", 1497/98 vertiefen.

Man erfährt im Rahmen des Kapitels "Theoretiker" Näheres zu seinen Betrachtungen im Hinblick auf Schönheit. Er soll hartnäckig nach der idealen Schönheit gesucht haben, meinte allerdings, dass man eine mathematische Formel nicht als Norm einziger und höchster Schönheit begreifen dürfe, sondern als ein Kriterium einer relativen, bedingten Schönheit, (vgl: S 221). Zum Schluss artikulierte sich diese Relativität in 26 Proportionstypen. Dürer schrieb ein Lehrbuch der Malerei die "Vier Bücher von menschlicher Proportion", das 1527 auf den Markt kam. Dazu Näheres auf den Seiten 211 ff. Ein Jahr später verstarb er.

Im Katalog der erhaltenen Gemälde (ab S. 224) kann man sich nicht nur der Abbildungen von Dürers Kunstwerken, wie "Das Bildnis einer jungen Venezianerin", 1505 (S. 251), erfreuen, sondern erfährt zudem auch auch Wissenswertes über diese Werke. Interessant finde ich die Erklärungen zum "Jabach-Altar", den ich im Buch das erste Mal in seiner Gesamtheit sehe, obschon mir die einzelnen Flügel aus unterschiedlichen Museen bekannt sind und ich die "Zwei Musikanten"(Außenseite eines Flügels), die man in Köln im Wallraf-Richards-Museum bewundern kann, am liebsten mag.

Ich bedauere, dass ich nicht intensiver auf die vielen Kunstwerke im Buch eingehen kann. Alle haben es verdient, näher beleuchtet zu werden. Dürer ist und bleibt für mich der bedeutendste Maler Deutschlands. Das Buch ist eine Quelle von Schönheit, die Dürer gewiss gefallen hätte.

Sehr empfehlenswert.

http://www.randomhouse.de/Buch/Albrecht-Duerer-Werkverzeichnis-der-Gemaelde/Norbert-Wolf/e318337.rhd

Rezension : Classic Africa- Michael Poliza

Dieser Fotoband mit Aufnahmen des Starfotografen Michael Poliza besticht bereits von seinem Einband her. Der nämlich erinnert an das Fell eines Tieres. Wenn man mit der Hand behutsam über das Buch fährt, hat man das Gefühl ein Tier zu streicheln, keinen Elefanten, auch keinen Löwen, eher eine Giraffe oder ein Zebra, obschon die Buchhülle vollkommen in Braun gehalten ist.

Poliza verkündet in der Einleitung "Ich liebe Afrika" und erläutert, dass dieser Kontinent eine besondere Bedeutung für ihn habe. Er lebte bis 2008 sieben Jahre in Kapstadt und nutzte die Zeit im afrikanischen Busch auf Safari zu gehen. Der Fotograf berichtet, dass er in dieser Zeit die Länder Botsuana, Namibia, Simbabwe, Sambia, Tansania, Uganda, Ruanda und Kenia kennenlernte. Angezogen haben ihn die Wildnis und die Tiere. Dabei hat er sich gerne von dem Rhytmus der Natur führen lassen. Die schönsten Momente hielt er mit der Kamera fest.


Die einleitenden Worte kann man in englischer, deutscher, französischer, spanischer und italienischer Sprache nachlesen. Das Nachwort und die Kurzbiografie Polizas am Ende sind nur in Englisch abgedruckt. Die insgesamt 140 Fotos, fast ausschließlich Tieraufnahmen, sind in Brauntönen auf einem hellen Cremeton gehalten. Diese Farbgebung ist ungemein edel und vermittelt Wärme, die die liebevollen Blicke auf die Bilder auf subtile Art zu spiegeln weiß.


Die Fotos sind in englischer Sprache kurz kommentiert. Man erfährt jeweils, wann und wo sie aufgenommen worden sind und hat den Eindruck in eine andere Welt zu schauen. Diese ist keineswegs surreal, sondern überaus real, aber dem Gestern bereits angehörend. Weidende Büffel und ein Elefant im Vordergrund beeindrucken durch ihre Friedfertigkeit. Auf den Bildern sieht man Elefanten, auch einen Strauß, der beinahe wie ein General die Elefanten antreten lässt und ihnen verdeutlicht, wer hier das Sagen hat. Antilopen in Bewegung, aber auch Staub aufwirbelnde Dickhäuter, die auf einem weiteren Foto ihre Rüssel ins Wasser halten, beeindrucken den Betrachter ebenso, wie die Fotos von Affen. Poliza vergisst nicht zu erwähnen, dass 98% der DNA eines Schimpansen der unseren gleicht.


Am meisten faszinieren mich die Löwenbilder. Ihr Blick ist träge, lauernd, beinahe gelassen, sich ihres Ranges in der Wildnis augenscheinlich bewusst seiend. Der Löwe dominiert alles, so die Botschaft. Besonders interessant ist das doppelseitige Foto eines brüllenden Löwen. Er brüllt unaufgeregt, denn sein Körper ruht in den Gräsern. Aus ihm spricht nicht Wut, sondern wohl eher Eitelkeit. Alle sollen ihn sehen und bewundern, den König der Tiere.


Leoparden mit Beuteblick, und ein reißender Löwe, der Schakale im Schlepptau hat, zeigen Lebensrealitäten. Das abgelichtete Nashorn wirkt wie ein Urtier mit seinen behaarten Ohren. Die Augen einzelner Tiere werden beleuchtet, auch der ins Wasser eintauchende Rüssel eines Elefanten.


Ein riesiger Baobab in Botswana ist auch abgelichtet und Vögel, die durch die Chance fliegen zu können, sich vor den Raubtieren auf der Erde zumindest zu schützen vermögen. Fressen und gefressen werden ist das Motto auf dieser Erde. Dies wird dokumentiert am Beispiel eines Löwen, der seine Zähne mitleidlos in einen Büffel schlägt.


Gruselig wirkt das Krokodil, dessen aufgerissenes Maul man sieht. Bei diesem Bild musste ich sofort am die "Wassermusik" denken, ein Buch, das ich in diesem Zusammenhang gerne empfehle.


Ich teile mit meinen Mitrezensenten die Meinung, dass Michael Polizas Bildband "Classic Africa" ein wunderschönes Buch ist, dessen Kauf sich wahrlich lohnt.
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Rezension:Gustave Courbet: Ein Traum von der Moderne (Gebundene Ausgabe)

Dies ist der Katalog zu Ausstellung "Ein Traum von der Moderne", die derzeit (15.10.-30.1.2010) in der Kunsthalle Schirn in Frankfurt am Main gezeigt wird.

Das Vorwort hat Max Hollein verfasst. Diesem folgen insgesamt 12 Essays unterschiedlicher Autoren, die darin dem Werk und der Person Courbets feinsinnig nachspüren.

Thematisiert werden u.a. Courbet als Künstler, Träumer und Philosoph und auch der mimische Ausdruck sowie die träumenden Akte bei diesem großen Künstler. Des Weiteren kommt Courbet als Maler von Albtraum und Schlaf zur Sprache. Zu Courbets Jagdbilder liest man Erhellendes, gleichwohl zu seinem Traum von Gerechtigkeit und schließlich wird man über den Stellenwert Courbets in der Kunst der Moderne und in der Gegenwart vielschichtig informiert. Zusammengefasst liest man, dass dieser "andere" Courbet, der im Buch zum Betrachtungsgegenstand gemacht wird, von der deutschen Romantik ausgehend (es gab eine kurze Phase, in der er literarische Sujets, so etwa von Goethe, Victor Hugo und George Sand, malte) die Vision einer poetischen Kunst realisierte, die anschließend im Symbolismus und Surrealismus erneut aufgegriffen wurde.

Gustave Courbet (10.6.1819-31.12.1877) war französischer Landschafts- Porträt- und Genremaler. Er übte in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts großen Einfluss auf die französische Malerei aus, nicht zuletzt, weil er einer der ersten Maler seiner Zeit war, der die Kunst als Selbstbehauptung der Persönlichkeit gegen die akademische Tradition begriff. Das Leben des Künstlers stand im Zeichen der Auflehnung gegenüber überkommene und veränderungswürdige und ästhetische Anschauungsformen.

Ich sehe davon ab, an dieser Stelle seine Biografie nachzuzeichnen. Diese können Sie im Buch den Seiten 286- 289 entnehmen.

Die abgebildeten Werke, zu denen Zeichnungen, Skizzen und Gemälde zählen, zeigen nicht selten schlafende, ruhende auch nachdenkliche und lesende Menschen, auch einige sehr schöne Landschaftsbilder und diverse Stillleben darf man bewundern. Das Buch enthält insgesamt 220 Abbildungen. Die 100 Ausstellungsobjekte im Katalog sind alle ausführlich beschrieben. Bezaubernd ist das Gemälde "Liebespaar auf dem Lande". In der Bildinterpretation liest man u.a., dass im Wirbel des körperbetonten Walzers der Maler die bürgerlichen Zwänge hinter sich lasse. Es herrsche Spannung zwischen leidenschaftlicher Hingabe auf Seiten des Mädchens und träumerischer Selbstversunkenheit des Mannes, (vgl.: S.106). So sehe ich das auch.



Gefallen hat mir das Ölgemälde "Bildnis des Dichters und Kunstkritikers Charles Baudelaire". Der Maler soll während der Arbeit an diesem Bild die Unfasslichkeit des Dichters beklagt haben. Die skizzenhafte Malweise und die farbliche Unruhe sollen den unsteten Charakter des Dichters abbilden,(vgl.: S. 222).

Eines meiner Lieblingsbilder in diesem Katalog ist "Jo, die schöne Irin". Die Bildinterpretation, die ich an dieser Stelle leider nicht vollständig zitieren darf, enthält folgenden Satz: "Die atemberaubende Gewalt der Schönheit, von der Courbet offenbar fasziniert war, wird durch die Nüchternheit des Blicks gerade eben noch im Zaume gehalten - als wolle der Maler sich dagegen wehren, der Verführungskraft seines Modells wie der Femme fatale zu erliegen.(Zitat: S. 226)

Ahnen Sie wie schön diese Frau mit ihren prachtvollen, ungebändigten roten Haaren ist? Auf dem Titelbild des Buches können Sie sie sehen.

Angetan bin ich von dem Landschaftsbild "Felsenküste bei Étretat", nicht zuletzt, weil ich mich während meiner Studienzeit dort mehrfach aufgehalten habe. Man könne oberhalb der Klippen am Meer entlang wandern und bemerkenswert sei das Licht. Das stimmt. All dies ist auf dem Gemälde sehr schön dargestellt, auch der Ausdruck von Selbstsuche und Selbstfindung, die durch die Farbwahl transportiert wird, sowie die Reflektion von Leben und Tod. Sich aufgrund von Liebeskummer von diesen Klippen zu stürzen, ist ein romantisches Ansinnen, das häufiger in die Tat umgesetzt wird als man gemeinhin glaubt. Vielleicht macht genau dies für einen Maler die Faszination des Ortes aus, an dem das Meer zur Melancholie neigende Menschen wie ein betörender Minnesänger in den Tod lockt.

Ein hochinformativer Katalog zur Ausstellung, die ich jedem empfehle zu besuchen.

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Rezension: Hieronymus Bosch- Gesamtwerk

Der Maler Hieronymus Bosch (um 1459- 1516) gehört zu den bedeutendsten und interessantesten altniederländischen Malern. Er ist neben Dürer übrigens mein Lieblingsmaler.

In seinen mit grandioser künstlerischer Kraft und ungewöhnlicher Fantasie geschaffenen, von großen grotesken Inhalten sinnbildlicher Bedeutung überquellenden Gemälden, findet der Geisteswandel zwischen dem Ausgang des Mittelalters und dem Anbruch der Neuzeit einen einzigartigen, zu immer neuen Deutungen anregenden Ausdruck. Im vorliegenden Buch wird nach einem einleitenden Vorwort von Professor Jos Koldeweiy das Gesamtwerk des Künstlers aus `s -Hertogenbosch näher besprochen.

Koldeweij, ein anerkannter Spezialist für Kunstgeschichte und Kunsthandwerk des späten Mittelalters und der Renaissance, begleitet textlich durch das gesamte Buch und erläutert das Werk des großen Künstlers detaillert.

Das Heuwagen-Tryptichon ist die erste große satirische-moralische Allegorie Boschs, die vollständig erhalten ist. Das Werk stellt einen Höhepunkt seiner Darstellung kleiner, dynamischer bewegter Figuren dar. Inhaltlich greift Bosch auf die Mystiker des 14/15. Jahrhundert zurück: eine Betrachtung menschlicher Torheiten, die mit der Vorgeschichte beginnt, zur Gegenwart übergeht und in die Zukunft blickt.

Auf dem Tryptichon "Der Garten der Lüste" stehen Riesenerdbeeren neben kopflosen Menschen, Vögel werden zu Reittieren. Dies alles sind Symbole einer eigentümlichen, tief pessimistischen Weltschau, die sich auch in den dürren, hohlen, leeren und leblosen Formen ausdrückt, denen Zeugungssymbole beigestellt sind.



Nähere Erläuterung zu diesen Gemälden, aber auch u.a. zum "Narrenschiff", seinem Tryptichon "Das Jüngste Gericht", dem wundervollen Gemälde "Die gekreuzigte Märtyrerin" und dem von mir überaus geschätzen Gemälde "Der Gaukler", die man im Grunde als gedankliche Bilder begreifen muss, verschaffen, neben der genauen Ausleuchtung seiner Person dem Leser ein Idee von diesem großen Künstler, dessen ausdrucksstarke Formensprache und ausschweifende Fantastik charakteristisch für ihn sind.

Sein Einfluss ist bis in die Malerei des 20. Jahrhunderts spürbar. Besonders der Surrealismus hat in dem radikal die kausalen Zusammenhänge zerstörenden Bosch eines seiner großen Vorbilder gefunden.

Es ist immer wieder ein Genuss, sich in Boschs Bilderwelten zu vertiefen. Mich erstaunt die Fanatasie dieses Malers stets auf Neue. Sein Weltbild war freilich sehr pessimistisch. Er wusste das Dummheit, Verblendung, Unzucht, Zügellosigkeit, Habgier und Betrug die Gesellschaft seiner Zeit bestimmten und dokumentierte das in seinen Bildern.

Auf Seite 37 wird ein Gemälde Boschs gezeigt, das ich, wie schon erwähnt, besonders mag. Es trägt den Titel "Der Gaukler". Man kann schon sehr viel Freude am Spiel der Gaukler haben, sofern man ihr Spiel nicht Ernst nimmt.

Ein tolles Buch. Die Bildqualität ist hervorragend.

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Rezension: Emil Nolde (Gebundene Ausgabe)

Dieser Prachtband über das Leben und Werk des deutschen Malers Emil Nolde (1867-1956) ist von Manfred Reuther herausgegeben worden. Er auch hat das Vorwort geschrieben.

Das Buch ist untergliedert in:


-Emil Nolde heute
-Emil Nolde -Ein Malerleben
-In Berlin in die Südsee
-Blumen Gärten und Tiere
-Die grotesk-phantastischen Bilder
-Landschaften
-Die biblischen und Legendenbilder
-Die späten Jahre
-Beim Malen zugeschaut



Auf einer der letzten Seiten kann man knappe, aber dabei sehr gute Autorenbiographien über die Personen nachlesen, die die erläuternden Essays zu Nolde und dessen Werk verfasst haben. Es handelt sich bei den Autoren um: Dr. Andreas Fluck, Prof. Dr. Thomas Knubben, Jolanthe Nolde, Prof. Dr. Manfred Reuther, Dr. Christian Saehrendt und Prof. Dr. Martin Urban.

Prof. Dr. Manfred Reuther, der u.a. die einleitenden Worte verfasst hat, ist seit 1992 Direktor der Nolde Stiftung Seebüll.


Das Buch enthält 54 Abbildungen von Gemälden und 106 Abbildungen von Aquarellen Emil Noldes, zudem sind im Buch auch Fotos zu sehen u.a. ein Porträtfoto des Künstlers aus dem Jahre 1937 am unteren Ende der biografischen Übersicht auf Seite 299.


Die Qualität der Bilder möchte ich in allerhöchsten Tönen loben. Nur wenige Kunstbände sind von solch außerordentlicher Güte.


Man erfährt im Rahmen der Essays sehr viel Wissenswertes über den Maler, der ein bedeutender Vertreter des Expressionismus ist und der bereits in den 1920er Jahren von seinen Zeitgenossen zu einer urgewaltigen unergründlichen Naturerscheinung erklärt wurde,(vgl.: S. 10). Christian Saehrendt räumt zwar ein, dass in der Weimarer Republik selbst völkische Kreise Nolde für sich reklamierten, er gleichwohl im rechtsextremen Lager umstritten blieb.


1937 wurden 1052 Werke von ihm konfisziert, 1941 erhielt der Künstler Malverbot. 1943 wurde seine Berliner Wohnung mit dem größten Teil der Originalgrafik vernichtet. Man liest in Saehrendts Essay, dass Noldes Kunst nach 1945 systematisch als Aushängeschild deutscher Kultur benutzt wurde und erfährt in der Folge, wie das im Einzelnen aussah. Hinterfragt wird auch, was an Noldes Malerei im Hier und Jetzt fasziniert. Der Malstil des Künstlers betont die Materialität der Farbe und verweist auf das Moment des Zufalls im Prozess der Bildentstehung, (vgl.: S. 16).


Man liest von Noldes Anfangsjahren, seinen Fortbildungskursen an der Kunstgewerbeschule in Flensburg, seiner Zeit an der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe und seiner Anstellung als Kunstgewerbelehrer in St. Gallen. Im folgenden Jahr ging er an die Malschule Adolf Hoelzels, der zu den ersten Verfechtern der Verwendung der reinen Farbe gehörte. Er studierte die Werke Wilhelm Leibls, Arnold Böcklins und Max Liebermanns und malte akademische Akte sowie auch impressionistische Landschaften, (vgl.S. 23).


In Paris, dort hielt er sich 1899/1900 für neun Monate auf, lernte er die Werke Daumiers und Manets kennen, die ihn inspirierten. Mit seiner dänischen Frau, die er 1902 heiratete, lebte er in einem Fischerhäuschen am Strand der Insel Alsen in Dänemark . Hier entstanden 1904 eine Reihe grafischer Blätter. Allerdings wirkte bereits der Drang zur dramatischen Darstellung der gewalttätigen Beziehung zwischen Mensch und Natur. 1906 wurde er von der Dresdner Künstlergemeinschaft "Die Brücke" zum Beitritt aufgefordert, jedoch trat er 1907 bereits wieder aus.

Man liest von den ersten Blumen- und Gartenbildern, die 1906 entstanden und der Tatsache, dass es die frühen Blumenbilder waren, die Nolde bekannt gemacht haben. Die Bilder, die ab 1909 entstanden, zeigen bereits alle Merkmale, die seinen Stil ausmachen. 1910/11 malte er zahlreiche Aquarelle nach den Inszenierungen von Max Reinhardt am Deutschen Schauspielhaus. Dann folgten Auseinandersetzungen mit der Kunst der Naturvölker. 1913/ 14 wurde der Künstler ethnografischer Zeichner während einer Expedition zu den deutschen Inseln im Pazifik. Die Kunst der Südseeinsulaner u.a. beeindruckte ihn der ungebrochen starken Farben und der Formen der Maskenschnitzerei wegen, in der er eine tiefe Ursprünglichkeit künstlerischen Schaffens erkannte.


In den dann anschließenden Jahren schuf Nolde phantastische Bilder (vgl.: S.137ff) und Landschaften, die sich durch ihre wenigen, klaren Kompositionelinien und die Kraft der Farben auszeichneten. Man liest über den weiteren Lebensverlauf des Künstlers viele Details im Hinblick auf sein künstlerisches Schaffen, von seinem Leben in der NS-Zeit und seiner Serie "Ungemalte Bilder"(vgl.: S. 258ff), die einen Höhepunkt in seinem Werk darstellen. Diese Bilder thematisieren das menschliche Leben, den Tanz, das Spiel, Charaktere und Phantasiegestalten.

Gemalt sind diese Werke in Mischtechnik. Teile dieser Bilder hat Nolde nach 1945 auf das große Format des Ölbildes übertragen. Die Lockerheit seiner Ölgemälde, speziell der Landschafts- und Blumenbilder, erinnern an seine Aquarelle, die ihn zu vielen Ölbildern inspiriert haben sollen. Einen Hauptteil seiner Aquarelle stellen Landschaftbilder dar.


Die schönsten Aquarelle im Buch sind m.E. "Herbstmeer" von 1920 und "Abendlandschaft Nordfriesland". Noldes religiöse Bilder bleiben mir fremd, obschon mich "Der ungläubige Thomas" beeindruckt, der nicht glauben mag, was doch eindeutig zu sehen ist.


Ich liebe Noldes "Strelitzen", sein Gemälde "Frühling im Zimmer" von 1904 sowie seine Aquarelle "Reife Hagebutten", "Schwertlilien und Mohn" und Großer Mohn (rot, rot, rot). Seine Ausfüge ins Traumhafte und Visionäre empfinde ich als bedrohlich. Sie sind auch farblich nicht mein Fall.
Lieber tauche ich in Noldes Meeresexpression "Das Meer III", gemalt 1913 ein und fühle, wie mich das vielfarbige Wasser gedanklich erfrischt, wie auch motiviert in einem der Sommergärten Noldes von dem intensiven Rot dort betört zu werden.

Ein wundervolles Buch.
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Rezension: Renaissance am Rhein

Dies ist der Katalog zur Ausstellung "Renaissance am Rhein", die vom 16.9.2010 bis zum 6.2.2011 im LVR Landesmuseum Bonn gezeigt wird. Das Buch enthält 598 Abbildungen, davon sind 505 farbig. Dem Katalogteil sind zwei Grußworte, ein Vorwort und neun Essays vorangestellt, die sich mit der angepeilten Thematik vertiefend befassen.

In der Einleitung wird der Begriff "Renaissance" ausgelotet und auch erklärt, was man unter der Chiffre "am Rhein" zu verstehen hat. Sofern man den Begriff "Renaissance" auf seine kunstgeschichtliche Bedeutung verengt, ist er mehr als eine Stilrichtung, denn als geistige Bewegung gedacht. Die Austellung "Renaissance am Rhein" ist keine ausschließliche Präsentation herausragender Kunstwerke des 15. und 16. Jahrhunderts, sondern es wird ein recht breites Panorama von Kunst und Kultur dem Interessierten nahe gebracht.

Es ist wichtig zu wissen, dass außerhalb Italiens der Renaissancestil mit großer Verzögerung eindrang. Man erhält einen Überblick über das Rheinland in der Renaissance von 1450-1600, über die Zeit der burgundischen Hegemonie und den Beginn des habsburgischen Einflusses, über die territoriale Zersplitterung, über die Vereinigung der niederländischen Herzogtümer und auch über das Rheinland in der europäischen Politik und über den Kölner Reformversuch. Interessant finde ich den Beitrag über den rheinischen Humanismus und die Renaissance. Man liest über Nicolaus von Kues, der ursprünglich vom Papst zu einem der Meditatoren für den Frieden von Maastricht bestimmt war und erfährt, dass das gesamte Bildungswesen im Rheinland im 15. und 16. Jahrhundert durch den Einfluss der Humanisten verändert wurde. Um 1600 zerbrach die Einheit der Christenheit am Rhein. Drei Viertel der Bevölkerung gehörten der katholischen Kirche an und ein Viertel hatte sich der Reformation zugewandt.

Man erfährt, wie der Humanismus auch am Rhein die Bildungsgesellschaft verändert hat und auch worin die Eigenheiten und Entfaltungsorte des Humanismus im Rheinland zu suchen sind und es kommt schließlich auch die Kölner Universität zur Sprache. Zahlreiche Absolventen der Kölner Uni bekamen Anstellungen an Gymnasien im Rheinland, so dass der Humanismus allmählich nicht nur in die gelehrte Welt am Rhein, sondern auch auch in die Alltagskultur der gebildeten Bürger einzusickern vermochte, (vgl.: S.50).
Über die mediengeschichtlichen Innovationen in jener Zeit im Rheinland wird man unterrichtet und man erfährt, dass diese Region als wichtiger Freihandelsraum sowohl für Güter als auch für Nachrichten aller Art genutzt wurde. Ausführlich wird die Architektur der Renaissance am Rhein fokussiert. Hier kommt auch der Arkadenhof des Kölner Rathauses ins Blickfeld, der im antiken Stil und mit "Blyerck uo antyx" entworfen wurde. Im Rahmen der architektonischen Betrachtungen sind Burgen und Schlösser, aber auch Adelssitze, Amtshöfe und Bürgerhäuser ein Thema. Viele dieser schönen Gebäude fielen leider dem historischen Desinteresse im 20. Jahrhundert zum Opfer.

Über den Maler Bartholomäus Bruyn d. Älteren wird man ausführlich aufgeklärt und fast hätte ich es vergessen, auch über das kurfürstliche Mäzenatentum, bevor man sich einer alten Ansicht Kölns erfreuen und dann in den breitangelegten, hochinformativen Katalogteil vertiefen kann. Dieser ist untergliedert in:

-Der Raum und die Menschen

-Die Länder am Rhein im europäischen Kontext

-Die Renaissance als Innovationsprozess

-Welt im Aufbruch: Renaissance am Rhein

-Ausblick: Das Rheinland um 1600-

-Neue Herren, neue Grenzen

Die vorgestellten Exponate werden alle ausführlich erklärt. Fasziniert hat mich das "Astrolab" von Caspar Vopelius aus dem Jahre 1561, das "Epitaph für Heinrich von Wiltberg" von Peter Osten aus dem Jahre 1571, die Büste Karls V, um 1520, die "Statue der Fortuna", um 1570, die man normalerweise in Gelsenkirchen besichtigen kann, die Abbildungen des Hochaltars von Xanten, von Bartolomäus Bruyn d.Ä., die vielen Degen und Dolche sowie Pokale und andere Kostbarkeiten aus jenen Zeiten. Unmöglich auf all das näher einzugehen.

Das Buch verdeutlicht mir, dass es sich lohnt, die Ausstellung in Bonn zu besichtigen. Es ist sehr sinnvoll, zunächst das Buch zu lesen, denn dann versteht man besser, was einem dort visuell entgegengebracht wird.

Empfehlenswert.


Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.


Rezension: Spiele der Frauen. Künstlerinnen im Surrealismus (Gebundene Ausgabe)

Karoline Hille stellt in diesem Buch Künstlerinnen des Surrealismus vor. Näher thematisiert werden das Leben und Schaffen der Künstlerinnen Toyen, Claude Cahun, Lee Miller, Dora Maar, Meret Oppenheim, Leonor Fini, Leonora Carrington, Kay Sage, Dorothea Tanning und Unica Zürn.

Im Vorfeld kann man sich in einen Essay über "Surrealistische Traumfrauen- Künstlerinnen des Surrealismus" vertiefen. Der Surrealismus war zunächst eine Bewegung in der Literatur später in der Malerei, die sich die Darstellung des Irrationalen und des Traumhaften in den Tiefen des psychisch Unbewussten zum Ziel gesetzt hatte. 1924 wurde in Paris eine surrealistische Künstlergruppe gegründet. Der Dichter Brenton, der Hauptinitiator der Bewegung war, definierte den Surralismus wie folgt:"...Reiner psychischer Automatismus, in den man sich versetzt, um mündlich, schriftlich oder auf irgend eine sonstige Weise das wirkliche Funktionieren des Denkens zum Ausdruck zu bringen. Man steht dabei unter dem Diktat des Denkstroms, jegliche Kontrolle durch die Vernunft fällt ebenso weg, wie alle ästherischen und moralischen Bedenken."


Gezeigt wird im Buch, wie schwer es für die Surrealistinnen war, von ihren männlichen Kollegen ernst genommen zu werden. Brenton erwähnte in seiner Schrift "Surrealismus und Malerei" von 1928 keine einzige Frau. Nicht selten wurden die Surrealistinnen aufgrund ihrer sexuellen Freiheit zum bloßen Fetischobjekt der Blicke gemacht. Dies gilt nicht zuletzt für Meret Oppenheim, die in diese erotische Falle gegangen ist. An ihr zeigt sich, was geschah, wenn die Männer aus einer realen Künstlerin eine ihrer surrealistischen Kunstfiguren machten.


Allerdings schafften es einige Künstlerinnen, dem Surrealismus mit ihren Bildern, Dichtungen und Fotografien eine individuelle, weibliche Facette hinzuzufügen. Man liest von Künstlerinnen, die mit ihren Identitäten spielten und sich Traumfiguren und Fantasiegeschöpfe verwandelten. Bei keiner der Künstlerinnen war der emazipatorische Prozess im Streben nach künstlerischer und menschlicher Freiheit konflikt- und schmerzfrei. Dies machen all die im Buch enthaltenen, gelungenen Künstlerinnenporträts deutlich, die illustriert sind mit Fotos aber auch mit Ablichtungen einzelner Werke der Künstlerinnen, wie etwa Dorotheas Tannings "Birthday", Kay Sages " Ich sah drei Städte" , Leonor Finis " Die Hexe" und Meret Oppenheims "Die Steinfrau".


Empfehlenswert.



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