Der Maler Hieronymus Bosch (um 1459- 1516) gehört zu den bedeutendsten und interessantesten altniederländischen Malern. Er ist neben Dürer übrigens mein Lieblingsmaler.
In seinen mit grandioser künstlerischer Kraft und ungewöhnlicher Fantasie geschaffenen, von großen grotesken Inhalten sinnbildlicher Bedeutung überquellenden Gemälden, findet der Geisteswandel zwischen dem Ausgang des Mittelalters und dem Anbruch der Neuzeit einen einzigartigen, zu immer neuen Deutungen anregenden Ausdruck. Im vorliegenden Buch wird nach einem einleitenden Vorwort von Professor Jos Koldeweiy das Gesamtwerk des Künstlers aus `s -Hertogenbosch näher besprochen.
Koldeweij, ein anerkannter Spezialist für Kunstgeschichte und Kunsthandwerk des späten Mittelalters und der Renaissance, begleitet textlich durch das gesamte Buch und erläutert das Werk des großen Künstlers detaillert.
Das Heuwagen-Tryptichon ist die erste große satirische-moralische Allegorie Boschs, die vollständig erhalten ist. Das Werk stellt einen Höhepunkt seiner Darstellung kleiner, dynamischer bewegter Figuren dar. Inhaltlich greift Bosch auf die Mystiker des 14/15. Jahrhundert zurück: eine Betrachtung menschlicher Torheiten, die mit der Vorgeschichte beginnt, zur Gegenwart übergeht und in die Zukunft blickt.
Auf dem Tryptichon "Der Garten der Lüste" stehen Riesenerdbeeren neben kopflosen Menschen, Vögel werden zu Reittieren. Dies alles sind Symbole einer eigentümlichen, tief pessimistischen Weltschau, die sich auch in den dürren, hohlen, leeren und leblosen Formen ausdrückt, denen Zeugungssymbole beigestellt sind.
Nähere Erläuterung zu diesen Gemälden, aber auch u.a. zum "Narrenschiff", seinem Tryptichon "Das Jüngste Gericht", dem wundervollen Gemälde "Die gekreuzigte Märtyrerin" und dem von mir überaus geschätzen Gemälde "Der Gaukler", die man im Grunde als gedankliche Bilder begreifen muss, verschaffen, neben der genauen Ausleuchtung seiner Person dem Leser ein Idee von diesem großen Künstler, dessen ausdrucksstarke Formensprache und ausschweifende Fantastik charakteristisch für ihn sind.
Sein Einfluss ist bis in die Malerei des 20. Jahrhunderts spürbar. Besonders der Surrealismus hat in dem radikal die kausalen Zusammenhänge zerstörenden Bosch eines seiner großen Vorbilder gefunden.
Es ist immer wieder ein Genuss, sich in Boschs Bilderwelten zu vertiefen. Mich erstaunt die Fanatasie dieses Malers stets auf Neue. Sein Weltbild war freilich sehr pessimistisch. Er wusste das Dummheit, Verblendung, Unzucht, Zügellosigkeit, Habgier und Betrug die Gesellschaft seiner Zeit bestimmten und dokumentierte das in seinen Bildern.
Auf Seite 37 wird ein Gemälde Boschs gezeigt, das ich, wie schon erwähnt, besonders mag. Es trägt den Titel "Der Gaukler". Man kann schon sehr viel Freude am Spiel der Gaukler haben, sofern man ihr Spiel nicht Ernst nimmt.
Ein tolles Buch. Die Bildqualität ist hervorragend.
Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.
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