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Rezension:Gustave Courbet: Ein Traum von der Moderne (Gebundene Ausgabe)

Dies ist der Katalog zu Ausstellung "Ein Traum von der Moderne", die derzeit (15.10.-30.1.2010) in der Kunsthalle Schirn in Frankfurt am Main gezeigt wird.

Das Vorwort hat Max Hollein verfasst. Diesem folgen insgesamt 12 Essays unterschiedlicher Autoren, die darin dem Werk und der Person Courbets feinsinnig nachspüren.

Thematisiert werden u.a. Courbet als Künstler, Träumer und Philosoph und auch der mimische Ausdruck sowie die träumenden Akte bei diesem großen Künstler. Des Weiteren kommt Courbet als Maler von Albtraum und Schlaf zur Sprache. Zu Courbets Jagdbilder liest man Erhellendes, gleichwohl zu seinem Traum von Gerechtigkeit und schließlich wird man über den Stellenwert Courbets in der Kunst der Moderne und in der Gegenwart vielschichtig informiert. Zusammengefasst liest man, dass dieser "andere" Courbet, der im Buch zum Betrachtungsgegenstand gemacht wird, von der deutschen Romantik ausgehend (es gab eine kurze Phase, in der er literarische Sujets, so etwa von Goethe, Victor Hugo und George Sand, malte) die Vision einer poetischen Kunst realisierte, die anschließend im Symbolismus und Surrealismus erneut aufgegriffen wurde.

Gustave Courbet (10.6.1819-31.12.1877) war französischer Landschafts- Porträt- und Genremaler. Er übte in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts großen Einfluss auf die französische Malerei aus, nicht zuletzt, weil er einer der ersten Maler seiner Zeit war, der die Kunst als Selbstbehauptung der Persönlichkeit gegen die akademische Tradition begriff. Das Leben des Künstlers stand im Zeichen der Auflehnung gegenüber überkommene und veränderungswürdige und ästhetische Anschauungsformen.

Ich sehe davon ab, an dieser Stelle seine Biografie nachzuzeichnen. Diese können Sie im Buch den Seiten 286- 289 entnehmen.

Die abgebildeten Werke, zu denen Zeichnungen, Skizzen und Gemälde zählen, zeigen nicht selten schlafende, ruhende auch nachdenkliche und lesende Menschen, auch einige sehr schöne Landschaftsbilder und diverse Stillleben darf man bewundern. Das Buch enthält insgesamt 220 Abbildungen. Die 100 Ausstellungsobjekte im Katalog sind alle ausführlich beschrieben. Bezaubernd ist das Gemälde "Liebespaar auf dem Lande". In der Bildinterpretation liest man u.a., dass im Wirbel des körperbetonten Walzers der Maler die bürgerlichen Zwänge hinter sich lasse. Es herrsche Spannung zwischen leidenschaftlicher Hingabe auf Seiten des Mädchens und träumerischer Selbstversunkenheit des Mannes, (vgl.: S.106). So sehe ich das auch.



Gefallen hat mir das Ölgemälde "Bildnis des Dichters und Kunstkritikers Charles Baudelaire". Der Maler soll während der Arbeit an diesem Bild die Unfasslichkeit des Dichters beklagt haben. Die skizzenhafte Malweise und die farbliche Unruhe sollen den unsteten Charakter des Dichters abbilden,(vgl.: S. 222).

Eines meiner Lieblingsbilder in diesem Katalog ist "Jo, die schöne Irin". Die Bildinterpretation, die ich an dieser Stelle leider nicht vollständig zitieren darf, enthält folgenden Satz: "Die atemberaubende Gewalt der Schönheit, von der Courbet offenbar fasziniert war, wird durch die Nüchternheit des Blicks gerade eben noch im Zaume gehalten - als wolle der Maler sich dagegen wehren, der Verführungskraft seines Modells wie der Femme fatale zu erliegen.(Zitat: S. 226)

Ahnen Sie wie schön diese Frau mit ihren prachtvollen, ungebändigten roten Haaren ist? Auf dem Titelbild des Buches können Sie sie sehen.

Angetan bin ich von dem Landschaftsbild "Felsenküste bei Étretat", nicht zuletzt, weil ich mich während meiner Studienzeit dort mehrfach aufgehalten habe. Man könne oberhalb der Klippen am Meer entlang wandern und bemerkenswert sei das Licht. Das stimmt. All dies ist auf dem Gemälde sehr schön dargestellt, auch der Ausdruck von Selbstsuche und Selbstfindung, die durch die Farbwahl transportiert wird, sowie die Reflektion von Leben und Tod. Sich aufgrund von Liebeskummer von diesen Klippen zu stürzen, ist ein romantisches Ansinnen, das häufiger in die Tat umgesetzt wird als man gemeinhin glaubt. Vielleicht macht genau dies für einen Maler die Faszination des Ortes aus, an dem das Meer zur Melancholie neigende Menschen wie ein betörender Minnesänger in den Tod lockt.

Ein hochinformativer Katalog zur Ausstellung, die ich jedem empfehle zu besuchen.

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