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Rezension: Emil Nolde (Gebundene Ausgabe)

Dieser Prachtband über das Leben und Werk des deutschen Malers Emil Nolde (1867-1956) ist von Manfred Reuther herausgegeben worden. Er auch hat das Vorwort geschrieben.

Das Buch ist untergliedert in:


-Emil Nolde heute
-Emil Nolde -Ein Malerleben
-In Berlin in die Südsee
-Blumen Gärten und Tiere
-Die grotesk-phantastischen Bilder
-Landschaften
-Die biblischen und Legendenbilder
-Die späten Jahre
-Beim Malen zugeschaut



Auf einer der letzten Seiten kann man knappe, aber dabei sehr gute Autorenbiographien über die Personen nachlesen, die die erläuternden Essays zu Nolde und dessen Werk verfasst haben. Es handelt sich bei den Autoren um: Dr. Andreas Fluck, Prof. Dr. Thomas Knubben, Jolanthe Nolde, Prof. Dr. Manfred Reuther, Dr. Christian Saehrendt und Prof. Dr. Martin Urban.

Prof. Dr. Manfred Reuther, der u.a. die einleitenden Worte verfasst hat, ist seit 1992 Direktor der Nolde Stiftung Seebüll.


Das Buch enthält 54 Abbildungen von Gemälden und 106 Abbildungen von Aquarellen Emil Noldes, zudem sind im Buch auch Fotos zu sehen u.a. ein Porträtfoto des Künstlers aus dem Jahre 1937 am unteren Ende der biografischen Übersicht auf Seite 299.


Die Qualität der Bilder möchte ich in allerhöchsten Tönen loben. Nur wenige Kunstbände sind von solch außerordentlicher Güte.


Man erfährt im Rahmen der Essays sehr viel Wissenswertes über den Maler, der ein bedeutender Vertreter des Expressionismus ist und der bereits in den 1920er Jahren von seinen Zeitgenossen zu einer urgewaltigen unergründlichen Naturerscheinung erklärt wurde,(vgl.: S. 10). Christian Saehrendt räumt zwar ein, dass in der Weimarer Republik selbst völkische Kreise Nolde für sich reklamierten, er gleichwohl im rechtsextremen Lager umstritten blieb.


1937 wurden 1052 Werke von ihm konfisziert, 1941 erhielt der Künstler Malverbot. 1943 wurde seine Berliner Wohnung mit dem größten Teil der Originalgrafik vernichtet. Man liest in Saehrendts Essay, dass Noldes Kunst nach 1945 systematisch als Aushängeschild deutscher Kultur benutzt wurde und erfährt in der Folge, wie das im Einzelnen aussah. Hinterfragt wird auch, was an Noldes Malerei im Hier und Jetzt fasziniert. Der Malstil des Künstlers betont die Materialität der Farbe und verweist auf das Moment des Zufalls im Prozess der Bildentstehung, (vgl.: S. 16).


Man liest von Noldes Anfangsjahren, seinen Fortbildungskursen an der Kunstgewerbeschule in Flensburg, seiner Zeit an der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe und seiner Anstellung als Kunstgewerbelehrer in St. Gallen. Im folgenden Jahr ging er an die Malschule Adolf Hoelzels, der zu den ersten Verfechtern der Verwendung der reinen Farbe gehörte. Er studierte die Werke Wilhelm Leibls, Arnold Böcklins und Max Liebermanns und malte akademische Akte sowie auch impressionistische Landschaften, (vgl.S. 23).


In Paris, dort hielt er sich 1899/1900 für neun Monate auf, lernte er die Werke Daumiers und Manets kennen, die ihn inspirierten. Mit seiner dänischen Frau, die er 1902 heiratete, lebte er in einem Fischerhäuschen am Strand der Insel Alsen in Dänemark . Hier entstanden 1904 eine Reihe grafischer Blätter. Allerdings wirkte bereits der Drang zur dramatischen Darstellung der gewalttätigen Beziehung zwischen Mensch und Natur. 1906 wurde er von der Dresdner Künstlergemeinschaft "Die Brücke" zum Beitritt aufgefordert, jedoch trat er 1907 bereits wieder aus.

Man liest von den ersten Blumen- und Gartenbildern, die 1906 entstanden und der Tatsache, dass es die frühen Blumenbilder waren, die Nolde bekannt gemacht haben. Die Bilder, die ab 1909 entstanden, zeigen bereits alle Merkmale, die seinen Stil ausmachen. 1910/11 malte er zahlreiche Aquarelle nach den Inszenierungen von Max Reinhardt am Deutschen Schauspielhaus. Dann folgten Auseinandersetzungen mit der Kunst der Naturvölker. 1913/ 14 wurde der Künstler ethnografischer Zeichner während einer Expedition zu den deutschen Inseln im Pazifik. Die Kunst der Südseeinsulaner u.a. beeindruckte ihn der ungebrochen starken Farben und der Formen der Maskenschnitzerei wegen, in der er eine tiefe Ursprünglichkeit künstlerischen Schaffens erkannte.


In den dann anschließenden Jahren schuf Nolde phantastische Bilder (vgl.: S.137ff) und Landschaften, die sich durch ihre wenigen, klaren Kompositionelinien und die Kraft der Farben auszeichneten. Man liest über den weiteren Lebensverlauf des Künstlers viele Details im Hinblick auf sein künstlerisches Schaffen, von seinem Leben in der NS-Zeit und seiner Serie "Ungemalte Bilder"(vgl.: S. 258ff), die einen Höhepunkt in seinem Werk darstellen. Diese Bilder thematisieren das menschliche Leben, den Tanz, das Spiel, Charaktere und Phantasiegestalten.

Gemalt sind diese Werke in Mischtechnik. Teile dieser Bilder hat Nolde nach 1945 auf das große Format des Ölbildes übertragen. Die Lockerheit seiner Ölgemälde, speziell der Landschafts- und Blumenbilder, erinnern an seine Aquarelle, die ihn zu vielen Ölbildern inspiriert haben sollen. Einen Hauptteil seiner Aquarelle stellen Landschaftbilder dar.


Die schönsten Aquarelle im Buch sind m.E. "Herbstmeer" von 1920 und "Abendlandschaft Nordfriesland". Noldes religiöse Bilder bleiben mir fremd, obschon mich "Der ungläubige Thomas" beeindruckt, der nicht glauben mag, was doch eindeutig zu sehen ist.


Ich liebe Noldes "Strelitzen", sein Gemälde "Frühling im Zimmer" von 1904 sowie seine Aquarelle "Reife Hagebutten", "Schwertlilien und Mohn" und Großer Mohn (rot, rot, rot). Seine Ausfüge ins Traumhafte und Visionäre empfinde ich als bedrohlich. Sie sind auch farblich nicht mein Fall.
Lieber tauche ich in Noldes Meeresexpression "Das Meer III", gemalt 1913 ein und fühle, wie mich das vielfarbige Wasser gedanklich erfrischt, wie auch motiviert in einem der Sommergärten Noldes von dem intensiven Rot dort betört zu werden.

Ein wundervolles Buch.
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