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Rezension: Renaissance am Rhein

Dies ist der Katalog zur Ausstellung "Renaissance am Rhein", die vom 16.9.2010 bis zum 6.2.2011 im LVR Landesmuseum Bonn gezeigt wird. Das Buch enthält 598 Abbildungen, davon sind 505 farbig. Dem Katalogteil sind zwei Grußworte, ein Vorwort und neun Essays vorangestellt, die sich mit der angepeilten Thematik vertiefend befassen.

In der Einleitung wird der Begriff "Renaissance" ausgelotet und auch erklärt, was man unter der Chiffre "am Rhein" zu verstehen hat. Sofern man den Begriff "Renaissance" auf seine kunstgeschichtliche Bedeutung verengt, ist er mehr als eine Stilrichtung, denn als geistige Bewegung gedacht. Die Austellung "Renaissance am Rhein" ist keine ausschließliche Präsentation herausragender Kunstwerke des 15. und 16. Jahrhunderts, sondern es wird ein recht breites Panorama von Kunst und Kultur dem Interessierten nahe gebracht.

Es ist wichtig zu wissen, dass außerhalb Italiens der Renaissancestil mit großer Verzögerung eindrang. Man erhält einen Überblick über das Rheinland in der Renaissance von 1450-1600, über die Zeit der burgundischen Hegemonie und den Beginn des habsburgischen Einflusses, über die territoriale Zersplitterung, über die Vereinigung der niederländischen Herzogtümer und auch über das Rheinland in der europäischen Politik und über den Kölner Reformversuch. Interessant finde ich den Beitrag über den rheinischen Humanismus und die Renaissance. Man liest über Nicolaus von Kues, der ursprünglich vom Papst zu einem der Meditatoren für den Frieden von Maastricht bestimmt war und erfährt, dass das gesamte Bildungswesen im Rheinland im 15. und 16. Jahrhundert durch den Einfluss der Humanisten verändert wurde. Um 1600 zerbrach die Einheit der Christenheit am Rhein. Drei Viertel der Bevölkerung gehörten der katholischen Kirche an und ein Viertel hatte sich der Reformation zugewandt.

Man erfährt, wie der Humanismus auch am Rhein die Bildungsgesellschaft verändert hat und auch worin die Eigenheiten und Entfaltungsorte des Humanismus im Rheinland zu suchen sind und es kommt schließlich auch die Kölner Universität zur Sprache. Zahlreiche Absolventen der Kölner Uni bekamen Anstellungen an Gymnasien im Rheinland, so dass der Humanismus allmählich nicht nur in die gelehrte Welt am Rhein, sondern auch auch in die Alltagskultur der gebildeten Bürger einzusickern vermochte, (vgl.: S.50).
Über die mediengeschichtlichen Innovationen in jener Zeit im Rheinland wird man unterrichtet und man erfährt, dass diese Region als wichtiger Freihandelsraum sowohl für Güter als auch für Nachrichten aller Art genutzt wurde. Ausführlich wird die Architektur der Renaissance am Rhein fokussiert. Hier kommt auch der Arkadenhof des Kölner Rathauses ins Blickfeld, der im antiken Stil und mit "Blyerck uo antyx" entworfen wurde. Im Rahmen der architektonischen Betrachtungen sind Burgen und Schlösser, aber auch Adelssitze, Amtshöfe und Bürgerhäuser ein Thema. Viele dieser schönen Gebäude fielen leider dem historischen Desinteresse im 20. Jahrhundert zum Opfer.

Über den Maler Bartholomäus Bruyn d. Älteren wird man ausführlich aufgeklärt und fast hätte ich es vergessen, auch über das kurfürstliche Mäzenatentum, bevor man sich einer alten Ansicht Kölns erfreuen und dann in den breitangelegten, hochinformativen Katalogteil vertiefen kann. Dieser ist untergliedert in:

-Der Raum und die Menschen

-Die Länder am Rhein im europäischen Kontext

-Die Renaissance als Innovationsprozess

-Welt im Aufbruch: Renaissance am Rhein

-Ausblick: Das Rheinland um 1600-

-Neue Herren, neue Grenzen

Die vorgestellten Exponate werden alle ausführlich erklärt. Fasziniert hat mich das "Astrolab" von Caspar Vopelius aus dem Jahre 1561, das "Epitaph für Heinrich von Wiltberg" von Peter Osten aus dem Jahre 1571, die Büste Karls V, um 1520, die "Statue der Fortuna", um 1570, die man normalerweise in Gelsenkirchen besichtigen kann, die Abbildungen des Hochaltars von Xanten, von Bartolomäus Bruyn d.Ä., die vielen Degen und Dolche sowie Pokale und andere Kostbarkeiten aus jenen Zeiten. Unmöglich auf all das näher einzugehen.

Das Buch verdeutlicht mir, dass es sich lohnt, die Ausstellung in Bonn zu besichtigen. Es ist sehr sinnvoll, zunächst das Buch zu lesen, denn dann versteht man besser, was einem dort visuell entgegengebracht wird.

Empfehlenswert.


Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.


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