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Rezension: Presence- Christine Turnauer

Der Fotoband "Presence" zeigt Arbeiten der Fotografin Christine Turnauer, die in den 1970er Jahren bei diversen Fotografen in Paris in die Lehre ging. Ab 1974 bis 1976 arbeitete sie als Assistentin von Frank Horvart, anschließend bis 1979 als freischaffende Fotografin in Paris. Noch im gleichen Jahr wanderte die Fotografin nach Alberta in Westkanada aus, um dort eine Farm zu betreiben und zudem Kunstgeschichte zu studieren.

Sie verfolgte in jenen Jahren mehrere fotografische Projekte. Dabei war wohl das bedeutendste eine Serie von Porträts traditioneller, amerikanischer Indianertänzer. Der Band mit den realisierten Bildern erschien unter dem Titel "Porträts" 1992. 1995 verließ Turnauer Kanada und ging nach Paris zurück. In dieser Zeit hielt sie sich immer wieder in Österreich auf, um dort Bergbauern abzulichten.

Ab dem Jahre 2000 reiste sie dann ihrer Fotoprojekte wegen von Paris, nach Japan, Rumänien, Äthiopien, Jerusalem, Indien, Griechenland, in die Türkei und in die Mongolei.

Das Vorwort zum Buch hat Frank Horvart verfasst, bei dem die Künstlerin 1974 zwei Jahre lang Assistentin war. Seither sind sie Freunde. Horvart schreibt, dass das fotografische Projekt aus dem die Bilder für das Buch ausgesucht wurden, keiner geplanten oder aktiv verfolgten Route folge, sondern wohl mehr einer Reise gleiche, bei der jeder Schritt zum nächsten führe. Motivation für das Fotografieren sei bei Turnauer in erster Linie das Zeigenwollen.

Ihr Ziel sei es, etwas über außergewöhnliche Menschen am Ende der Welt zu berichten, mit denen sie wenig gemeinsam habe, die sie jedoch sah und von denen sie gesehen worden sei.

In der Einleitung schreibt Turnauer, dass sie seit frühester Kindheit von Menschen fasziniert sei. Ihr Mentor Frank Horvart weckte ihren Wissensdurst und vermittelte ihr den Gedanken, dass Kultur uns hilft, die Zusammenhänge der Welt zu verstehen.

Die Fotografin erläutert, weshalb sie Nacken von Menschen abgelichtet habe und erwähnt u.a., dass diese unser Wesen offenbaren, ein Indiz unserer Haltung seien, die sich über Jahre eingeschrieben habe.  

Die Fotografin  zeigt schwarze Rabis in Jerusalem, Geishas in Japan, religiöse Menschen in Indien, Griechenland und der Türkei, Pygmäen in Zentralafrika und Nomaden in der Mongolei. Turnauer faszinieren die Vielfalt der Menschheit und dabei auch der rote Faden, der uns hierbei verbindet, wie sie hervorhebt. 

Die Texte im Buch kann man in deutscher, englischer und französischer Sprache nachlesen. Die beeindruckenden Schwarz-Weiß-Porträts sind  auf den letzten Seiten nochmals im Kleinformat abgebildet. Hier erfährt man dann auch, wer die Personen im Einzelnen sind und erhält eine Kurzcharakterisierung des Eindrucks, den die Fotografin jeweils hatte. 

Alle Personen sind sehr ausdrucksstark. Besonders beeindrucken mich das Antlitz einer äthiopischen Kohlenhändlerin und das eines griechischen Schäfers. Beide Personen strahlen viel Herz aus. Je älter Menschen werden, umso entlarvender sind ihre Gesichter. Nichts ist wohltuender als ein Anlitz, das die Jahrzehnte  lang gelebte Offenheit und Herzlichkeit eines Menschen dokumentiert.

Sehr empfehlenswert.

Text- Copyright: Helga König
Foto: Hatje und Cantz

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