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Rezension: #Paris - Serge Ramelli- te Neues

Serge Ramelli hat die künstlerisch sehr bemerkenswerten Schwarz-Weiß-Fotos von Paris für diesen Bildband von teNeues realisiert. Der Fotograf und Filmproduzent  ist ein neugieriger, kreativer Geist, der sich bemüht, stets neue Techniken, sei es mit Computer oder Kamera zu entdecken. Auf diese Weise möchte er das Erhabene der Stadtlandschaften besser wiedergeben. Seine Fotografien bestechen wegen ihres nahezu filmischen Charakters. 

Das Buch verzichtet auf langatmige, textliche Erläuterungen. Außer einigen Klappentextinfos und einer Einführung besteht das Werk ausschließlich aus Bildern von Paris. Die Texte sind in englischer, deutscher und französischer Sprache abgedruckt. Ramelli hat eine Affinität, die Stadt mit umhängendem Fotoapparat zu durchstreifen. Er hält Ausschau auf die geeigneten Lichtverhältnisse und Straßenszenen. 

Bei seinen Impressionen von Paris verlässt er dokumentarische, traditionell mit der Street Photography verknüpfte Dimensionen. Er fotografiert mit Distanz, die fast an Luftbilder erinnert. 

Harold Hinsinger wartet mit einer zwei Seiten umfassenden Einleitung auf, wo man mehr über die Fotos von Ramelli erfährt, auch dass bei ihm der Himmel ein immer wiederkehrendes Motiv darstellt. Der Himmel meist bei Dämmerung oder Gewitterstimmung aufgenommen, ist spektakulär und ein Markenzeichen des Fotografen. 

Die Fotos sind letztlich schaurig schön. Man vermutet den bereits stattgefunden habenden Weltuntergang, wenn man den Himmel erblickt, sieht nur noch wenige Menschen auf der Straße, unscheinbar. Das Auge richtet sich auf die Architektur, die in ihrer facettenreichen Schönheit fasziniert. 

Zu sehen sind der Notre Dame aus unterschiedlichen Perspektiven, der Arc de Triomphe, das Musée d´ Orsay, das Panthéon, um nur einige der Gebäude aufzuzählen. Alles erscheint so, als würde der jüngste Tag bereits dem Gestern angehören, keiner ist mehr da, nur der Fotograf, der den Werken der Architekten und all der Menschen, die Paris erbauten, ein letztes Mal huldigt. 

Menschenleer, die Stadt. 

ER hat sie fast alle  ausgetilgt, weil sie sich nicht an seine Gebote hielten, offenbar. Nur die Künstler von Paris hat er am Leben gelassen auch Serge Ramelli, der als Chronist den Tag danach verewigt hat. 

Die schöne Stadt in ihrer Stille, sich auf sich selbst besinnend... Bald werden die dunklen Wolken wieder entschwunden sein und neues Leben wird erblühen, denn Paris ist noch immer die Stadt der Liebe. 

Empfehlenswert 

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum teNeues Verlag und können das Buch doet bestellen:http://www.teneues.com/shop-de/paris2.html. Sie können es aber auch direkt bei Ihrem Buchhändler vor Ort ordern.

Rezension: Monet und die Geburt des Impressionismus- Prestel

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Städel Museum, die dort vom 11.3. bis zum 21.6. 2015 gezeigt wird. Das Vorwort dazu hat der Direktor dieses Museums Max Hollein verfasst. Felix Krämer, der Kurator,  ist einer der Essayisten, die in diesem Katalog dafür sorgen, dass die Bilder der Ausstellung hinreichend kommuniziert werden.

Bevor man sich in diese Essays vertieft und lange bevor man in die Bilderwelten eintaucht, sollte man die Kurzbiografien der Künstler lesen, die neben Monet in der Ausstellung gezeigt werden. Cézanne, Courbet, Degas, Manet, Pissaro, Millet, Renoir und Sisley kennen viele, schwieriger wird es vielleicht bei Malern wie Jongkind oder der Künstlerin Mary Cassat.

Zur Sprache gebracht wird in diesem Band wie Protagonisten des Impressionismus  in den 1860ern und 1870ern ihre neuen Seherfahrungen umsetzten und ein neuer Stil heranreifte. 

Die Ausstellung  konnte nur entstehen, weil verschiedene Firmen, in erster Linie die Commerzbankstiftung das Projekt materiell förderten. 

Themen der Essays: 
- Monet und die Geburt des Impressionismus (Felix Krämer) 
- "Zwischen dem Motiv und mir"- Sehfilter und Blicksperren im impressionistischen Bild (Nerina Santoris) 
-Augenblicke, Momente, Minuten- Impression und die Industralisierung der Zeit- André Dombrowski 
-Einladend oder Abweisend? Der frühimpressionistische Bildvordergrund und seine Wirkung auf den Betrachter – Hollis Clayson 
-Von der friedlichen Koexistenz und förderlicher Konkurrenz- Zum Verhältnis von Malerei und Fotografie zur Zeit des Impressionismus- Nele Putz 
-Der Impressionismus in der Karikatur- Chantal Eschenfelder
- Kompositionsplanung und Farbauftrag bei Claude Monet- Zwei Gemälde aus der Sammlung des Städel Museum-Eva Bader 

Auf die einzelnen Essays näher einzugehen, sprengt leider den Rahmen dieser Rezension, denn die Beleuchtung all der Facetten der Thematik ist textlich sehr umfangreich. Sich zunächst mit Monet, den Anfängen des Impressionismus, seinem Salon-Debüt und seinem Durchbruch zu befassen, ist mithilfe des Essays von Felix Krämer möglich. 

Hier auch erfährt man mehr über die Ausstellung selbst. Das Städel verfügt mit Monets Gemälde "Das Mittagessen" über ein Schlüsselwerk des Impressionismus. Ausgehend von diesem Werk, nimmt die Bilderschau die Anfänge der Bewegung in den Blick, beleuchtet die historischen Voraussetzungen, die entscheidend waren für ihr Entstehen und den Erfolg. 

Aspekte wie Wandel des Verhältnisses von Mensch und Natur, auch Veränderung der Wahrnehmung von Zeit spielen eine Rolle, zudem die visuelle Erfahrung der Großstadt, die Verbreitung der Fotografie und die Rezeption des Impressionismus in der Karikatur. 

Sie werden sowohl in der Ausstellung als auch in den Katalogbeiträgen beleuchtet. Dabei folgt die Ausstellung einer lockeren chronologischen Gliederung, wie der Kurator anmerkt. In einem Prolog werden die direkten Vorbilder wie etwa die "Schule von Barbizon"  oder auch Gustave Courbet vorgestellt. Anhand von Seestücken und Standszenen wird der erkennbare Einfluss Eugène Boudins und Johan Barthold Jongkinds auf die Hinwendung Monets zur Freilichtmalerei zu Sprache gebracht. Im Hauptteil dann geht es um die Entwicklung von den früheren, nicht selten mit dem Blick auf das Salonpublikum und die –jury geschaffenen "Szenen des modernen Lebens" bis hin zu den Arbeiten der späten 1870er Jahre. Im Epilog schließlich werden einige charakteristische Werke aus Monets späten Werk gezeigt, an denen sich die Verdrängung des Bildgegenstandes beispielhaft darstellen lässt. 

Wie man liest, hat keine vorhergehende Kunstströmung das Spiel von Farbe und Licht so vorangetrieben, dass die Themen vollständig transzendiert worden wären, gemeint sind "körperlose Figuren, substanzlose Gebäude, Landschaft als Erscheinung- bis heute macht diese Entmaterialisierung eine besondere Faszination des Impressionismus aus."

Die Bilder des Katalogs halten den Betrachter in Bann. Man erfährt immer, wo die Werke normalerweise hängen, lernt zahlreiche Werke Monets kennen, die nicht allen Monet-Liebhabern bekannt sein dürften und kann sich neben den Essays im Tafelteil in eine Fülle weiterer Textbeiträge vertiefen, die die Gesamtthematik noch klarer machen. 

Hier scheint mir vor allem der Beitrag von Krämer "Das Private als Provokation" wichtig, weil hier am Beispiel von Claude Monets "Das Mittag" der Abschied von der Figurenmalerei gezeigt wird. Spannend zu lesen auch  ist Ingrid Pfeiffers Text "Berthe Morisot und ihr Beitrag zur impressionistischen Bewegung" und  bezaubernd der Anblick ihres Werks "Eugène Manet auf der Isle of Wight", 1875 

All die Bilder und Fotos beeindrucken immer wieder aufs Neue. Hier ist auch wichtig, sich mit dem Verhältnis von Malerei und Fotografie zur Zeit des Impressionismus zu befassen. Nele Putz gibt dazu gute Hilfestellungen. Die alten Fotos aus dem vorletzten Jahrhundert faszinieren, weil sie einen besonderen Blick auf Gebäude uns Landschaften verdeutlichen. 

Alles in allem ein gelungener Katalog zu einer wundervollen Ausstellung.

Empfehlenswert.

Helga König

Bitte klicken Sie auf  den Link, dann gelangen Sie zum Prestel-Verlag und können das Buch bestellen. http://www.randomhouse.de/Buch/Monet-und-die-Geburt-des-Impressionismus/Felix-Kraemer/e469968.rhd?edi=469968  Sie können es jedoch auch, direkt im Buchhandel ordern.

Rezension: #Das_Meer- The Sea- #Emil_Nolde - Dumot

Dieses bezaubernde Büchlein enthält dreißig der schönsten Meeresaquarelle von Emil Nolde. Sechs der gezeigten Werke werden  hier erstmals veröffentlicht. 

Im Vorfeld kann man eine Einführung zu den Bildern lesen, die Christian Ring, der Direktor der Nolde Stiftung Seebüll in deutscher und englischer Sprache verfasst hat. Diese Einleitung trägt den Titel "Nolde kennt das Meer, wie es vor ihm noch kein Künstler gekannt hat." Das Zitat stammt von dem Kunsthistoriker Max Sauerlandt.

Wer Nolde noch nicht kennt, sollte sich, bevor er die Einführung liest und die Bilder anschaut, kurz einen biographischen Überblick auf einer der letzten Seiten verschaffen. Dieser ist ebenfalls in deutscher und englischer Sprache abgefasst. 

Der Künstler wurde 1867 unter dem Namen Emil Hansen geboren. Ab 1897 arbeitet er als freier Maler und wurde 1931 Mitglied der Preußischen Akademie der Künste. Ab 1941 hatte Nolde Malverbot und wurde aus der "Reichskunstkammer" seitens der Nazis  ausgeschlossen. Er zog sich nach Seebüll zurück, wo er ein Wohn- und Atelierhaus besaß und schuf dort mehr als 1300 kleinformatige Aquarelle. 

Für den norddeutschen  Maler war das Meer zu allen Zeiten ein wichtiges Thema. Die ersten Meerbilder entstanden nach der Jahrhundertwende in Ölfarbe. Dabei sollen die in gedämpften Grautönen gehaltenen lyrischen Landschaften an die Malerei und Kunstauffassung der Romantik erinnern. 1910/11 malte Nolde eine Serie von zwanzig "Herbstmeeren"“. 

Die verwendeten Ölfarben sind leuchtend. Himmel und Meer verschwimmen ineinander. Nolde beabsichtigte Kunst, Mensch und Natur in einer Einheit zusammen zu führen. Ab 1920 malt Nolde mit Wasserfarbe und Tusche Meeresaquarelle und 1930 dann entstehen auf Sylt Aquarelle, die das Strandleben und das Meer einfangen und schließlich dann großformatige Meeresaquarelle mit dramatischen Inszenierungen der hohen, bewegten See. Was anschließend folgt, kann man der Einleitung entnehmen. 

Die Bilderwelten im vorliegenden Büchlein beeindrucken sehr, speziell wenn orange Farbtöne eine Rolle spielen. 

Zauberhaft ist das Aquarell "Helles Meer (Segler und kleiner Dampfer)", entstanden in St. Peter 1946, aber auch "Meer (rot) mit Dampfer und zwei kleinen Seglern.", im gleichen Jahr gemalt, das eine ähnliche Poesie beinhaltet wie ein schönes Liebesgedicht von Mascha Kaleko.

Ein ideales Mitbringsel für Kunstfreunde.

Empfehlenswert.

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Dumont-Verlagt und können das Buch bestellen
http://www.dumont-buchverlag.de/buch/Emil_Nolde._Das_Meer/The_Sea_(dt./engl.)/15296. Sie können es jedoch auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.

Rezension: #Rainer_Maria_Rilke: "Im ersten Augenblick"- Bildbetrachtungen – Insel-Bücherei Nr. 1407

Dieses nicht nur für Rilke-Freunde spannend zu lesende Buch enthält eine Vielzahl bemerkenswerter Bildbetrachtungen des Dichters und es werden auch stets die besprochenen Werke visualisiert. Dabei handelt es sich keineswegs nur um Gemälde, sondern auch um Wandteppiche. 

Wie man dem Nachwort von Rainer Stamm entnehmen kann, hat sich Rainer Maria Rilke (1875-1926) beinahe von Beginn seiner schriftstellerischen Tätigkeit an für Kunstwerke interessiert und sich auch dazu artikuliert. Er besuchte  als Student sogar Vorlesungen in Kunstgeschichte, berichtete später in verschiedenen Medien über Ausstellungen und schrieb Kunstkritiken, die ihm als jungen Dichter als Broterwerb dienten. Zudem aber hat er sich in einer Reihe von privaten Aufzeichnungen über Kunst geäußert. 

Die für die vorliegende Publikation ausgewählten Bildbeschreibungen entstanden zwischen 1900 und 1915. Dabei ging es Rilke zu diesem Zeitpunkt um die Hinwendung zum Sehen an sich. Das bewusste Betrachten war für ihn damals die Grundbedingung für eine neu erreichte Präzision seiner Sprache geworden. Bei seinen Bildbeschreibungen will er nicht nur kunsthistorischen Wissens kommunizieren, sondern zudem die Seherlebnisse in das sachliche Sagen von Sprache übersetzen. 

Rilke befasste sich mit den Künstlern der Künstlerkolonie Worpswede als er sich dort im Spätsommer 1909 aufhielt. Hier notierte er "Mir ist, ich lerne jetzt erst Bilder schauen". Mit Hilfe der jungen Malerin Paula Becker und deren Freundin Carla Westhoff, die er kurz darauf heiratete,     traute er sich zunehmend das Gesehene in sachliche Sprache umzusetzen. 

Rilke reiste nach Paris, um seine Schule des Sehens zu optimieren. Mit dieser Reise und dem Auftrag, für die von dem Breslauer Kunsthistoriker Richard Muth herausgegebenen Reihe "Die Kunst" eine Monographie über Rodin zu schreiben, fand Rilke die Chance der Anwendung seiner neu erworbenen Fähigkeit der Anschauung, die mit Rodins handwerklichem Werksbegriff korrespondierte. Paris wurde zu seiner entscheidenden Sehschule. Hier sah er die für ihn wichtigsten Kunstwerke, hier reiften seine Augen, das zu sehen, was er dann in Sprache subtil wiedergab. 

Anstatt kunsthistorisches Wissen zu sammeln, vertiefte sich Rilke in die Anschauung von "Kunst-Dingen". d. h. er sah und staunte. Er wollte Kunst nicht mehr interpretieren und auch kein Sprachkunstwerk der Kunst entgegensetzen, sondern vielmehr wollte er  sie nicht wertend betrachten und sie sich   anschließend beschreibend aneignen.

Die Abbildungen im Buch werden teilweise erstmals seinen Texten  gegenübergestellt und sollen Rilkes Seharbeit nachvollziehbar machen. Dieses Ansinnen ist gelungen. 

An Lou Andreas –Salomé schreibt er, Leonardo da Vincis "Das Abendmahl" betrachtend: "Mailand: das Abendmahl, über alle Maßen herrlich, Malerei, nur antiken Wandbildern nah, allem anderen unvergleichlich; fast vergangen, fast nur erzählt von eines Unsichtbaren tiefbewegter Stimme, und doch unsagbar da, Gegenwart und im Innersten nicht zerstörbar.“ (S.30). 

Nicht alle Bildbeschreibungen fallen so kurz aus, allen gemeinsam ist jedoch die Poesie die Text und Bild jeweils verbindet. Rilkes Art Bilder zu betrachten, überzeugt mich.

Ein schönes Buch, das ich gerne weiterempfehle.

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zum  Inselverlag und können das Buch bestellen. http://www.suhrkamp.de/buecher/im_ersten_augenblick_-rainer_maria_rilke_19407.html. Sie können es aber auch direkt beim Buchhändler um die Ecke ordern

Rezension. KünstlerBilder- Inszenierung und Tradition im 19. Jahrhundert - Prestel

Das ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, die vom 26.2. 2015 bis zum 8.6. 2015 in der neuen Pinakothek in München gezeigt wird. Es geht dabei um Künstlerbilder aus dem 19. Jahrhundert aus den Beständen der Neuen Pinakothek.

In besagter Zeit wurden die Aufgaben des Künstlers vielgestaltiger und gegensätzlicher. Dabei reichen die verfügbaren Rollenbilder vom Hofkünstler herkömmlicher Prägung über den erfolgreichen Malerfürsten bis zum Außenseiter, der seine Künstlerexistenz als Gegenentwurf zu etablierten bürgerlichen Ordnung begreift.

Die Ausstellung und der Katalog verdeutlichen die Auseinandersetzung mit der Tradition, die Fortführung und Weiterentwicklung von Traditionslinien für das Verständnis und die Wahrnehmung des Künstlers in der Gesellschaft über das 19. Jahrhundert hinweg.

Die Schwerpunkte der Ausstellung sind vier Kapiteln zugeordnet:

Künstlerbilder als Politikum in München 
Traditionsbezug und Zeitgenossenschaft 
Künstlerklischees 
Der Neue Künstler und sein Atelier 

Im 1. Kapitel geht es um die spezielle Situation Münchens mit der prägenden Figur Ludwig I. Hier lernt man Porträts zeitgenössischer Künstler kennen, die Ludwig in Auftrag gab, aber auch solche historischer Künstler, die als Leitbild der ludovizanischen Kunstpolitik öffentlichkeitswirksam in Szene gesetzt wurden. Im 2. Kapitel dann wird Tradition und der Künstler als Zeitgenosse  der bürgerlichen Gesellschaft betrachtet, Künstlerklischees sind beispielsweise die Darstellung von Frühbegabungen im Adel, was die Kunst anbelangt, und schließlich im  vierten Kapitel  dann erlebt man die neuen Bildwelten der antiakademischen Avantgarde der Realisten und Impressionisten. 

Alte und neue Werke werden in Beziehung gesetzt. Werksabbildungen und ausführliche Erläuterungen verdeutlichen die Schönheit der Ausstellung. Gefreut habe ich mich besonders über das Porträt Angelika Kaufmanns und die Erklärungen hierzu. Schön auch sind die Atelierszenen unterschiedlicher Maler auch die Porträts, nicht zuletzt von Franz von Lenbach und das idyllische Motiv "In der Sommerfrische" von Fritz von Ude, 

Inszenierungen und Tradition, ein Ergebnis von Angst? Eine Frage, die mich  beschäftigt, seit ich gestern irgendwo gelesen habe, dass die Angst ursächlich auch  in dieser Hinsicht sei.

Für möglich halte ich das schon. 

Empfehlenswert.


Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Prestelverlag und können das Buch bestellen.http://www.randomhouse.de/Buch/KuenstlerBilder-Inszenierung-und-Tradition-im-19-Jahrhundert/Andreas-Plackinger/e481450.rhd?mid=4. Sie können es jedoch auch direkt beim  Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.

Rezension: #Paul_Gauguin- Fondation Beyeler- Hatje Cantz

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung  "Paul Gauguin", die von 8. Februar bis 28. Juni in der Fondation Beyeler in Basel gezeigt wird. Das vorliegende Buch enthält 160 Abbildungen und dazu Texte von Martin Schwander, Raphael Bouvier, Anna Szech, Alastair Wright, Lukas Gloor sowie Isabelle und Gloria Gromm und beginnt mit dem neugierig machenden Satz im Vorwort: "Paul Gauguin zog aus, um die Kunst von Konventionen zu befreien und durchgreifend zu erneuern."

Der Künstler bezweckte eine von der Zivilisation unverbrauchte, ursprüngliche und authentische Kunst zu schaffen. Dabei ließ er sich von ländlichen und exotischen Landschaften der Bretagne und Polynesiens inspirieren und von Menschen dort, die vom modernen Leben unberührt waren. In seiner Suche nach einem Paradies auf Erden, entdeckte er neue Gebiete in seiner Kunst und übertrug sie in eine innovative Bildsprache. In seinem einzigartigen Bildkosmos hat er zu einer neuen Freiheit der Farbe gefunden und näherte sich in seiner Formensprache und Kompositionsweise bereits der Abstraktion. 

Wie man erfährt, gehörten die visionären Bilder Gauguins alsbald zu den Ikonen der Moderne. Martin Schwander bietet dem Leser mit seinem Essay "Paul Gauguin, der große untröstliche Magier" eine Einführung in die Werke des Künstlers, der mit seinen Südseebildern als Maler einer paradiesischen Welt in die Kunstgeschichte eingegangen ist. Man erfährt von seinen Texten, mittels denen er ein Fundament zum Verständnis seiner Kunst legen wollte und sich zudem einen Anspruch auf intellektuelle und künstlerische Führerschaft in Pariser Avantgardezirkeln zu sichern beabsichtigte. 

In der Kunst dokumentiert Gauguins Selbstverständnis in dem Anspruch, Singuläres in unterschiedlichen Techniken hervorzubringen. Dabei gilt seine gleichzeitige Arbeit als Maler, Keramiker, Reliefschnitzer und Bildhauer als essentiell für die Loslösung von erstarrten Konventionen und für die Grenzüberschreitung im Hinblick auf ein Gesamtkunstwerk. 

Man erfährt Wissenswertes über sein Schaffen in der Bretagne, wo er erstmals ungehindert als "Wilder" und "Primitiver" leben konnte und liest auch von den Leitmotiven seiner Südseebilder, die das kulturelle und religiöse Leben der Maori waren. 

Raphael Bouvier schreibt in dem dann folgenden Essay über Paul Gauguins Vermächtnis in der modernen und zeitgenössischen Kunst und zitiert ihn dazu eingangs "Wichtig ist, was heute geschieht und wer beim Aufbruch der Kunst ins 20. Jahrhundert vorangeht." 

Aufgeklärt wird man über Naturmystik und Primitivismus. Offenbar war es der frühe Kontakt mit Gauguins Kunst, der den Grundstein für den Primitivismus in Picassos Kunst legte. Es führt zu weit, an dieser Stelle auf all das, was man textlich entgegen gebracht bekommt, näher einzugehen, aber es ist spannend, die Entwicklung des Künstlers nachzuvollziehen, über seine Zeit in der Bretagne (1886-1891) zu lesen und sich dann in die Bilderwelt zu vertiefen, der zum Teil Zitate Gauguins beigegeben sind. 

Auch sein Aufenthalt in Tahiti (1891-1893) kommt zur Sprache und man kann sich in die dort entstandenen Werke vertiefen, die das Paradies erahnen lassen, das man im Nirgendwo vermutet, obschon es auf der Leinwand festgehalten ist. 

Mit Paris und Tahiti (1893-1901)  geht es dann weiter. Es werden Gemälde und Skulpturen gezeigt und immer wieder die Exotik der Frauen auf Tahiti, ein Traum, der scheinbar unvergänglich ist. 

Gauguin lebte nicht nur auf Tahiti, sondern später auch auf den Marquesainseln (1901-1903). Die Bilder, die dort entstanden sind, lernt man auch kennen. Es sind melancholische Werke von poetischer Leuchtkraft und sanften Farbtönen. 

Die Essays im Buch beleuchten viele Facetten in Gauguins Schaffen, um diese aber vollkommen einordnen zu können, empfiehlt es ich im Vorfeld, die umfangreiche Chronologie seines Lebens zu studieren, die den Katalog zum Schluss harmonisch abrundend. 

Die abgebildeten Werke sind ein Traum. Sie verzaubern den Betrachter. 

Empfehlenswert.

Helga König
Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zu Hatje und Cantz und können das Buch bestellen http://www.hatjecantz.de/paul-gauguin-6400-0.html. Sie können es  aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke bestellen.