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Rezension Peter J. König:Thomas Hoepker Wanderlust teNeues

Viele Jahrzehnte war Thomas Hoepker unterwegs auf diesem Globus, um seiner Leidenschaft nachzugehen. Er, der Fotojournalist, dem eine einmalige Nachkriegskarriere bestimmt war, hat mit seinen einfühlsamen Bildern und Fotoreportagen Geschichte auf dem Gebiet der Fotographie geschrieben. Deshalb wurde er mit unzähligen Preisen und Auszeichnungen bedacht. Zu Beginn seiner Karriere, als nicht das Fernsehen, sondern noch die Zeitschriften und Magazine die große weite Welt den Menschen ins Haus gebracht hat, war Hoepker für verschiedene deutsche Illustrierte tätig. Später ist er zum Stern gewechselt, erst als Fotojournalist, später als Art-Director. Dann zog es ihn nach New York, wo der 1936 Geborene mittlerweile seit vielen, vielen Jahren lebt, dort für die Fotoagentur Magnum Photos gearbeitet hat und einige Jahre deren Präsident wurde. In seinem langen Leben als Fotokünstler sind Thomas Hoepker viele spektakuläre Aufnahmen gelungen, die von den Medien veröffentlicht wurden und oftmals als besonders preiswürdig einzuschätzen sind.

Jetzt hat der teNeues-Verlag unter dem Titel „Wanderlust“ einen wunderbaren Bildband von Thomas Hoepker aufgelegt, der seine besten Arbeiten von 1954 bis 2013 dokumentiert. Anstatt die einzelnen Kapitel mit Überschriften zu versehen, wurde das Werk in 7 Zeitabschnitte unterteilt, jede einzelne Aufnahme ist dann noch gesondert mit dem Jahresdatum versehen und in welchem Land das Bild aufgenommen wurde. Dies ist auch bei der Unzahl von spektakulären Schnappschüssen notwendig, damit der Betrachter die Orientierung nicht verliert. Wenn dies bei den politischen Großereignissen auch nicht notwendig ist, wie z.B. beim Aufstand in Prag, dem Fall der Mauer in Berlin oder 9/11 in den USA, so sind doch viele Aufnahmen mitten im Leben entstanden, auf den vielen Reisen rund um die Welt.

Hier ist eigentlich das Wunderbare von Hoepkers Arbeit zu sehen. Meistens in Schwarz-Weiß gehalten, zeigen die Fotografien eine kaum beschreibbare künstlerische Einfühlsamkeit für die Menschen, ihr Schicksal und ihre kleinen Freuden, aber auch ihre große Trauer. Deshalb kommt beim Betrachter dann auch immer eine bestimmte Nachdenklichkeit auf, ein wesentlicher Grund, warum man so von den Aufnahmen vereinnahmt wird. Es gibt nicht viele Fotokünstler auf der Welt, die ihr Metier so beherrschen wie Thomas Hoepker. Dabei lässt er immer nur die leisen Töne anklingen, vordergründiges Geschrei ist nicht sein Ding.

Besonders interessant ist dabei, dass man beim Betrachten der Bilder ziemlich unschwer erkennt, welche Gedanken den Fotografen jeweils bewegt haben. Neben der künstlerischen Leistung sind Hoepkers Aufnahmen auch gleichzeitig jeweils ein fotografisches Zeitdokument von bedeutendem Wert, denn sie lassen der Nachwelt einen Blick in die Vergangenheit zu, auch mit der Chance das Zurückliegende vielleicht doch noch besser zu verstehen. Fast 60 Jahre Zeitgeschichte bedeutet eine kaum überschaubare Fülle von Bilddokumenten, dabei ist es Thomas Hoepker mit dem teNeues-Verlag absolut gelungen eine geeignete Balance zu schaffen zwischen weltbewegenden Ereignissen, der Darstellung von bedeutenden Persönlichkeiten der Zeit, aber auch den einfachen Menschen in ihrem jeweiligen Umfeld. 

Oft hat man den Eindruck, dass gerade die Menschen auf der Straße die weitaus größere Persönlichkeit ausstrahlen als die "Gewichtigen". Dies erkannt und umgesetzt zu haben, auch das ist der Verdienst von Thomas Hoepkers grandiosen Fähigkeiten.

Zum Schluss noch eine notwendige Chronistenpflicht, damit der Leser sich darauf einstellen kann, um welches einmalige Bildwerk es sich hierbei handelt. Es sind die Zeitabschnitte, die die Fülle an beeindruckenden Aufnahmen vorgeben: 
1954-63 
1964-73 
1974-83 
1984-93 
1994-03 
2004-13 

Das Vorwort zu diesem Bildband "Wanderlust"von Thomas Hoepker wurde von dem Schriftsteller, Ausstellungsmacher und Publizist Hans-Michael Koetzle aus München verfasst und ist in Englisch, Deutsch und Französisch zu lesen, die Textbeiträge jeweils in englischer Sprache. Dem teNeues-Verlag gebührt der Dank einen solchen wunderbaren Bildband auf den Weg gebracht zu haben und für Thomas Hoepker bleibt nach all diesen Zeilen eine letzte Anerkennung: Er ist ein wahrer Menschenfreund. 

Sehr empfehlenswert 

Peter J. König

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Rezension: Martin Schoeller- Porträt - teNeues

Martin Schöller wuchs in Frankfurt am Main auf und realisierte nach seinem Abitur beim Berliner Lette-Verein eine Ausbildung als Fotodesigner. Danach war er von 1993 bis 1996 erster Assistent der renommierten US-amerikanischen Fotografin Annie Leibovitz. Seit 1993 lebt und arbeitet der Fotograf in New York. Dort ist er für das Magazin "The New Yorker" als Nachfolger von Richard Avedon tätig. Seine Arbeiten erscheinen zudem in Publikationen wie GQ, Glamour, Entertainment Weekly, Vogue und Harper's Bazaar. Das vorliegende Werk zeigt bislang unveröffentlichte Auftragsarbeiten für The New Yorker, TIME, GQ und andere.

Im Buch entfaltet sich die gesamte Ausdruckspalette des berühmten Fotografen in einer Zusammenstellung redaktioneller Aufnahmen. Ob Porträts von politischen Führern, Hollywoodstars, Unternehmern oder aktuellen Musikgrößen – so teNeues- "seine Aufnahmen sind so mutig wie anspruchsvoll, so spielerisch wie präzise. Unabhängig von Motiv und Kulisse erwachen Schoellers Fotografien scheinbar zum Leben." Das kann ich nach dem Studium der Bilder problemlos bestätigen.

Eine Vielzahl Schwarz-Weiß- und Farbbildern lassen den Betrachter sich immer wieder in einzelne Bilder vertiefen, um die hinter der Bilderwelt stehende Geisteshaltung des Künstlers zu verstehen. Nicht einfach, um nicht zu sagen unmöglich.

Der Bildband zeigt eine Reihe ziemlich skurriler Aufnahmen, die ich nicht zu interpretieren wage. Teilweise geht der Fotograf so nahe an seine Modelle heran, dass – speziell bei älteren Menschen- die Abgründe der Seele sichtbar werden, die mir zuvor nie aufgefallen sind, so etwa bei Jane Fonda.

Jeff Koons mit einem Blütenkranz auf dem Kopf wirkt ein wenig wie eine zum Leben erwachte griechische Statue. Überaus skurril erscheint die Aufnahme, die Elettra Wiedemann im roten Ballkleid mit Tasse auf dem Kopf und einem Hahn in der Hand zeigt. Was will das Bild mir sagen?

Dass Menschen sonderbare Vorlieben haben, habe ich mittlerweile begriffen.  Ich sehe einen Mann mit Lockenwicklern  in der Badewanne, einen anderen mit rot geschminkten Lippen, warum nicht? Irgendwann dann schließlich verweilt mein Blick lange auf einem doppelseitigen Foto. Zwei sehr sympathische Menschen-Pete Seeger und Joan Baez – lachen miteinander. Wie schön. Wenn man offen miteinander lachen kann, stimmt einfach alles. 

Meryl Streep wirkt ungewöhnlich ernst und geradezu abgefahren schräg erscheint Elton John auf den doppelseitigen Foto mit zwei fast entblößten Tänzerinnen, bei denen ich nicht deuten kann, ob es sich um Frauen oder Männer handelt. 

Beeindruckend ist das Foto von Julian Assange, dessen kluge Augen mich immer wieder faszinieren, aber auch das Foto des sympathischen Mark Zuckerberg, gefällt mir sehr gut. Brad Pitt ist immer schön, auch auf der Aufnahme von 2006. Die Frauen in diesem Buch sind es selten, speziell wenn sie etwas älter sind. Das gilt auch für Donatella Versace. Schaue ich auf Hillary Clintons Seitenprofil, so sehe ich unsägliche Traurigkeit.

Es ist nicht der Blick Martin Schoellers auf reife Frauen, der diese so unschön erscheinen lässt, sondern die Tatsache, dass diese Frauen erkennbar nicht in sich ruhen.

Nur Joan Baez  tut es, sie lacht und freut sich. Ihr Gesicht ist entspannt. Erneut wird mir klar, dass sich alles im Gesicht niederschlägt und einzeichnet.

Ein  beeindruckendes Buch, mitunter aber etwas gewöhnungsbedürftig.
ca. 260 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
ca. 150 Farb- und Schwarz-Weiß-Fotografien

Sehr empfehlenswert

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Rezension- #Georg_Baselitz- Damals, Dazwischen und Heute- Haus der Kunst- Prestel-Verlag

Dies ist der Katalog zur Ausstellung "Georg Baselitz- Damals, Dazwischen und Heute"-, die seit dem 19.9.2014 bis zum 1.2. 2015 im Haus der Kunst in München gezeigt wird. Herausgeber des Werks ist Ulrich Wilmes. Nach einem Vorwort von Okwui Enwezor folgt ein ausführliches Gespräch zwischen diesem und Georg Baselitz sowie Beiträge von Ulrich Wilmes, Katy Siegel, Eric Darragon, Michael Semff und Georg Baselitz. Dem Anhang zum Schluss ist die Werkliste und die Biografie zu entnehmen, die seitens des Archivs von Georg Baselitz zusammengestellt worden ist. 

Die Ausstelllung, deren Kurator Dr. Ulrich Wilmes ist, verfolgt thematische Leitlinien, gruppiert um Figuren, Motive und Ikonenfotografien in Baselitz´ Malerei. Geboten wird ein tiefer Einblick in eine fünfzigjährige Schaffenszeit. Dokumentiert wird dabei wie klar und unerschütterlich sich Themen durch das ganze Werk ziehen. Zudem wird die Tradition gegenständlicher Malerei analysiert. Diese nämlich bildet den Kern der Arbeit eines der konsequentesten Künstler unserer Zeit, wie uns Enwezor wissen lässt. 

Eines der nicht unwesentlichen Elemente der Kunst von Georg Baselitz ist die Erneuerung und kritische Reflexion des eigenen Tuns. Das  ausführliche Gespräch zwischen Baselitz und Enwezor hier in Kurzform wiederzugeben wäre vermessen. Es in aller Ausführlichkeit zu lesen, bringt dem Betrachter die Werke von Baselitz intellektuell näher, verdeutlicht die komplexe Geisteshaltung, die hinter den einzelnen Werken steht.

Wie Ulrich Wilmes schreibt, ist eines der bestimmenden Wesensmerkmale der Werksentwicklung von Georg Baselitz seine historische Reflexivität. Diese scheint sich zunehmend von der Bedeutung her auszudehnen. Bei ihm übernimmt das Bild die Führung, während er daran arbeitet. Wie er schreibt, findet im Schaffensprozess zwischen seiner vorgefassten Bildidee und dem Bild, das um sein Eigenleben kämpft ein Auseinandersetzungsprozess statt.

Baselitz arbeitet ausschließlich mit Disharmonien. Er ordnet nach dem Prinzip der Disharmonie, nach dem der Unausgewogenheit, nach dem der Zerstörung. Werke aus unterschiedlichen Zeiten zeigen auf den Kopf gestellte Motive und beispielsweise durch Fingermalerei entstandene grob gehauene Figuren, die er anschließend bemalt hat. Der Adler zählt zu den am häufigsten wiederkehrenden Motiven im Werk dieses Künstlers, wobei mein diesbezügliches Lieblingsbild eine Fingermalerei aus dem Jahre 1972 ist. Es trägt den Titel "Adler". Dieser steht auf dem Kopf und nimmt ihm dadurch all die Eigenschaften, die man normalerweise mit diesem Tier assoziiert. 

Baselitz hat sich während seiner gesamten bisherigen Schaffensperiode dem Gängigen wiedersetzt. Obschon er wie der Katalog zeigt, vielfach seine Methode gewechselt hat, ist sein Ziel jedoch stets gleich geblieben. In seinem Werk ist alles aus der Arbeit des Malens und aus der Reflexion über dieses Tun herausgewachsen, schreibt Michael Sempff. 

Wer in die Werke sinnlich und intellektuell vordringen möchte, ist  -ich sage es nochmals- gut beraten, die Texte ausführlich zu studieren und sie  auf sich wirken zu lassen. Womit Baselitz den Betrachter konfrontiert ist keine leichte Kost, aber es kann zum Augenschmaus werden, wenn man die dahinterstehende Vorstellung begreift. 

Sehr empfehlenswert.

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Rezension: XXL- Kunst , die den Rahmen sprengt- Éléa Baucheron. Diane Routex-Prestel

Éléa Baucheron und Diane Routex haben dieses ungewöhnliche Kunstbuch auf den Weg gebracht, das prominenteste, zeitgenössische Vertreter der modernen Kunst und deren Arbeiten vorstellt, die alleine schon durch ihre Größe auffallen. Monumentalkunst wird seitens der Kunsthistoriker wenig Beachtung geschenkt, gleichwohl zieht sie sich durch die gesamte Kunstgeschichte. Man vergegenwärtige sich in diesem Zusammenhang  Standbilder, Fresken, Gemälde und Ähnliches.

Die Autorinnen werfen zunächst einen Blick auf die Monumentalkunst vergangener Jahrhunderte, um anschließend zu fragen, was die heutigen Künstler zum Arbeiten im XXL-Format antreibt. Zumeist geht es darum, dem Betrachter eine neuartige, ästhetische Erfahrung zu übermitteln. Dabei sollte man wissen, dass Monumentalität nicht nur Selbstzweck ist, sondern die optische Wirkung eines Werkes verstärkt, eine technische Herausforderung verkörpert und zudem eine Botschaft transportiert.

Monumentalkunst steht mehr als jede andere Kunstform in Beziehung zum Raum, lässt den Betrachter klein werden und bewirkt auf diese Weise einen Perspektivwechsel. 

Im Buch lernt man 50 internationale Künstler kennen, deren Arbeiten ohne enge  räumliche Grenzen auskommen.  Die Künstler und ihr Tun sind den Kapiteln
Landschaft gestalten 
Städte verwandeln 
Räume sprengen 
Museen verändern
zugeordnet. 

Jeder Künstler wird textlich kurz porträtiert und man lernt auch stets ein Werk visuell kennen, um sich klar zu machen, worum es eigentlich geht. Beim Thema "Landschaft gestalten" fasziniert mich ein Werk von David McCracken (geb. 1963) besonders. Sein "Diminish an Ascend" ist eine sich nach oben hin verjüngende Treppe, die als poetische Einladung begriffen werden sollte, sich über die Wolken zu erheben. 

Zur Sprache bringen möchte ich beim Thema "Städte verwandeln" die abstrakte Skulptur von Alexander Calder (1898-1976). Diese immerhin 16 Meter breite, scharlachrote Figur steht vor den dunklen, symmetrischen Fassaden des Chicaco Federal Center Plaza. Zwei beeindruckende Objekte von Christo & Jeanne –Claude (geb. 1935 und 1935-2009) werden  zu diesem Thema auch gezeigt. Den verhüllten Reichstag kennen sicher die meisten. Beeindruckend sind nicht nur die Werke selbst, sondern zudem ihre Kurzlebigkeit. Leider ist es unmöglich über all die Künstler hier zu schreiben, die Monumentalkunst zu ihrer Aufgabe machen und  Rieseninstallationen präsentieren. 

Räume sprengen ist für einige dabei das Motto, so auch für Joana Vasconcelos (geb.1971), deren Werke zwischen Objektkunst, Pop-Art und Neuem Realismus angesiedelt sind. Ihre Arbeiten befassen sich mit Identitätsproblemen, Klassenkonflikten und vor allem mit der Stellung der Frau in der modernen Gesellschaft. Dabei transportiert Vasconcelos ihre Gesellschaftskritik in großformatigen, skurrilen, transgressiven Werken.  Als erste weibliche Künstlerin erhielt die Portugiesin die Erlaubnis, in Versailles auszustellen. Hierduch konnten die Besucher dort das im Buch gezeigte Meisterwerk "Marilyn" bewundern. Es handelt um überdimensionierte High Heels, die vor der Kulisse des Spiegelsaals präsentiert wurden. 

Auch Museen wurden durch Monumentalwerke zeitweilig verändert, so etwa das Panthéon durch Ernesto Neto (geb. 1964). Er wollte dem Gebäude durch Sinnlichkeit seine Feierlichkeit entziehen aber auch dokumentierten, dass die moderne Gesellschaft in einem sehr viel radikaleren Wandel begriffen ist als zur Zeit des Übergangs von der Monarchie zur Republik als das Panthéon erbaut wurde. Das ist Neto mit seinen Objekten, die offenbar nach Lavendel geduftet haben, tatsächlich gelungen. 

Das Kunstbuch ist insofern interessant,  weil es Ausdruck unserer Zeit ist. XXL ist ein Zeichen der Gier, die überall Räume sprengt und nichts anderem Platz lässt. Monumentalkunst ist ihr Spiegel dieser fatalen Geisteshaltung 

Empfehlenswert.

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Rezension: Meisterhaft- Altniederländische Malerei aus nächster Nähe- Till-Holger Borchert

Autor dieses grandiosen Werkes ist Till-Holger Borchert. Er arbeitet als Chefkurator am Groeningenmuseum in Brügge, das ich vor einigen Jahren besucht habe und dessen Besuch ich nur jedem empfehlen kann. 

Dieser reich bebilderte, kunsthistorisch bemerkenswerte Prachtband entfaltet das farbenprächtige Panorama der altniederländischen Malerei vom 15. bis 19. Jahrhundert. Schon im Klappentext wird darauf hingewiesen, dass der Begriff "Altniederländisch" keineswegs das heutige Königreich Niederlande meint, sondern die von dem Burgunderherzog Philipp dem Guten (1396- 1467), dessen Sohn Karl dem Kühnen (1433- 1477), deren Habsburger Erben bis hin zu Kaiser Karl V. (1500-1558) in Personalunion regierten Gemeint sind Fürstentümer wie Flandern, Brabant und Hennegau, das heißt die im Süden der burgundischen Niederlande gelegenen, heute primär flämischen Gebiete, mit den schon damals bedeutenden Metropolen Brügge, Gent, Antwerpen, Brüssel und Löwen.

Nach einem Vorwort von Till-Holger Borchert und einem Geleitwort von Mickey Cartin lernt man Werke folgender Künstler kennen: Jan van Eyck, Robert Campin, Rogier van der Weyden, Petrus Christus, Dieric Bouts, Joos van Wassenhove, Hugo van der Goes, Hans Memling, Gerard David, Hieronymus Bosch, Quentin Massys, Meister von Frankfurt, Joachim Patinir, Jan Gossaert, Joos van Cleve, Pieter Bruegel D.Ä. , Peter Paul Rubens, Anthonis van Dyck, Jacob Jordaens, Jan Bruegel D. Ä. Willem van Haecht. 

Repräsentative Beispiele für das Schaffen dieser Künstler werden gezeigt, auch immer wieder Teilausschnitte der Werke und dies deshalb, weil das genaue Hinsehen, der dritte und vierte Blick erst die Geheimnisse und Finessen der Gemälde alter Meister wirklich preisgeben. Der Fokus ist vor allem auf die einzigartigen Bestände der flämischen Kunstmuseen und Kirchen gerichtet, den traditionell eng mit den burgundischen Niederlanden verwobenen Habsburger-Sammlungen in Wien und Madrid. 

Die Texte sollen über den jeweiligen Maler informieren und deren Errungenschaften situieren, so Till-Holger Borchert. Dabei werden die Werke zunächst stets bündig gezeigt und tasten sich dann in die Sphäre des Details heran. Im Rahmen der Rezension auf einzelne Werke näher einzugehen, führt leider zu weit. Gesagt werden kann, dass die Kurzbiografien allesamt vortrefflich gelungen sind und auch die Werksbeschreibungen dem Leser eine Vielzahl von wichtigen Informationen an die Hand geben. Unter anderem erfährt man mehr über den "Genter Altar" von Jan van Eyck, der sich auf 12 Tafeln mit insgesamt 26 Einzelszenen entfaltet. Es handelt sich um ein gemaltes Kompendium der christlichen Erlösungsbotschaft, vom ersten Menschenpaar über die Inkarnation Gottes bis hin zum himmlischen Jerusalem der Apokalypse. Die Bildausschnitte verdeutlichen die paradiesische Welt und die große Liebe zum Detail van Eycks, die auch im eloquenten Begleittext zur Sprache gebracht wird. 

Sehr eindrucksvoll sind die Bildausschnitte von Werken Rogier van Weydens, dessen Werke vor einiger Zeit in Frankfurt in Städel zu sehen waren, so etwa zur "Kreuzabnahme", die im Auftrag der großen Armbrustgilde von Löwen entstand. Beeindruckend auch ist das Werk des Malers Dieric Bouts, das den Titel  "Die Gerechtigkeit von Kaiser Otto III". trägt. Das Gemälde vereint mehrere Szenen zu einem einzigen Bild, die nicht nur wichtige Bildquellen mittelalterlicher Rechtsprechung sein wollen, sondern vor allem die Vollstreckung von Recht veranschaulichen. 

Gemälde von Hans Memling sah ich im Original in Brügge, dort erwarb er 1465 das Bürgerrecht, das ihm erlaubte sich in der Stadt niederzulassen. Gezeigt werden sein "Johannesaltar" und das "Diptychon des Maarten van Nieuwenhove". Mehr über diese Werke zu erfahren und gezielte Blicke auf die Details zu erhalten, macht mich hier besonders dankbar. Aufgrund der oftmals nicht immer sofort deutbaren Symbolik, bedarf es textlicher Erläuterungen, um Werke vom Inhalt her zu verstehen.

Ein Werk, das mich im Original gefangen hielt als ich es in Brügge erstmals sah, stammt von Gerard David und heißt "Das Urteil des Cambyses". Es geht dabei um den korrupten Richter Sisamnes, den man wegen Bestechlichkeit überführte und auf Geheiß von König Gambyses bei lebendigem Leib enthäutete. Ob ein solches Gemälde erkenntnisfördernd ist, sei dahingestellt. Wünschenswert wäre es.

Auch Werke von Hieronymus Bosch, einem meiner Lieblingsmaler werden gezeigt, nicht zuletzt "Der Garten der Lüste" und "Der Heuwagen", zwei Werke die den Betrachter aufgrund der vielen Detailaussagen in den Bann schlagen. Bosch ist für mich der fantasievollste aller Maler der alten Meister aus den Niederlanden. Seine gedanklichen Transformationen sind Ausdruck tiefster Spiritualität. 

Es führt zu weit, auf all die Werke im Buch näher einzugehen. Erwähnen möchte ich Joachim Patinir, der möglicherweise als der erste niederländische Maler sich ausschließlich auf die Darstellung von Landschaften spezialisierte. Sein Werk "Charon überquert den Styx, den Fluss zum Hades" wird hervorragend erklärt und die Details machen deutlich, worum es dem Künstler eigentlich ging.

Fasziniert bin ich von den Werken Pieter Bruegel D.Ä. und den Werken Peter Paul Rubens, die ich im Original schon gesehen habe, aber jetzt erst tatsächlich wahrnehme durch die Detailansicht. Mit besonderer Begeisterung studierte ich die Details des Werkes  "Die Kunstkammer" von Cornils van der Geest, die die Großartigkeit des Bildes erst richtig verdeutlichen. 

Ein wunderbares Buch, das ich Kunstliebhabern und solche, die es noch werden wollen sehr empfehle. Das Werk ist ein besonders kostbarer Juwel, weil es durch die vielen Detailansichten ermöglicht, sich mit den Bildinhalten und der Technik sehr genau zu befassen.

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Rezension: #August_Macke und #Franz_ Marc- Eine Künstlerfreundschaft.- Hatje Cantz

Anlässlich des 100. Todestages von August Macke präsentiert das Kunstmuseum Bonn (25.9. 2014 bis 4. 1. 2015) und die Städtische Galerie im Lembachhaus, München (28.1. 2015- 3. 5. 2015) eine Ausstellung, deren Thema die Freundschaft der beiden Künstler August Macke und Franz Marc sowie deren Kunst darstellt. 

200 Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Skizzenbücher, kunstgewerbliche Objekte und private Dokumente veranschaulichen das Leben und Werk der beiden zwischen 1910 und 1914, machen begreifbar wie Macke und Marc sich gegenseitig wahrnahmen und auch beeinflussten, wie sie die Kunst ihrer Zeit interpretierten und weiterentwickelten. 

Macke nahm Bezug auf die sichtbare Welt und leitete aus der sinnlichen Präsenz die Wahrheit des Bildes ab, wohingegen Marc die spirituelle Durchdringung der Welt suchte. Seine Absicht bestand darin, die künstlerischen Mittel zu entwickeln, in deren Folge im Bild die Einheit des Seins sichtbar wurde. 

Verfolgt wird in der Ausstellung in mehreren Abschnitten die Entwicklung der beiden Künstler ab 1910 bis hin zur Arbeit innerhalb des "Blauen Reiter" und der Beteiligung an wichtigen Ausstellungen wie etwa dem "Ersten Deutschen Herbstsalon". Neben vielen bemerkenswerten Aspekten, so auch die Rolle der Ehefrauen, zeigt die Ausstellung u.a. wie Macke und Marc Anregungen des Fauvismus, Kubismus, Futurismus und Orphismus verarbeitet haben, aber auch welche Position sie gegenüber der Möglichkeit einer ungegenständlichen Kunst einnahmen. 

Trotz vieler Differenzen in kulturpolitischen und künstlerischen Fragen wurde die tiefe Freundschaft der beiden nicht beeinträchtigt. 

Der Katalog enthält neben den Werken hervorragende Essays unterschiedlicher Autoren. Volker Adolphs betrachtet dabei in seinem Essay "Anschauen und Durchschauen der Welt" die Natur im Werk von August Macke und Franz Marc. Für die beiden war klar, dass im Hinblick der Beziehung von Kunst und Natur, ihr Erlebnis und ihr Bild der Natur nicht distanzlos Bild der Kunst werden konnte. Die beiden Künstler stimmten darüber überein, dass die Kunst ein Eigenrecht über die Natur habe. 

Es führt zu weit, die Inhalte der eloquenten Essays hier verkürzt festzuhalten, sei es  auf die Ideen für eine neue Malerei der beiden Künstler oder auf das Ausloten der beiden Protagonisten im Hinblick auf die kunsthistorische Tradition in entsprechenden Essays näher einzugehen Bei allem verkörpert der Almanach "Der Blaue Reiter" eine Art Brennpunkt. Dazu erfährt man Wissenswertes, aber auch über das gemeinsame Wandbild mit dem Namen  "Paradies" wird man sehr gut informiert. 

Klara Drenker-Nagels schreibt einfühlsam über Elisabeth Macke und Maria Marc. Ihre Männer sind im 1. Weltkrieg gefallen, doch die Freundschaft der beiden Frauen blieb bis zu Marias Tod im Jahre 1955 bestehen. 

Die Themen der Essays sind zu komplex,  als dass man sie hier in der Rezension erörtern könnte. Franz Marc konnte den Tod seines Freundes nicht verwinden. Er empfand ihn wie einen Mord. Man hat Gelegenheit Auszüge aus einem Brief zu lesen, den Franz Marc drei Tage vor seinem Tode am 1.3. 1916 an Herwarth Walden schrieb. Was er auf den Feldern von Verdun sah, war für ihn "das Entsetzlichste, was sich Menschenhirne ausmalen können." Er fand, dass der Gastod, die Minen und Fliegerkämpfe, dieses riesige Fiasko, allen Beteiligten über den Kopf gewachsen war. 

Der Katalogteil beginnt mit den ersten Begegnungen. Textliche Erläuterungen und Porträts, auch Naturbilder lassen den Betrachter lange verweilen. München und der Tegernsee, aber auch Sindeldorf und Bonn hatten auf die Künstler eine inspirierende Bedeutung, denn sie lebten bekanntermaßen dort. Auszüge aus dem Briefwechsel der beiden Freunde sind den Bildern des Katalogs beigefügt und man hat die Gelegenheit sich mit farbtheoretischen Diskussionen zu befassen, die die beiden in Briefen auch voller Enthusiasmus führten. Einfach grandios sind diese intensiven Farbtöne, die so voller Leben sind. Das erwähnte Wandbild "Paradies 2012" ist abgebildet und wird seitens Tanja Pirsig-Marshall auch sehr gut erläutert. 

Ich staune aufgrund der Bilderfülle und es macht Freude zu sehen, wie sich Freundschaft ausdrücken kann. Die gezeigten Werke beider Künstler sind ein  Traum. Blickt man auf Mackes "Spaziergang in Blumen", (1912) und Franz Marcs "Im Regen", (1912) deutet nichts darauf hin, dass 2 Jahre später das "Entsetzlichste, was sich Menschenhirne ausmalen können" seinen Anfang nahm. Auch die Abstraktionen sind farblich voller Leben. 

Der Tod ist hinterhältig, speziell wenn er viele dahin raffen möchte. 

Bilder von der Tunisreise, die Macke 1914 unternahm, liebe ich besonders und es folgen weitere Werke, die im Krieg entstanden sind, so etwa Franz Marcs "Die Vögel"(1914). 

Sehr berührt bin ich von Franz Marcs Nachruf auf August Macke. Dieser endet mit den Worten  "Der gierige Krieg ist um einen Heldentod reicher, aber die deutsche Kunst ist um einen Helden ärmer geworden." 

Fotos und eine Chronologie der Freundschaft runden den Katalog perfekt ab und lassen den Leser und Betrachter sehr traurig werden. Diese Freundschaft hätte noch lange andauern können und sie wäre fruchtbar gewesen, aber es sollte nicht sein. 

Zum Schluss sind die Daten des Katalogs der ausgestellten Werke aufgelistet. Während ich diese studiere, sehe ich vor meinem geistigen Auge das Wandbild, auf dem die Hoffnungsfarbe Grün dominiert und höre Macke zu Marc sagen "Ich freue mich, wenn Du arbeitest. Gib Deiner Zeit Tiere, vor denen man noch lange steht. Die Hufschläge Deiner Pferde mögen hallen bis in die fernsten Jahrhunderte." So spricht ein Freund. Wunderbar.

Sehr empfehlenswert

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Rezension: Der Vatikan- Die Gemälde- Die Kunstschätze- Anja Grebe- Dumont

Dieser beeindruckende Prachtband im hochwertigen Schuber themasiert die Gemälde und Kunstschätze im Vatikan. Auf den Weg gebracht hat dieses reich bebilderte Buch Anja Grebe. Sie ist habilitierte Kunsthistorikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Freiburg. Grebe hat an vielen Ausstellungen als Kuratorin mitgewirkt und hat auch Bücher verfasst, nicht zuletzt das ebenfalls bei DuMont erschienene, hervorragende Kunstbuch  "Der Louvre. Alle Gemälde." 

Das hier vorliegende Werk beginnt mit einem Vorwort von Ross King aus Oxford, dem ein Plan der Vatikanischen Museen folgt, in den man sich zunächst vertiefen sollte, bevor man sich mit der Vatikanischen Pinakothek (Gemäldesammlung) näher befasst. Sie zählt übrigens zu den berühmtesten Sammlungen der Welt und verfügt nicht nur über die weltweit umfangreichste Sammlung an großen Altären des Renaissancemalers Raffael, sondern dazu auch noch über eine große Anzahl von Meisterwerken von Leonardo, Tizian, Carravaggio, Giotto, Giovanni Bellini, Guido Reni, Fillipo Lippi und Veronese. Daneben kann man dort auch nicht italienische Künstler bewundern und hat dazu noch die Chance, einen nicht unbedeutenden Bestand an Ikonen der Ostkirche zu bestaunen. 

Das vorliegende Buch zeigt 976 Kunstwerke mit den entsprechenden Bildlegenden. 180 der bekanntesten Kunstwerke werden durch Essays der Kunsthistorikerin hervorgehoben.

Die Reise nimmt in Saal 1 der Vatikanischen Pinakothek ihren Anfang, wo man sich zunächst in Kunstwerke aus dem 12. und 13. Jahrhundert vertiefen kann, so etwa von Bernardo Daddi, Allegretto Nuzzi, Antonio Veneziano oder auch von Simone Martini. Es handelt sich um Sakralbilder, die dem Leser viel vom Denken jener Tage vermitteln und durch ihre schönen Farben beeindrucken. Wer bibelfest ist, ist eindeutig im Vorteil, wenn man bei einem Rundgang  vor Ort Bildinhalte rasch verstehen möchte. 

Ein Gemälde von Gentile da Fabriano um 1370-1427 begeistert mich. Das Werk ist vortrefflich beschrieben und regt die Fantasie an. Wundervolle Gemälde von Fra Angelico halten lange gefangen, speziell das Werk  "Der hl. Franziskus empfängt seine Stigmata"  um 1440. Der Künstler so liest man, war einer der bedeutendsten Vertreter der Frührenaissance. Dabei verband der Dominikaner in seinem Malerleben Kunst und Glauben. 

Grebe erläutert sehr gut, was sich auf dem Gemälde zuträgt. Unmöglich alle sakralen  Werke zu benennen oder gar zu kommentieren. Begeistert bin ich u.a. von den Werken Melozzo da Forlì, speziell von seinem Engel, der die Laute spielt. 

Saal für Saal wird man mit immer wieder neuen Werken konfrontiert. Dabei hält man mitunter lange inne, speziell auch bei der "Pietá" von Lucas Cranach d. Ä.  sehr anschaulich beschrieben. Im Saal VIII hat man Gelegenheit Werke Raffaels zu besichtigen, so etwa die Verklärung Christi auf dem Berg Tabor. 

Das Gemälde zeigt, wie Grebe schreibt, seine Kunst der Komposition, Lichtgestaltung, Farbbehandlung und Gewandmodellierung, der ausdrucksstarken Gesten und der Vereinigung von scheinbar Gegensätzlichem wie Hell und Dunkel, himmlischer und irdischer Sphäre, göttlichem und menschlichem Handeln in höchster Vollendung. (S.99) 

Während man von Saal zu Saal geht, Werke von Leonardo da Vinci, Giovanni Bellini, auch von Caravaggio und so vielen anderen bewundert, vertieft man sich immer mehr in Sakralkunst und entdeckt, dass die stille Bildbetrachtung Spiritualität in uns freisetzt. 

Auf den Seiten 160-161 wird man textlich dann über das "Appartamento Borgia" unterrichtet, kann sich in der Folge mit Deckenfresken befassen und u.a. die berühmte Freske von Pinturicchio mit dem Titel "Die Disputation der hl. Katharina" bestaunen. Eine Reihe anderer Kunstwerke dieses Künstlers aus dem 15. Jahrhundert lässt erkennen,   welche genialen Fähigkeiten er besaß. 

Die Stanzen des Raffael, - vier Säle-, die heute Weltruhm genießen, interessieren mich besonders und hier am allermeisten das erste Zimmer, genannt  "Stanza della Segnatura". Das wohl berühmteste Fresko des Saals ist ist die  "Schule von Athen" unter der Philosophie. Man hat Gelegenheit Einzelausschnitte zu bewundern und anhand eines aufklappbaren Bildes, einzelne Personen sehr deutlich zu sehen. Das Fresko wird bestens erklärt. Unmöglich alle Fresken von Raffael, die hier gezeigt werden zu benennen. Soweit ich es beurteilen kann, braucht man Tage, um die Werke im Original in dem Saal in sich aufzunehmen, um sich dann mit der Sixtinischen Kapelle zu befassen. 

Wissenswertes dazu liest man in einem zwei Seiten umfassenden Text. Wegen ihrer einzigartigen Freskenausstattung zählt die Kapelle zu den berühmtesten Werken der Geschichte der Kunst. Bekannt ist sie besonders wegen den Malereien Michelangelos. Die Autorin unterstreicht jedoch, dass es um ein Gesamtkunstwerk aus Architektur, Malerei und Raumausstattung tatsächlich geht. Gezeigt werden wunderbare Fresken unterschiedlicher Künstler, darunter Pietro Perugino und sein Werk "Übergabe der Schlüssel an Petrus". 

Die Sixtinische Decke wird gesondert erörtert und man kann anhand von zahlreichen Bildern, (darunter auch ein aufklappbares)  die ganze Schönheit, die Michelangelo Buonarroti hier festgehalten hat,   wahrnehmen. Bildfelder wie etwa "Der Sündenfall"  und die "Vertreibung aus dem Paradies" werden ausführlich beschrieben. Man erhält eine Vorstellung von den vielen Propheten und auch von der Delphischen Sybille, einer meiner Lieblingsfiguren der Sixtinischen Decke. Alles, natürlich auch das "Jüngste Gericht"“ werden gezeigt, bevor man zudem noch mit den Fresken des Vatikanpalastes und in der Bibliotheca Apostolica Vaticana vertraut gemacht wird. 

Auch hier gibt es Fresken von Fra Angelico, von Michelangelo und auch von Raffael. Man staunt und staunt und haucht ein "Verweile…".  Doch es geht weiter, denn man wird zudem mit der Sammlung moderner religiöser Kunst, unter anderem Werke von Paul Gaughin, Otto Dix, u.a. konfrontiert, um schließlich Tappisieren, Landkarten, Skulpturen und Artefakte bestaunen zu können. Es führt zu weit hier in Details zu gehen. Die Betrachtungen überwältigen und man lässt fernerhin   neugierig auch die Skulpturen vom Petersdom und Petersplatz auf sich wirken. Zu den berühmtesten Werken zählt hier Michelangelo Buonarrotis "Pietà", über  die man auch Näheres erfährt. 

Aufnahmen  von den vatikanischen Gärten bilden einen wunderbaren Abschluss diese Reise durch die Kunst des Vatikans und es bleibt zu wünschen in naher Zukunft Gelegenheit zu haben,  all dies im Original  bestaunen zu dürfen. 


Dieses Werk ist ein Juwel in der Bibliothek, das man immer wieder gerne zur Hand nimmt. 

Sehr empfehlenswert.


Bitte klicken Sie  auf den Link, dann gelangen Sie  zum Dumont-Verlag  und können das Buch bestellen. ww.dumont-buchverlag.de/buch/Anja_Grebe_Der_Vatikan/14471. Sie können das Buch aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke kauufen

Rezension: Paris im Licht- Christopher Thomas

Gezeigt werden in diesem bemerkenswerten Schwarz-Weiß-Foto-Bildband Werke des Fotokünstlers Christopher Thomas. Der geborene Münchner hat die Bayerische Staatslehranstalt für Fotografie absolviert und begann anschließend seine berufliche Laufbahn als Werbefotograf. Thomas erhielt für seine Fotoreportagen im Auftrag von Geo, Stern, Süddeutsche Zeitung Magazin, Merian etc. und für seine Werbekampagnen internationale Auszeichnungen. Seit etwa 15 Jahren aber stehen seine künstlerischen Arbeiten im Vordergrund, die von den renommiertesten Fotogalerien der Welt, Museen und bedeutenden Ausstellungen mit Applaus aufgenommen worden sind.

Seine Stadtporträts  haben ihn als Fotokünstler zu dem werden lassen, was er heute ist. Es handelt sich um stille Aufnahmen von Stadtansichten, realisiert mit Großbildkamera und auf Büttenpapier geprintet. Dabei ist sein Filmmaterial ein Schwarz-Weiß-Film vom Typ 55 von Polaroid.

Für seine Publikation  "New York Sleeps" wurde er mit dem Deutschen Fotobuchpreis ausgezeichnet. Seine in den Jahren 2011 und 2012 entstandene Polaroid-Serie  "Venedig. Die Unsichtbare" wurde weltweit in Galerien und auf Messen dargeboten.

Herausgeberin des vorliegenden Buches ist Ira Stehmann. Sie ist Expertin und Kunstbuchberaterin und lebt in München. Seit 2005 ist sie Kuratorin der Schweizer Sammlung für zeitgenössische Fotografie, übt aber noch zahlreiche, andere interessante Tätigkeiten in ihrem Metier aus.

Das Vorwort zum Buch stammt dem ehemaligen französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d`Estang, der die Hauptstadt Frankreichs mit seinen Worten wie eine Geliebte besingt. Paris scheint nicht nur ihm wie geschaffen für Spaziergänge. Wer je in Paris war, weiß  um diese Prädestination.

Nach dem Vorwort folgt ein Essay von Ira Stehmann, die die Leser wissen lässt, dass Christopher Thomas ein fotographisches Liebesgedicht über Paris anfertigen wollte. Dies- so viel nur vorab-, ist dem Künstler vortrefflich gelungen. Thomas, so die Herausgeberin, nimmt den Betrachter mit auf die Reise durch das Paris der Vergangenheit. Die Bilder- es stimmt- wirken unwirklich und traumhaft. Gezeigt wird eine Stadt der Stille, ohne Autos, völlig menschenleer.

Stehmann erinnert daran, dass Paris die Wiege und Welthauptstadt der Fotografie ist, denn dort wurde 1839 das Lichtbild in Form der Daguerreotypie publik gemacht 1939 gab es erstmals Fotos von Paris. Diese Bilder markieren den Beginn einer Ära der Fotografie. 

Christopher Thomas entschied sich, für einen Schwarz-Weiß- Film, der das Stadtbild ruhig und abstrakt werden lässt. Die Fotos, so Stehmann wirken klassisch und unzeitgemäß. Es gelingt dem Fotografen, dass der Betrachter sich in der Wahrnehmung nur auf die Strukturen konzentriert. Thomas sieht seine Bilder als "einen Versuch, die Stadt von der alltäglichen Hektik, den Lärm und der Zerstreuung zu isolieren", wie er sagt und habe "nach der Essenz der Stadtstruktur" gesucht. Dabei lässt seine Sicht, seine Sensibilität und sein Können Bilder entstehen, die man als Metapher für die moderne Hauptstadt des 19. Jahrhunderts betrachten kann, so die Herausgeberin, die auch heute noch nichts von ihrer Ausstrahlung eingebüßt haben.

Ja, der Fotoband ist vom Fluidum der Poesie durchstrahlt. Paris-Liebhaber und Liebhaber edler Städteaufnahmen kommen völlig auf ihre Kosten. Man hat den Eindruck, Blicke in eine surreale Vergangenheit zu werfen. Bildbeschreibungen sind hier unmöglich. Blicke ich auf die Fotos vom Louvre, so weiß ich plötzlich, dass  Zeit eine Fiktion ist. Es gibt Fotos, die ziehen mich in ihrer Unwirklichkeit völlig in den Bann und ich  kann  nicht schlüssig erklären weshalb. Es hat mit Erinnerung zu tun.

Dem Geschichtskenner fallen Begebenheiten ein, so vielleicht etwa, wenn er die Conciergerie betrachtet. Das Kopfkino produziert immer neue Szenen aus der Vergangenheit.  

Tolle Aufnahmen vom Eifelturm und vom Innenhof des Louvre, der durch die gläserne Pyramide alles Vorrevolutionäre genommen bekam, lassen innehalten. 

Beim Anblick des Jardin du Luxemburg komme ich ins Schwärmen. Diese Bilder erscheinen am Unwirklichsten. Christoph Thomas sagt im Anschluss an die Fotos in einem Essay, dass eine seiner Motivationen, die ihn zu Stadtporträts veranlasse, darin besteht, die Dinge, die ihn umgeben intensiv wahrzunehmen und nach Möglichkeit- "das Auge des Betrachters durch eine ungewohnte visuelle Umsetzung auf Situationen, Menschen und Gegenstände zu lenken, die er normalerweise nicht registriert hätte- sie somit gleichsam sichtbar zu machen." Sein Wunsch, die ungeheure Schönheit von Paris in dem Gewimmel von Touristen, Autos, Rollern und dem gesamten Grundgeräuschen einer der größten Städte Europas wiederzufinden, ist ihm gelungen, mehr noch,   er kann sie an alle Betrachter weitervermitteln und damit eine Sehnsucht nach einem Ort entstehen lassen, der vermutlich nur in der poetischen Bilderwelt des Fotografen Christopher Thomas besteht. 

Sehr empfehlenswert

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Prestelverlag und können dort das Buch direkt bestellen. http://www.randomhouse.de/Buch/Paris-im-Licht/Christopher-Thomas/e465938.rhd.  Es ist aber auch bei Ihren Buchhändler um die Ecke orderbar.

Rezension: The Light Between Us- Vincent Peters – teNeues

Dieser Foto-Bildband mit Schwarz-Weiß-Aufnahmen enthält Werke des Fotokünstlers Vincent Peters. Der Fotograf ist Autodidakt, der es rasch an die Weltspitze der Modefotografie schaffte. Noch Mitte der 1990er Jahre, so erfährt man von Jochen Siemens im Vorwort, war Peters ein Nobody in der Branche. 

Ich stimme Siemens zu, wenn er schreibt, dass den Werken von Peters eine große Gelassenheit der eigenen, unverstellten Bildsprache innewohnt. 

Peters hat viele namhafte Personen fotografiert, so etwa Emma Watson, Olga Kurylenko, Courtney Love, U2, Gwyneth Paltrow, Violante Placido, Louise Grinberg, Milla Jovovich, Laetitia Casta, Matt Dillon, Cindy Crawford, Cameron Diaz, Clive Owen, Natalia Vodianova, Haley Bennet, um nur einige zu nennen. 

Es macht Freude, die Fotos zu betrachten, speziell die Bilder auf denen Frauen zu sehen sind, denn fast scheint es so, als habe Peters stets intensiv mit  Modellen- beinahe therapeutisch geredet-  und sich  zumindest mit den Protagonistinnen bestens verstanden. Vielleicht wirken die Frauen-Fotos deshalb so lebendig und kommunikativ. 

Beeindruckende Aufnahmen von Emma Watson stehen am Anfang des Bilderreigens, ein sehr androgynes Mädchen, eine Kindfrau mit ernsten und dabei schönen Augen. Eine Reihe verführerischer Frauen in der Folge, die man sich gerne anschaut, niemals obszön, stets natürlich und freundlich, lassen positive Rückschlüsse auf das Verhalten des  Fotografen zu, einem Mann, den Frauen ganz nahe an sich herankommen lassen.

Fantastische Aufnahmen von Cindy Crawford machen deutlich, worin das Geheimnis ihrer Schönheit liegt, so auch bei Cameron Diaz, deren Attraktivität durch ein sehr edles Gesicht und einen ebensolchen Körper geradezu atemberaubend ist.

Die Aufnahmen von Männern werden all jene interessant finden, die sehr männlichen, leicht abweisend blickenden Männern etwas abgewinnen können. Mich interessieren solche Männer nicht. Diese Fotos sind - das finde ich so bemerkenswert an ihnen- eine entlarvende Männerstudie. Sehr spannend sich mit ihr näher zu befassen. 

Beinahe hat man den Eindruck, Männer hätten Angst gehabt, einen entspannten Blickkontakt mit dem Fotografen aufzunehmen. Nur der deutsch-irische Schauspieler Michael Fassbender wirkt locker. Hier begegnen sich zwei Männer auf gleicher Augenhöhe. Das Ergebnis: Umwerfend schöne Bilder wie sie mit Mickey Rourke leider nicht entstehen konnten, weil dieser  auf allen Bildern einen fliehenden Blick hat. Er wirkt unsicher. 

Bei den meisten Männern sehe ich etwas latent Unsicheres, das auf starkes, männliches Konkurrenzverhalten hinweist.  

Auf Facebook habe ich mir das Konterfei des Fotografen anschaut. Ein sehr gutaussehender Mann. Ein Frauenliebling. Dachte ich es mir doch gleich.

Traumhaft sind die Fotos von Kim Basinger, auf denen die Schönheit ihres Gesichtes, auch ihre Nachdenklichkeit völlig zum Ausdruck kommt. Peters umarmt die Frauen mit der Kamera. Er verführt Sie,  ihm ihre Schönheit restlos zu offenbaren. Mehr aber noch gefallen mir die Bilder von Monica Bellucci. Eine absolute Traumfrau, die Vincent Peters für die Betrachter ganz lebendig werden lässt und dabei verdeutlicht, dass das Licht zwischen  uns immer nur die Liebe sein kann, die sich in unseren Augen und unserer Haltung spiegelt. 

Sehr empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zu teNeues und können das Buch direkt bestellen.http://www.teneues.com/shop-de/buecher/neue-produkte/the-light-between-us.html. Sie können es aber auch  in Ihrer Buchhandlung um die Ecke ordern.

Rezension: Celebrity Pets- On the French Rivera in the 50s and 60s- Edward Quinn- teNeues

Dieser schöne Fotobildband enthält Werke des irischen Fotografen Edward Quinn (1920-1997). Seit den 1950er Jahren arbeitete er an der Côte d`Azur. Dort trafen sich in jenen Tagen Stars, Manager, Maler und Künstler. Aus dieser Zeit stammen die Fotos von Celebrities. 

Den Schwarz-Weiß-Aufnahmen dieses Werkes, das Wolfgang Frei und Gret Quinn auf den Weg gebracht hat, ist ein Vorwort von Dennis C.Turner vorangestellt. Dieses ist in englischer, deutscher und französischer Sprache abgedruckt.

Die Aufnahmen im Buch spiegeln die einstigen Trends in den Mensch- Tier- Beziehungen. Turner reflektiert  besagte Beziehungen und lässt nicht unerwähnt, dass einige Studien darauf hin deuten, dass die meisten Haustiere als echte Familienmitglieder begriffen werden. Darüber reflektiert Turner anhand der gezeigten Bilder und gibt dem Leser Deutungsmuster an die Hand.

Anschließend hat man die Gelegenheit sich in die schönen Fotos zu vertiefen.  Quinn lichtete seine Protagonisten gerne mit Tieren ab, weil  die Berühmtheiten  sich auf diese Weise weniger verkrampft gaben. Ein doppelseitiges Foto beeindruckt gleich zu Beginn. Es zeigt David Niven mit seinem Afghan in seinem Haus auf Saint-Jean-Cap-Ferrat im Jahre 1961. Ein harmonisches Bild, das aber unmissverständlich klar macht, wer hier wen erzogen hat: Niven seinen Afghan. Bei einigen Pudelbesitzerinnen im Buch ist das nicht so klar.

Es folgen viele Fotos von Schauspielerinnen mit Schoßhündchen. Offenbar war ein kleines Hündchen zu jenen Zeiten in Schauspielerkreisen eine Art lebendiges Accessoire. 

Simone Signoret ließ sich im Colombe d `Or mit einer Taube ablichten. Das war war sicher ein Dankeschön an das Hotel, aber keineswegs ihr  Haustier. Katzen scheinen in jenen Jahren in der Upperclass noch nicht Mode gewesen zu sein, eher wohl  gepflegte Pudel, die selbst Sexbomben wie Anita Ekberg ein wenig spießig erscheinen lassen.

Nicht selten tauchen Fotos vom La Colombe d `Or in Saint-Paul-de Vence auf und in diesem Zusammenhang auch die dortigen Tauben. Bilder mit Picasso beeindrucken, speziell ein Foto von ihm, dass 1961 in Cannes entstand. Der Maler scheint Tiere sehr geliebt zu haben und diese antworteten sichtbar mit Dankbarkeit. 

Es liegt mir fern,  nun alle Schauspieler und berühmten Persönlichkeiten, die der Fotograf bildlich festgehalten hat, zu benennen. Allerdings möchte ich auf Brigitte Bardot hinweisen, die auf allen Foto glaubhafte Tierliebe zeigt. Für sie sind Tiere keine Accessoires.   Deshalb bekunden die Momentaufnahmen sehr viel Innigkeit.

Die Bilder von Quinn beeindrucken deshalb so sehr, weil sie viel über die Menschen aussagen, die auf den Bildern abgelichtet sind, über ihre Wärme oder Kälte, ihre Toleranz, ihr Dominanzgebaren, ihre Verspieltheit und über ihren Narzissmus.  Die  in den Bildern  festgehaltene Psychologie macht  die Fotos künstlerisch wertvoll.

 Empfehlenswert.

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