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Rezension:Dürer: Kunst - Künstler - Kontext -: Seine Kunst im Kontext ihrer Zeit (Gebundene Ausgabe)

"Dürers Melencolia I scheint innezuhalten und zu erkennen, dass man in der wissenschaftlichen und künstlerischen Arbeit an Grenzen stößt, dass nicht alles rational erfassbar ist." (S.262)

Die Ausstellung "Dürer- Kunst-Künstler-Kontext" habe ich in der letzten Woche bereits besichtigt und war dort in Frankfurt im Städel-Museum bei der Ausstellungseröffnung zugegen. Das, was es dort zu sehen gibt, hat mich überwältigt. 

280 Werke sind zu besichtigen, darunter 200 von Dürer selbst und 80 von seinen Vorläufern, Zeitgenossen und Schülern. Selbst wenn man sich lange in den Ausstellungsräumen aufhält, bleiben nicht alle Eindrücke im Gedächtnis haften. Deshalb ist es notwendig, mittels des Ausstellungskatalogs zuhause das Gesehene abermals zu studieren. Für Kunstinteressierte, die keine Möglichkeit haben, nach Frankfurt zu reisen, eröffnet der Katalog aufgrund der hervorragenden Abbildungen und der Texte eine sehr gute Chance, sich über das Frankfurter Herbst- und Winterereignis kundig zu machen. Vom 23. Oktober 2013 bis zum 2. Februar 2014 hat man übrigens Gelegenheit die Ausstellung in Frankfurt zu bewundern.

Das Vorwort zum Katalog hat der Direktor des Museums Max Hollein verfasst. Professor Dr. Jochen Sander, der Kurator der Ausstellung, hat einen einleitenden Essay mit dem Titel "Dürer in Frankfurt" geschrieben, der die tatsächliche Nähe des Nürnberger Renaissancekünstlers zu Frankfurt im Fokus hat.

Gezeigt und erläutert werden im Buch Tafel- und Leinwandbilder, Handzeichnungen, Blätter in unterschiedlichen druckgrafischen Techniken, aber auch von Dürer verfasste und illustrierte Bücher. Zudem lernt man, wie schon erwähnt, Werke von Vorläufern, Zeitgenossen und Schülern kennen. So etwa Martin Schongauer, Hans Baldung Grien, Hans von Kulmbach, Giovanni Bellini, Joos van Cleve und Lucas Leyden.

Prof. Dr. Jochen Sander schreibt Wissenswertes zum "Heller-Altar", einem Werk Dürers, dass dieser für den Frankfurter Patrizier Jakob Heller schuf und berichtet auch von den Messeaktivitäten Agnes Dürers, der Ehefrau des Künstlers.

Mehr erfährt man in Aufsätzen über Dürers Goldschmiedelehre als Grundlage für seine Druckgrafik, seine Lehr- und Wanderjahre und über seine Bildnisse und Selbstbildnisse. Besonders beeindruckt hat mich übrigens das "Bildnis der Elsbeth Tucher geb. Push" auf der Ausstellung, das im Katalog sehr gut abgebildet ist.

Die Werke werden alle exzellent erläutert. Über Dürers Vorstellungen des menschlichen Körpers liest man und hat die Chance, sich in seine Körperwelten zu vertiefen, bevor man sich mit der Rezeption seiner Kunst im Venedig der Renaissance befassen kann. Sehr gut sind auch die Informationen zu den Motiven in Dürers Kunst des Kupferstichs und interessant ist der Beitrag Karoline Feulners mit dem Titel "Verkaufsstrategíen, Plagíate und Copyríght". Dürers Druckgrafiken wurden auf dem Wege eines ausgeklügelten Vertriebsnetzes europaweit erfolgreich verkauft. Seine Frau war sehr aktiv auf Messen und Märkten. Auf diese Weise wurden Grafiken zu der Haupteinnahme des Familienunternehmens Dürer, das darauf achtete, dass sich nicht andere an den Früchten von Dürers Arbeit bereicherten.

Man erfährt Näheres zu Dürers Flugblättern und von seinen Aufträgen vom Kaiser und den Fürsten. Seine Reise in die Niederlande bleibt nicht unerwähnt und man hat sogar die Möglichkeit, sich mit Kunsttheorien um 1500 und ihre Vermittlungswege nördlich und südlich der Alpen zu befassen.

Alles in allem ein sehr aufschlussreicher Katalog zur Ausstellung, die ich gewiss noch mehrmals besuchen werde, um mich dieser wunderbaren Werke zu erfreuen. 

Empfehlenswert.

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Rezension-Venedig im Winter - Eckhard Waasmann

Bildbände über Venedig gibt es wie Sand am Meer. Einige besonders schöne Exemplare habe ich im Laufe der letzten Jahre rezensiert. Das vorliegende Buch zählt zu den drei besten Fotobänden über die alte Stadt an der Lagune, die ich kenne.

Der besondere Reiz der Farbaufnahmen besteht darin, dass es Bilder voller Poesie sind, dass man zudem auf Hochglanz verzichtet hat und dass die Fotos im Winter entstanden sind, in einer Zeit also, wo das diffuse Licht alles ein wenig geheimnisvoll und unwirklich erscheinen lässt und man den Eindruck hat, man blicke für Momente in eine Vergangenheit, in der nur Dichter, Maler, Musiker und andere Menschen mit viel Fantasie lebten.

Das Vorwort zu diesem künstlerisch wertvollen Fotoband von Eckhard Waasmann hat Johannes Thiele verfasst, der gleich zu Beginn erwähnt, dass dieses Venedig des Nebels und der Pfützen, der Schirme und der leeren Gassen und Gondeln im Regen eine der raffiniertesten Vergnügungen für Kenner sei. Geisterhaft still soll die Stadt dann sein und spätestens um zehn Uhr scheine alles wie ausgestorben. Thiele schreibt aber nicht nur über jene trüben Wochen, sondern auch über den Carnevale, den er als Fest mit tausend Gesichtern bezeichnet.

Auch Joseph Brodsky erwähnt er, den Exilrussen aus New York und Nobelpreisträger für Literatur, der das Venedig des Winters wie kein anderer mit "so hartnäckig in stiller Liebe besungen" hat und der auf die Frage "Wie ist dort der Winter?" antwortete: "Es ist wie Greta Garbo, wenn sie schwimmt."

Die Fotos im Buch, die dem einleitenden Text folgen, sind in die Abschnitte: Im Licht des Morgens; Nebel über den Wassern; Rhythmen des Meeres; Zeit für Begegnungen; Tun und Lassen; Fest der Farben; Zwischen Tag und Traum.

Diesen Fotos, die alle eine kleine Geschichte erzählen, sind Texte von Schriftstellern und Lyrikern beigegeben, die die Stimmung der Bilder spiegeln. Es handelt sich in erster Linie um Sehnsuchtsbilder voller Melancholie, die zum Träumen anregen.

Lord Gordon Byron sagte: "Ich habe die Absicht, den Winter über in Venedig zu bleiben, wahrscheinlich, weil es immer (neben die grünste Insel meiner Phantasie gewesen ist." (S.124).

Die Fantasie wird nicht nur im wirklichen Venedig, sondern auch durch die Bilder über die Stadt im Winter beflügelt und so blickt man auf eine fliegende Taube und möchte einen kleinen Text über den Frieden schreiben, von dem wir alle seit Gandhi wissen, dass er der Weg ist. Für weise, aber auch für nur kluge Menschen, der einzig gangbare..

Sehr empfehlenswert.

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Rezension:Ein Tag auf der Welt: 1000 Fotos, 165 Länder (Gebundene Ausgabe)

Dieser Bildband von National Geografic enthält 1000 Fotos, die einen Querschnitt durch das Alltagsleben der Weltbevölkerung zeigen.- Dem Buch vorangegangen war ein Tag (15. Mai 2012) an dem Zehntausende Menschen überall auf unserer Erde ihre Kameras auf den Alltag mit all seinen Freuden und Sorgen gerichtet haben. An dem Projekt, aus dem ein Buch entstehen sollte, beteiligten sich Profi- und Amateurfotografen. Sie alle sollten mittels ihrer Bilder eine Botschaft an die Gegenwart als auch an die Zukunft senden.

1000 Bilder aus der Fülle der Einsendungen wurden ausgewählt und werden im Buch mit kleinen Begleittexten vorgestellt. Die Bilder haben nicht selten eine fast poetische Ausdruckskraft und sagen oft mehr als viele Worte.

Auf Seite 466 verweilte mein Blick lange auf einer Fotoimpression, die in Indien entstanden ist. Dem Begleittext kann man folgendes entnehmen: "Srinagar, Indien 18.49. Am Dal-See von Kaschmir zünden Schüler Kerzen an- ein stummer Protest gegen die weit verbreitete Korruption in Indien. Schätzungsweise fließen mehr als 18 Milliarden Euro jährlich in die Taschen von bestechlichen Beamten und Politikern. Die landesweite Aktion soll Druck auf das indische Parlament ausüben, damit endlich ein wirksames Antikorruptionsgesetz verabschiedet wird. Foto: Farooq Khan."

Bei jedem einzelnen Bild im Buch erfährt man übrigens, wann genau an diesem Tag und wo es entstanden ist. Die Bilder sind ganz ungemein eindrucksvoll und zeigen äußerst facettenreich, dass überall auf der Welt der Mensch sich nach Zuneigung sehnt und diese auch dringend benötigt. Dort wo er sie hat, ist er glücklich, auch dies dokumentieren die Bilder. Glücklich auch ist der Mensch, wenn er sich durch eine Tätigkeit, die ihm Freude bereitet, verwirklichen kann.

Der Mensch soll des anderen Menschen Licht sein und ihm den Tag erhellen. Das ist nach meiner Ansicht die Kernaussage des Buches.

63294 Personen aus 190 Ländern haben am 15. Mai 2012 Millionen von Bildern gemacht. 100 000 Fotos wurden hochgeladen und 1000 davon in diesem Buch verewigt. Gespiegelt wird das Leben aller Einsender. 20% der Bilder wurden übrigens bereits mit Smartphone aufgenommen.. 

 Die Nachricht der Fotografen, die an dem Projekt mitgearbeitet haben, lautet: "Das sind wir. Das war unsere Welt am 15. Mai 2012."

Ein gelungenes Buch. Empfehlenswert.

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