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Rezension: Inspiration Matisse- Prestel

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Inspiration Matisse", die vom 27. September 2019 bis 19. Januar 2020 in der Kunsthalle Mannheim gezeigt wird. 

Die Kuratoren Peter Kropmanns und Ulrike Lorenz haben das Vorwort verfasst, dem eine Vielzahl von Essays unterschiedlicher Autoren folgt, die für die Bilderschau die aufklärende Basis liefern, 
Henri Matisse  mit einer großen Ausstellung zu würdigen. Dabei wird einerseits seine Entwicklung vom Frühwerk bis zur progressiven Position des vierten Rückenakts 1930 vor Augen geführt, zudem wird der historische Kontext verfolgt, indem die Kunst von Matisse in Deutschland prägend wurde.

Die monografisch beginnende und  so auch endende Ausstellung ist ausgezeichnet durch drei konzentrische Erweiterungen. Die erste ist den französischen Künstlerfreunden gewidmet. Sie haben während der Zeit des Fauvismus von Matisse Impulse empfangen, wohl auch an ihn weitergegeben. Die zweite beleuchtet die deutsche Avantgarde der Brücke und der "Neuen Künstlervereinigung" in München. Diese war die Keimzelle des "Blauen Reiters". Der dritte Exkurs präsentiert bedeutende deutsche Künstler, die in den Jahren 1908-1910 als Schülerinnen und Schüler der "Académie Matisse"  in Paris in enger Tuchfühlung zur Theorie und Praxis des Franzosen standen. 

Die Essays beginnen mit einer Betrachtung der frühen Jahre des Künstlers und werden fortgesetzt mit der Erfahrung des Fauvismus und der Erprobung der Mittel. Bilder und auch Skulpturen werden gezeigt, nicht nur von Matisse. Auffallend ist die Farbähnlichkeit bei Matisse und Maurice de Vlaminck auf zwei gezeigten Gemälden mit unterschiedlichen Motiven und diese Farbverwandtschaft setzt sich auf Bildern anderer Maler, so auch bei André Derain fort. Hintergründe dazu kann man in einem Essay nachlesen. 

Holzschnitte werden präsentiert, bevor man in Essays noch mehr über den Künstler und sein Werk in Erfahrung bringen kann, nicht zuletzt über die deutschen Expressionisten und Matisse. 

Unmöglich im Rahmen der Rezension auf die umfangreichen Essays inhaltlich näher einzugehen, lohnenswert sind die Texte allemal. Unglaublich beeindruckend auch sind die Aktaufnahmen, so etwa von August Macke oder George Braque, auch von Max Pechstein und natürlich von  Henri Matisse. 

Die Betrachtung von allem, die Stillleben…. beeindruckend. Doch überwältigend sind die Gemälde von Hans Purrmann, die er im Süden Frankreichs gemalt hat. Diese Farben! Eine Hommage an das Licht dort.  

Das Buch hat viel zu bieten, klärt auch über den Bildhauer Matisse und über anderes mehr auf.

Die Vita des Künstlers ist zum Schluss chronologisch aufgelistet. Hier auch kann man weitere Künstlerviten in Kurzform lesen und zwar von Künstlern, die in der Ausstellung gezeigt werden. Unter diesen Hans Purrmann, der Mitbegründer der Académie Matisse war.

Mit Herausgeber- und Autorenviten endet das wunderbare Werk dann schließlich, das ich sehr gerne weiterempfehle. 

Helga König

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Rezension: Making van Gogh- Herausgeber: Alexander Eiling und Felix Krämer- Hirmer

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung- "Making van Gogh- Geschichte einer deutschen Liebe", die vom 23. Oktober 2019 bis zum 16. Februar 2020 im Städel Museum in Frankfurt /Main gezeigt wird.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Entstehung des "Mythos van Gogh" um 1900 und des Weiteren die Bedeutung seiner Kunst für die Moderne in Deutschland. Dabei ist die Ausstellung mit 50 zentralen Arbeiten van Goghs die umfangreichste Präsentation mit Werken dieses Künstlers in Deutschland seit rund 20 Jahren.

Thematisiert werden die spezielle Rolle, die Galeristen, Museen, Privatsammler und Kunstkritiker in Deutschland des frühen 20. Jahrhunderts, für die die posthume Rezeption van Goghs als "Vater der Moderne" bedeutsam war.

Etwa 15 Jahre nach seinem Ableben wurde der niederländische Künstler hierzulande als Vorreiter der modernen Malerei  schon wahrgenommen und so wurden denn auch sehr bald  bereits seine Werke gesammelt. Zugleich begannen deutsche Künstler und Künstlerinnen sich intensiv mit seinen Werken zu befassen. Insbesondere wurden van Goghs Malerei zum Vorbild und zur speziellen Inspirationsquelle, ohne die die Entstehung der Moderne in Deutschland undenkbar wäre.

Das Vorwort des Katalogs hat Philipp Demandt verfasst. Er ist Direktor des Städel Museums, der hier bereits auf die erhellenden Essays im Buch hinweist. Diese stammen von Heike Biedermann, Alexander Eiling, Alina Happ, Anna Huber, Joachim Kaak, Stefan Koldehoff, Felix Krämer, Iris Schmeiser, Elena Schroll und Philipp von Wehrden,  sind wirklich sehr lesenswert und unumgänglich zum  tieferen Verständnis  von "Making van Gogh".

Die Ausstellung erzählt in drei großen Kapiteln von der Entstehung und Wirkung des "Mythos van Gogh" in Deutschland. Bei diesen Kapiteln handelt es sich um

 1. Mythos
 2.Wirkung
 3. Malweise

Dazu erfährt man im vorliegenden Werk sehr viel Wissenswertes. Zu sehen und im Katalog abgebildet sind neben 50 beeindruckenden Werken van Goghs 70 Werke deutscher Künstler, die von van Gogh inspiriert wurden. Unter diesen Max Beckmann, Ernst Ludwig Kirchner, Alexej von Jawlensky, Paula Modersohn-Becker, Gabriele Münther, Peter August Böckstiegel, Theo von Brockhusen, Heinrich Nauer und Elsa Tischner von Durandt.

Es führt zu weit, an dieser Stelle auf die Essays näher einzugehen. Erhellend und dabei spannend zu lesen sind sie allemal.

Es ist übrigens eine spezielle Maltechnik, die zu van Goghs Markenzeichen wurde und die den größten Einfluss auf nachfolgende Künstlergenerationen in Deutschland hatte. Dabei handelt es sich um einen lebendigen Pinselduktus und einen pastosen Farbauftrag. Kurz gesetzte und unverbundene Pinselstriche überziehen hierbei die Bildfläche. Dadurch wird das Motiv von einem übergeordneten Rhythmus gewissermaßen durchpulst. Hierbei tritt die stoffbeschreibende Funktion der Malerei gegenüber dem Malvorgang in den Hintergrund.

Gemälde dieser Art von van Gogh, aber auch von anderen Malern werden gezeigt, so auch ein sehr beeindruckendes, sonnendurchflutetes Gemälde von Theodor von Brockhusen mit dem Titel "Sommerlandschaft bei Kaiserswaldau". Wie man erfährt, war die Sonne für van Gogh ein lebenspendendes, hoffnungsvolles Symbol, das ihm in schweren Zeiten Zuversicht schenkte. Im Gegensatz zu ihm interpretierten zahlreiche Vertreter des deutschen Expressionismus die Sonne als als apokalyptisches Zeichen einer sich anbahnenden Katastrophe. 

Alles in allem ein gelungener Katalog zu einer Ausstellung, die ich mit großem Interesse besucht und deshalb mit noch größerer Freunde nun den Katalog dazu rezensiert habe. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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Rezension: Rembrandt. Sämtliche Gemälde -Volker Manuth, Marieke de Winkel, Rudie van Leeuwen-TASCHEN

Dieser Prachtband aus dem Hause #TASCHEN mit dem Titel "#Rembrandt" ist ein Werk der Autoren: Dr. Volker Manuth, Dr. Marieke de Winkel und Dr. Rudie van Leuwwen. Er wurde anlässlich des 350. Todestages  des Künstlers auf den Weg gebracht und präsentiert 330 Gemälde Rembrandts.

Dr. Volker Manuth studierte Kunstgeschichte, Philosophie und Klassische Archäologie in Kiel, Bonn und Berlin und lehrt seit 1995 an verschiedenen Universitäten Kunstgeschichte, derzeit in Nimwegen/Niederlande. 

Dr. Marieke de Winkel studierte Kunstgeschichte und Klassische Archäologie in Amsterdam und Kunstgeschichte in London und Dr. Rudie van Leuwwen studierte Kunstgeschichte in Nimwegen. Gemeinsam mit Volker Manuth war er Initiator und Mitarbeiter des Rembrandt Documents Project.

Wie man eingangs bereits erfährt, besteht Rembrandts umfangreiches Oevre aus Gemälden, Zeichnungen und Radierungen. Im vorliegenden Werk werden  seine Gemälde fokussiert. Dabei macht der Umfang des Buches eine Beschränkung in der Länge der Katalogeinträge erforderlich. Sie liefern nicht selten eine Synthese des Forschungsgegenstandes zu den Gemälden, wobei der Schwerpunkt nicht auf der Zuschreibungsproblematik liegt. Der Leser bekommt aufgrund der Auswahl der relevanten Literatur die Chance, mehr Informationen zu erhalten und weitere Forschungsmeinungen über die Werke zu konsultieren. Auf ausführliche Angaben zur Herkunft der Gemälde ist aus Platzgründen verzichtet worden. 

Untergliedert ist das Werk in die Kapitel:  
Rembrandts Anfänge in Leiden 1606-1631 
Amsterdam 1631-1639 
Illusionismus und Neuorientierung 1640-1651 
Rembrandts Spätwerk 1652-1669 
Katalog der Gemälde 
Anmerkungen, Konkordanz, Literaturverzeichnis, Register

Jedes Kapitel enthält eine Fülle großformatiger Bilder, manchmal aufklappbar, die im Katalog der Gemälde ausführlich beschrieben worden sind. Dazu kommen Texte, die sich sehr detailreich mit seiner Biografie befassen. 

Zunächst wird Rembrandts familiärer Hintergrund beleuchtet. Hier erfährt man, dass er aus einer Familie von wohlhabenden Malzmüllern stammt und das zweitjüngste von zehn Kindern war. Er war der Erste in der Familie, der eine Uni besuchen konnte und wurde im Mai 1620 in Leiden eingeschrieben. Allerdings durchkreuzte er die Pläne seiner Eltern und entschied sich eine Lehre als Maler zu absolvieren. Seine Wahl fiel auf Jacob Isaacsz van Swanenburg. Bei ihm lernte er die material- und maltechnischen Grundbegriffe des Metiers kennen. 

Von größerer Bedeutung für Rembrandts Weiterentwicklung war seine Zeit bei Pieter Lastmann, sein zweiter Lehrmeister, ein Historienmaler. Historische Gemälde, über die man Näheres erfährt, sind die frühesten erhaltenen Werke Rembrandts. 

In Leiden gründete Rembrandt Mitte 1620 eine eigene Werkstatt. Dort unterrichtete er bald auch Schüler. Man liest, dass er in jener Zeit sich auf eine neue Art des Gemäldes spezialisiert hatte: den Charakterkopf. Diese sind selten kleinformatige Bilder und wurden "Tronie" genannt. Auch über seine frühen Selbstporträts wird man unterrichtet und kann entsprechende Bilder bewundern. Eine Reihe von Gemälden aus jener Zeit mit kirchlichen Motiven werden gezeigt. Sehr berührend ist das Gemälde "Der Prophet Jeremia trauert über die Zerstörung von Jerusalem", das großformatig vorgestellt wird. Neugierig machen "Das Gleichnis vom reichen Toren" und seine vielen Selbstporträts. Hier will man mehr wissen und erhält die Chance im Buch, sich  kundig zu machen.

Im zweiten Abschnitt werden die Jahre zwischen 1631- 1639 in Amsterdam fokussiert. Das war Rembrandts fruchtbarste Schaffensperiode. Zu dieser Zeit begann er das Helldunkel in den Dienst sachlicher Gegebenheiten zu stellen und reduziert bestimmte themenverdeutlichende Bildelemente. Seinen künstlerischen Erfolgen entsprach seine glückliche persönliche Situation. 1634 heiratete er die wohlhabende Saskia van Uylenburg. In jener Zeit  hatte der Maler große materielle Einnahmen. Doch es kam wegen seiner Haushaltsführung und finanziellen Fehlgriffen zu einer stetig wachsenden Verschuldung. Als seine Frau 1642 verstarb, gab es eine Zäsur in seiner Biografie. 

Es war nämlich zugleich das Jahr, als seine "Nachtwache" entstand, die einen Stilwandel bedeutete. Es geht um die Verlagerung der äußerlichen Aktivitäten in die innerliche Gespanntheit eines Geschehens oder einer Einzelfigur. Dies ist das dritte Kapitel, mit der Überschrift "Illusionismus und Neuorientierung". Beeindruckende Gemälde, auch Landschaftsbilder gibt es in dieser Periode zu bewundern, auch Bildausschnitte, die die Fähigkeiten dieses Künstler unterstreichen. Sehr schön sind die Selbstporträts und überaus beeindruckend das Gemälde "Lesende alte Frau. Prophetin Hanna".

Man liest über berühmte Vorbilder Rembrandts, genannt werden Albrecht Dürer und Lucas van Leyden und kann sich erneut in Bilderwelten vertiefen, die Seite für Seite staunen machen. Natürlich kommt auch Rembrandts Spätwerk 1652-1669 zur Sprache und in diesem Zusammenhang seine immer herber werdenden finanziellen Schwierigkeiten. Spontan fällt einem dabei Mozart ein.

Bedeutende Aufträge erhielt der Künstler bis zuletzt. So entstand 1653 das Werk "Aristoteles mit der Büste Homers". Rembrandt starb mit 63 Jahren, malte aber bis zu seinem Lebensende, wie unvollendete Werke verdeutlichen. 

Die Erläuterungen zum Katalog der Gemälde in der Folge  ist untergliedert in:

Altes Testament 
Neues Testament 
Religiöse Einzelfiguren 
Mythologie 
Antike Geschichte und Einzelfiguren 
Allegorien 
Ungedeutete Historie 
Tierstücke und Stillleben 
Landschaften 
Selbstporträts 
Männliche Einzelporträts
Weibliche Einzelporträts 
Pendantporträts 
Gruppenporträts 
Männliche Einzelfiguren und Tronies 
Weibliche Einzelfiguren und Tronies

Es lohnt, sich hier immer wieder über einzelne Werke zu informieren. 

Das Literaturverzeichnung zum Schluss verdeutlicht nochmals, welcher Arbeitsaufwand nötig war um das kolossale Werk zu realisieren. Ein Jahrhundertbuch. Großartig. Chapeau! 

Maximal empfehlenswert

Helga König

Maße: 36,2 x 8,8 x 42,4 cm

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Rembrandt. Sämtliche Gemälde