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Rezension: Der gestohlene Klimt- Wie sich Maria Altmann die Goldene Adele zurückholte- Elisabeth Sandmann

Die Verlegerin Dr. Elisabeth Sandmann befasst sich seit einigen Jahren bereits mit dem Thema "Restitution". 

Der Duden definiert diesen Begriff u.a. wie folgt:

a. (Völkerrecht) Wiedergutmachung oder Schadensersatz für einen Schaden, der einem Staat von einem anderen zugefügt wurde 
b. (im römischen Recht) Aufhebung einer Entscheidung, die eine unbillige Rechtsfolge begründet,
c. (Rechtssprache) Rückgabe oder Entschädigung des (während der Zeit des Nationalsozialismus oder der DDR) eingezogenen Vermögens von Verfolgten. 

In diesem Zusammenhang erschien auch das Buch "Verlorene Bilder- Verlorene Leben- Jüdische Sammler und was aus ihren Kunstwerken wurde", das ich auf "Buch, Kultur und Lifestyle" bereits rezensiert habe. 

Bevor ich "Der gestohlene Klimt" gelesen habe, vertiefte ich mich zunächst in die Bilder, das heißt in die Gemäldeablichtungen von Werken des Malers Gustav Klimt und in die Fotos der Protagonisten dieses spannend zu lesenden Sachbuchs. 

Bei diesem Tun las ich zur Einstimmung auch die Zitate,  die zu Anfang der einzelnen Kapitel stehen. 

Wer nun war die "Goldene Adele", wer Maria Altmann und was verbindet die beiden Damen? 

Adele war die aparte Tante Marias, die wohlhabende Jüdin Adele Bloch –Bauer, eine Freundin und Verehrerin des Malers Gustav Klimt, der von ihr zahlreiche Skizzen und Gemälde anfertigte, nicht zuletzt das berühmte Bildnis der "Goldenen Adele“

Die Autorin berichtet zunächst von einzelnen Familienmitgliedern der in Wien ansässigen jüdischen Familie Bloch- Bauer  zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Marias Mutter und deren Schwester Adele waren Kinder eines erfolgreichen Bankiers. Adele heiratete den fast doppelt so alten Ferdinand Bloch, einen reichen Zuckerfabrikanten und Bruder des Ehemanns ihrer Schwester,

Adele ist wissbegierig, Autodidaktin, die sich mit Kunst, Literatur, Politik und Geschichte befasst. Sie soll ein Mensch gewesen sein, der gerne den Dingen auf den Grund ging, gerne Zusammenhänge herstellte und die den Zeitgeist erfassen wollte. Elisabeth Sandmann zeichnet von ihr ein klares Bild und man erahnt sehr schnell, weshalb Gustav Klimt von dieser Frau so angetan war. Sie war etwas ganz Besonderes.

Man erfährt mehr über diese freundschaftliche Verbindung und die Vorgeschichte zur Entstehung des spektakulären Werks, d.h. zu dem Weg, der ihn in die "goldene Phase" eintreten und ein "Feuerwerk an Ornamentik" entzünden ließ, welches seinesgleichen sucht. 

Auf dem Gemälde "Adele Bloch Bauer I", entstanden 1907, stilisiert Klimt Adele als Herrscherin, angelehnt an die byzantinische Kaiserin Theodora, deren Mosaik-Porträt der Wiener Künstler in Ravenna kurz zuvor studiert hatte. Ausgestellt wurde das Gemälde erstmals im gleichen Jahr auf der Internationalen Kunstausstellung in Mannheim. 

Adele und ihr Mann erwarben einige Klimt- Werke, die im Buch gezeigt werden, darunter ein weiteres Gemälde, das Adele Bloch-Bauer zum Gegenstand hat, diesmal nicht in Herrschaftspose, sondern wohl eher naturverbunden. 

Man liest von Klimts und Adeles Tod. Beide sind relativ früh verstorben, lange bevor die braune Pest in Deutschland die Macht übernahm. Man erfährt Wissenswertes zu Adeles Testament, das sie 1923 verfasste und das es möglich machte, dass 75 Jahre später ein transatlantischer Rechtsstreit über die vererbten Bilder ausbrechen konnte. 

Über Maria Altmann- die schöne Nichte-  und ihr schicksalhaftes Leben wird man packend unterrichtet. Es ist die Geschichte einer  tapferen Jüdin, die sich gemeinsam mit ihrem Mann vor dem Tod im Konzentrationslager retten konnte, aber ihr gesamtes Familienvermögen und das ihres Mannes dabei an die Nazis verlor. 

Verhaftung ihre Mannes, Plünderung und Erpressung seitens des Nazi-Packs sind erschütternde Themen des Buches, doch auch wie im letzten Moment die Flucht in die USA gelang. Es führt zu weit im Rahmen der Rezension auf Einzelheiten einzugehen. Wie Elisabeth Sandmann resümierend schreibt, verhielt es sich nach dem Krieg für die emigrierte Familie wie folgt: 

"Im Exil ist man in erster Linie damit beschäftigt, sein Leben zu organisieren und ausrechend Geld für die Familie zu verdienen. Nach dem Krieg steht die Suche nach überlebenden Freunden und Verwandten im Vordergrund- es gibt also zunächst andere Sorgen, als sich um das zu kümmern, was die Nazis geraubt hatten. "

Der Rechtsanwalt Randol Schoenberg reicht im Jahre 2000 im Namen der Erben von Ferdinand und Adele Bloch Bauer- Maria ist  damals die letzte noch lebende Nichte und bereits 84 Jahre alt - am Federal Court in Los Angelos Klage gegen den österreichischen Staat, wo sich die Bilder in dessen Besitz befinden,  ein. Die Klagemöglichkeit wird zugelassen. Schließlich wird das Höchstgericht der Suprem Court nach langem Hin und Her 2006 Recht sprechen und zwar zugunsten Maria Altmanns. 

Fünf Bilder von Gustav Klimt gehen am Maria Altmann. Der österreichische Staat muss die Gemälde im Werte von 300 Millionen Dollar der rechtmäßigen Eigentümerin übereignen. 

2011 stirbt Maria Altmann im Alter von 94 Jahren. Ihr wiederfuhr etwas, was es selten gibt: Ein zumindest materieller Ausgleich für erlebte Demütigung und Leid. 

Die Geschichte wurde mittlerweile  mit dem Titel "Die Frau in Gold" mit Helen Mirren in der Hauptrolle verfilmt. 

Ein Satz Maria Altmanns, der mich besonders freut, weil er bestätigt, dass der Glaube oft Berge versetzen kann ist: 

"Ich habe immer gehofft, dass die Gerechtigkeit ihren Lauf nimmt. Und genau das ist geschehen.“ 

Sehr empfehlenswert.

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Elisabeth Sandmann Verlag und können das Buch bestellen.http://www.elisabeth-sandmann.de/1538/momente-des-lebens-der-gestohlene-klimt. Sie können es aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern.

Rezension: Pierre -Joseph Redouté- Auswahl der schönsten Blumen- 1827-1833- TASCHEN

Dieser Prachtband (ein Nachdruck, ursprünglich erschienen zwischen 1827- 1833) aus dem TASCHEN Verlag präsentiert die Auslese der schönsten Blumen des Künstlers Pierre-Joseph Redouté.

Der einleitende Text ist in englischer, deutscher und französischer Sprache abgedruckt. Dabei lautet der Titel "Pierre-Joseph Redouté, der Raffael der Blumen". Hier liest man zunächst historisch Wissenswertes über die Hauptstadt der Botantik, nämlich über Paris. Der Pflanzenillustrator Pierre-Joseph Redouté (1759- 1840) ist über Fachkreise hinaus bis heute noch bekannt. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe: Redouté hat mit über 2000 gemalten Pflanzendarstellungen von Natur und Präzision ein beachtliches Werk hinterlassen. 

Der Künstler spezialisierte sich auf die Darstellung von lebenden Pflanzen. Diese wurden in Gärten und Baumschulen in und um Paris kultiviert. Deshalb auch strahlen die Aquarelle eine bemerkenswerte Frische aus. Da die Auftraggeber sehr einflussreich waren, nannte man den Künstler auch "Talleyrand der Künste". Redouté malte nicht selten Zierpflanzen, weil diese Bilder sich gut vermarkten ließen. Beliebt war seine weiche Linienführung, sein nicht selten kaum merkbarer ornamentaler Schwung, sein Raffinement, Pflanzen auf einem Blatt anzuordnen. 

Heute erzielen seine Aquarelle und Graphitstiftzeichnungen Höchstpreise.

Der in den Ardennen geborene Künstler ging nach seinen Wanderjahren nach Paris und wurde vom einem hohen Beamten entdeckt, der ihn für die Herstellung naturgetreuer Pflanzenabbildungen einsetzte und in wissenschaftliche Illustrationen einführte. Er reiste nach London, wo er sich mit einem neuen Tiefdruckverfahren vertraut machte: dem Punktstrich, verbunden mit dem Farbdruck von der Platte. Dazu erfährt man dann im Buch Näheres. 

Im Jahre 1985 wurden 486 Blätter des Künstlers für ca. 5,5 Millionen US-Dollar in New York von einem Kunsthändler ersteigert und in alle Winde verstreut. TASCHEN schenkt mit diesem Prachtband den Betrachtern die Chance, eine Vorstellung von der Meisterschaft Redoutés zu erhalten, aber auch von dem Können der von ihm beauftragten Drucker. Auf diese Weise ist zumindest indirekt ein Blick möglich, in die längst untergegangene Pracht der Gewächshäuser und Gärten in und um Paris, derer man sich im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts seitens der Elite Frankreichs erfreute. 

Die einzelnen Blätter werden großformatig gezeigt. In englischer, deutscher und französischer Sprache erfährt man mehr zu dem, was man sieht. Blüten und Früchte in großer Zahl warten auf den Betrachter, von bemerkenswertem Hintergrundwissen begleitet. 

Mitunter ist ein Schmetterling neben einer Blume zu sehen, doch zumeist lenkt nichts von der Schönheit der Blüten oder der Früchte ab. Besonders gut gefällt mir eine breitblätterige Platterbse in einem Magenta-Ton, deren alter Name Bukett-Wicke ist. Auch der gewöhnliche Sumpf-Vergissmeinnicht und die Garten-Stiefmütterchen sind einfach zauberhaft und all die prachtvollen Pfingstrosen, natürlich ganz besonders hervorzuheben die Rosen, aber auch der Ast mit Reineclauden, den französischsten aller Früchte. 

Ein traumhaftes Buch, ein wahrer Juwel, den man sorgfältig bewahren sollte, weil er ein Leben lang Auge und Herz erfreut, auch in Zeiten, in denen man solche Blumen nur beim Gärtner eventuell entdeckt.

Auf ein edles weinrotes, seidenes Lesebändchen wurde nicht verzichtet, um sich  Tag  um Tag den 144  hier gezeigten Werken  neu zu widmen.  Wundervoll. Wie in längst vergessener Zeit...

Sehr empfehlenswert.

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum TASCHEN-Verlag und können das Buch bestellen:http://www.taschen.com/pages/de/catalogue/classics/all/00361/facts.redoute_selection_of_the_most_beautiful_flowers.htm. Sie können es aber auch bei Ihrem Buchhändler um die Ecke ordern,