Dieses Blog durchsuchen

Rezension: Doris Zeidlewitz- "WORLD WIDE WOMEN"

Vor geraumer Zeit war ich auf der Vernissage zur Ausstellung "Word Wide Women" der Künstlerin Doris Zeidlewitz im Airportclub Frankfurt (es handelt sich hierbei um den Businessclub der Deutschen Bank AG und der Lufthansa AG). Diese Ausstellung wird dort noch bis Ende August gezeigt.

Um eine Vorstellung von dem, was Sie auf der Ausstellung zu erwarten haben zu erhalten, empfehle ich den vorliegenden Katalog, den man über die Website von Frau Zeidlewitz (siehe unten) beziehen kann. Die Künstlerin mit Diplomabschluss hat an der Kunstakademie Städel in Frankfurt und an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach studiert. Heute arbeitet sie in ihrem Atelier in der Nähe von Darmstadt.

Zum Ende ihres Katalogs zitiert sie Joseph Beuys: "Kunst ist eine große, revolutionäre Kraft, und zwar die einzige." (Joseph Beuys)

Zeidlewitz nimmt das Zitat zum Anlass zu folgender Reflektion: "Um in diese Kraft zu kommen, brauchst Du ein ganzes Leben. In dieser Kraft zu sein, bedeutet Selbstbestimmtheit und Freiheit;- ein großes Privileg des Künstlers. Ich genieße dieses Privileg und versuche, seine Grenzen stetig zu erweitern. Meine Gemälde zeigen wiederholte Versuche, die menschliche Existenz zu erfahren, sie anschaulich zu machen und zu transzendieren, zum Höchsten hin. So hat Kunst immer mit meinem Leben zu tun, ist autobiographisch. Malerei gibt mir die Möglichkeit, mich selbst zu verwirklichen. Wichtig ist mir, was mein Herz denkt, denn ich kann nur zum Ausdruck bringen, was in mir ist. Dabei will ich Unsichtbares in Durchdringung des Sichtbaren zum Vorschein bringen und die Idee der Schönheit durch Kunst erfahren und erfahrbar machen."

Natürlich lassen die Bilder im Katalog nur erahnen wie die Originalwerke im Großformat wirken. Die Traumfrauen aus unterschiedlichen Ländern und Zeiten erzählen Geschichten. Bereits das erste Bild mit dem Titel "Schmücke Deine Braut" Öl auf Leinwand/ Materialcollage 200 cm x 150 cm lässt beim gebildeten Betrachter sofort eine Assoziation entstehen. Man denkt an Scheherazade und meint die Musik von Rimski- Korsakov zu vernehmen. "Schmücke Deine Braut"  ist eine Aufforderung an einen Bräutigam aus der neuen  Generation von Männern, die sich am liebsten nur selbst schmücken. In Zeiten des grenzenlosen Narzissmus hat das Heer der Pfauen nur noch Angst, dass irgendwer ihnen, wenn auch nur für einen Tag die Schau stehlen würde. Scheherazade ist nur noch in unserer Fantasie eine wunderschöne, geschmückte Braut.....

Ein Bild, das den Hinterkopf einer Frau zeigt, trägt den Titel "ABSOLUTELY END OF WAR", Öl auf Leinwand,  140 cm x 140 cm. Die wegfliegenden Flugzeuge alleine sind es nicht, die das Ende des Krieges verkünden. Es ist auch die ruhige Haltung der jungen Frau mit der typischen Frisur aus jenen Jahren, deren Wangen leicht gerötet sind, weil sie endlich durchatmen kann. Endlich Frieden,  hoffentlich unendlich.

Eines meiner Lieblingsbilder heißt "Reve d `espace", Öl auf Leinwand,  200 cm x 160cm. Hier ist der Himmel in ein Blaugrün getaucht, so als spiegele er ein fiktives Meer. Der Blick der jungen Pilotin ist voller Sehnsucht. Ich musste an Elly Beinhorn denken, die 1931 um die Welt flog und später über ihre Flugabenteuer in einem Buch berichtet hat. Sie war übrigens mit Bernd Rosemeyer einem Rennfahrer verheiratet, der 1938 während eines Rennes tödlich verunglückte. In Bezug auf ihre Ehe sagte sie:  "Es ist so leicht sich einem Gefährten anzupassen, oder die sogenannten Opfer zu bringen, wenn der Mann stärker ist als die Frau. Und es ist so schwer und fast unmöglich, sein Leben auf einen Mann einzustellen, wenn man nach kurzer Zeit bemerkt, dass er der Schwächere ist. Aber vielleicht gehört dazu die wahre Seelengröße der Frau. Denn nur ein geringer Teil der selbstständigen Frauen findet einen Lebenspartner, der ebenso stark ist wie sie oder gar stärker."

Ich habe dieses Zitat bewusst gewählt, weil Zeidlewitz die Stärke der Frauen vielschichtig in ihren Werken veranschaulicht. Die "Gaya-Wächterin der Erde", Öl auf Leinwand/ Swarowski-Steine, 200 cm x 200 cm zeigt, dass sie nur  mit ihrem dritten, unsichtbaren Auge die Erde bewacht.  Das ist die Stärke ihrer Spiritualität.

Würde man die Landeszugehörigkeit der Frauen der Serie "WORLD WIDE WOMEN" auch erkennen, wenn die Farben der Nationalflaggen auf den einzelnen Werken nicht zu sehen wären? Ich vermute, ja. Es ist die Art des Blicks, die Art der Körperhaltung, die man als typisch bezeichnen kann.

Worin unterscheidet sich die französische von der italienischen Frau? Ganz eindeutig in der Eleganz. Keine der gemalten Frauen, besitzt die Eleganz der Französin, aber das größte Herz hat die afrikanische Frau. Es zeigt sich in deren unendlich, warmen, liebevoll blickenden Augen.

Gefallen auch hat mir das Werk "Schattenschwestern", Öl auf Leinwand,  200 cm x 200 cm. Hier korrespondiert das Mädchen mit dem Perlenohrring von Vermeer mit einem Modell der Künstlerin, die anstelle einer Perle einen Rubin im Ohr trägt, auch ein Symbol weiblicher Kraft..

Bei all den vielen interessanten Frauenbildern spielen  Männer fast keine Rolle. Der spanische Stier "EL TORRO", ÖL auf Leinwand, 160 cm x 160 cm, möglicherweise ein Stellvertreter des abgewirtschafteten europäischen Mannes auf einem ihrer Gemälde, lässt die Spanierin auf dem Werk nur bekümmert nach innen blicken.

Doch dann plötzlich darf man ein Paar bewundern "FRENCH WOMAN IS KISSING CHINESE", Öl auf Leinwand 160x 120 cm. Ist das eine Botschaft? Ist der Chinese der Alphamann der Zukunft, der Partner der starken Frauen von Doris Zeidlewitz? Fast scheint es so.

Der Katalog enthält zudem noch einige sehr schöne abstrakte Bilder, wirklich gelungene Farbkompositionen. Lange verweilte mein Blick auf dem Gemälde "Kraftblüte", Acryl auf Leinwand, 160cm x 160 cm und mir war  sofort klar, dass aus dieser Kraftblüte all die Frauenbilder geboren worden sind, die die Idee von Schönheit der Künstlerin Doris Zeidlewitz zum Ausdruck bringt.


 Empfehlenswert.

www.zeidlewitz.de

Rezension:Rheinromantik: Kunst und Natur (Gebundene Ausgabe)

Gestern, am 13. April fand in Wiesbaden die kurze Nacht der Galerien und Museen statt. In diesem Zusammenhang besuchte ich im Museum Wiesbaden die Ausstellung "Rheinromantik", die vom 22. März bis 28. Juli dort gezeigt wird. Zu dieser Ausstellung gibt es den hier vorliegenden, sehr informativen Katalog, der den Besuchern der Ausstellung zu Hintergrundwissen verhilft und das Gesehene immer wieder abrufbar macht.

 Die Grußworte haben der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier und der Geschäftsführer des Kulturfonds Rhein Main Albrecht Graf von Kalnein verfasst. Das Vorwort schrieb Alexander Klar, der Direktor des Museums Wiesbaden und die Einleitung schließlich stammt aus der Feder des Kurators der Ausstellung, Peter Foster.

Wie Foster hervorhebt, steht im Zentrum der Ausstellung "Rheinromantik- Kunst und Natur" der Wunsch nach Erfahrung und Verklärung von Natur. Dabei ist die Geschichte der Rheinromantik eine der Selbstfindung einer Kulturlandschaft und eine der europäischen Begegnungen. Die Ausstellung greift erstmals die verschiedenen Stränge auf, die wie Alexander Klar den Leser wissen lässt, ab Mitte des 17. Jahrhunderts zu einem kulturhistorischen Phänomen führen sollten, das sich gleichermaßen aus Malerei, Naturkunde und Dichtung speiste. Der Frankfurter Gelehrte und Poet Johann Isaak von Gerning fasste diese drei Elemente in seiner Persönlichkeit zusammen, indem er als Dichter den Rhein besang, als naturforschender Aufklärer an dessen Fauna und Flora interessiert war und als Sammler die Malerfamilie Schütz mit der Anfertigung von Ansichten des Rheins beauftragte.

 Wie man erfährt veröffentlichte Gerning 1820 in London einen illustren Reisebericht, der sehr bald als "das wohl berühmteste Prachtwerk der Rheinromantik" in England bewundert wurde und Auslöser für eine Welle des Rheintourismus war.

 Das Buch enthält eine große Anzahl von sehr eloquenten Beiträgen, die die intellektuelle Basis für gezeigten Exponate bilden. Themen sind u.a. Johann Isaak Gerning und die Landeskunde von Rhein und Main, Rudolph Ackermann und seine verlegerische Zusammenarbeit mit Gerning in England, die Malerfamilie Schütz, Ideallandschaften und Rheingegenden, Malerische Reisen an den Rhein und Peter Becker, der malende Chronist des 19. Jahrhunderts.

Neben den aufschlussreichen Texten hat man Gelegenheit, sich in die Bilderwelten der Ausstellung zu vertiefen. Dies mache ich nach der Besichtigung von Originalen im Museum zu Hause mit Vorliebe und nehme dann oft Details wahr, die ich vor Ort aufgrund der Fülle dessen, was darboten worden ist, oftmals übersehen habe.

 Ich bin vor einigen Jahrzehnten als Studentin in den Sommerferien von Mainz aus mit dem Fahrrad nach Amsterdam gefahren, habe dabei große Strecken am Rhein zurückgelegt und die Gegend auf diese Weise mit den Augen eines Menschen wahrgenommen, der in einer weniger temporeichen Zeit lebte. Ein wenig haben mich die Gemälde, die ich heute im Museum sah und die ich nun im Buch erneut betrachte, an das erinnert, was ich damals während meiner Rheinreise wahrnahm.

Von vielen Gemälden geht eine unendliche Ruhe aus. Dabei haben mich die Gemälde Joseph Mallord William Turners besonders beeindruckt, weil sich sein Interesse für das Alltägliche in seinen Ansichten spiegelt, zugleich aber auch ein Verständnis für die topografischen und architektonischen Besonderheiten der Reiseroute. Sein Gemälde "Der Bischofspalast von Biebrich, 1817" wird gewiss nicht nur Wiesbadener beeindrucken, aber diese wohl besonders. Meine Lieblingsbild von Turner hier im Buch ist "Koblenz und Ehrenbreitstein aus der Ferne", um 1839. Diese Art von Rheinromantik ist weit entfernt von dem Klischee, das leider auch mit dem Begriff verbunden ist.

 Hinweisen möchte ich auch auf den Beitrag "Vom Rhein in Naturhistorischen Sammlungen im Museum Wiesbaden", der die ausgestellten Schmetterlinge, Tiere und Pflanzen fokussiert. Das Museum besitzt eine Sammlung von mehr als 800.00 Tieren, darunter den Loreley-Dickkopffalter, den ich mir heute genauer ansah. Dieser Schmetterling ist nördlich der Alpen ausschließlich in einer eng umgrenzten Region am Mittelrhein am namensgebenden Felsen zu finden.

 Ein gelungener Katalog, den ich noch oft zur Hand nehmen werde.

 Empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.

Rezension: Die Kunst des Wattenmeeres / The Art of the Wadden Sea (Gebundene Ausgabe)


Prof. Dr. Jürgen Wettke, der Fotograf dieses traumhaften Bildbandes wünscht sich, dass sein Buch Emotionen auslöst und Fantasien weckt, da nach seiner Beobachtung die von der Natur geschaffenen Strukturen nicht selten wie Gemälde aus einer surrealen Welt anmuten, jedoch auch in der realen Welt jahrzehntelang verschollene Schiffswracks erneut zum Vorschein kommen lassen.

Wie man der Kurzbiografie zum Ende des Buches entnehmen kann, lehrt der gebürtige Westfale seit 2004 an der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität im Bereich Humanmedizin und Public Health. Neben seinen vielen Aufgaben, er ist u.a. Vorsitzender des Stiftungsrates der Krebsstiftung Nord-Rhein-Westfalen, ist der Mediziner seit seinem 13. Lebensjahr ein leidenschaftlicher Fotograf, der dem Spiel mit dem Licht und den Blickwinkeln mehr Bedeutung schenkt als der Technik.

Seit einigen Jahren konzentriert der Foto-Enthusiast sich besonders auf die Landschaftsfotografie. Weil ihm der Schutz des Wattenmeeres sehr am Herzen liegt, möchte er mittels seiner Aufnahmen die Einzigartigkeit und Mannigfaltigkeit dieses Weltnaturerbes zeigen, indem er deren faszinierende, dem beständigen Wandel unterworfenen Strukturen fotografisch für uns Betrachter festhält.

Wissen muss man, dass ein großer Teil des Wattenmeeres der NATIONALPARK SCHLESWIG HOLSTEINISCHES WATTENMEER ausmacht. Dort sind u.a. Schweinswale, Seehunde, Kegelrobben und 10 Millionen Zugvögel beheimatet. Sie haben diese Region zu ihrem Ruhe- und Brutgebiet gemacht.

Die wunderschönen doppelseitigen Aufnahmen, die aus der Luft realisiert wurden, dokumentieren die Schönheit des nordfriesischen Wattenmeeres. Auf den letzten Seiten werden die Bilder nochmals im kleinen Format gezeigt und hier auch erfährt man, in deutscher und englischer Sprache, wo sie entstanden sind. Amrun und Föhr, Hallig Hooge, Japsand, Norderoogsand, Süderoogsand, Weststrand und Sylt werden u.a. aufgeführt.

Mich begeistert die Weite, die allen Aufnahmen innewohnt und die Ewigkeit, die von den meisten Bildern ausgeht. Bei aller Schönheit vernimmt man allerdings den Appell, achtsam im Hinblick auf die Natur zu sein, damit die Ewigkeit tatsächlich ohne zeitliche Begrenzung ist und  auf diese Weise ein Wort bleibt, dem man seine Berichtigung nicht absprechen muss.

Aufnahmesituation und Fototechnik kann man übrigens dem Klappentext entnehmen.

Empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.