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Rezension: NUBA & LATUKA , George Rodger, Prestel

Dieser traumhaft schöne Bildband ist eine Publikation zur Feier des 70. Gründungsjubiläums der renommierten Fotoagentur Magnum. George Rodger, Mitbegründer von Magnum Fotos war von 1939- 1945 als Kriegsfotograf für das LIFE Magazin tätig. Nach dem Krieg reiste er nach Afrika und durfte 1949 als erster Ausländer die Nuba besuchen und deren Leben sowie Riten fotografieren.

Der legendäre Fotoband "Le Village de Noubas" wurde 1955 als Reisetagebuch mit Texten und Abbildungen in Schwarz-Weiß veröffentlicht. Im vorliegenden Buch sind die Farbaufnahmen zu dieser Reise erstmals enthalten. Es handelt sich dabei um fotografische Juwelen von mehr als 40 Fotos, realisiert auf legendären Kodachrome-Filmen. 

Neben den Bildern enthält das Buch zwei Essays in englischer Sprache der beiden Fotografen Aaron Schumann und Chris Steele- Perkins. Die Titel der sehr informativen Essays lauten "The Sudan in Coulour" von Chris Steele –Perkins und "The Colour Photographs by George Rodger". 

Im Anschluss an die Bilder wird kurz erläutert, was auf den Fotos zu sehen ist. Gezeigt wird beispielsweise ein Stammesdorf, nackte Krieger mit merkwürdig ausschauenden, federgeschmückten Helmen, auch schöne Frauen, mit nackten Oberkörpern und sehr feinem Halsschmuck. Man lernt die weiblichen Nubas u.a. bei der Feldarbeit kennen. Hier tragen sie Wassergefäße auf dem Kopf, um damit Pflanzen zu bewässern. 

Die Männer des Stammes kämpfen immer wieder miteinander, während die Frauen sich auffallend friedlich verhalten. Verwundert ist man, dass diese Männer ihre Genitalien beim Kampf nicht schützen. Offenbar ist die Größe der Genitalien eine Art Statussymbol, das sie einander zeigen.

Insgesamt wirken die Frauen weitaus weniger archaisch. Ihre Scham ist bedeckt, der Körper edel geschmückt. Ihre Haltung dokumentiert Gelassenheit. 

Hauptsächlich, das soll hier betont werden, erlebt man nackte Männer, die miteinander ringen, umgeben von anderen männlichen Nubas, die diesem archaischen Spektakel zuschauen oder nackte Männer tanzen. Dabei allerdings sind Frauen nicht zu sehen.

Die Bilder sind nicht nur vom dokumentarischen, sondern auch künstlerischen  Aspekt her eine ganz große Besonderheit und in ihrer Tiefe kaum beschreibbar.

Vor allem sind die Aufnahmen überaus faszinierend und lassen erahnen, wie sich  die Menschheit in archaischen Zeiten verhalten hat. Aus heutiger Sicht, war es eindeutig ein Privileg, als Frau geboren zu sein. 

Sehr empfehlenswert.

Helga König 

Dieser Bildband ist überall im Handel erhältlich 

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