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Rezension: #Schönheit und #Revolution. #Klassizismus 1770-1820

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Schönheit und Revolution. Klassizismus 1770-1820", die vom 20. Februar bis 26. Mai 2013 im Städel Museum in Frankfurt gezeigt wird. 

Ich habe diese Ausstellung bereits am 19. Februar bei der Pressevorbesichtigung bewundern können und bin von all dem Schönen, was ich sah, noch immer überwältigt. 

Der Katalog nimmt mit Grußworten seitens des Geschäftsführers des Kulturfonds Rhein Main Albrecht Graf von Kalnein und der Geschäftführerin der Hessischen Kulturstiftung Claudia Scholtz seinen Anfang, die die Ausstellung materiell gefördert haben. Den Grußworten folgt  anschließend das Vorwort des Direktors Liebighaus Skulpturensammlung und Städel Museum Max Hollein. Er teilt den Lesern hier bereits mit, dass anhand von rund 100 Werken der Bildhauerei, Malerei und Grafik in dieser Ausstellung unangefochtene Hauptwerke des Klassizismus ebenso vorgestellt werden wie Kunstwerke der frühen Romantik und diese nur in Summe ein differenziertes Bild jener aufregenden Zeit zeichnen könne. 

Die Kuratoren der Ausstellung Dr. Eva Mongi –Vollmer und Dr. Maraike Bückling führen mit ihrem Textbeitrag „Schönheit und Revolution. Klassizismus. 1770- 1820“ in die Ausstellung ein. Hier erfährt man Näheres über den Begriff Klassizismus, der erst in der Abgrenzung zur Romantik seinen Namen erhielt. Der Klassizismus wahrte einerseits die Kontinuität der Antikenrezeption und vollzog andererseits die Auseinandersetzung mit der Antike, zunehmend mit dem schmerzlichen Bewusstsein, dass das Ideal der Antike der Vergangenheit angehöre und als solches nicht mehr wiederhergestellt werden könne, (vgl.: S. 14). 

Für die Diskussion über die Antike sind die Schriften Johann Joachim Winkelmanns bedeutsam, dessen Leitmotive u.a. der unbedingte Wunsch nach Erneuerung und Verbesserung der Kunst, nach Verbildlichung der Tugendideale der Antike für den modernen Menschen, nach der Definition der idealistischen Schönheit, der Einführung einer Stilgeschichte der Antike und die Betonung des studierenden prüfenden Blicks, sowie die einfühlsame Beschreibung von antiken Skulpturen waren, (vgl.: S.15). Man erhält Einblicke in Winckelmann Texte und hat Gelegenheit die von Friedrich Wilhelm Eugen Doell geschaffene Büste zu bewundern. In einem begleitenden Text wird über die Büste und auch über Doell ausreichend informiert. 

Jedes einzelne abgebildete Kunstwerk im Buch wird sehr ausführlich beschrieben, darunter u.a. das schöne Fresco "Jupiter und Ganymed" von Anton Raphael Mengs und Angelika Kaufmanns "Penelope wird von Eurokleia geweckt". 

Im Rahmen von Textbeiträgen liest man Wissenswertes über die Genauigkeit der Kontur über Abgüsse und Kopien antiker Skulpturen in der Epoche des Klassizismus und über antikes Pathos sowie über modernes Gefühl und erfährt auf diese Weise mehr über die Welt der Skulpturen, von denen es wunderschöne Exponate zu sehen gibt. Besonders gut gefällt mir Antonio Canovas "Amor und Psyche", für die im Städel ein eigener Raum bereit stehen. Unmöglich,  an dieser Stelle auf alle Kunstwerke näher einzugehen. 

Zwei Gemälde, die Marats Tod darstellen, werden gezeigt. Mich fasziniert das Gemälde von Jacques-Louis David am meisten, dass den Toten eigentlich nur schlafend abbildet, wodurch die Hinrichtung Marats beinahe relativiert wird.  

Dr. Maraike Bückling schreibt über die Heben von Canova und von Thorvaldsen. Die beiden berühmten Marmorskulpturen der griechischen Göttin Hebe stehen sich in einem Raum erstmals gegenüber. 

 Auch über Kunstreflexionen zu Beginn des 19. Jahrhunderts wird man aufgeklärt. Damals ging es um die zentrale Frage, ob sich die Vormachtstellung der Antike und ihrer Kunst als Vorbild für das zeitgenössische Kunstschaffen und dessen erzieherischen Zwecke halten könne oder ob der Kanon an Vorbildern erweitert werden müsse, aber auch um die Fragen, welche Antike überhaupt gemeint war und welche ihrer Komponenten sich als geeignet erwies , sie als modern zu interpretieren, (vgl.: S.293). 

Der Katalog verschafft einen hervorragenden Überblick über die Ausstellung, die man gesehen haben sollte, allein der Skulpturen wegen. Dass in Zeiten der Französischen Revolution so viel Schönes geschaffen wurde, wundert mich nicht. Die Freiheitsgedanken wirkten sich ganz gewiss auch auf die Kreativität der  Künstler in ganz Europa aus.  Die ideale Schönheit schuf meiner Ansicht nach der Däne Thorvaldsen, eine stille Schönheit, die dem Betrachter liebenswert erscheint.

 Empfehlenswert.

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Rezension: DAS GROSSE NATIONAL GEOGRAPHIC BUCH

Neben mir liegt "DAS GROSSE NATIONAL GEOGRAPHIC BUCH". Hier präsentiert der Autor Mark Collins Jenkins mittels 600 beeindruckenden Fotos 125 Jahre Geschichte chronologisch,  mit Schwerpunkt auf den großen Projekten, die unser Verständnis des Planeten verändert haben und darüber hinaus die Geschichte der Fotografie, bei der NATIONAL GEOGRAFIC Pionierarbeit geleistet hat. 

Das Vorwort dieses farbenprächtigen Bildbandes hat Gilbert M. Groover, der Chairman Emeritus der National Geographic Society und ihrer Education Foundation,  verfasst. Mit dem Buch feiert die Society ihr 125 jähriges Bestehen. Deshalb auch nimmt das Werk im Prolog gewissermaßen mit einem Gemälde, das am Gründungaabend der National Geographic Society im Jahre 1888 entstanden ist,  seinen Anfang. Über diesen Abend des 13. Januar 1888 wird man textlich näher informiert, erfährt zudem, dass die  Gründer ihre Stative nicht für Kameras, sondern vielmehr für ihre drehbaren Teleskope zur Messung von Horizontal- und Vertikalwinkeln nutzten. Die Gründe hierfür werden genannt.

Man liest im Rahmen der Anfänge der Society von verschiedenen Entdeckern und erfährt, dass kein einziges Gründungsmitglied der Society ein Berufsfotograf war. Zu den Gründern zählte sogar eine Frau und zwar die Reiseschriftstellerin Eliza Scidmore. Man liest vom ersten Heft des National Geographic Magazins und lernt frühe Bilder kennen, dann erst hat man Gelegenheit, im Rahmen von fünf Kapiteln aufgrund von vielen Texten und noch mehr Bildern, sich einen historischen Überblick zu verschaffen. 

Kapitel Eins fokussiert die Zeit zwischen 1900-1919, Kapitel Zwei dann die Jahre 1920- 1956, Kapitel Drei 1957-1969, Kapitel Vier 1970-1996 und Kapitel Fünf 1997-2013. Dabei werden in allen fünf Kapiteln die Meilensteine der Society in wenigen Worten textlich festgehalten. In längeren Textbeiträgen dann erfährt man Wissenswertes über verdienstvolle Leistungen wichtiger Persönlichkeiten und anderes mehr und kann sich in kaum beschreibbare Bilderwelten vertiefen, die uns längst Vergangenes gegenwärtig erscheinen lassen. 

Eines der Fotos, die mich besonders beeindruckt haben, wurde 2001 aufgenommen. Es zeigt den Ätna auf Sizilien wie er eine kilometerhohe Rauchwolke aus einer Spalte, über die man noch einige Tage zuvor hätte springen können, speit, (vgl.: S.102). 

Ich bedauere, auf die vielen Texte im Buch nicht eingehen zu können. Es lohnt sich, diese zu lesen, weil die gezeigten Bilder dadurch noch lebendiger werden.  Beim Lesen und Schauen findet man sich plötzlich   in einem Lamakloster in China 1926 wieder und kurz darauf irgendwo im Grenzgebiet zwischen Venezuela und Brasilien 1930… Menschen, Gesichter, Landschaften, Ereignisse…. Wunderbar! Ich schaue in die Augen von Richard E. Byrd. Das Foto entstand auf seinem Antarktisflug am 5. Dezember 1929 und lese, dass dieser charmante Mann mit seinen beiden Begleitern den ersten Flug damals zum Südpol wagte. Ihren Proviant warfen die Männer über Bord, damit sie die 4500 Meter hohen Berge überwinden konnten. Unglaublich..... 

Natürlich begeistern mich die Fotos von Jane Goodall und ihren Affen, doch mein Blick verweilt nicht lange dort, denn die Neugierde treibt ihn weiter, bleibt an anderen Tierbilder hängen, um wenig später in das Antlitz eines Ureinwohners von Papua –Neuguinea zu schauen und Minuten danach bei Papst Johannes Paul II. innezuhalten und ihn beim Beweihräuchern der Krippe zu beobachten. All diese Ereignisse liegen im Gestern. So viele wunderbare Fotografen haben mit ihren Bildern Fotokunst geschaffen, die aufgrund der Texte von Mark Collins Jenkins für den Betrachter begreifbarer wird. 

Empfehlenswert.

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Rezension: YOKO ONO HALF-A-WIND SHOW- Eine Retrospektive

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung YOKO ONO HALF –A WIND SHOW. EINE RETROSPEKTIVE, die vom 15. Februar bis 12. Mai 2013 in der Schirn Kunsthalle Frankfurt gezeigt wird.

Herausgeber des Katalogs sind die Kuratorin der Ausstellung Dr. Ingrid Pfeiffer und der Direktor der Schirn Max Hollein, die in Zusammenarbeit mit Jon Henricks das Buch auf den Weg gebracht haben.

Im Vorwort betont Max Hollein gleich eingangs, dass Yoko Ono nicht nur eine mystische Figur in der Kunstszene, sondern auch in der Musik, der Friedensbewegung und im Feminismus ist. Die Japanerin hat im Laufe ihres Lebens ein künstlerisches Werk geschaffen, das in den 1960er Jahren seinen Anfang nahm durch Performances und konzeptionelle Arbeiten.

In der Schirn werden rund 200 Objekte, Filme, Installationen, Fotos, Zeichnungen  sowie Textarbeiten und in einem eigenen Musikraum ein vollständiger Überblick über den vielfältigen Kosmos dieser Künstlerin dargeboten. Die Ausstellung wurde in enger Zusammenarbeit mit Yoko Ono und ihrem langjährigen Kurator Jon Henricks konzipiert. Der Katalog enthält neben den Bildern der ausgestellten Objekte aufschlussreiche Essays von Dr. Ingrid Pfeiffer, Jon Henricks, Alexandra Munrue, Kerstin Skrobanek und Jörg Heiser, sowie verschiedene Texte von Yoko Ono und eine Chronologie, die seitens Lisa Beißwanger zusammengestellt worden ist.

Zunächst erfährt man Wissenswertes über Yoko Onos Beitrag zu einer Kunst der Selbstreflektion von 1955 bis heute. Dr. Pfeiffer hebt hervor, dass Yoko Onos Kunst in erster Linie auf Ideen und sprachlichen Anweisungen zu utopischen oder auch ausführbaren Aktionen beruht. Ihre Ideen sind poetisch, klug, aber auch verrückt und verraten mitunter einen subtilen Humor, teilweise massive Gesellschaftskritik und sie sind politisch, feministisch, nicht selten zutiefst menschlich, (vgl.: S.23).

Man erfährt seitens Dr. Pfeiffer Näheres zu Onos Werken mit Licht und Schatten, Wasser und Feuer, Luft und Himmel, zu Material und Immaterialität, Zerstören und Heilen, Balance u.a.m. Informiert wird man auch über das performative Handeln in Onos Werk der 1960er Jahre und über das performative Denken überhaupt. Wie man liest, hat Yoko Ono bei einem ihrer ersten öffentlichen Auftritte in New York 1961 Visuelles mit Sound und Text kombiniert, (vgl.S.29). Zur Sprache gebracht wird natürlich auch ihre Performance „Cut Piece“, zu der sich die Künstlerin selbst äußerte. Was sie 1974 dazu sagte, kann man im Buch nachlesen.

Es führt zu weit, auf die einzelnen Essays im Rahmen der Rezension näher einzugehen oder die gezeigten Werke zu interpretieren. Wissen sollte man aber, dass ihre künstlerische Produktion sich von Anfang an zwischen den Gattungen bewegte. Sie war im literarischen Bereich aktiv, schuf Werke, die sich mit dem Thema Malerei befassten, einige Ideen setzte sie skulptural- installativ um und es entstanden auch filmische Arbeiten, (vgl.: S.123).

Es macht sehr viel Freude, sich die fantasievollen Arbeiten anzuschauen und sich auf ihre Welt einzulassen. Ich empfehle zunächst die Chronologie zu lesen, um Yoko Onos künstlerische Entwicklung besser begreifen zu können. Die Künstlerin stammt aus einer traditionsreichen Bankiersfamilie und hatte von Kind an die besten Voraussetzungen, um zu der Frau zu werden, die sie heute ist. Eine großartige Künstlerin, die einige Jahre mit John Lennon verheiratet war, aber sich nicht als dessen Witwe zu definieren braucht, um weltweite Aufmerksamkeit zu behalten.

 Empfehlenswert.

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Rezension: Chagall- Meister der Moderne

"In der Kunst wie im Leben ist alles möglich, wenn es auf Liebe gegründet ist." (Chagall)

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "CHAGALL Meister der Moderne", die vom 8. Februar- 12. Mai im Kunsthaus Zürich gezeigt wird. 

Mehrfach  hatte ich Gelegenheit Bilder von Chagall bewundern zu können, nicht zuletzt in der "Fondation Maeght" in St. Paul de Vence. Auf dem Friedhof dieses idyllisch gelegenen, provenzalischen Künstlerortes kann man übrigens  Chagalls Grab besuchen. Im Winter blühen dort die Mimosen und verströmen einen zarten Duft, den ich seither immer zu riechen meine, wenn ich Bilder von Chagall betrachte. 

Das Vorwort zum Ausstellungskatalog hat Christoph Becker, der Direktor des Kunsthauses Zürich, verfasst. Er lässt dabei nicht unerwähnt, dass Chagall ein äußerst produktiver Künstler war, der eine lang anhaltende wie auch erfolgreiche Karriere genossen hat. 

Die Ausstellung befasst sich u.a. mit den Jahren 1911 bis 1914. Damals hielt sich der Künstler in Paris auf und etablierte sich dort als Meister der Moderne. Auch die Folgejahre bis 1922 kommen zur Sprache. Zu diesem Zeitpunkt lebte Chagall in seiner Heimat Russland, wo er seine einzigartige visuelle Bildersprache festigte und Werke schuf, die von zentraler Bedeutung für ihn blieben und zwar bis zum Ende seines Lebens. 

Der Katalog enthält 128 Abbildungen  und diverse Essays verschiedener Autoren. Dabei thematisiert Simonetta Fraquelli die Gemälde Chagalls, die er in den Jahren 1911- 1014 schuf. Obschon Chagalls Weltbild durch seine Herkunft aus einem verarmten "Schtetl" bestimmt wurde, das in seinen Bildern zum Ausdruck kommt, nahmen die drei ersten Pariser Jahre sehr aktuelle Tendenzen auf. Fraquelli spricht von "überschwänglichen, die Konturen der Gegenstände überflutenden Farben der Fauves, über die fragmentierten, quasigeometrischen Formen des Kubismus und die Vorliebe des Orphismus für Kreise im Raum bis zur räumlichen Anordnung der Gegenstände in surrealistischen Sujets", ( S.24).

Angela Lampe spürt dem expressionistischen Maler nach, der vielen aufgrund seiner fliegenden Figuren eher als Vorläufer der surrealistischen Bewegung gilt. Chagall selbst vermochte mit der Etikettierung seiner Kunst wenig anfangen und sprach sich für eine Kunst aus, die sich aus dem Leben speiste und nicht aus Schulen, (vgl.: S.39). 

Monica Bohm-Duchen stellt Überlegungen an, ob Chagall ein russischer Jude oder ein Weltbürger war. Anschließend kann man sich in seine Werke vertiefen,  die folgenden Themen zugeordnet sind: 
Der Reiz von Paris 
Paris: Erinnerung an Russland 
Prismatische Bilder: Chagall und der Kubismus 
Farbensturm: Chagall und der Orphismus 
Rückkehr nach Russland 1914: Krieg und Liebe 
Identität und jüdische Themen
Das Ungegenständliche: Chagall und der Suprematismus 
Theater der Träume: Chagall und die Bühne 

Erläuternde Texte sind den Bildern der einzelnen Themenbereiche stets vorgeschaltet. Die gezeigten Gemälde werden vortrefflich abgebildet. Man erfährt stets den Titel, das verwendete Material, die Größe des Originals und dessen Standort. 

Gefreut habe ich mich,  meine Lieblingsbilder von Chagall unter den Ausstellungsobjekten zu entdecken. Es handelt sich um das "Doppelportät mit Weinglas",  "Die Liebenden in Blau" und natürlich und "Der Spaziergang". Im Rahmen eines Essays von Ekaterina L. Selezneva erfährt man Wissenswertes zu Chagalls Wandbilder für das jüdische Theater in Moskau und hat danach Gelegenheit sich in die diesbezüglichen Bilderwelten zu vertiefen. Ganz zum Schluss werden noch einige Bilder aus dem Spätwerk gezeigt, darunter "Der Gaukler in der Nacht" aus dem Jahre 1957, bei dem es sich vielleicht um den älter gewordenen Geiger von 1911 handelt, wer kann das schon genau wissen.. ….

 Empfehlenswert.

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Rezension:Die schönsten Liebespaare in der Kunst (Gebundene Ausgabe)

"Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr, sind ihre Wege auch schwer und steil, 
Und wenn ihre Flügel dich umhüllen, gib dich ihr hin,
Auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert dich verwunden kann.
Und wenn sie zu dir spricht, glaube an sie,
auch wenn ihre Stimme deine Träume zerschmettern kann
wie der Nordwind den Garten verwüstetet. (Zitat: Khalil Gibran, S. 51)

Für den argentinische Maler Helmut Ditsch ist Kunst die vollendete Form der Liebe. Sein Gedanke beschäftigt mich seit einigen Tagen und wird übrigens in dem vor mir liegenden Bildband vielfach visuell unterstrichen, indem dem Betrachter unzählige Liebespaare gezeigt werden, die berühmte Maler aus unterschiedlichen Jahrhunderten in ihren Kunstwerken verewigt haben. Dabei werden diese Gemäldeablichtungen von Sentenzen und Gedichten begleitet, die sich mit der Liebe vielschichtig auseinandersetzen.

Die Gemälde und auch die Texte wurden von Franziska Stegmann ausgewählt. Das Vorwort stammt von Bettina Schümann. Sie fragt zunächst, was Liebe ist und erwähnt in ihrer Reflektion nicht grundlos, dass wohl jeder hofft, Verliebtheit, Offenheit und Aufregung in einer Beziehung, vorbei am nagenden Zahn des Alltags retten zu können. Dies jedoch gelingt immer seltener. Doch die Sehnsucht bleibt unvernünftigerweise bestehen.

Schümann thematisiert liebende Götter, auch die Liebe zwischen Mensch und Tier, die Liebe in der Kunst, schreibt von der hingebungsvollen Leidenschaft und bringt in diesem Zusammenhang Camille Claudel und Auguste Rodin zur Sprache, deren Liebe ihr Leben wurde, gemeinsam mit der Kunst. Dabei ging es bei diesen beiden Künstlern um Sinnlichkeit und Leidenschaft, darum zu fühlen und den Körper zu erspüren, sowohl im Leben wie an der Skulptur, (vgl.: S.14).

Auch von Liebeszauberei und schlussendlich sogar von Zermürbung, gegenseitigen Demütigungen und Lebenslügen ist die Rede, bevor man in die Bilderwelten eintauchen kann, die den Betrachter daran erinnern, das alle die Zeit, die man nicht der Liebe widmet, verloren ist, (vgl.: Torquato Tasso, S. 108).

Auf dem Titelbild sehen wir Jack Vettrianos "The Singing Butler". Bei jeder Gemäldeablichtung erfährt man, wann sie entstanden ist und welche Materialien verwendet wurden. Ferner wird man über die Bildgröße informiert und auch darüber, wer im Besitz des jeweiligen Originals ist.

Mein Lieblingsbild im Buch stammt von Marc Chagall und trägt den Titel "Der Spaziergang". Begleitet wird das fröhliche Bild von einer Sentenz Leo Tolstois, die da lautet "Du brauchst nur zu lieben und alles ist Freude". Genau dieser Gedanke spiegelt sich in der Art der Darstellung des Liebespaares auf dem Bild wieder. Ganz zauberhaft. Nur selten im Leben, wenn überhaupt, erhält man die Gnade solch ein Gefühl durchleben zu dürfen. Die Folge ist stets unerträglicher Schmerz. Das sollte ich besser verschweigen.

Renoirs "Tanz auf dem Land" und "Tanz in der Stadt" erinnern daran, dass Liebe und Musik im Einklang zueinander stehen. Immer wieder sieht man kosende Paare, so etwa eine Miniatur aus der Manesse-Handschrift, entstanden zwischen 1305-40, gemalt von Konrad von Altstetten und begleitet von Walter von der Vogelweides Minnelied "Unter der Linde".

Es ist nicht unwichtig, die Gedichte und Sentenzen genau zu studieren, um die die Tiefe der Aussage der einzelnen Bilder zu begreifen. So ist Camille Claudels Skulptur "Der Walzer" und August Rodins "Der Kuss" Rainer Maria Rilkes Gedicht "Die Liebenden" beigegeben worden, das mit den Worten endet "Lass sie ineinander sinken/ um einander zu überstehen". Eine der furchtbarsten Erkenntnisse im Leben ist zu Zeiten, in denen man liebt und geliebt wird, jene, dass alles, auch der Zustand der Glückseligkeit, wie er von Chagall visualisiert wird, seine Zeit hat und damit niemals unendlich sein kann.

Das Ölbild "Die Liebenden" von René Magritte mag ich sehr gerne, weil es in meinen Augen am meisten ausdrückt, dass die Liebe eine reine Herzensangelegenheit ist.

Dass man dem "Gothaer Liebespaar" einen Auszug aus dem 1. Korintherbrief von Paulus zugeordnet hat, gefällt mir sehr gut, weil die dort dargestellten Liebenden eine Wahrhaftigkeit ausstrahlen, die dem Inhalt des Korintherbriefs gerecht wird.

Ein schönes Buch, das ich all jenen empfehle, die der Sentenz zustimmen, dass die Kunst die vollendete Form der Liebe ist. 

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