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Rezension: Lucas Cranach der Ältere und Hans Kemmer- Meistermaler zwischen Renaissance und Reformation- Hirmer

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Lucas Cranach der Ältere und Hans Kemmer", die seit dem 24.10.2021-6.2.2022 in Lübeck im St. Annen-Museum gezeigt wird. 

Wie der Bundespräsident a. D. Joachim Gauck in seinem Grußwort schreibt, lebten Lucas Cranach und sein Schüler Hans Kemmer in einer besonderen Zeit des Umbruchs. Deshalb bedeute es immer auch, wenn man sich diesen beiden Künstlern nähere, sich mit dem Zeitalter der Renaissance, der Reformation und dem Humanismus auseinanderzusetzen. Genau das geschieht in diesem Werk. 

Nach einigen erhellenden Worten von Prof. Dr. Hans Wißkirchen und einem informativen Vorwort von Dr. Dagmar Täube, der Leiterin des St. Annen-Museums, sie ist zugleich Kuratorin der Ausstellung, wird man mit einer Fülle von Essays unterschiedlicher Autoren beschenkt. Hier hat man dann Gelegenheit zunächst einen sehr guten Essay von Dagmar Täube zu lesen, die sich darin zur Ausstellung äußert. 

Lucas Cranach gelte als einer der bedeutendsten Vertreter der Renaissance in Deutschland. Mit seiner Werkstatt hat er mehrere tausend Werke geschaffen. Er sei Hofmaler des Kurfürsten Friedrich III. dem Weisen gewesen, wo seine Werke auch eine wichtige Wirkung in politischen Fragen gehabt haben sollen. Zudem soll er ein gewiefter Geschäftsmann und neunmal für je zwei Jahre Ratsherr sowie zweimal Bürgermeister gewesen sein. Mit allem, was er besaß- er wird in dem Essay aufgezählt, war er der reichste Bürger Wittenbergs. In Sachsen soll seine Stellung konkurrenzlos gewesen sein. 

Auch über Hans Kemmer (um 1495/1500-1561) liest man biographisch Wissenswertes und über die Cranachwerkstatt, zu der ab 1523 auch eine Druckerei gehörte. Kemmer gilt als ideenreicher Maler der Reformation in Lübeck. Was die beiden Künstler vor allem verbunden haben soll, waren die neuen Themen, die Cranach für die Reformation entwickelt habe. Die Themen der Bilder werden in dem Essay näher beschrieben. Dabei wurde das Wort der Bibel Ausgangspunkt für besagte Themen. 

Es führt zu weit, auf die 14 gehaltvollen Essays inhaltlich hier näher einzugehen und die diese begleitenden Bilder im Einzelnen zu benennen. Hervorheben möchte ich allerdings den Essay von Ruth Slenczka mit dem Titel "Reformation und Bild". Das Zeitalter der Reformation galt als bilderfeindlich. In dem Essay geht es darum zu hinterfragen, welche Rolle das Medium Bild in der Reformation spielte.

Ab Seite 169 folgt dann der Katalogteil, beginnend mit den Protagonisten, allen voran das Bildnis von Martin Luther, gemalt von Lucas Cranach d. Ä. und Werkstatt. Alle präsentierten Gemälde werden von unterschiedlichen Autoren näher beschrieben. 

Es folgen Gemäldeablichtungen von Hans Kemmer und der Cranachwerkstatt und solche, die unter dem Begriff "Jesus-Gottessohn und Mensch" zusammengebracht wurden. Hier findet man auch das beeindruckende Gemälde von Lucas Cranach d. Ä. "Schmerzensmann", das Eigentum der Kirchengemeinde St. Petri in Wörlitz ist. 

Unter dem Katalog-Thema "Vorbildliche Frauen" kann man u.a. die Gemäldeablichtung "Das Urteil des Paris" von Lucas Cranach d. Ä. bewundern. Dabei zeigt die Darstellung einen für die Cranach-Werkstatt typischen Bildaufbau, der im Buch erhellend erläutert wird. 

Dann werden zwei Gemäldeablichtungen mit analogem Motiv gezeigt. Es handelt sich um das Motiv "Judith mit dem Haupt des Holofernes", wobei bei diesen Gemälden nicht geklärt werden konnte, ob sie von Hans Kemmer und Lucas Cranach d. Ä. stammen. 

Unter dem Begriff "Das Wichtigste im Fokus!" folgen verschiedene Gemäldeablichtungen mit dem Titel "Gesetz und Gnade" und ganz zum Schluss Bilder, die im Kontext zu Hans Kemmer stehen, gemalt u.a. von Jakob van Utrecht.

Alles in allem, ein spannend zu lesendes und zu betrachtendes Buch, mittels dem man bemerkenswerte Veränderungen von Bildthemen auf dem Weg vom Mittelalter zur frühen Neuzeit kennenlernt. 

Maximal empfehlenswert. 

Helga König 

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