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Rezension: Verletzlich-Olga Michi- teNeues


Die vielfach preisgekrönte Fotografin Olga Michi wurde als Tochter russischer Eltern in Havanna /Kuba geboren, studierte Jura und arbeitete im russischen Außenministerium an der Fakultät für internationale Beziehungen. Seither bestimmt die Faszination für Geschichte, Politik und Diplomatie die Richtung ihrer Reisen und ihrer professionellen Fotoausbildung. 

Olga Michi ist heute auf allen Kontinenten als Fotografin tätig und hat problematische Expeditionen nach Mittelamerika, Afrika und Indonesien organisiert, lebte bei indigenen Völkern und tauchte mit Nilkrokodilen weißen Haien und Orcas. 

In "Verletzlich" betone die Fotografin die universalen Verbindungen zwischen modernem Leben und überlieferter Kunst aus vergangenen Zeiten, bis zurück ins Mittelalter, in die Antike und in die Prähistorik, schreibt Artem Loginov, die Kuratorin des Projekts, die an anderer Stelle meint, dass das Ziel von Besagtem  darin bestehe, zu dokumentieren wie die Menschheit auf unterschiedliche Weise auf dem endlosen Weg der Selbsterkenntnis fortschreite und eine zeitgenössische Interpretation von grundlegenden philosophischen Konzepten ermögliche. 

Olga Michi schreibt, dass in diesem Buch authentische Kulturen und Individuen im Wandel mit einem komplexen und dynamischen Verhältnis zur Vergangenheit und Gegenwart gezeigt werden. Die Fotos sollen u.a. daran erinnern, dass die Bedrohung des Einzelnen auch zugleich die Bedrohung aller ist.

Untergliedert sind die Bilder in South - East - North 

Diese Fotos- es sind Porträtaufnahmen- sind in englischer und deutscher Sprache erläutert. 

Was Olga Michi mit South meint, schreibt sie vor der Bilderschau. Gemeint ist das Omo-Tal, das sich mehr als 700 km hinweg, von Südäthiopien bis in die "Region der südlichen Nationen, Nationalitäten und Völker" an der Grenze Kenias zieht, wo der Omo und den Turkansee, den größten permanenten Wüstensee der Welt mündet. 

Anhand der Bilder und begleitenden Texte erfährt man mehr über die Surma- und Ursi-Völker, wo die Menschen viele Narben am Körper tragen, weil sie glauben, so robuster und belastbarer zu erscheinen. Kinder sind bunt angemalt und tragen Früchte oder Blüten auf dem Kopf und die Hörner, die von Mursi-Frauen getragen werden, reflektieren u.a. anderem die Haltung des Stammes zu den Kühen. Seltsamer tellergroßer Lippenschmuck verdeutlicht wie verschieden das Schönheitsempfinden von Menschen auf dieser Welt  ist, aber auch wie wichtig es allerorten zu sein scheint, sich zu schmücken.

Bunte Ketten und Bemalungen des Gesichts und des Körpers mit Ornamenten fallen ins Auge und zeigen, dass Menschen sich stets verschönern und schmücken wollen und dies seit Anbeginn aller Zeiten. 

Mit East ist ein breiter Streifen des Binnenlandes in Südostasien gemeint. Im Fokus stehen u.a. die Padaung-Frauen, die ihren Hals mit Hilfe von Spiralen verlängern. Geschmückt sind auch die Arme und Ohren. Man staunt, Seite für Seite über den kunstvollen Schmuck, aber auch die Bereitschaft dafür Schmerzen zu erleiden. 

Das Volk der Lisu ist sehr farbenfroh gekleidet und die Frauen tragen hübsche Kopfbedeckungen aus bunten Perlen. Doch auch hier  gibt es Veränderungen...

North: dort lebt das Volk der Tschuktschen weit im Osten Russlands. Auch dort schmücken sich Männer wie Frauen. Der Kälte wegen tragen sie Pelze, mit bunten Perlen bestickt, der Schönheit halber.  Hier und an all den anderen Orten ist  die eigene Note bedroht, wird es die Vielfalt nicht mehr lange geben. Alles wird beliebig. Wir hier sind es ja bereits schon seit Langem, auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen.

Ein beeindruckendes Buch. 

Maximal empfehlenswert 

Helga König

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