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Rezension: Gold- Sebastiao Salgado- TASCHEN

Dieser überaus bemerkenswerte Bildband zeigt Schwarz-Weißaufnahmen des Fotografen #Sebastiao_Salgado, der 1973 seine berufliche Karriere als Fotograf in Paris begann und anschließend für die Fotoagenturen #Sygma, #Gamma und #Magnum_Photos arbeitete. Er ist Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2019.

1994 gründete er mit seiner Frau Lélia Wanick Salgado gemeinsam die Agentur #Amazonas_images, die sein Werk exklusiv vertritt. Sie studierte Architektur und Stadtplanung in Paris und entdeckte 1970 ihr Interesse für Fotografie und konzipiert sowie gestaltet seit den 1980er Jahren die Mehrzahl der Fotobände ihres Mannes. Zudem organisiert sie alle Ausstellungen seines Werkes. 

Das Ehepaar und #Alan_Riding haben gemeinsam den beeindruckenden Bildband realisiert. Alan Riding, der für die Texte im Buch zuständig ist, ist ein in Brasilien geborener Schriftsteller und ehemaliger Auslandskorrespondent der New York Times. Er leitete diverse Auslandsbüros dieser Zeitung, hat zudem als Kunstkorrespondent in Europa gearbeitet und schreibt heute primär für das Theater. 

Worum geht es in diesem Buch? Nach meiner Betrachtung um eine grandiose Visualisierung der #Gier des Menschen, exemplarisch festgehalten durch die Gier nach #Gold. 

#Serra_Pelada war zehn Jahre hindurch die größte Goldmine der Welt und galt als neues El Dorado. Dort arbeiteten circa 50.000 Goldgräber unter entsetzlichen Bedingungen. Wie Salgado schreibt, war er bei seinem ersten Besuch sprachlos, von dem, was er dort wahrnahm. Die verzehrende Leidenschaft, schnell reich zu werden, war die gleiche wie bei den Goldsuchern in früheren Jahren.

Man hatte 1979 in Serra Pelada Gold in einem Fluss entdeckt. Innerhalb weniger Wochen soll der Goldrausch dann begonnen haben. Wie das vonstattenging, wird im Buch sehr gut beschrieben.

Durch das Einschränken der Pressefreiheit durch die brasilianische Militärregierung, erhielt Saldago erst 1986 die Erlaubnis, dort hin zu reisen und konnte ermitteln, dass die Menschen an diesem Ort  die ungleiche brasilianische Sozialstruktur spiegelte. Dabei erledigten die Tagelöhner den härtesten Job. Sie mussten die Erde der zugewiesenen Parzellen abtragen und die 40 Kilo schweren Säcke über steile Abhänge, entlang schmaler Pfade und am Ende der Leitern empor nach oben tragen. Selbst während der Regenzeit war der Hunger nach Gold größer als die Angst das eigene Leben zu verlieren. 

Nicht wenige verloren alles, weil sie glaubten,  noch reicher werden zu können und deshalb ihre Gewinne in weitere Parzellen und neue Mannschaften von Tagelöhnern investierten. 

Heute ist Serra Pelada wieder eine arme Region. Nur ein 200 Meter tiefer See ist geblieben und eine Landschaft voller Narben. 

Die unglaublich beeindruckenden Fotos dokumentieren den ganzen Wahnsinn, zeigen Mühe, Aggression, Erschöpfung, ein Gewimmel von Menschen mit Hacken, Schaufeln und Leitern, eine Hölle, die der menschlichen Gier geschuldet war. 

Ziel des Fotografen war nicht mit den Bildern Schlagzeilen zu machen, sondern sie in ein langfristig angelegtes Fotoprojekt zu integrieren. Die unter dem Titel Workers: An Archeology of The Industrial Age (Arbeiter: Zur Archäologie des Industriezeitalters) publiziert und ausgestellt werden sollte.

In einem Nachtrag erfährt man, weshalb der Fotograf Schwarz-Weißaufnahmen wählte. Hier liest man u.a., dass die erschöpften Gesichter der Minenarbeiter deutlicher visualisiert werden konnten, aber auch die muskulösen Arme und Beine und ihre feuchten, schmutzigen Kleider.  Zudem setzt  in den Panoramabildern der riesigen Mine, so Alan Riding, Schwarz-Weiß Lichtpunkte, die jeden einzelnen Arbeiter erkennen lassen, der mit einem Sack voll Erde die Leiter hochsteigt. 

Dies ist ein grandioser Bildband mit einfühlsamen Texten in englischer, französischer  und deutscher Sprache. 

Maximal empfehlenswert.

Helga König

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Sebastião Salgado. Gold