Dieses Blog durchsuchen

Rezension: Xenia Hausner. You and I (Gebundene Ausgabe)

Dieses Kunstbuch befasst sich mit Werken der 1951 geborenen Malerin und Bühnenbildnerin Xenia Hausner. Neben abgelichteten Werken von sehr guter Qualität enthält das Buch Essays von Carl Aigner, Bazon Brock, Rainer Metzger und Katharina Sykora.


Die Essays sind in englischer und deutscher Sprache abgedruckt. Im Dramolett "Kuhaugen und Schubladen" mit Bazon Brock und Xenia Hausner erfährt von der Künstlerin, dass ihre Figuren das Talent besitzen, sich seelisch aufzureiben und die größte Energie in ihren Werken von den Augen absorbiert wird. Sie erklärt, dass das Hineinkriechen in die Augen des anderen richtig anstrenge und die Augen mithin alle enerviere, (vgl.: S.16). Die Künstlerin bekundet weiter, dass sie stets von einer Bildidee ausgehe: die Anlage, die Farben, die ganze Geschichte, der Mensch sei ein Teil davon, (vgl.: S.17). Für Hausner sind Bilder eigenständige, beseelte Lebewesen, die eine eigene Identität besitzen, (vgl.: S. 20).


Katharina Sykora schreibt in ihrem Essay, dass sich in Hausners Werken Figuren in komplexen, abenteuerlichen und ebenbürtigen Konfigurationen begegnen. Die Künstlerin lockere die Beziehungen der Figuren, zerstöre aber deren Miteinander nicht, sondern halte es in Bewegung. Was unvereinbar erscheine, werde vergleichbar und umgekehrt. Der Humanismus der Bilder bestehe im Potenzial des Rollentauschs, der die Dinge gleichwertig und zugleich beweglich mache, (vgl.:S.68). Dem kann ich zustimmen, nachdem ich mir die Bilder genauer angesehen habe. Zustimmen kann ich des Weiteren folgender Interpretation, dass sich im Hin und Her zwischen Figur und Grund, Gestalt und Ding, Farben und Formen auch während des Betrachtens ein Kaleidoskop vielfältiger Bedeutungen entwickele, die sich ergänzen, überlagern, widersprechen, (vgl.: S.69). Gerade diese Gegebenheit macht die Bilder so interessant und lässt die Blicke des Betrachter sehr lange auf dem Bildgegenstand verweilen.


Aigner zitiert Hausner, die sich dezidiert zu ihren künstlerischen Verfahrensweisen zur Gewinnung von Bildern äußert. Sie sagt: "Zum Unterschied von digitalbearbeiteter Fotokunst verwende ich aber die handwerklichen Mittel des Malers: "Pinsel, Farbe, Schere, Karton und führe so auf analogem Wege die Verbindung von Farbe, Form und Foto herbei."(Zitat. S.108) Die von Hausner angefertigten Fotografien konkretisierten das Porträt als Reales und historisierten zeitgleich die Porträtierten, so die Interpretation Aigners. Dem kann ich nichts entgegenhalten, da ich zum gleichen Ergebnis gelange.


Rainer Metzger schließlich versucht in seinem Essay eine Theorie zu Xenia Hausners Kunst zu entwickeln und stellt zunächst die These auf, dass Hausners Figuren, denen die Künstlerin Bildwürdigkeit schenke, allesamt etwas Flüchtiges hätten. Diese erklärt er in der Folge genauer und führt weiter aus, dass die Figuren zudem etwas Vorübergehendes, der Situation Anheimgebendes, etwas Transitorisches und Momentanes ausdrückten, es aber sekundär sei, ob sie dies tatsächlich auszeichne, was sie dem Betrachter erscheinen. Den Versuch der Theorie in seiner Gesamtheit hier darzustellen, sprengt den Rahmen der Rezension. Bitte lesen Sie Näheres hierzu im Buch ab Seite 134- 143, um die Bilder besser intellektuell begreifen zu können.


Mich beeindrucken die Werke der kräftigen Farben wegen und aufgrund der Tatsache, dass man mit den dargestellten Personen auf den Bildern unweigerlich Blickkontakt aufnimmt. Faszinierend. Nach meinem Eindruck bestimmen die Augen jeweils das Bild und beeinflussen der Betrachter dahingehend, sich mehr mit der Seele der dargestellten Menschen als mit den Dingen, die diese Menschen umgeben, zu befassen. Eine Botschaft, die meine Zustimmung findet. Die Figuren leben wirklich. Hausner verspricht nicht zuviel. Sie hat ihnen Leben eingehaucht. Sie ist eine Magierin, mit subtil ausgepägten schöpferischen Fähigkeiten.

Empfehlenswert.
Bilder. Mit freundlicher Empfehlung von Prestel-Verlag
Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amaon und können das Buch bestellen.

Rezension:Bauhaus-Frauen - Meisterinnen in Kunst, Handwerk und Design (Gebundene Ausgabe)

Das Staatliche Bauhaus wurde 1919 von Walter Gropius ins Leben gerufen. Sein Ziel war es, Kunst und Handwerk sinnvoll zu verbinden. Ulrike Schüler stellt in ihrem Buch unter Mitarbeit von Ingrid Radewaldt und Sandra Kemker die damaligen Meisterinnen in Kunst, Handwerk und Design vor. Anhand zahlreicher Fotos hat man Gelegenheit, auch einen visuellen Eindruck von den Damen und ihrem kunsthandwerklichen Schaffen zu erhalten.

Im Staatlichen Bauhaus gab es 1919 im ersten Semester mehr weibliche als männliche Studenten und im Rückblick kann konstatiert werden, dass das Bauhaus einen wesentlichen Teil seines innovatorischen Potenzials Frauen zu verdanken hat. Im Buch lernt man Pädagoginnen, Gestalterinnen und Künstlerinnen kennen, die am Bauhaus studierten, lehrten oder als Ehefrau der Baumeister ein eigenständiges Profil entwickelten, aber auch die Ideen und Werke des Bauhaus der Welt zugänglich machten.

Wie man bereits der Einleitung entnehmen kann, hatte sich die künstlerische Avantgarde aus der Opposition gegen das frostige, zugeknöpfte, autoritäre Klima im deutschen Kaiserreich zu Beginn des 20. Jahrhundert entwickelt. Angestrebt wurde die Reform des gesamten Lebens, konkret Echtheit, Einfachheit, Natürlichkeit und Ganzheit. Gerüttelt wurde an der Prüderie, den Konventionen, der bürokratischen Ordnung und den Klassenschranken des Kaiserreichs und die Frauen, die ein Teil dieser jungen Wilden waren, entdeckten die Sinnlichkeit ihres Körpers sowie die Lust an Selbstinszenierung, aber auch an Selbstdarstellung, (vgl.: S.7).

Man liest, dass noch im 19. Jahrhundert die Frauen in Deutschland bis auf wenige Ausnahmen keinen Zugang zu Kunstakademien hatten und die Großherzogliche-Sächsische Kunsthochschule in Weimar zu den wenigen Akademien zählte, an denen bereits vor der Gründung der Weimarer Republik weibliche Studierende aufgenommen wurden. Die Mehrzahl der Bauhausfrauen, auch Ausnahmekünstlerinnen wie Gunta Stölzl, stellten allerdings das traditionelle Frauenbild nicht in Frage, gleichwohl widersprachen sie ihm durch ihr konkretes Handeln, (vgl: S.10).

Das Buch befasst sich zunächst mit den Lehrerinnen und studierenden der ersten Stunde und hier speziell mit Gertrud Grunow, Helene Börner, die einzige Bauhausmeisterin, wie auch Ida Kerkovius und lernt Arbeiten der Damen kennen. Thematisiert werden in der Folge die Künstlerinnen der Weberei und hier allen voran Gunta Stölzl, die Keramikerinnen, Mehrfachbegabte in Malerei, Grafik, Bildhauerei und Bühnenarbeit, Innenarchitektinnen, Möbel-, Spielzeug- und Metallgestalterinnen sowie Meisterinnen der Fotographie und der Tagebuchnotiz.

Mich beeindruckt besonders das Leben und Schaffen von Gunta Stölzl (1897-1983), die eine der erfolgreichsten Bauhausfrauen war. In ihrer Bewerbungsmappe, die sie 1919, Walter Gropius, dem Leiter des Bauhaus vorlegte, befanden sich auch Zeichnungen, in erster Linie aus der Zeit als Rotkreuzschwester im 1. Weltkrieg. Diese Zeichnungen dokumentierten u.a. Trauer und Betroffenheit über die Zerstörungen und Grausamkeiten des Krieges, (vgl.: S.43)

Mit Marcel Breuer, einem der ideenreichsten Studenten aus der Tischlerei, erarbeitete sie Bespannungen für Sitzmöbel, zunächst in freier abstrakter Weberei, später mit strengen Gurten in wenigen Farben. Diese Arbeiten sollen der Anfang einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Weberei und Tischlerei gewesen sein, in deren Folge Bespannstoffe für moderne Latten-und Stahlrohrstühle entwickelt wurden, (vgl.: S.46). Über die Weiterentwicklung dieser Bauhausfrau erfährt man im Buch viel Wissenwertes, aber nicht nur über sie, sondern- wie schon angedeutet- über viele andere Damen, deren künstlerische Ausdruckskraft wirklich beeindruckt.

Die Porträts sind gut getroffen und spannend zu lesen. Mein Augenmerk gilt immer wieder den Exponaten von Marianne Brandt, deren Tee-Extraktkännchen, aber auch ihr Sahnegießer das gewisse, leicht exzentrische Etwas haben, das ich sehr reizvoll finde, (siehe Seite 122).

Dieses Buch empfehle ich gerne der vielen Sachinformationen wegen, aber auch aufgrund der aufschlussreichen Fotos.

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.

Rezension: Bildlexikon der Kunst 3. Symbole und Allegorien: BD 3 (Taschenbuch)

Matilde Battistini möchte mit dem " Bildlexikon der Kunst Band 3 >> Symbole und Allegorien<< aus dem Parthas Verlag den Besuchern von Kunstausstellungen und Museen ein Werkzeug an die Hand geben, welches es einfacher macht, sich in der Welt der Darstellungen zurechtzufinden und die verborgene Bedeutung einiger berühmter Bilder zu dechiffrieren.

Gegliedert ist das Buch in die Themenbereiche Symbole und Allegorien. Dem Oberbegriff Symbole sind die die Begriffe - Zeit, Mensch, Raum - und diesen eine Vielzahl mit ihnen korespondierender Begriffe untergeordnet.

Dem Begriff "Zeit" ist u.a. beispielsweise der Begriff "Winter" untergeordnet. In der Malerei erscheint der Winter in Gestalt eines ergrauten Mannes neben kahlen Bäumen oder als Greis im warmen Mantel. Man erfährt, womit der Winter in der bildlichen Darstellung außerdem verbunden ist, wie er in der Renaissance und im Barockzeitalter malerisch visualisiert wurde und wird über die Herkunft des Wortes aufgeklärt. Man liest über verschiedene Charakteristika, über verwandete Gottheiten und Symbole, auch erfährt man Näheres zur kultischen Verehrung des Winters. Am Beispiel des Gemäldes "Heimkehr der Jäger" von Pieter Brügel d. Ä. wird sehr gut erklärt, wie der Maler den Winter dargestellt hat.

Nach dem gleichen Verfahren wird bei allen anderen Unterbegriffen vorgegangen. Der Zeit sind beispielsweise auch Begriffe wie Frühling, Morgenröte, Abenddämmerung, Leben, Tod und Weltalter untergeordnet. Dem Oberbegriff Mensch sind Begriffe wie Androgyn, Eva, aber auch Engel und Satan, dem Oberbegriff Raum Begriffe wie Quelle, Hölle, Turm, Garten und Chaos unterstellt.

Die Deutungsmuster der abgelichten Gemälde finde ich überaus sehr spannend. So werden bei dem Gemälde "Die Sprichwörter" von Pieter Bruegel d.Ä. viele Symbole des Chaos sehr gut erklärt. Chaos wird auf Bildern als die Unordnung der natürlichen und psychischen Kräfte, durch die allegorischen Personifizierungen der Hauptlaster oder antike Heidenbilder dargestellt.

Dem Oberbegriff "Allegorien" sind die Begriffe: Laster, Tugenden, Fortuna, Fünf Sinne, Temperamente, Liebe Künste, Wissenschaften und Vanitas unterstellt. Alle Begriffe werden gut erklärt. Es wird auch stets verdeutlicht, wie diese Begriffe im Bild symbolisch umgesetzt werden und es wird anhand von Gemäldebeispielen konkret auf die Symbolik hingewiesen.

Beispiel: der Begriff Laster, erklärt an Sandro Botticellis "Die Verleumdung" Bild mit Rahmen: Sandro Botticelli, Die Verleumdung des Apelles, 68 x 46 - Holz Corum S: Gold

Hinten links: sieht man die nackte Wahrheit, die mit der rechten Hand auf das Tageslicht zeigt, welches Schatten der Verleumdung zerstreut. Das schlechte Gewissen wird durch die verschleierte Alte verkörpert. Im mittleren Teil sieht man die Damen Verrat und Täuschung, die die Verleumdung geleiten. Der Jüngling unten, den man am Haarschopf zieht, ist die personifizierte Unschuld. Oben sitzt König Midas mit den Eselsohren. Er streckt die Hand nach der mit Fackel nahenden Verleumdung aus. Zweifel werden dem König eingeflößt durch die Unwissenheit und durch den Argwohn (dargestellt durch die beiden Damen, die ihm etwas in die Ohren raunen). Zudem erfährt man auf dem Bild, dass das Gemälde auf eine Schrift von Lukian zurückgeht und die Antwort des griechischen Malers Apelles auf die Verleumdungen seines Gegenspielers Antiphilos war.

Dieses Buch ist wirklich eine ausgezeichnete Hilfe bei der Entschlüsselung von Gemälden.

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch kaufen.


Rezension: Geo Epoche-Edition- Die Geschichte der Kunst, Nr. 3

Geo Epoche Edition Nr.3 ist für mich ein besonderer Leckerbissen, weil ich eine Vorliebe für die hier näher beschriebene Epoche der Renaissance habe. Das Magazin enthält 10 textlich überaus eloquente Beiträge unterschiedlicher Autoren und eine Fülle von Gemäldeablichtungen bedeutender Künstler aus jenen Tagen.

Auf den ersten Seiten werden in sehr guter Druckqualität einige berühmte Kunstwerke der Renaissance gezeigt, so etwa die "Geburt der Venus", um 1485 von Botticelli, der mit dieser Venus ein Abbild einer nackten Frau zu schaffen wagte, die weder Eva noch eine Heilige verkörperte. Auch Frau Angelicos "Szenen aus dem Leben und der Passion Jesu", um 1450 werden gezeigt, wie auch ferner Gentile Bellinis "Predigt des Hl. Markus in Alexandria", 1507. Im Gegensatz zu mittelalterlichen Malern stellt der Renaissancemaler Bellini Menschen in ihrer korrekten Proportion dar. Sehr schön auch ist die Abbildung vom "Frühling", 1477. Hier erfährt man, dass dem Künstler die Konturen wichtiger waren als die Perspektive. Raffaels "Schule von Athen", um 1510 kann man studieren und erfährt, dass Raffael auf der Freske Platon optisch das Antlitz von Leonardo da Vinci verlieh und Michelangelo als Heraklit dargestellt worden ist.

 Die Renaissance war eine Revolution, die in Florenz ihren Anfang nahm. Man erfährt, dass in dieser Stadt um das Jahr 1400 Architekten, Bildhauer und Maler eine tiefgreifende kulturelle Neubesinnung anstrebten. Angeregt waren die Künstler von den Meisterwerken der Antike. Man beabsichtigte eine lebensnahe Kunst zu produzieren, die den Menschen in den Mittelpunkt positionierte und die Natur nachbildete. Zudem entwickelte der Baumeister Brunelleschi mit der Zentralperspektive eine neue Methode der Malerei, (vgl.: S.27). In einem aufschlussreichen Beitrag der Kunsthistorikerin Dr. Kia Vahland erfährt man mehr über die Ursprünge dieser Epoche, bevor man sich in das Gemälde "Der Stolz des Kaufmanns" von Jan van Eyck vertiefen kann und mehr über dieses Bild und seine Geschichte liest. Wie man erfährt, soll sich der Ruhm des Malers in ganz Europa verbreitet haben und auch nach Italien vorgedrungen sein. Der individuelle Ausdruck seiner Gestalten, die Technik und das Detailreichtum seiner Ölgemälde beeinflussten italienische Künstler wie etwa Carpaccio und Bellini, (vgl.: S 41)
.
Anhand von weiteren Abbildungen von Kunstwerken der Renaissance hat man Gelegenheit die Rückbesinnung auf die Antike nachzuvollziehen. Dargestellt werden jetzt nackte Menschen, so etwa auf dem Gemälde "Schlummernde Venus" von Giorgione. Bei diesem Gemälde fügt sich die Proportion der Liebesgöttin in die hügelige Landschaft Oberitaliens ein, (vgl.: S.45).

Gefreut habe ich mich, dass auch Botticellis "Weibliches Idealbildnis" abgelichtet ist, das ich schon oft im Original im Städl in Frankfurt bewundert habe und mich in das Bildnis einer Idealstadt vertiefen konnte, welches von einem unbekannten Renaissancekünstler stammt. Dieses Idealbild entspricht meiner Traumvorstellung von einer Stadt.

Der Beitrag von Markus Wolf über Albrecht Dürer ist exzellent geschrieben und enthält alle wesentlichen Fakten im Hinblick auf diesen Künstler. Diese werden dazu noch dem Leser spannend vorgetragen. Vor geraumer Zeit habe ich ein quellenreiches Kunstbuch zu Dürer gelesen und rezensiert und meine den Beitrag von daher beurteilen zu können. Neben Dürers Können, seinen Reisen und Erfolgen wird u.a. auch die intellektuelle Freundschaft zu dem hochgebildeten Altphilologen Willibald Prickheimer erwähnt, der damals die bestausgestattete Privatbibliothek in Deutschland besaß. Verschiedene Werke von ihm sind abgelichtet, darunter auch seine "Melancholie", über die ich vor einiger Zeit eine Rezension verfasste.

Der von mir hochgeschätzte Maler Hieronymus Bosch fehlt auch nicht. Sein Triptychon "Der Garten der Lüste" erstreckt sich im Magazin über zwei Seiten, was ich lobend erwähnen möchte. Die Abbildung ist so gut, dass man Details genau beobachten kann. Im Text selbst werden das Bild und seine Geschichte sehr differenziert erläutert.

Über das Menschenbild in Renaissance wird man aufgeklärt und kann sich in das Maß der Anmut vertiefen. Hier wird dem Leser das "Proportionsschema" Leonardos nahegebracht und auch gezeigt wie Dürer in "Vier Bücher-Von menschlicher Proportion" verdeutlichte, wie ein menschlicher Körper geformt sein muss. Man lernt Porträts unterschiedlicher Künstler aus jenen Tagen kennen und auch Landschaften, hat Gelegenheit in Leonardos transparenten Körper zu blicken und sich schließlich ausgiebig mit Michelangelo Buonarroti und seinem Werk auseinanderzusetzen. In einem aufklappbaren mehrseitigen Faltblatt werden seine Deckenfresken in der Sixtinischen Kapelle gezeigt. Meine Lieblingsfigur dort ist die Seherin Sybille. Die Werke des Künstlers sind so überirdisch schön, dass man dies sprachlich kaum auszudrücken vermag. Dr. Kia Vahland ist es gelungen, Michelangelo und sein Schaffen ganz hervorragend zu porträtieren.


Die Machtentfaltung der Renaissanceherrscher lernt man auf verschiedenen Abbildungen kennen, beispielweise auf dem Werk "Der Zug der heiligen drei Könige", auf dem der Machtanspruch der Medicis unsterblich gemacht wurde. Auf den letzten Seiten liest man über den sogenannten Manierismus und das Ende der Ära. Dann kann man sich wie immer anhand einer Zeittafel einen schnellen Überblick über Daten und Fakten der fokussierten Epoche verschaffen.

Kunstinteressierten kann ich dieses Magazin nur wärmstens an Herz legen. Die Bilderfülle ist enorm, die Texte sind auf hohem Niveau und dabei verständlich geschrieben. Empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Produkt bestellen.

Rezension: Die Malweiber. Unerschrockene Künstlerinnen um 1900 (Gebundene Ausgabe)

Dass Autorenteam Katja Behling und Anke Manigold haben dieses spannend zu lesende Buch auf den Weg gebracht, in dem unerschrockene Künstlerinnen, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts lebten, porträtiert werden. Zu den 42 fokussierten Malerinnen zählen Käthe Kollwitz, Gabriele Münter, Paula-Modersohn Becker, Clara Rilke-Westhoff, Victoria von Preußen und auch Else Lasker-Schüler sowie andere Berühmtheiten mehr.


International erfolgreiche Malerinnen gibt es seit dem 16. Jahrhundert, allerdings waren sie die Ausnahme. In der Einleitung wird auf zwei Malerinnen des 18. Jahrhunderts hingewiesen und zwar auf Angelika Kauffmann, die berühmte Künstlerin zu Goethes Zeiten und auf Elisabeth Vigée-LeBrun, die dem Hof der Marie -Antoinette verbunden war. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vermehrte sich die Anzahl der Künstlerinnen in der Öffentlichkeit. Über die Akademien in Paris in jenen Tagen erfährt man Wissenswertes, nicht zuletzt weil sie Anziehungspunkt junger Malerinnen waren. Für junge deutsche Künstlerinnen waren nicht selten Künstlerkolonien Fluchtpunkt und Impulsgeber. Aber auch die großen Städte, wie Berlin und München übten als Künstlermetropolen Anziehungskraft aus.


Thematisiert werden folgende Künstlerkolonien und -orte: Worpswede, Fischerhude, Hiddensee, Ahrenshoop, Nidden, von Hamburg bis Dänemark, Berlin, Kronberg, Dachau, München und Murnau, Zürich und Wien.


Arenshoop besuchte ich unmittelbar nach der Wende, weil ein noch im vorletzten Jahrhundert geborener Onkel, der aus Ribnitz-Damgarten kam, mir ein Gemälde vererbt hatte, das von einem Künstler gemalt worden ist, der es zu Beginn des letzten Jahrhunderts in Arenshoop gemalt hatte. Das kleine Dorf auf dem Darß an der Ostsee war einst eine berühmte Künstlerkolonie, wie die Autorinnen verdeutlichen. Dort malten auch die Malerinnen Anna Gerresheim und Elisabeth von Eicken. Diese soll ein besonders feines Gespür für koloristische Nuancen gehabt haben.


Das Kronberger "Malernest" zählte zu den bedeutendsten deutschen Künstlerkolonien des 19. Jahrhunderts. Wie man erfährt, reiste der Maler Fritz Klingelhöfer mit zwei Malerinnen 1897 nach Kronberg. Diesen Damen folgten bis zum Ende des 1. Weltkrieges weitere fünfzig, unter ihnen Ida Braubach und Mathilde Knoop-Spielhagen. Nicht zuletzt weil Victoria von Preußen ihren Witwensitz in Kronberg hatte, entwickelte sich diese Künstlerkolonie prächtig. Ihr Atelier in Schloss Friedrichhof soll die Kaiserin sehr geliebt und sie soll freundschaftliche Kontakte zur Kronberger Malerkolonie gepflegt haben, so etwa zu Norbert Schrödl, bei dem sie Malstunden nahm, (vgl:.S.: 87).


Es führt zu weit, über all die Malerinnen im Buch im Rahmen dieser Rezension etwas zu schreiben oder gar deren Arbeiten zu bewerten, nach den Kriterien "besser" oder "schlechter". Dieses ewige Bewerten geht mir in jüngster Zeit immer mehr auf den Geist, weil man sich auf diese Weise dem Eigentlichen verschließt. Bilder sind immer mehr als Farbe, Form und Bildaussage. Bilder spiegeln den Maler und die Malerin, nicht nur sein/ihr Können, auch seine/ihre Seele. Sich in ein Bild zu vertiefen, heißt den Künstler und nicht nur das Bild wahrzunehmen. Daumen hoch und runter finde ich unangebracht und respektlos.

Während ich zwei Gemälde von Clara Rilke-Westhoff betrachte, ahne ich, dass diese Malerin nicht sehr glücklich war. Nachdem ich mehr über diese Malerin im textlichen Porträt erfahre, sehe ich, dass meine Vermutung zutrifft und erfahre von ihrer komplizierten Ehe mit dem Dichter Rilke, den wenige Frauen verstanden, wenn überhaupt eine, dann wohl seine langjährige Freundin Lou Andrea-Salome, eine Psychoanalytikerin.


Dieses Buch hat mich neugierig auf einige Malerinnen gemacht und ich werde gewiss das ein oder andere Buch, das im Literaturverzeichnis aufgeführt ist, lesen, auch das ein oder andere Museum besuchen, in dem ich Originale der Künstlerinnen kennenlernen kann. Das Verzeichnis der Museen liest sich vielversprechend.

Eine kleine, für mich neue Information zu Else Lasker-Schüler möchte ich kurz zitieren: "Ihre Zeichnungen waren kunterbunt, gleichwohl spielte die Farbe Blau eine besondere Rolle, Blau die Farbe der Sehnsucht, der Unendlichkeit, war ihrer Meinung nach die Lieblingsfarbe Gottes,"(Zitat. S.143). Ich kann Lasker-Schülers Vorliebe sehr gut nachvollziehen, denn Blautöne schätze ich auch, nicht zuletzt, weil ich diese mit der Unendlichkeit assoziere, einem Raum fernab von allen enervierenden Grenzen.

Empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Button unten , dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.