Dieses Blog durchsuchen

Rezension: Die Malweiber. Unerschrockene Künstlerinnen um 1900 (Gebundene Ausgabe)

Dass Autorenteam Katja Behling und Anke Manigold haben dieses spannend zu lesende Buch auf den Weg gebracht, in dem unerschrockene Künstlerinnen, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts lebten, porträtiert werden. Zu den 42 fokussierten Malerinnen zählen Käthe Kollwitz, Gabriele Münter, Paula-Modersohn Becker, Clara Rilke-Westhoff, Victoria von Preußen und auch Else Lasker-Schüler sowie andere Berühmtheiten mehr.


International erfolgreiche Malerinnen gibt es seit dem 16. Jahrhundert, allerdings waren sie die Ausnahme. In der Einleitung wird auf zwei Malerinnen des 18. Jahrhunderts hingewiesen und zwar auf Angelika Kauffmann, die berühmte Künstlerin zu Goethes Zeiten und auf Elisabeth Vigée-LeBrun, die dem Hof der Marie -Antoinette verbunden war. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vermehrte sich die Anzahl der Künstlerinnen in der Öffentlichkeit. Über die Akademien in Paris in jenen Tagen erfährt man Wissenswertes, nicht zuletzt weil sie Anziehungspunkt junger Malerinnen waren. Für junge deutsche Künstlerinnen waren nicht selten Künstlerkolonien Fluchtpunkt und Impulsgeber. Aber auch die großen Städte, wie Berlin und München übten als Künstlermetropolen Anziehungskraft aus.


Thematisiert werden folgende Künstlerkolonien und -orte: Worpswede, Fischerhude, Hiddensee, Ahrenshoop, Nidden, von Hamburg bis Dänemark, Berlin, Kronberg, Dachau, München und Murnau, Zürich und Wien.


Arenshoop besuchte ich unmittelbar nach der Wende, weil ein noch im vorletzten Jahrhundert geborener Onkel, der aus Ribnitz-Damgarten kam, mir ein Gemälde vererbt hatte, das von einem Künstler gemalt worden ist, der es zu Beginn des letzten Jahrhunderts in Arenshoop gemalt hatte. Das kleine Dorf auf dem Darß an der Ostsee war einst eine berühmte Künstlerkolonie, wie die Autorinnen verdeutlichen. Dort malten auch die Malerinnen Anna Gerresheim und Elisabeth von Eicken. Diese soll ein besonders feines Gespür für koloristische Nuancen gehabt haben.


Das Kronberger "Malernest" zählte zu den bedeutendsten deutschen Künstlerkolonien des 19. Jahrhunderts. Wie man erfährt, reiste der Maler Fritz Klingelhöfer mit zwei Malerinnen 1897 nach Kronberg. Diesen Damen folgten bis zum Ende des 1. Weltkrieges weitere fünfzig, unter ihnen Ida Braubach und Mathilde Knoop-Spielhagen. Nicht zuletzt weil Victoria von Preußen ihren Witwensitz in Kronberg hatte, entwickelte sich diese Künstlerkolonie prächtig. Ihr Atelier in Schloss Friedrichhof soll die Kaiserin sehr geliebt und sie soll freundschaftliche Kontakte zur Kronberger Malerkolonie gepflegt haben, so etwa zu Norbert Schrödl, bei dem sie Malstunden nahm, (vgl:.S.: 87).


Es führt zu weit, über all die Malerinnen im Buch im Rahmen dieser Rezension etwas zu schreiben oder gar deren Arbeiten zu bewerten, nach den Kriterien "besser" oder "schlechter". Dieses ewige Bewerten geht mir in jüngster Zeit immer mehr auf den Geist, weil man sich auf diese Weise dem Eigentlichen verschließt. Bilder sind immer mehr als Farbe, Form und Bildaussage. Bilder spiegeln den Maler und die Malerin, nicht nur sein/ihr Können, auch seine/ihre Seele. Sich in ein Bild zu vertiefen, heißt den Künstler und nicht nur das Bild wahrzunehmen. Daumen hoch und runter finde ich unangebracht und respektlos.

Während ich zwei Gemälde von Clara Rilke-Westhoff betrachte, ahne ich, dass diese Malerin nicht sehr glücklich war. Nachdem ich mehr über diese Malerin im textlichen Porträt erfahre, sehe ich, dass meine Vermutung zutrifft und erfahre von ihrer komplizierten Ehe mit dem Dichter Rilke, den wenige Frauen verstanden, wenn überhaupt eine, dann wohl seine langjährige Freundin Lou Andrea-Salome, eine Psychoanalytikerin.


Dieses Buch hat mich neugierig auf einige Malerinnen gemacht und ich werde gewiss das ein oder andere Buch, das im Literaturverzeichnis aufgeführt ist, lesen, auch das ein oder andere Museum besuchen, in dem ich Originale der Künstlerinnen kennenlernen kann. Das Verzeichnis der Museen liest sich vielversprechend.

Eine kleine, für mich neue Information zu Else Lasker-Schüler möchte ich kurz zitieren: "Ihre Zeichnungen waren kunterbunt, gleichwohl spielte die Farbe Blau eine besondere Rolle, Blau die Farbe der Sehnsucht, der Unendlichkeit, war ihrer Meinung nach die Lieblingsfarbe Gottes,"(Zitat. S.143). Ich kann Lasker-Schülers Vorliebe sehr gut nachvollziehen, denn Blautöne schätze ich auch, nicht zuletzt, weil ich diese mit der Unendlichkeit assoziere, einem Raum fernab von allen enervierenden Grenzen.

Empfehlenswert.

Bitte klicken Sie auf den Button unten , dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen