Dieses Kunstbuch befasst sich mit Werken der 1951 geborenen Malerin und Bühnenbildnerin Xenia Hausner. Neben abgelichteten Werken von sehr guter Qualität enthält das Buch Essays von Carl Aigner, Bazon Brock, Rainer Metzger und Katharina Sykora.
Die Essays sind in englischer und deutscher Sprache abgedruckt. Im Dramolett "Kuhaugen und Schubladen" mit Bazon Brock und Xenia Hausner erfährt von der Künstlerin, dass ihre Figuren das Talent besitzen, sich seelisch aufzureiben und die größte Energie in ihren Werken von den Augen absorbiert wird. Sie erklärt, dass das Hineinkriechen in die Augen des anderen richtig anstrenge und die Augen mithin alle enerviere, (vgl.: S.16). Die Künstlerin bekundet weiter, dass sie stets von einer Bildidee ausgehe: die Anlage, die Farben, die ganze Geschichte, der Mensch sei ein Teil davon, (vgl.: S.17). Für Hausner sind Bilder eigenständige, beseelte Lebewesen, die eine eigene Identität besitzen, (vgl.: S. 20).
Katharina Sykora schreibt in ihrem Essay, dass sich in Hausners Werken Figuren in komplexen, abenteuerlichen und ebenbürtigen Konfigurationen begegnen. Die Künstlerin lockere die Beziehungen der Figuren, zerstöre aber deren Miteinander nicht, sondern halte es in Bewegung. Was unvereinbar erscheine, werde vergleichbar und umgekehrt. Der Humanismus der Bilder bestehe im Potenzial des Rollentauschs, der die Dinge gleichwertig und zugleich beweglich mache, (vgl.:S.68). Dem kann ich zustimmen, nachdem ich mir die Bilder genauer angesehen habe. Zustimmen kann ich des Weiteren folgender Interpretation, dass sich im Hin und Her zwischen Figur und Grund, Gestalt und Ding, Farben und Formen auch während des Betrachtens ein Kaleidoskop vielfältiger Bedeutungen entwickele, die sich ergänzen, überlagern, widersprechen, (vgl.: S.69). Gerade diese Gegebenheit macht die Bilder so interessant und lässt die Blicke des Betrachter sehr lange auf dem Bildgegenstand verweilen.
Aigner zitiert Hausner, die sich dezidiert zu ihren künstlerischen Verfahrensweisen zur Gewinnung von Bildern äußert. Sie sagt: "Zum Unterschied von digitalbearbeiteter Fotokunst verwende ich aber die handwerklichen Mittel des Malers: "Pinsel, Farbe, Schere, Karton und führe so auf analogem Wege die Verbindung von Farbe, Form und Foto herbei."(Zitat. S.108) Die von Hausner angefertigten Fotografien konkretisierten das Porträt als Reales und historisierten zeitgleich die Porträtierten, so die Interpretation Aigners. Dem kann ich nichts entgegenhalten, da ich zum gleichen Ergebnis gelange.
Rainer Metzger schließlich versucht in seinem Essay eine Theorie zu Xenia Hausners Kunst zu entwickeln und stellt zunächst die These auf, dass Hausners Figuren, denen die Künstlerin Bildwürdigkeit schenke, allesamt etwas Flüchtiges hätten. Diese erklärt er in der Folge genauer und führt weiter aus, dass die Figuren zudem etwas Vorübergehendes, der Situation Anheimgebendes, etwas Transitorisches und Momentanes ausdrückten, es aber sekundär sei, ob sie dies tatsächlich auszeichne, was sie dem Betrachter erscheinen. Den Versuch der Theorie in seiner Gesamtheit hier darzustellen, sprengt den Rahmen der Rezension. Bitte lesen Sie Näheres hierzu im Buch ab Seite 134- 143, um die Bilder besser intellektuell begreifen zu können.
Mich beeindrucken die Werke der kräftigen Farben wegen und aufgrund der Tatsache, dass man mit den dargestellten Personen auf den Bildern unweigerlich Blickkontakt aufnimmt. Faszinierend. Nach meinem Eindruck bestimmen die Augen jeweils das Bild und beeinflussen der Betrachter dahingehend, sich mehr mit der Seele der dargestellten Menschen als mit den Dingen, die diese Menschen umgeben, zu befassen. Eine Botschaft, die meine Zustimmung findet. Die Figuren leben wirklich. Hausner verspricht nicht zuviel. Sie hat ihnen Leben eingehaucht. Sie ist eine Magierin, mit subtil ausgepägten schöpferischen Fähigkeiten.
Empfehlenswert.
Bilder. Mit freundlicher Empfehlung von Prestel-Verlag
Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amaon und können das Buch bestellen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen