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Rezension:Rheinromantik: Kunst und Natur (Gebundene Ausgabe)

Gestern, am 13. April fand in Wiesbaden die kurze Nacht der Galerien und Museen statt. In diesem Zusammenhang besuchte ich im Museum Wiesbaden die Ausstellung "Rheinromantik", die vom 22. März bis 28. Juli dort gezeigt wird. Zu dieser Ausstellung gibt es den hier vorliegenden, sehr informativen Katalog, der den Besuchern der Ausstellung zu Hintergrundwissen verhilft und das Gesehene immer wieder abrufbar macht.

 Die Grußworte haben der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier und der Geschäftsführer des Kulturfonds Rhein Main Albrecht Graf von Kalnein verfasst. Das Vorwort schrieb Alexander Klar, der Direktor des Museums Wiesbaden und die Einleitung schließlich stammt aus der Feder des Kurators der Ausstellung, Peter Foster.

Wie Foster hervorhebt, steht im Zentrum der Ausstellung "Rheinromantik- Kunst und Natur" der Wunsch nach Erfahrung und Verklärung von Natur. Dabei ist die Geschichte der Rheinromantik eine der Selbstfindung einer Kulturlandschaft und eine der europäischen Begegnungen. Die Ausstellung greift erstmals die verschiedenen Stränge auf, die wie Alexander Klar den Leser wissen lässt, ab Mitte des 17. Jahrhunderts zu einem kulturhistorischen Phänomen führen sollten, das sich gleichermaßen aus Malerei, Naturkunde und Dichtung speiste. Der Frankfurter Gelehrte und Poet Johann Isaak von Gerning fasste diese drei Elemente in seiner Persönlichkeit zusammen, indem er als Dichter den Rhein besang, als naturforschender Aufklärer an dessen Fauna und Flora interessiert war und als Sammler die Malerfamilie Schütz mit der Anfertigung von Ansichten des Rheins beauftragte.

 Wie man erfährt veröffentlichte Gerning 1820 in London einen illustren Reisebericht, der sehr bald als "das wohl berühmteste Prachtwerk der Rheinromantik" in England bewundert wurde und Auslöser für eine Welle des Rheintourismus war.

 Das Buch enthält eine große Anzahl von sehr eloquenten Beiträgen, die die intellektuelle Basis für gezeigten Exponate bilden. Themen sind u.a. Johann Isaak Gerning und die Landeskunde von Rhein und Main, Rudolph Ackermann und seine verlegerische Zusammenarbeit mit Gerning in England, die Malerfamilie Schütz, Ideallandschaften und Rheingegenden, Malerische Reisen an den Rhein und Peter Becker, der malende Chronist des 19. Jahrhunderts.

Neben den aufschlussreichen Texten hat man Gelegenheit, sich in die Bilderwelten der Ausstellung zu vertiefen. Dies mache ich nach der Besichtigung von Originalen im Museum zu Hause mit Vorliebe und nehme dann oft Details wahr, die ich vor Ort aufgrund der Fülle dessen, was darboten worden ist, oftmals übersehen habe.

 Ich bin vor einigen Jahrzehnten als Studentin in den Sommerferien von Mainz aus mit dem Fahrrad nach Amsterdam gefahren, habe dabei große Strecken am Rhein zurückgelegt und die Gegend auf diese Weise mit den Augen eines Menschen wahrgenommen, der in einer weniger temporeichen Zeit lebte. Ein wenig haben mich die Gemälde, die ich heute im Museum sah und die ich nun im Buch erneut betrachte, an das erinnert, was ich damals während meiner Rheinreise wahrnahm.

Von vielen Gemälden geht eine unendliche Ruhe aus. Dabei haben mich die Gemälde Joseph Mallord William Turners besonders beeindruckt, weil sich sein Interesse für das Alltägliche in seinen Ansichten spiegelt, zugleich aber auch ein Verständnis für die topografischen und architektonischen Besonderheiten der Reiseroute. Sein Gemälde "Der Bischofspalast von Biebrich, 1817" wird gewiss nicht nur Wiesbadener beeindrucken, aber diese wohl besonders. Meine Lieblingsbild von Turner hier im Buch ist "Koblenz und Ehrenbreitstein aus der Ferne", um 1839. Diese Art von Rheinromantik ist weit entfernt von dem Klischee, das leider auch mit dem Begriff verbunden ist.

 Hinweisen möchte ich auch auf den Beitrag "Vom Rhein in Naturhistorischen Sammlungen im Museum Wiesbaden", der die ausgestellten Schmetterlinge, Tiere und Pflanzen fokussiert. Das Museum besitzt eine Sammlung von mehr als 800.00 Tieren, darunter den Loreley-Dickkopffalter, den ich mir heute genauer ansah. Dieser Schmetterling ist nördlich der Alpen ausschließlich in einer eng umgrenzten Region am Mittelrhein am namensgebenden Felsen zu finden.

 Ein gelungener Katalog, den ich noch oft zur Hand nehmen werde.

 Empfehlenswert.

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