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Rezension: Die Magie der Dinge. Stilllebenmalerei 1500 - 1800 (Gebundene Ausgabe)

2008 besuchte ich im Städel Museum in Frankfurt die Ausstellung "Die Magie der Dinge", die dort vom 20. März bis zum 17. August 2008 lief und dann im Kunstmuseum Basel zwischen dem 5. September 2008 bis 4.Januar 2009 gezeigt wurde. Die Ausstellung war ein Traum!

Im vorliegenden Katalog werden die Bilder der Ausstellung besprochen. Durch diverse Katalogessays und Katalogeinträge wird die Gattung des Stilllebens erhellt.

Das Stillleben ist eine Bildgattung der Malerei, die durch die Darstellung toter bzw. regloser Tiere oder Gegenstände (z. B. Blumen, Früchte, tote Tiere, Gläser, Instrumente etc.) gekennzeichnet ist. In holländischen Künstlerinventaren findet sich erstmals Mitte des 17. Jahrhundert die Bezeichnung "stillleven", von der das entsprechende deutsche Wort abgeleitet ist. Im engeren Sinne benötigt ein Stillleben immer ein eigenes Thema, einen eigenen Anschauungsgegenstand. Nach der Herkunft und der Gruppierung der Motive wird unterschieden zwischen: Fruchtstücke, Blumenstillleben, sowie zwischen Küchenstück, Jagdstück, Mahlzeit - und Frühstücksstillleben und Vorratskammerbild.

In dem Essay "Das Stillleben vor dem Stillleben" wird deutlich, dass schon lange bevor der Begriff näher definiert worden ist, auch zuvor bereits Stillleben gemalt wurden, die im weiteren Sinne ebenfalls zu diesem Gattungsbegriff gehören. "Das Stundenbuch", Meister des älteren Gebetbuchs Kaiser Maxilmilians, Simon Bening, 1483/84- 1561 Gent und andere Künstler gehört dazu, aber auch das "Imhof-Gebetbuch", ebenfalls von Bening. Hier sind die bunten Blumenmischungen späterer Stillleben bereits vorgeprägt.

Stillleben im engeren Sinne entwickelten sich im Laufe des 16. Jahrhunderts und erfuhren ihre früheste Ausbreitung in den Niederlanden. Hier bildeten sich ausschließliche Spezialisten für Stillleben heran. Wundervolle Blumenbilder , wie etwa " Blumenstrauß in einem Glassgefäss " aus der Werkstatt Jan Brueghels D.Ä. , 1568-1625, "Weiße Lilien und andere Blumen in einem Krug" von einem Niederländlichen Meister um 1600 aber auch "Zitronen, Orangen und Granatäpfel in einer Wanliporzellanschale", von Jakob van Hulsnock, 1582-1647 sorgen für erste Eindrücke dieser schönen Bildergattung.

Georg Flegel (1655-1638) galt als er bedeutendste deutsche Stilllebenmaler neben Sebastian Stoskopff. Auf der Ausstellung und im Katalog kann man das Gemälde "Der Aprikosenzweig" bewundern, eines der schönsten Bilder der Ausstellung! Hier wird einem Aprikosenzweig gehuldigt mit den Mitteln einer äußerst präzisen, mimetischen und an sich kostbaren Malerei.

Vanitas- und Bankettstillleben werden ebenso thematisiert, wie Fischstillleben und noble Jagdstillleben.
Vanitasstillleben waren der Ausdruck eines Lebensgefühls, das ein ständiges Bewusstsein von der Vergänglichkeit alles Irdischen einschloss. Sanduhr, Totenschädel, tote Tiere, erloschene Kerzen aber auch Spiegel stellten direkte Bezüge dieser Art dar. Auch die Darstellung von wertvollem Tafelgeschirr, kostbaren Juwelen, Musikinstrumenten etc. gehörte in ihrem Verweis auf die Vergänglichkeit irdischer Freuden in diesen Zusammenhang.

Beeindruckend sind die abgelichteten und näher beschriebenen Gemälde "Reichtümer und der Tod des Geizigen", Hieronymus II Francken, 1578-1623 und "Totenschädel, Bücher, Flöte und Pfeife", Harmen Steenwyck, 1612-1656. Bei den Jagstillleben fand ich das Gemälde "Toter Hase und Vögel" Jan Wenix, 1640- 1719 besonders interessant, weil Beute und Jagdgeräte sich friedlich vereint auf dem Bild wieder finden.

Des Weiteren wird man mit Kartuschen und Nischenbildern vertraut gemacht. Bei Kartuschen wird der Rand durch Blumen oder Fruchtgirlanden ergänzt. Nischenbilder sind solche der isolierten Darstellung als Gehäuse. Kartuschen und Nischenbilder sind Sonderformen des Stilllebens. Ein sehr imposantes Kartuschengemälde ist die "Blumengerahmte Kartusche mit Ecco Homo", Gaspar Pieter Verbruggen D.Ä., 1635-1681. Ein beeindruckendes Nischenbild ist "Früchte mit Schmetterling und Schnecke in einer Nische", Adrian van der Spelt, 1630-1673.

Thematisiert werden ferner Jan Davidsz. de Heem und sein Kreis. Dieser Maler verband großzügig, bewegte flämische Kompositionen und leuchtende Farbwirkungen, mit der subtilen Oberflächen- und Reflexbeobachtung der holländischen Tradition. Sein Gemälde "Früchte, Pastete und Trinkgeschirr" bringt das gut zum Ausdruck.

Zur Sprache kommen zudem das so genannte "Sottobosco", ein Ausschnitt der Landschaft als Prospekt der freien Natur. Beeindruckend dargestellt in "Waldvegetation mit Schlange, Eidechse und Schmetterlingen", Carl Wilhelm de Hamilton, 1668-1754. Willem van Aelst und seine Schule machten materiellen Glanz und zeichnerisch eleganten Verlauf der Konturen zum Auswahl- und Gruppenprinzip. Besonders begeistert hat mich in diesem Fall der "Früchtekorb und Nelkenstock", Peeter Snyers, 1681-1752 und das Gemälde "Birne mit Insekten", Justus Juncker, 1703-1767.

Ein sehr schöner, hochinformativer Katalog zu einer gelungenen Ausstellung.

Empfehlenswert!

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