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Rezension: Hans Holländer, Labyrinthe. Das Werk von Paul Wunderlich (Taschenbuch)

Hans Holländer stellt in diesem reich bebilderten Buch das Werk des 2010 verstorbenen, von mir sehr geschätzten Künstlers Paul Wunderlich vor. Dieser befasste sich in seinen neosurrealistischen Bildern und Skulpturen in erster Linie mit erotischen Themen. Dabei verfügte er über keine Kunsttheorie und besaß auch kein Programm, keine Dogmen, auch keine Letztbegründungen und Weltverbesserungsrezepte durch Kunst oder Antikunst entworfen, (vgl.: S.9).

Regelmäßig stets wiederkehrende Merkmale in Wunderlichs Bildern sind sogenannte Röntgenbildeffekte. Man wird im Buch mit seiner Erfindung der Anatomie vertraut gemacht, liest Wissenswertes über die Geheimnisse des Interieurs bei diesem Künstler und über die Augen-Blicke, die er in seinen Werken festhält. Wissen muss man, dass es neben dem Augenblick der Wahrnehmung und der Erkenntnis, den Blick der Neugier, Einblicke, Ausblicke, Blicke der Erwartung und die "ägyptischen Blicke" gibt. Sie alle bestimmen und stabilisieren die metamorphotische Bildwelt und begleiten die verwegensten Erfindungen bei Wunderlich (vgl.: S.30).

 Der Autor geht auf unzählige Werke detailliert ein. Er schreibt über die schwerelosen Räume, die verlorenen Schatten, auch über die Flügel der Freiheit, über die vielen bizarren Figuren im Werk des Künstlers und über die Dialektik von Eros und Tod, dem dominanten Leitmotiv Wunderlichs in ihrer unterschiedlichen Gewichtigkeit und Erkennbarkeit. Wunderlich hat alles ausprobiert, was ein Künstler des 16. Jahrhunderts gleichfalls beherrscht hat. Deshalb auch gibt es so viele unterschiedliche Objekte von ihm.

In seinem imaginärem Museum finden sich Bilder, die sich an Bildern andere Maler anlehnen und gewissermaßen eine Variation des Themas darstellen, darunter u.a. die Lithographie "Marat", die mir noch immer sehr gut gefällt. Habe sie einige Male in der Galerie Huber in Offenbach bewundert.

Über Wunderlichs Torsi, Masken und Figuren liest man Wissenswertes, nicht aber, dass das Brett seines schönen Schachspiels mit der Zeit ausbleicht. Obschon die Beschreibung der Objekte sehr gut gelungen ist, glaube ich, dass im Falle von seinen Plastiken man diese im Original gesehen und auch berührt haben muss, um eine Vorstellung von der tatsächlichen Ästhetik zu erlangen.

Zur Sprache gebracht werden zu guter Letzt die Themen Orte, Landschaften und Garten in Wunderlichs Werk und man hat zudem Gelegenheit, sich einen Überblick über die Ausstellungskataloge, Werkverzeichnisse und Einzeldarstellungen zu verschaffen.

Ein sehr gutes Buch für alle, die sich näher mit Paul Wunderlich befassen möchten, dessen Arbeiten mich stets aufs Neue begeistern.

 Empfehlenswert. 

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