Der vorliegende Katalog " Flämische Malerei ", Alte Pinakothek ist Teil einer fünfbändigen Reihe, die den gesamten ausgestellten Bestand der Alten Pinakothek in München von mehr als 700 Gemälden präsentiert.
Die so genannte Alte Pinakothek wurde einst von Leo Klenze (1826-1836) im Auftrag Ludwig I erbaut. Es handelt sich hierbei um ein im Stil oberitalienischer und venezianischer Renaissance-Paläste errichtetes Museum, das eine die reichsten Gemäldesammlungen der Welt besitzt. Gleich zu Beginn des Buches erfährt man, wann die bedeutende Sammlung flämischer Kunstwerke ihren Anfang nahm und wann diese ihren Höhepunkt erreichte. Dem Anhang des Buches kann man die Daten der Maler, deren Bilder übrigens textlich mehr als nur zufrieden stellend besprochen werden, im Rahmen von Kurzbiographien entnehmen.
Es empfiehlt sich mit diesen Kurzbiographien im Vorfeld zu befassen, bevor man sich in die Bilderwelt und deren hervorragende Beschreibungen vertieft.
Gemälde folgender Maler werden gezeigt: Pieter Aertsen, Denis van Alsloot, Jacques d`Arthois, Pieter van Avont, Hendrik van Balen d. Ä. , Peter Boel, Paul Bril, Adriaen Brouwer, Pieter Bruegel d. Ä. , Jan Brueghel d. Ä. , Pieter Brueghel d. J., Hendrick de Clerck, Caspar de Crayer, Cornelius van Dalem, Anthonius van Dyck, Frans I Floris de Vriendt, Frans Francken f. J. ( II) Jan Fyt, Jan Sanders van Hemessen, Abraham Janssens, Jacob Jordaens, Jan van Kessel, Joos de Momper, Marinus van Reymerswaele, Hans Rottenhammer, Peter Paul Rubens, Roeland Savery, Pieter Schoubroeck, Jan Siberechts, Peter Snayers, Frans Snyders, David Teniers d. J. Lodewijck de Vadder, Lucas van Valckenborch, Tobias Verhaecht, David Vinckboons, Sebastian Vrancx, und Jan Wildens.
Besonders gefallen mir die Gemälde Jan Bruegels d.Ä , dessen Schaffen im wesentlichen aus zwei Quellen gespeist wurden. Einerseits ist sie seiner Ausbildung in der Miniaturmalerei die neue Bilderfindung minuziös und prunkvoll ausgeführter Blumenstillleben zu verdanken; andererseits nahm er viele Themen aus dem Werk seines Vater Pieter Bruegel d .Ä. auf: Landschaften mit historischen und biblischen Darstellungen, " Höllenbilder " - gewissermaßen säkularisiert-, wie " Das brennende Troja " (S. 95-97) oder bäuerliche Szenen in ländlicher Umgebung. Die moralisierenden Bilder Pieter Bruegels d. Ä. haben bei seinem Sohn keine Nachfolge gefunden. Dessen Kunst orientiert sich an den ästhetisch und geschmacklich modernen Ansprüchen seiner fürstlichen und großbürgerlichen Auftraggeber und ist in diesem Sinne stets Kammerkunst.
Von großer Klarheit sind seine Blumenbilder, die er in seinen beiden letzten Jahrzehnten schuf, so z. B. " Großer Blumenstrauß " (S.142). Diese Bilder sind nicht das Ergebnis eines zeitgemäßen Interesses an Botanik, sondern sie zeigen das atmende Leben der Natur auf dem Höhepunkt ihrer flüchtigen Existenz.
Wer Gemälde des Künstlers Rubens schätzt, kommt bei der Lektüre dieses Buches auch auf seine Kosten. Ich mag sein Gemälde " Rubens und Isabella Brant in der Geißblattlaube " , welches wohl eines seiner Schüsselwerke ist. Beeindruckend auch ist der " Der sterbende Seneca " und sein " Christus am Kreuz " .
Wenn ich die Pinakothek aufsuche, stehe ich stets aufs Neue sehr lange vor dem Gemälde " Der babylonische Turmbau " von Lucas van Valckenborch . Er ist das Sinnbild menschlicher Hybris, auf deren negative Folgen der ruinöse Zustand des mächtigen Baus hinweist. Ein Gemälde mit einer Botschaft, die man sehr ernst nehmen sollte.
Ein wunderbares, handliches Buch, mit hervorragenden Darstellungen der Gemälde und ausführlichen Bildbeschreibungen, das man als intellektuellen Begleiter klugerweise mit ins Museum nehmen sollte.
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