Der Fotograf Olaf Otto Becker wurde 1959 in Travemünde geboren. Er studierte Kommunikationsdesign und Philosophie, bevor er sich als Fotograf einen Namen machte.
Im vorliegenden Buch lernt man faszinierende, fotografische Impressionen Beckers kennen, die das Ergebnis seiner Reisen zum Inlandeis Grönlands sind. Wie man einem Text von Freddy Langer, der den Fotos vorangestellt ist, entnehmen kann, ist jede von Beckers Fotografien und sei sie noch so schön, ein festgehaltener Beweis einer rapide sich beschleunigenden Zerstörung des so genannten ewigen Eises.
Becker hat vier Schmelzflüsse im Inneren Grönlands bereist, um die Aufnahmen machen zu können. Seine insgesamt drei Reisen waren ungeheuer beschwerlich, wie Langer näher ausführt. Der Fotograf ging die Schmelzwasserflüsse ab, wobei es bei diesen Flüssen weder Quelle noch Mündung gibt. Stattdessen beginnen die Flüsse mit einer Reihe von Löchern, die von der Sonne dort ins Eis gebrannt worden sind. Der Staub erwärmt sich allmählich im Licht und frisst sich in der Folge immer nachhaltiger in die Tiefe. Dann taut der Schnee im unmittelbaren Umfeld. Sobald die Ränder brechen und die Löcher sich vereinen, entstehen kleine Pfützen in den Vertiefungen. Wenn der Boden sich schließlich neigt und gewissermaßen zum Meer hinab fällt, entwickelt sich ein Bach und irgendwann ein Strom und dann öffnen sich die Schleusen. Jetzt verschafft sich das Wasser einen Weg durch das Eis, wie anderswo durch das Land "mäandert um Eisklumpen herum, poliert seine Ufer wie auf Hochglanz und schäumt und spritzt und gurgelt in kleinen Wasserfällen, wo ein Fluss in einen anderen mündet." Es gibt übrigens Tausende solcher Flüsse aber keiner von ihnen erreicht das Meer.
Durch die globale Erwärmung werden die Flüsse jedes Jahr breiter und länger. Der schwarze Industriestaub, der teilweise bis von China angeweht wird, arbeitet täglich gnadenlos an der Zerstörung des grönländischen Inlandeises.
Becker hat die Positionen genau vermerkt, wo die Aufnahmen entstanden sind. Es handelt sich bei den Bildern um Farbeindrücke in Grau, Weiß und Türkis. Die Morbidität der abgelichteten Schönheit erinnert dabei an Venedig.
Den Schmelzflussbildern folgen diverse Fotos des "Swiss Camp", das seit 1990 als Station atmosphärischer Forschung dient. Prof. Dr. Konrad Steffen informiert in einem dreiseitigen Essay zum Ende des Buches über die Beobachtungen im Swiss Camp. Dieser Essay ist genau wie der Essay von Freddy Langer zu Beginn des Bildbands in englischer und deutscher Sprache abgedruckt.
Aufnahmen vom "Point 660" beschließen die Bilddokumentation. Dieser Ort ist der einzige, den man auf dem Inlandeis mit dem Auto erreichen kann und der jedes Jahr von Tausenden von Touristen besucht wird.
Die Bilder von Olaf Otto Becker machen deutlich, dass der Begriff "Ewiges Eis" seine Gültigkeit verloren hat.
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