1998 habe ich in Darmstadt die große Hundertwasser-Ausstellung auf der Mathildenhöhe gesehen und war überwältigt vom Können dieses begnadeten Künstlers. Die Farben, die Formen und die Fantasie, die auf seinen Bildern zum Ausdruck kommen, faszinierten mich damals wie heute.
Das vorliegende Buch enthält eine Vielzahl von Ablichtungen seiner Kunstwerke, enthält auch Fotos und erklärende Texte, darunter sehr aufschlussreiche Gedanken von Hundertwasser selbst.
Nach einem Vorwort des Direktors von "Kunst Haus Wien", Franz A. Patay, schreibt Andreas Hirsch in seinem Essay "Die Kunst des grünen Weges - Hundertwassers Renaissance", dass nun die Zeit reif sei für die "Wiedergeburt" dieses Künstlers. Hundertwasser, der im Jahre 2000 starb, galt als Anwalt für einen Friedensschluss mit der Natur. Dieser Mensch hat seine Ideen und Visionen nicht nur gelebt haben, sondern er hat konkrete Lösungen vorgeschlagen und umgesetzt. Diese Gedanken werden von der heutigen Wissenschaft in ihrer Weitsicht und Gültigkeit bescheinigt. Viele von Hundertwassers Projekten zur Wiederbegrünung der Stadt durch Dachgärten und aus den Fenstern wachsende Bäume, seine Konzepte zur Wiederherstellung natürlicher Kreisläufe und seine Aktionen zur Ermächtigung des Einzelnen zu ökologisch bewusstem Handeln finden sich heute in Trends wie "vertical gardening" oder "guerrilla gardening" wieder, (vgl.: S.10).
Für Hundertwasser war der Baum der Bruder der Menschen. Im Buch erfährt man aber nicht nur Wissenswertes über seine Naturverbundenheit, sondern einfach alles über sein Leben und sein Werk. Die Texte sind in deutscher und englischer Sprache abgedruckt. Der Künstler Ernst Fuchs schreibt, sich zurückerinnernd, wie der junge Maler Hundertwasser (mit bürgerlichem Namen hieß er Friedrich Stowasser) auf ihn wirkte. Hier liest man u.a.: "Er hatte etwas Schlotterndes, Schlenkerndes in allen Bewegungen und in seinen Augen den sanften Glanz des unbedingten Glaubens an eine wunderbare Kunst, die alle verstehen können. Und so sprach er auch von seiner Malerei, wie der Tor vom Paradies."(Zitat. S.33)
Man liest von seinen Ausstellungen, von seinen Aufenthalten im europäischen Ausland, aber auch von seinem Jahr, das er in Japan (1961) verbrachte. Nicht ausgespart bleiben die "Hundertwasser Happenings", wie etwa seine "Nacktrede für das Anrecht auf die dritte Haut" und sein Film "Hundertwassers Regentag". In dem Film sagt er: "Wenn ich male, träume ich ja. Das ist so, wenn der Traum zu Ende ist, erinnere ich mich nicht mehr an das, was ich geträumt habe, das Bild aber bleibt. Es ist das Resultat des Traumes, aber ich kann den Ursprung des Traumes nicht mehr entdecken. Also wenn der Maler nicht mehr völlig erstaunt ist über das, was er malt, dann ist es kein gutes Bild, denn ich selber möchte mich von meinen Bildern überraschen lassen. Ich möchte ständig meine eigenen Bilder entdecken. Dadurch schalte ich einen Teil meiner Persönlichkeit aus, es kommt dann von ganz wo anders, d.h. ich schalte meinen Intellekt aus, um etwas anders wirken zu lassen, das von ganz weit her kommt, ganz, ganz weit her kommt", (Zitat:S.138).
Ich zitiere diese Aussagen Hundertwassers nicht grundlos, denn ich glaube hier offenbart er sich als Künstler, der sich bewusst ist, dass künstlerisches Können jenseits der philosophischen Denke Descartes verortet ist.
Seit ich in Darmstadt erstmals von Hundertwassers Freude am Regen (.."wenn es regnet, bin ich glücklich, und wenn es regnet, weiß ich, dass mein Tag beginnt."), habe ich begriffen, dass der Regen die Farben in der Natur einfach nur schöner macht, das Grün vor allem intensiver. Kein Grund also traurig zu sein. Hundertwasser fängt die Regentropfen in seinen Bildern auf und begeistert den Betrachter. Solche Bilder kann man auch im vorliegenden Buch bestaunen.
Gerne schaue ich mir fast zum Schluss des Buches sein Gemälde "Grüne Stadt" an und freue mich über seinen Satz : "Der Künstler hat in unserer Gesellschaft die wichtigste Aufgabe zu erfüllen, nachdem alle Sparten scheinbar Schiffbruch erleiden...Deswegen hat der Künstler dafür zu sorgen und dazu beizutragen, dass die Welt sich erneuert." (Zitat: S.172).
Hoffen wir, dass in Zeiten, der durch Andreas Hirsch ausgerufenen Renaissance Hundertwassers, viele Künstler, den von ihm vorgezeichneten grünen Weg gehen und auf diese Weise zur Wiedergeburt unserer Erde und des Guten in uns allen beitragen.
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