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Rezension:Sie. Selbst. Nackt. Paula Modersohn-Becker und andere Künstlerinnen im Selbstakt (Gebundene Ausgabe)

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Sie. Selbst. Nackt.", die vom 20. Oktober 2013 bis zum 2. Februar 2014 in Bremen im Paula Modersohn-Becker-Museum gezeigt wird.

Das Paula Modersohn-Becker-Museum besitzt mit "Selbstbildnis am 6. Hochzeitstag" eine Ikone der Kunstgeschichte. Dabei handelt es sich um den ersten Selbstakt einer Frau. Dieses Gemälde steht im Mittelpunkt dieser Sonderausstellung. Aufgrund zahlreicher Leihgaben war es überhaupt möglich, ausgewählte Werke um dieses revolutionäre Selbstbildnis zu gruppieren. So erst konnte gezeigt werden, wie Künstlerinnen in der Nachfolge mit ihrem nackten Körper in der Kunst umgegangen sind und auch welche Beweggründe sie hatten, sich nackt darzustellen. Geklärt wird in welchen Kontexten dies geschah. Dabei liegt der Blick der Künstlerin stets auf sich selbst, ihrem Körper und ihrem Verhältnis zur Umwelt.

Paula Modersohn stellte 1906 ihren nackten Körper mehrfach in Zeichnungen und Gemälden dar. Damit schrieb sie ein neues Kapitel in der Kunstgeschichte. Dieser Künstlerin gelang es, mit ihrer mutigen Selbstdarstellung, dem weiblichen Akt eine neue Dimension zu schenken, so jedenfalls Verena Borgmann und den Grundstein für die Aktmalerei des 20. Jahrhunderts zu legen. Unter männlichen Künstlern war ein Selbstakt damals noch unüblich.

Erste Beispiele für Selbstakte allerdings lieferte Albrecht Dürer. Zumeist ging es bei diesem Genre primär um Alter, Tod und Krankheit. Frauen mussten zunächst Mut zeigen sich selbst nackt darzustellen und im nächsten Schritt auch den alternden weiblichen Körper salonfähig zu machen. Nun wurde der eigene Körper Teil der künstlerischen Selbstbefragung und in kritischen Bezug zu den gesellschaftlich geprägten Schönheitsidealen gesetzt. Grundsätzlich kann das Interesse an der eigenen Körperlichkeit als wesentlicher Anstoß für die Darstellung der eigenen Nacktheit gelten. Stets geht es um den inneren Blick auf das eigene Ich.

Wie man erfährt, ist allen Künstlerinnen, die das Sujet des Selbstaktes für ihre Arbeiten gewählt haben, das Infragestellen und die Befreiung von kunsthistorischen Traditionen und gesellschaftlich auferlegten Zwängen, Rollenbildern und Weiblichkeitsstereotypen gemein.

Renate Berger schreibt nach der Einführung in ihrem Essay "Im Modus der Enthüllung" mehr zu den Künstlerinnen, Modellen und Akten und erinnert hier auch daran, dass Künstlerinnen in Europa und den USA um 1900, wenn sie sich entkleidet porträtieren wollten, ihre Scham und Schuld und ihre christlichen Tabus verlieren mussten, um eine professionelle Haltung zu entwickeln.

 Im Katalogteil werden Nacktbilder von Marina Abramovic (RS/ US), Anne Brigman (US), Elvira Bach (DE), Louise Bourgeois (FR / US), Gisela Breitling (DE), Marianne Breslauer (DE), Claude Cahun (FR), Judy Chicago (US), Renée Cox (US), Imogen Cunningham (US), Mary Beth Edelson (US), Xenia Hausner (AT), Chengyao He (CN), Gussy Hippold-Ahnert (DE), Gwen John (GB), Maria Lassnig (AT), Rachel Lewis (GB), Mara Mattuschka (AT), Clare Menck (ZA), Ana Mendieta (US), Lee Miller (US/GB), Paula Modersohn-Becker (DE), Yoko Ono (JP/ US), Catherine Opie (US), Christine Prinz (DE), Anita Rée (DE), Jenny Saville (GB), Joan Semmel (US), Amrita Sher-Gil (IN), Renée Sintenis (DE), Annegret Soltau (DE), Jo Spence (GB), Stefanie Trojan (DE), Cecile Walton (GB), Hannah Wilke (US), Suzanne Valadon (FR), Francesca Woodman (US) gezeigt.

Die einzelnen Künstlerinnen und deren Werk werden stets sehr gut textlich porträtiert und man erhält anhand der gezeigten Werken einen guten Eindruck von den Bildern der Ausstellung.

Viele sehr mutige Werke sind dabei, uneitel und in ihrer Natürlichkeit   beeindruckt.

Empfehlenswert.

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