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Rezension:Kunst & Textil. Stoff als Idee und Material in der Moderne von Klimt bis heute (Gebundene Ausgabe)

"Die Trennung von Kopf und Hand schadet letztlich dem Kopf." (Richard Sennett, 2008)

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Kunst& Textil", die  noch bis zum 2. März 2014 in Bielefeld im Kunstmuseum gezeigt wird. Der Untertitel lautet "Stoff als Material und Idee in der Moderne von Klimt bis heute". Damit wird das breit angelegte Thema etwas eingegrenzt.

Das reich bebilderte Buch enthält eine Fülle von Texten, darunter auch zahlreiche eloquente Essays unterschiedlicher Autoren, die die Ausstellungsgegenstände dem Leser näher bringen.

Rund 170 Exponate von über 80 Künstlern umfasst Ausstellung. Dort sind Werke folgender Künstler zu sehen: Magdalena Abakanowicz • Nevin Aladag • Anni Albers • Ghada Amer • El Anatsui • Burak Arikan • Gertrud Arndt • Joseph Beuys • Pierrette Bloch • Alighiero e Boetti • Pierre Bonnard • Louise Bourgeois • Louis Cane • Philippe de Champaigne • Edgar Degas • Sonia Delaunay-Terk • Birgit Dieker • Frauke Eigen • Noa Eshkol • Friederike Feldmann • Lucio Fontana • Mariano Fortuny • Imi Giese • Domenico Gnoli • Vincent van Gogh • Sonia Gomes • Sebastian Hammwöhner • Mona Hatoum • Olaf Holzapfel • Pieter Hugo • Johannes Itte • Sergej Jensen • Mike Kelley • Bharti Kher • Anselm Kiefer • Kimsooja • Paul Klee • Gustav Klimt • Imi Knoebel • Peter Kogler • Yayoi Kusama • Liz Larner • Max Liebermann • Man Ray • Piero Manzoni • Brice Marden • Agnes Martin • Henri Matisse • Claude Mellan • Mario Merz • Ludwig Mies van der Rohe und Lilly Reich • Piet Mondrian • François Morellet • Robert Morris • William Morris • Koloman Moser • Blinky Palermo • Janet Passehl • Michelangelo Pistoletto • Sigmar Polke • Jackson Pollock • Jessica Rankin • Robert Rauschenberg • Gerhard Richter • Jens Risch • Christian Rohlfs • Reiner Ruthenbeck • Robert Ryman • Fred Sandback • Viviane Sassen • Chiharu Shiota • Yinka Shonibare • Katharina Sieverding • Pierre Soulages • Sophie Taeuber-Arp • Dorothea Tanning • Lenore Tawney • Joaquín Torres-García • Rosemarie Trockel • Heinrich Wilhelm Trübner • Félix Vallotton • Henry van de Velde • Édouard Vuillard • Andy Warhol • Pae White • Wol

Nach Vorstellung des Architekten Gottfried Semper sind alle künstlerischen Formen und Symbole zurückzuführen auf die Anfänge textiler Kunst. Das bedeutet, im Dekorieren von Fassaden spiegelt sich beispielsweise das Bekleiden des Körpers wieder. Semper meinte also, dass in der Aneignung textiler Techniken die "Urverwandtschaft der Kunstformen" begründet sei. Mittels dieser habe sich der Mensch vom Urzustand in die Zivilisation erhoben.

Das Besondere an der Ausstellung ist neben der historischen Reichweite vom mittelalterlichen Gobelin bis hin zur Gegenwartskunst ihre Multimedialität, ihre Transkulturalität und ihre Interdisziplinarität. Man begegnet nicht nur Kunstwerken, die aus dem Material "Stoff" gearbeitet sind, sondern gleichwohl Gemälden, die Stoffe abbilden. Auch Videoarbeiten befassen sich mit Stoffen oder zeigen Netze, die sich fortwährend wandeln. Vorgestellt werden Kunstwerke, die aus Wolle und Seide kreiert worden sind, allerdings etwas anderes abbilden, gezeigt wird auch abstrakte Ölmalerei, die in ihrer Oberflächenstruktur auf feine Faltenwürfe Antworten gibt und es wird noch viel mehr präsentiert. Unmöglich dies alles hier zu erwähnen.

Die Ausstellung muss man als komplexes Gespinst mit tausend Fäden begreifen, das nach dem Prinzip des vernetzten Sehens und Denkens funktioniert, (S.45).

Man hat Gelegenheit sich ausgiebig mit der Mythologie und Ästhetik des Textilen zu befassen und liest Wissenswertes zur sozialen und spirituellen Bedeutung von Textilen. Es folgen eine Reihe bemerkenswerter Aufsätze, nicht zuletzt ein erhellender Aufsatz über textile Bildräume in der Antike und Neuzeit, bevor man mit den Exponaten der Ausstellung vertraut gemacht wird.

Das Buch hat mich enorm sensibilisiert im Hinblick auf die künstlerische Bedeutung von Textilien. Interessant übrigens auch das Glossar, in dem alte Textil-Techniken definiert werden. Dadurch begreift man handwerklich besser, was man in der Ausstellung nahe gebracht bekommt.

 Ein gelungener Katalog. Empfehlenswert.

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