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Rezension:Mittelalterliche Stadtbaukunst in der Toskana

Der Autor dieses neu aufgelegten, vor rund 60 Jahren bereits erstmals erschienen Buches ist Wolfgang Braunfels, der bereits 1987 verstorbene langjährige Ordinarius für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilian-Universität München. Dort waren seine Forschungsschwerpunkte: die Kunst der Karolingerzeit, italienische Architekturgeschichte, abendländische Klosterbaukunst und die Geschichte der Urbanistik.

Die vorliegende Ausgabe hat der Architekt Stephan Braunfels auf den Weg gebracht.

Dieses Standardwerk zur Idee der Stadt als einheitlichem Bauwerk mit Mauern, Kirchen, Paläste, Straßen und Brücken ist von der Wissenschaft bis heute nicht überholt und zählt aus Sicht der Architekten zu einem der wichtigsten Lehrbücher der Stadtbaukunst.

Untergliedert ist es in sechs Kapitel. Bei diesen handelt es sich um: Die Staatstaaten der Toskana Die Mauer Straßen und Plätze Die Kirchen Die Profanbauten Die Stadtbaumeister.

Im Rahmen des ersten Kapitels wird man zunächst mit der Idee der Stadt vertraut gemacht. Sie ist ein Begriff aus der Antike, deren Gestalt sich durch Lebensformen bedingt, die sich in der Antike herausgebildet haben. Städtische Mauern waren einst die Hindernisse, an denen sich ihre Stürme brachen. Derjenige, dem sie sich öffneten, wurde zum Städter, wurde was die Toskana anbelangt, zum Italiener, (vgl.: S.20).

 In Italien gehörten Stadt und Land zusammen. Die Stadt soll dazu berufen gewesen sein, das Land zu beherrschen und nur unter ihrem Regime soll es auch wirklich gedeihen, (vgl.: S.25) Man lernt sie speziell als Bauwerk zu begreifen. So jedenfalls wurde sie auch über viele Jahrhunderte hinweg von den Malern dargestellt.

Über die Stadtmauern der Städte Pisa, Lucca, Florenz und Siena liest man Wissenswertes. Die Stadtmauer symbolisierte die Befreiung der Menschen von den Gefahren der Willkür, die auf dem Lande herrschte. Die Mauer schloss die Stadt als Bereich von Recht und Ordnung vor der rechtlosen Landschaft ab, (vgl. S.47). Man wird zum Bauverfahren, über die Bauhandwerker, die Baukosten, die Baumbeamten, das Baumaterial, die Baupläne und den Bauschmuck der Mauer informiert, so etwa Skulpturen von Heiligen, mittels derer man sich den Schutz des Himmels versicherte, (vgl.: S. 83).

Im Hinblick auf die Straßen und Plätze wird man mit dem toskanischen Ordnungsideal,  Rechtsbestimmungen, mit den Bereichen der Bauaufsicht, sogar mit Bausitzungen etc. vertraut gemacht, liest über Fassaden- und Platzgestaltung aber auch über das generelle architektonische Schönheitsideal, bevor man sich in die Architektur der Kirchen vertiefen kann. Lesenswert sind hier vor allem die Informationen zum Ideal der heiligen Stadt, auch die Bedeutung der Dome und der Kirchenfassaden. Natürlich wird man auch über die Bedeutung der Kuppel des Doms von Florenz aufmerksam gemacht, die das Sinnbild, vielleicht sogar das Wesen dieser Stadt ausmacht.

 Interessant zu lesen sind die Infos zu Türmen, Brunnen, Brücken und zum Palazzo Pubblico in Siena, wie auch zum Palazzo Vecchio in Florenz und die Gedanken über die Emanzipation des Ästhetischen, der sich auch in den Urteilen der Dichter über die Künstler spiegelte.

 Man lernt eine große Anzahl bedeutender Stadtbaumeister kennen, unter diesen befindet sich natürlich auch Brunelleschi, der erste Stadtbaumeister von Florenz, dessen Domkuppel ihn bis in alle Ewigkeit mit der Metropole und ihrer Schönheit verbindet.

 Auf den letzten Seiten hat man Gelegenheit sich anhand von Fotos einen visuellen Eindruck von verschiedenen Bauwerken in der Toskana zu verschaffen und wird fortan die mittelalterliche Stadtbaukunst in der fokussierten Region vor allem als Gesamtkunstwerk begreifen.

 Empfehlenswert.

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