Alle haben nicht die Chance das Frankfurter Goethe-Museum, wann immer ihnen der Sinn danach steht, zu besuchen. Nicht zuletzt deshalb gibt es den vor mir liegenden Bestands Katalog. Hier schreibt Anne Bohnenkamp-Renken zum Geleit, dass dieses Museum in seinen Anfängen im 19. Jahrhundert neben Handschriften und Büchern auch Porträts und Ansichten gesammelt hat, denn man wollte den Besuchern die Welt des Dichters anschaulich präsentieren. In den dann folgenden eineinhalb Jahrhunderten kamen nahezu 500 Gemälde hinzu. Wie Bohnenkamp-Renken nicht zu erwähnen vergisst, bietet dieser Katalog der Forschung erstmals eine umfassende Dokumentation dieser traditionsreichen Sammlung und dem Publikum ein vielseitiges Lese- und Bilderbuch zur Malerei der Goethezeit. Das kann ich bestätigen.
Petra Maisak lässt den Leser in ihrem eloquenten Textbeitrag, der dem umfangreichen Katalog vorangestellt ist, wissen, dass es Goethes leidenschaftliche Neigung für bildende Kunst, sein nie erlöschendes Interesse und seine eigenen Zeichen- und Sammeltätigkeiten waren, die zur Grundlage der Kunstsammlung wurden. Zwar besitzt die Sammlung sogenannte Spitzenstücke, gleichwohl bewegt sie sich keineswegs ausschließlich auf dem Höhenweg der Kunst, sondern präsentiert auch Kleinmeister und dilettierende Künstler, durch das tatsächliche Verständnis der Epoche und ihrer ästhetischen Paradigmen erst möglich ist.
Maisak berichtet von den Wurzeln der Gemäldesammlung und der Entwicklung der Porträtgalerie, aber auch von der Ära des Direktors Ernst Beutler, mit der die eigentliche Blütezeit der Gemäldesammlung begann. Nicht unerwähnt bleibt, dass neben der Porträtgalerie zunehmend die Landschaftsdarstellung zentrale Bedeutung gewann.
Der Katalog von 2011 erschließt den vollständigen Bestand, der mit Neuzugängen und zuvor nicht erfassten Bildern auf 495 Positionen angewachsen ist. Dokumentiert worden sind auch die Liste der 72 Abgänge und Verluste.
Die Künstler und Künstlerinnen werden stets mittels einer Biografie vorgestellt, die auch den Konnex mit Goethe bzw. dem Freien Deutschen Hochstift- Frankfurter Goethe –Museum zur Sprache bringt.
Neben der Katalogisierung der einzelnen Gemälde besteht der Zweck des Bandes darin, ein engmaschiges Netz an Querverweisen anzulegen, damit das dichte Beziehungsgeflecht nachvollziehbar wird, das zu Zeiten Goethes das gesamte kulturelle Leben und seine Protagonisten verknüpfte.
Es ist natürlich unmöglich über all die vorgestellten Künstler und Bilder hier Näheres zu berichten. Festhalten möchte ich, dass es lohnt, sich jeweils ausgiebig zu informieren
Neugierig habe ich die Biografie von Julie Gräfin von Egloffstein gelesen. Sie ist die Malerin eines Porträts von Goethe, das ich sehr schätze, welches sie allerdings erst 1844 malte. Dies war mir bislang nicht bekannt. Einige Gemälde von Johann Heinrich Füssli sind gewiss vielen geläufig. Bei allem interessieren mich die Porträts am meisten, weil sie mir viel über die Art von Goethes Netzwerk berichten.
Ein bemerkenswertes Bild, gemalt von Georg Melchior Kraus, zeigt offensichtlich Goethes große Liebe Charlotte von Stein, eine wahrlich schöne Frau, mit sehr intelligenten warmem Augen.
Auch andere Goethe-Freundinnen lernt man kennen, doch auch Anton von Marons "Johann Joachim Winckelmann" und so viele andere Gemälde mehr, die neben den Landschaftsbildern, so viel über Goethe und seine Zeit berichten.
In ein Jugendbild Adelbert von Chamissos habe ich mich soeben gerade verliebt. Dass Chamisso Naturforscher war, wusste ich bislang nicht. Ich kannte ihn nur als Dichter.
Im Anhang wird genau erläutert wie man den Katalog benutzen soll. Das werde ich gewiss oft tun, denn meine Neugierde, was Goethe anbelangt ist unerschöpflich und dies schon seit vielen Jahrzehnten.
Empfehlenswert.
Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen