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Rezension: DARIO FO- Malerei. Paintings 1945- 2012

Dies ist der Katalog zur Ausstellung "Dario Fo", die vom 6. Juni bis 31. August 2013 in der Galerie "Die Galerie"  in Frankfurt/Main gezeigt wird. 

Gestern hatte ich Gelegenheit über die Vernissage zu berichten, auf welcher der 87 jährige multitalentierte Künstler und Literaturnobelpreisträger Dario Fo zugegen war. Hier der Link zur Eventseite: http://eventshelga-koenig.blogspot.de/2013/06/bericht-und-bilddokumentation-der.html 

Das Vorwort zum Katalog hat Peter Femfert verfasst, der gemeinsam mit seiner Gattin, Dott. Stefania Canali,   "Die Galerie" betreibt und mit ihr und dem Künstler diesen bemerkenswerten Katalog auf den Weg gebracht hat. 

Ich habe nahezu 250 Kunstbände rezensiert, aber selten so viel Freude beim Lesen entwickelt wie bei diesem Katalog, der hochinformativ und dabei sehr kurzweilig verfasst ist. Begleitend zu den rund 60 Werken aus der 60 jährigen Schaffenszeit Fos hat man Gelegenheit,   aufgrund von Texten Dario Fos, Dott. Stefania Canalis und Sarantos Zervoulakos mehr über den italienischen Künstler und dessen Bilder in Erfahrung zu bringen. Die Texte sind nebeneinander in deutscher und englischer Sprache abgedruckt. 

Dario Fo hat gleich zu Beginn ein Vademecum für die Ausstellung in Frankfurt verfasst. Er berichtet dort von seinem Werdegang als Künstler und vergisst nicht zu erwähnen, dass sich unter den Malereien, die derzeit in Frankfurt präsentiert werden,  einige Arbeiten finden, die durch die Zeichnungen der ersten Theaterjahre angeregt wurden und andere, die von Bildern rühren, die er sich angeeignet hatte, während er auf der Akademie war. Er ließ sich damals von bestimmten Malern, deren Bilder in einer der bedeutendsten Pinakotheken der Welt der "Braidense" zu sehen sind, inspirieren und war besonders stark von  Leonardo da Vinci begeistert, dessen Zeichnungen in seinen berühmten Codices,  Dario Fo "mit großer Emotion abzeichnete und neu interpretierte", (vgl. S.15). 

Wie der Künstler weiter erwähnt,  hat er verschiedene Bilder, die in Frankfurt ausgestellt sind, dem griechischen Theater gewidmet, die er teilweise während Ausstellungen in Athen und Korinth gezeichnet hat. Dario Fo scheut sich nicht zu bekennen, Ideen großer Künstler übernommen und mit diesen dann gespielt zu haben, um etwas Neues zu gestalten.

Dott. Stefania Canali schreibt über die Malerei dieses Erzählers und vergisst dabei nicht zu erwähnen, dass im Oktober 1997 Dario Fo der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde, obgleich man den Schriftsteller Jahrzehnte lang angefochten, boykottiert und zensiert hatte. Wie Dott. Canali festhält,  besteht die Größe dieses Künstlers darin, namenlose, unbekannte, vergessene Menschen wieder zum Leben zu erwecken, aber auch Texte der Geschichte und Kunstgeschichte neu zu schreiben und zwar mit einem Wechsel der Perspektive, konkret, von unten anstatt von oben, (vgl.: S. 27/28). 

Interessant ist, dass Dario Fo die Geschichte Italiens "erlebt, beschrieben und bemalt" hat und nicht zuletzt unbequeme Position bezog, (vgl.: S.33). Es führt zu weit,  im Rahmen der Rezension Bilder zu interpretieren, erwähnen möchte ich den Hinweis Dott. Canalis, dass das Bewegende an dieser fabulierenden Malerei drei Leitmotive sind. 

Sie lässt den Leser wissen, dass das erste, offensichtlich der tiefe Respekt für den Menschen, sowie die ethische Spannung sei, die aus jedem Bild herauszuspringen scheint und auf uns stürzt. Der Betrachter werde involviert und sei eingenommen, damit aktiver Teil des Geschehens, er spüre, er selbst sei Kommitent dieser Kunst, die er klarer und besser lesen könne,  als jeden anderen geschrieben Text. Das zweite Leitmotiv sei der Reichtum an Themen und Techniken, zugleich ein beträchtliches Archiv kollektiven, kulturgeschichtlichen Gedächtnisses des Landes und als dritte Prägekraft, nennt Dott. Canali die Aura der Reinheit des Künstlers Dario Fo, die es ihm ermöglicht, spielerisch,  aber gnadenlos einen König auszuziehen und ihn nackt zur Schau zu stellen, (vgl.: S. 36ff).

Dies alles hat man Gelegenheit auf den Bildern zu erforschen, während man in weiteren Texten des Katalogs sich immer intensiver mit Fo befassen, auch in eine mehrseitige Biografie Dario Fos und seiner gerade verstorbenen Frau vertiefen kann und dadurch  einen sehr intensiven Zugang zu den Bildern erhält.

Im Bildregister zum Schluss kommentiert  Dario Fo seine Werke. Diese Texte sollte man nicht vergessen zu lesen, denn sie führen zu einem letzten Verständnis seiner Bilder. 

Ein gelungener Katalog. Empfehlenswert.

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