Sandra Danicke hat einen sehr provokanten Titel für ihr Buch gewählt: "Kunst interessiert keine Sau..." Blättert man auf Seite 5, - dort hat die Kunstkritikerin Silke Hohmann ein paar einleitende Worte verfasst - fügt diese allerdings an -- "oder doch?"
Die Autorin befasst sich im Buch mit Künstlern der Moderne. Es handelt sich dabei um: Duane Hanson, Peter Roehr, Martin Creed, Bruce Naumann, David Hammons, Claes Oldenburg, Cy Twombly, Erwin Wurm, Joseph Beuys, Thomas Rentmeister, Jeff Koons/Jonathan Monk, Katharina Grosse, Dieter Roth, Sylvie Fleury, David Shrigley, Robert Gober, Florian Slotawa, Damien Hirst, Yves Klein, Andreas Solominki.
Die Kunstobjekte, die im Buch zur Sprache kommen, sind allesamt abgelichtet. Ziel ist es, aufzuzeigen, dass sich jeder über Kunst eine Meinung bilden kann und zwar fernab von falschen Berührungsängsten, Vorurteilen und dem Zwang alles interpretieren zu müssen.
Danicke erzählt teilweise überaus witzige Geschichten und liefert Hintergrundinformationen zu der Objekten, berichtet auch, was der Künstler beabsichtigte. So liest man beispielsweise Interessantes zum Papierball "Work No. 88", 1995 von Martin Creed, den man in der Staatsgalerie in Stuttgart besichtigen kann, so etwa, dass sich solchen Werken eindeutige Interpretationen verweigern und dass sie auch auf originelle und hintersinnige Weise die Grenzen zeitgenössischer Kunst erforschen, ohne der mit Dingen überfrachteten Welt unnötigen Ballast hinzuzufügen. Die Autorin gibt ferner auch zu bedenken, dass es eines enormen handwerklichen Geschickes bedarf, einen runden Papierball aus einem DIN A 4 -Bogen gleichmäßig zu knüllen, (vgl.: S. 17).
Sehr gut gefallen haben mir Danickes Einlassungen zu Beuys und dessen Werk "Filzanzug 1970". Was sieht man? Was dachte Beuys? Für Beuys ist Filz in erster Linie ein Wärmeelement. Seine Absicht ist mittels dieses Anzugs die geistige oder evolutionäre Wärme darzustellen. Interessant finde ich, dass er diesen Filzanzug als Kleidungsstück bei einer 1971 stattgefunden habenden Performance gegen den Vietnamkrieg trug. Hier diente das Kunstobjekt als dickes Fell gegen den politischen Wahnsinn, (vgl.: S. 41). Vielleicht sollten alle Erdbewohner derzeit Filzanzüge á la Beuys tragen und zwar als Zeichen der Ohnmacht gegenüber dem todbringenden Treiben von Finanzhaien, Kernkraftwerkbesitzern und Diktatoren. Möglicherweise vermag das Bewusstwerden von individueller Ohnmacht, gegenteiliges bewirken. Klartext: das bewusste Tragen des Filzanzuges von Beuys, könnte dazu führen, dass sich die Träger ihrer Macht bewusst werden....
Witzig finde ich die Geschichte mit den Staubpartikeln auf Yves Kleins "Blauem Schwammrelief", das man in Frankfurt im Städel Museum besichtigen kann. Viele Betrachter sahen den Staub als Bestandteil des Kunstwerks, vermutlich selbst Putzteufelinnen, die ihren Familien wegen drei Staubkörnern daheim die Hölle bereiten. Diesen kann allerdings beruhigend mitgeteilt werden, dass der Staub inzwischen entfernt ist.:-))
Ein gelungenes Buch, dass ich gerne empfehle. Ob es wirklich Kunstmuffel für all das Schöne, das auch in Museen, die Kunst der Moderne zeigen, begeistern kann, bleibt zu hoffen. Meine Erfahrung ist leider die, dass es einfacher ist ein offenes Gespräch mit einer Parkuhr zu beginnen als mit einem ignoranten Menschen, dennoch sollte man die Hoffnung nie aufgeben.
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