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Rezension: Aiwasowski- Maler des Meeres

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, die vom 17.3.-10.7. 2011 in der Bank Austria Kunstforum in Wien gezeigt wird.

Ingried Brugger, die Direktorin der Bank Austria Kunstforum, hat das Vorwort des Kunstbuches verfasst, das insgesamt 95 vortreffliche Abbildungen und vier Essays enthält, die sich mit dem Werk der russischen Marinisten Iwan Konstantinowisch Aiwasowski (1817-1900) auseinandersetzen.

Der auf der Krim geborene Künstler war zu Lebzeiten im offiziellen Russland hoch angesehen und zwar sowohl als Maler als auch als Lehrer. Die meiste Zeit seines Lebens verbrachte er in seiner Heimatstadt Feodossija in einem feudalen Anwesen mit Blick auf das Meer. Beeindruckt von den Werken William Turners war er als er nach Beendigung seines Studiums und aufgrund eines Stipendiums der Akademie von St. Petersburg 1840 eine Reise durch Italien, Spanien und Frankreich unternahm und in Rom den alten Turner kennenlernte, (vgl: S. 152). In Rom schloß er Freundschaft mit dem Schriftsteller Gogol. Zwei Jahre später bereits erhielt er die Goldmedaille für Gemälde, die in Jahresausstellung der Kunstakademie in Paris ausgestellt waren.

Weitere zwei Jahre später wurde er zum ordentlichen Mitglied der Petersburger Kunstakademie ernannt. Der Künstler malte maritime Küsten und Landstriche, Schiffbruchsmotive, mythologische Szenen sowie wildbewegte Wellen, erfährt man schon im Klappentext und kann sich im Katalogteil dann ausgiebig hiervon überzeugen. Die 1860er und 1870er Jahre gelten als die Blütezeit des Künstlers, zu diesem Zeitpunkt malte er Bilder, die von romantischer Weltsicht geprägt sind, (vgl.: S.154). In den letzten beiden Lebensjahrzehnten entstanden großformatige Gemälde, wie "Zwischen den Wellen", das eines der bedeutendsten Werke des Künstlers sein soll.

Der Künstler schuf um die 6000 Werke, davon etwa 4000 die dem Thema Sturm und Meer, Unwetter und Schiffbruch gewidmet sind, (vgl.: S.155). Als Aiwasowski am 2. Mai 1900 verstarb, war der 82 jährige Künstler voller Ideen und Pläne und bereitete gerade eine Ausstellung in Italien vor.
Die Essays im Buch tragen die Titel:

-Traditionen und Formen der aquatischen Ästhektik in der Kunst Iwan Aiwasowskis von Hartmut Böhme
-Schiffbruch erleiden- Zur metaphorischen Bedeutung von Schiffahrt und Naufragium in der Kunst von Lisa Kreil
-Die Welt im Licht einer Laterna magica des Ostens- Iwan Aiwasowskis Stellung in der russischen und europäischen Kunst von Iwan Samarine

-Gefährliche Brandung und stille See(le)- Aiwasowski und die neoromanischen Strömungen des Seestücks von Florian Steininger

Im Rahmen des Essays von Hartmut Böhme wird man mit den Themen Wasser und Kultur, aquitanische Raumordnungen, mit maritimer Malerei und hier u.a. mit Seesturm und Schiffbruch, dem Wasser, den Wolken und dem Licht, Eis ohne Zeit und dem Frieden konfrontiert. Aiwasowski hat sich mit allen Motiven, Themen und Pathosformeln, die mit dem Meer in Verbindung stehen, beschäftigt und sie in seinen Bildern dargestellt. Mit dem Schiffbruch hat dieser Künstler eines der prototypischen Motive mariner Malerei aufgegriffen, stellt Böhme fest und interpretiert den Schiffbruch, wie im "Schiffbruch bei Sonnenuntergang" von Aiwasowski gemalt, auf den Seiten 24-25 auf vortreffliche Weise.

Auch die anderen drei Essays sind sehr aufschlussreich im Hinblick auf viele der mir bislang unbekannten Gemälde dieses russischen Künstlers, dessen Gemälde "Das Schiff im Sturm", 1892, "Der Sturm am Kap Aja", 1869 und "Die Woge", 1889 mich besonders beeindrucken, weil sie einen stark metaphorischen Charakter haben. Sein eigenes Lebensschiff bei stürmischen Winden vorm Untergehen zu bewahren, ist wohl für jeden Menschen die eigentliche Meisterleistung, die es zu bestehen gilt. Schönwetterkapitäne, lernen nichts dazu und geraten schon bei geringer Windstärke in Panik. Wenn ich mich in einige der Bilder vertiefe, muss ich an Kaptain Drake denken, sofern ich mir allerdings das Gemälde "Die Sintflut" aus dem Jahre 1864 ansehe, denke ich an Japan im März 2011 und daran, dass wir Menschen in all unserem Tun stets die nicht beherrschbaren Naturgewalten mit einplanen sollten. Hybris wird vom Universum immer bestraft seit es Menschen gibt, alle Mythen machen es deutlich.

Auf den letzten Seiten des Buches wartet Tetiana Gaiduck mit einem sehr guten biographischen Abriss auf.

Ein sehr schöner Katalog zur Ausstellung.

Bilder: Mit freundlicher Genehmigung ©AIWASOWSKI – Maler des Meeres im Bank Austria Kunstforum

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