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Rezension: Gerhard Richter- Panorama

Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Gerhard Richter- Panorama", die vom 12.Februar bis zum 13. Mai 2012 in Berlin in der Neuen Nationalgalerie gezeigt wurde.

Diese Retrospektive stellt Werke eines der wichtigsten Maler der Gegenwart vor, die zwischen 1957 und 2011 geschaffen worden sind. Obgleich die Bilder Gerhard Richters (geb. 1932 in Dresden) weder dokumentarisch noch fiktional sind, schildern sie das menschliche Leben, bzw. die Notwendigkeit des Zweifels als Voraussetzung, um richtig sehen zu können. Dieses Phänomen soll den Effekt von Richters Werken von seinen Anfängen bis heute unterscheiden, (vgl.: S.6).

Die Ausstellung feierte übrigens nicht nur die künstlerische Produktion aus über einem halben Jahrhundert, sondern auch Richters 80. Geburtstag.

Die Retrospektive ist eine Zusammenarbeit von Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin, Tate Modern London und Centre Pompidou, Paris. Das Buch zur Ausstellung enthält nicht nur über 300 Abbildungen, sondern auch Texte führender, internationaler Kunsthistoriker und ein Interview mit dem Künstler.

Udo Kittelmann und Dorothèe Brill erläutern zunächst den Begriff "Panorama", um sich dann mit dem Ausstellungsprojekt gedanklich auseinanderzusetzen. Richters über fünf Jahrzehnte vorangetriebene Befragung des Mediums der Malerei erweist sich weder als Anfangs- noch als Zielpunkt, sondern als die kontinuierliche, konzeptionelle Grundlage seines Schaffens. Das wird in der Ausstellung vielgestaltig dargelegt. Gezeigt wird aber auch, wie die Reflexion über Malerei in der Konsequenz zu deren Übertretung führt, (vgl. S. 13).

Das eingangs erwähnte Interview fand im Frühling 2011 zwischen Gerhard Richter und Nicholas Serota statt. Es hilft dem Leser die gezeigten Bilder besser zu verstehen, obschon dieser Prozess des Verstehens generell keinem Spaziergang gleicht, da bei den meisten Bildern der gedankliche Hintergrund nur schwer zu entschlüsseln ist.

Das bekannteste Bild entstand im Jahre 1988. Es handelt sich dabei um das Ölgemälde "Betty", das ein Mädchen in rotweißer Jacke mit Blumenmuster zeigt. Das Mädchen ist übrigens seine älteste Tochter. Offenbar gibt es drei Bilder dieser Art von ihr, die in unterschiedlichen Jahren gemalt worden sind, obschon sie stets gleich alt erscheint. Dargestellt wird, wie die Protagonistin in den früheren Moment zurückkehrt. Der wesentliche Aspekt des Gemäldes ist demnach also die Zeit und ihr Verstreichen.

Sechs Essays erläutern die gezeigten Werke des Künstlers und eine Chronologie zum Schluss bringt dem Leser das Leben Richters ein wenig näher. Da die Direktoren der oben genannten Museen den Betrachter auffordern, Richters Gemälde nicht nur anzuschauen, sondern auch zu denken, ist der spontane Kunstgenuss natürlich so einfach nicht mehr möglich. Intellektuelles Bemühen ist angesagt.

Richters Gemälde mit dem Titel "Aladin 2010" gefallen mir der schönen Farben und Formen wegen. Es sind Gemälde, die zum Philosophieren anregen und aufgrund ihres harmonischen Zusammenspiels den Betrachter gefangen nehmen.

Empfehlenswert. 

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