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Rezension: Paris- Porträt einer Stadt

Mein Rezensionsjahr 2012 möchte ich mit einem Prachtbildband beginnen, der meine Lieblingsstadt zum Thema hat: Paris.

Kein Ort auf dieser Erde inspiriert mich so sehr wie dieser. Deshalb auch bin ich besonders begeistert von den 500 Fotos auf sechshundert Buchseiten, mittels denen ein Stück Pariser Stadtgeschichte erzählt wird.


Den Schwarz-Weiß- und Farb-Fotos unterschiedlicher, namhafter Fotografen sind kleine Texte beigegeben, die die Fotos erläutern. Zu Kapitelbeginn gibt es stets einen Kurzbericht über die mittels der dann folgenden Bilder fokussierte Zeit in dieser Metropole. Alle Texte im Buch sind in englischer, französischer und deutscher Sprache abgedruckt.

Herausgeber des Werkes ist der Historiker und Experte in Sachen Fotografie Jean Claude Gautrand. Zu Ende des Buches hat man Gelegenheit die Biografien der weit mehr als 130 Fotografen der gezeigten Bilder nachzulesen.

Die fünf Kapitel im Buch lauten:

-Von der Julimonarchie bis zur Pariser Kommune

-Von der dritten Republik bis zum Ersten Weltkrieg

-Vom ersten Krieg zum nächsten

-Von einer Republik zur anderen

-Paris heute

Im ersten Kapitel fasziniert mich ein Bild, das Hippolyte Bayard 1842 realisiert hat und die einstigen Mühlen von Montmartre darstellt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts zählte man übrigens dort noch 13 Mühlen. Erstaunt bin ich über die vielen sehr malererlisch anmutenden Bilder aus den Tagen der Anfänge der Fotografie, wie etwa das 1877 von Ferrier et Soulier gemachte Foto junger Wäscherinnen bei ihrem Tun. Fasziniert auch haben mich die Porträtfotos, so etwa von der Comtesse de Castiglione, die als Mätresse Kaiser Napoleons III. einst die berühmteste Kurtisane von Paris war.

Beeindruckend sind Henri Giffards Fesselballon, die Hauptattraktion der Weltausstellung von 1878 und die Bilder vom Eiffelturm, besonders jenes, das das Pariser Wahrzeichen mit Gustav Eiffel zeigt. Die Gebäude aus jenen Tagen wirken zum Teil fast abgerissen, vielleicht weil ihnen der Anstrich fehlt. Die Frauen tragen noch lange Röcke und Kutschen werden anstelle von Autos durch die Straßen von Paris bewegt.

Maurice Guibert hat den Maler Toulouse Lautrec 1894 gemeinsam mit einem nackten Model abgelichtet, während diese amüsiert Gemälde Lautrecs begutachten. Sechs Jahre danach: Paris zuzeiten der Weltausstellung von 1900 muss eine Reise wert gewesen sein. Es war die Zeit als Damen mit Wagenrad großen Hüten ihre Hündchen spazieren führten und aufgrund der langen Röcke leider nicht Fahrräder zu fahren vermochten.

Anschließend sieht man irgendwann Bilder aus der Stadt während der Goldenen Zwanziger Jahre. Es ist die Zeit von Josephine Baker und Edith Piaf, auch von Gabrielle Chanel. Man erlebt barbusige Schöne, die im Moulin Rouge tanzen und nimmt ungern den Bilderwechsel zur Kenntnis, der dann folgt. Paris während des 2. Weltkrieges. Die Stadt belagert von der braunen Pest. Einfach nur schrecklich.

Erfreut ist man als man die Kämpfer der Résistance erblickt, die sich gegen die Eindringlinge zur Wehr setzen und dann endlich das doppelseitige Bild, das die begeisterte Menge zeigt, die die Befreiung von den Nazis feiert und glücklich die Marseillaise anstimmen. Wie schön all die Umarmungen zu sehen, die aufgrund der Tatsache stattfinden, dass der Terror zu Ende ist.

1946... ein Foto von Sartre auf dem Pont de Art und ein anderes von Simone de Beauvoir, gleich danach "Der Kuss vor dem Hotel de Ville", ein berühmtes Foto, realisiert von Robert Doisneau im Jahre 1950. Es folgen wunderschöne Bilder eleganter Frauen und Bilder, die Menschen in Cafes zeigen oder auch spielende Kinder. Wie schön das Leben in friedlichen Zeiten sein kann, so die Aussage der Fotos. Ein kleiner Pariser Junge mit einem Baguette in der Hand, nach Hause laufend mit glücklichem Gesicht... und immer wieder liebende Paare vor traumhaften Kulissen. Das ist Friede pur.

Im letzten Kapitel dann sieht man u.a. Bilder von berühmten Schauspielerinnen, wie die Bardot und Romy Schneider, auch das Foto, das Helmut Newton realisierte und welches als Titelbild gewählt wurde: "Bergström über Paris", 1974. Alles ist vergänglich, leider auch Schönheit. Was bleibt ist die Liebe und der liebevolle Blick.
Das letzte Bild zeigt eine hübsche Frau, die Luftballons in der Hand hält und über Paris schwebt, fast wie ein Engel. Nicht verwunderlich, denn alle Pariserinnen sind bekanntermaßen Engel.
Ein tolles Buch, das ich gerne empfehle.

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