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Henri de Toulouse-Lautrec: Die menschliche Komödie (Gebundene Ausgabe)

Dieser Kunstband enthält eine Vielzahl von Werken des französischen Malers Toulouse -Lautrec (1864-1901), dessen Biographie man auf den letzten Seiten des Buches nachlesen kann. Der Künstler litt an einer erblich bedingten Knochenkrankheit und wurde nur 152cm groß. Nach seinem Abitur konzentrierte er sich ausschließlich auf die Malerei. Wie es dann weiterging, erfährt man ab Seite 161 ff.

Neben Abbildungen seiner Werke, enthalten das Buch mit dem Untertitel "Die menschliche Komödie", sehr aufschlussreich Texte und viele Fotos.

Untergliedert ist das Buch in die Abschnitte:

-Die menschliche Komödie
-Der Akteure
-Der Markt und die Kultur
-Die Großstadt als Bühne
-Die Kulissen des Alltags

Die Textbeiträge sind von Brigitte Andernberg und Vibeke Vibold Knudsen. Gleich im ersten Beitrag erfährt man von der großen Leidenschaft dieses Malers, den Menschen. Alles andere soll er als "Zubehör" betrachtet haben. Stets steht bei ihm die menschliche Gestalt im Mittelpunkt und zwar unabhängig davon, ob Männer oder Frauen in ihren Beziehungen dargestellt werden. Der Raum ist immer zweitrangig, deshalb auch wird er mehr oder weniger fragmentarisch angedeutet, (vgl.: S.12).

In seiner Interpretation des modernen Großstadtlebens, wie es sich im Pariser Vergnügungsviertel darstellte, verfügte Lautrec nicht selten über ein außergewöhnliches Gespür für Karikaturen. Dabei konstruierte er die Gestalten in seinen Gemälden als Karikaturen. Lautrec entwickelte eine Ästhetik des Hässlichen und seiner inhärenten Schönheit, die zum festen Bestandteil des Ausdrucksrepertoires der Avantgarde werden sollte, (vgl.: S.15).

In jenen Tagen wurde Paris mit einem Theater verglichen, einer Metapher für die Künstlichkeit und das Theatralische der sozialen Beziehungen und performativen Handlungen auf der Bühne der Großstadt und hinter den Kulissen, (vgl. S.17).


Für Lautrec war die Großstadt kein eigenständiges Thema. Seine Produktion fokussierte er auf eine körperliche und mentale Bestandsaufnahme der neuen Verhaltensweisen und Bewusstseinsformen, die die Metropole auf potenzierte Weise in mehr oder weniger begrenzten Räumen des Vergnügungslebens inszenierte. Der Maler verdichtete den modernen Großstadtmenschen in dessen Isolation und seinem anonymen Dasein in der Menschenmasse, in der er für kurze Augenblicke auf der Jagd nach ewiger Zufriedenstellung der Begierde aufgehoben ist, (vgl. S.17).


Man hat Gelegenheit sich Fotos von der neuen Metropole Paris zu Ende des vorletzten Jahrhunderts anzusehen, kann auch die Tänzerinnen im Moulin Rouge auf Fotos bewundern, bevor man über die Vergnügungen in diesem Haus zu jener Zeit Näheres erfährt. Lautrec kannte viele Darsteller persönlich. Mit Jane Avril, den er auch malte, war er eng befreundet.


Viele der Bilder, Lithographien und Plakate Lautrecs werden im Buch näher besprochen. Die Besprechungen sind sehr aufschlussreich und bringen den Bildgegenstand näher ins Bewusstsein. Lautrec interessierte sich übrigens nicht nur für das, was auf der Bühne stattfand, sondern auch für die soziale Komödie, die sich in den Theaterlogen ereignen, wie diverse Werke verdeutlichen.


Erläutert wird auch das graphische Werk des Künstlers und seine Lithografien, die Teil einer performativen Publicitykultur waren. Der Künstler stellte in der Regel kurze Augenblicke dar und auf einigen der Werke wird die sapphische Liebe thematisiert. Man erfährt, dass Lautrecs Bilder von Transvestiten und Lesben keinen moralischen Standpunkt gegenüber jenen einnehmen, die diese verkörpern, sondern stattdessen scharfsinnige Beobachtungen von Geschlechterperformativität und fließender, subversiver Verschiebungen der visuellen Diagnose einer in Bewegung befindlichen urbanen Kultur sind, (vgl.: S.115).

Lesenswert auch sind die Erläuterungen zum Thema "Die Kulissen des Alltag". Lautrecs Gemälde aus dem Prostitutionsmilieu entstanden zwischen 1892-1895. Sie waren Ausdruck seines Bestrebens, eine umfangreiche Interpretation seiner Zeit zu schaffen. Es sind beeindruckende Bilder eines Genres, die man im Buch Gelegenheit hat zu bewundern.

Ein gelungenes Buch, das ich gerne empfehle.

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