Im vorliegenden Bildband erinnert sich Lorie Karnath an die Zeit mit dem berühmten Fotografen Sam Shaw (1912-1999). Karnath ist die 37. Präsidentin des Explorers Club und entwickelte sowie implementierte zahlreiche wissenschaftliche Programme zur Förderung von Kreativität, Forschungsdrang als auch der Freude an Naturwissenschaften.
Sam Shaw begann seine Fotokarriere in den 40er Jahren und in der beiden darauffolgenden Jahrzehnten wurden die Arbeiten zum Inbegriff der Titelseiten von Magazinen wie "Life" und "Look". Nicht zuletzt durch legendäre Fotos von Marilyn Monroe machte er sich in der Filmindustrie von Hollywood einen Namen.
Shaw realisierte die berühmtesten Porträts in Hollywood und zeichnete sich als Pionier in neuen Stilrichtungen und künstlerischen Techniken aus. Diese ebeneten den Weg für den Independentfilm außerhalb des amerikanischen Studiosystems.
Das Buch enthält eine Fülle von Arbeiten des Künstlers. Karnath berichtet kurzweilig und hochinformativ von den Stationen des künstlerischen Schaffens des Fotografen. Bereits in der Einführung erhält man eine Idee von dem, was Sam Shaw ausmachte.
Die Schwarz-Weiß-Fotos sind thematisch untergliedert, so etwa in Rubriken wie Portäts, Familien- und Kinderfotos, Tiere, der menschliche Körper, Natur und Industrielandschaften, Reisen, Mode etc.
Wundervolle Aufnahmen von Antony Quinn auf Kreta bei den Dreharbeiten zu "Alexis Sorbas" erwarten den Leser gleich zu Beginn und es folgen beeindruckende Fotos von Marlon Brando und Burt Lancaster aus den 1950er Jahren, die das Können des Fotografen dokumentieren. Shaw war überzeugt, dass man nach einer Phase der Konzentration seine individuelle Sichtweise und Vision als Fotograf entdeckt und er meinte dies nicht nur auf graphischer Ebene, sondern auch philosophisch.
Shaws visuelle Dokumentation des Friedensmarsches gegen den Vietnamkrieg aus dem Jahre 1967 sagt mehr aus als ein dickes Buch.
Seine Portäts basierten auf folgender Philosophie: "Statt der Aufnahmen mit formalen, starren Posen versuche ich, ein Bild zu schaffen, das nicht gestellt ist, auch wenn ich den gewöhnlichen Gesichtsausdruck aufnehme, warte ich auf den Augenblick des persönlichen Kontaktes. Diese persönliche Beziehung kann durch verschiedene Aktivitäten gefördert werden, in die sowohl der Fotograf als auch mein Motiv, der Protagonist, einbezogen sind. Ich fotografiere vielleicht eine Weile ohne das gewünschte Ergebnis vor mich hin, bis zu dem Augenblick, in dem die poträtierte Person "loslässt" und eine wenig künstliche Körperhaltung einnimmt." (Zitat :S. 61)
Shaw machte viele Bilder von Antony Quinn, auch Fotos von Marlon Brando, Melina Mercouri, Sophia Loren und anderen namhaften Hollywoodgrößen. Die beeindruckendsten Fotos allerdings realisierte er von Marilyn Monroe. Er sah im Gegensatz zu vielen Berichten diese Schauspielerin als glücklichen Menschen. Der Fotograf glaubte nicht an den Selbstmord Marilyns, doch er zögerte bei dem Gedanken, dass man ihrem Ableben nachgeholfen hatte. Der Künstler veröffentlichte erst zehn Jahre nach ihrem Tode aus Gründen der Pietät erneut Fotos von ihr. Die im Buch u.a. gezeigten Aufnahmen von der Schönen sind ein großer Genuß für die Augen.
Shaws Reisebilder beindrucken mich übrigens besonders. Es ist immer das Ausgefallene, das besticht. Faszinierend ist ein Foto, das Duke Ellington beim Arrangement der Filmmusik zu "Paris Blues" zeigt.
Es ist unmöglich im Rahmen einer Rezension auf die Fülle der textlichen Betrachtungen und visuellen Momentaufnahmen einzugehen. Dass Marilyn schön war, habe ich zwar als Kind schon gesehen, aber wie schön sie tatsächlich war, wurde mir erst durch die Bilder Shaws bewusst.
Empfehlenswert.
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