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Rezension:Arcimboldo: 1526-1593 (Gebundene Ausgabe)

Giuseppe Arcimboldo (geb. im 1527 in Mailand, verstorben ebenda 1593) war ein Maler, der sich durch seine phantastisch - allegorischen Bildkompositionen von der zeitgenössischen Malerei abhebt und den man in gewisser Verwandtschaft zum modernen Surrealismus sieht. Dieser Künstler gründete seine Kunst vor allem auf seine Begabung menschliche Köpfe und Gestalten, aber auch Landschaften und allegorische Themen aus unterschiedlichen, in virtuoser Technik realistisch dargestellten Blumen, Früchten, Tieren, Waffen und Gegenständen des täglichen Gebrauchs zusammenzusetzen.

Im Rahmen vieler textlich hochinformativer Katalogbeiträge erfährt man Näheres über diesen Künstler, sein Werk und seine Zeit. Die im Buch veröffentlichten Bilder werden 2008 im Kunsthistorischen Museum Wien dem geneigten Publikum sicher sehr viel Freude bereitet haben.

Sylvia Ferino- Pagden geht gleich zu Anfang des Buches der Frage nach, ob Giuseppe Arcimboldo ein Hofkünstler, Philosoph, Sprachbildner oder nur ein Spaßmacher war und findet eine facettenreiche Antwort darauf. Die Grundlagen der Malerei erlernte der Künstler in der Werkstatt seines Vaters. Schon hier hatte er sich einen guten Namen gemacht. Bereits 1562 erhielt er einen Ruf als Hofmaler an den Hofe Kaiser Ferdinands I in Prag. Mit Zwischenaufenthalten in Wien lebte er dort - sehr arriviert - 27 Jahre lang. Neben seiner Malerei betätigte er sich auch als Ingenieur, Musiker und Arrangeur höfischer Feste. Geschätzt wurde seine Kunst u.a. von Kaiser Maximilian II. und Rudolf II. Arcimboldo wurde in den Adelsstand erhoben und von Rudolf II. zum Pfalzgrafen ernannt. 1591 kehre er nach Mailand zurück.

Karl Schütz hat einen erhellenden Beitrag, mit dem Titel "Kunst und Kultur am Hof Kaiser Maximilians" verfasst, der sich u. a. auch mit dem Mäzenatentum seines Sohnes Rudolfs II. auseinandersetzt. Hier wird von der Förderung der Hofkünstler gesprochen und von den Sammelleidenschaften. Rudolf II. liebte Dürer, Cranach, Correggio und Parmigianino und strebte an deren Hauptwerke zu besitzen. Dieser außerordentlich gebildete Mensch wusste das Können Arcimboldos sehr gut einzuschätzen. Der Künstler verdankt seine einzigartige Stellung in der Malerei gemalte Gegenstände durch raffinierte Gruppierung zu einer bestimmten Aussage, gewöhnlich zu einem Portrait, zu verfremden. Dabei gelang es ihm über die verblüffende Portraitähnlichkeit hinaus, sogar psychologische Aussagen über das Modell zu treffen.


Auch seine "normalen" Portraits verschiedener Zeitgenossen sind sehr bemerkenswert, so etwa die beiden ihm zugeschrieben Brustbilder von Töchtern Ferdinands. Die Augen sind jeweils ganz ungemein ausdrucksstark und erzählen viel über den Charakter der gemalten Damen. Sehr scheu wirkt Erzherzogin Anna, die Tochter Maximilians. Sie wurde übrigens die vierte Frau von König Philipp von Spanien.Faszinierend sind Arcimboldos Kompositionsköpfe. Thomas Da Costa Kaufmann schreibt über die Ursprünge und die Invention, Görel Cavalli -Björkman über die Kompositionsportraits und umkehrbare Köpfe.

Sehr schön sind "Die Vier Jahreszeiten in einem Kopf", aber auch "Vertumnus", das bereits während seiner Entstehung als Meisterwerk gefeiert wurde. Hier wird Maximillian II. als Gott der Jahreszeiten dargestellt. Blühende Blumen und reifes Obst aus unterschiedlichen Jahreszeiten gestalten das üppige Anlitz des Kaisers und erzählen von dem Frieden und herrschendem Wohlstand während seiner Regierungsjahre. Arcimboldo deutet an, dass das "Goldene Zeitalter" unter dessen Herrschaft zurückgekehrt sei.

Der Maler, an dessen wunderbaren Gemälden man sich in diesem Buch immer wieder erfreuen kann, hat sehr wesentliche Element des Surrealismus in seiner erstaunlich modern aufgefassten Bilderwelt vorausgenommen und wurde über Jahrhunderte bis in die Gegenwart stets aufs Neue nachgeahmt.
Die Bandbreite seines Schaffens ist außerordentlich.

Ein wunderschönes, hochinformatives Kunstbuch.

Empfehlenswert.

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