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Rezension: Jan Vermeer und seine Zeit- Dr. Hajo Düchting



Dieses Buch von Dr. Hajo Düchtig thematisiert das Leben und Werk des holländischen Malers Jan Vermeer (1632-1675), der zu den bedeutendsten Vertretern der holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts zählt. Er gibt zudem Einblicke in die Epoche, in der dieser Künstler wirkte. Vermeer prägte mit schlicht verhaltenden, präzise beobachteten Genrebildern die Vorstellung der bürgerlich häuslichen Kultur des seit 1581 von der spanischen Herrschaft befreiten Nordteils des Landes am entscheidendsten.

Dr. Düchting untergliedert sein reich bebildertes Buch nach einem kurzen Vorwort in die Kapitel:

-Vermeer und die Stadt Delft
-Die holländische Genremalerei
-Versuchungen der Liebe
-Schöne Frauen und kühne Wissenschaftler
-Zwischen Erzählung und Sinnbild
-Vergessen und wiederentdeckt

Thematisiert werden u.a. Vermeers Beziehung zu Carel Fabritus, die Stadt Delft als Motiv der Künstler, das alte Delft, der holländische Kunstmarkt im 17. Jahrhundert und das "Goldene Zeitalter" der Niederlande, das nicht erst mit dem "Westfälischen Frieden" von 1648 begann, sondern bereits am Ende des ersten Jahrzehntes des 17. Jahrhunderts. Basis des Wohlstandes war die uneingeschränkte Handelsmacht auf dem Meer, der Getreidehandel auf der Ostsee, der Transithandel bis nach Indien.
Unterstützt wurde der Welthandel Amsterdams von der Börse und der Bank dieser Stadt. Begünstigt wurde durch den wirtschaftlichen Erfolg des Landes die in den Städten herrschende großbürgerliche Oligarchie, die aus reichen Kaufmannsfamilien bestand, (vgl. : S.22). Die reichen Kaufleute waren an Gemälden interessiert, ausgeklammert wurde bei den mannigfachen Genrethemen allerdings das Thema Armut und Elend, (vgl.:S.23).

Man erfährt in der Folge Wissenswertes zu den Themen und Symbolen in der holländischen Genremalerei und in diesem Zusammenhang auch zu dem beliebten Genrethema der Liebeswerbung, zu denen auch Vermeers "Der Liebesbrief" und "Briefleserin am offenen Fenster" zählen. Zur Sprache kommen das Genre der Musikstunde und hier Vermeers gleichnamiges Gemälde, wie auch Bordellszenen als Beispiel für Toleranz und Freizügigkeit.

Ein zentrales Thema Vermeers sind "Versuchungen der Liebe" und hier das riskante Bildthema "Bei der Kupplerin", des Weiteren " Der Soldat und das lachende Mädchen", "Herr und Dame beim Wein" und "Dame mit zwei Herren". Hier erfährt man mehr im Hinblick auf die einzelnen Verführungsmotive.

Porträtähnliche Darstellungen schöner Frauen und kühner Wissenschaftler stehen im Mittelpunkt des Schaffens des Künstlers. Die einzelnen Gemälde Vermeers, wie etwa "Die Spitzenklöpplerin" werden näher analysiert. Vermeer hat bei diesem Bild offenbar eine "camera obscura" verwendet, darauf jedenfalls deuten die Unschärfe-Effekte und pointilistischen Einsprengsel hin, (vgl.: 87).

Bildnisse der Schönheit, wie etwa "Das Mädchen mit den Perlenohrgehänge" und "Mädchen mit rotem Hut", dokumentieren Vermeers Meisterschaft der Lichtenergie. Interessant sind die Informationen zu Vermeers "Der Astronom" und "Der Geograph". Diese Gemälde sind Ausdruck eines wissenschaftlichen Umbruchs, der sich in jener Zeit gerade vollzog.

Es lohnt sich mit den Allegorien Vermeers auseinanderzuzusetzen, der "Allegorie des Glaubens" und auch der "Allegorie der Malerei", die im Buch sehr gut beschrieben und aufschlussreich gedeutet werden.
"Vermeers Kunst im Wandel" der Zeit zeigt u.a. zum Schluss des Buches, wie sehr der Fälscher Han van Meegeren sich bemühte, Vermeer erfolgreich abzukupfern. In seinen Geständnissen beschrieb er die langwierigen Studien und Forschungen, die notwendig waren, um die exakten Farbmischungen und Maltechniken für die Fälschungen zu eruieren, (vgl.: S.131). Da jedoch Vermeers Bilder mehr sind als Experimente mit Licht und Farbe, sah der Fälscher den verborgenen Bildsinn der Vermeerschen Schöpfungen nicht. Aus einer feinfühligen Psychologie heraus verhüllen und poetisieren diese die häufig zugrunde liegende emblematische Bedeutung, das sie in Licht und Farbe aufzugehen scheint, ( vgl.:S.133).

Empfehlenswert.

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