Dieses beeindruckende Buch enthält eine Fülle wundervoller Gemäldeablichtungen. Besagte Gemälde werden seitens Tania Schlie kenntnisreich interpretiert. Obschon das Buch die Kunstgeschichte streift, ist es in erster Linie nicht kunsthistorisch, lässt uns die Autorin wissen. Stattdessen erinnere es an einen sinnlichen, verträumten, schwelgenden Spaziergang durch einen Garten. Dabei erzählten die Gemälde von den Stimmungen, die ein Garten in uns auszulösen vermag. Das habe ich auch so empfunden.
Der Begriff "Garten" wird im Buch großzügig interpretiert und kann durchaus auch ein Park, ein Wald oder eine Terrasse sein. Gemeint ist mit diesem Begriff eine Idee, nichts als abgestecktes Terrain sondern eher als Gefühl, ausgedrückt beispielsweise als ein Geranientopf auf einer Fensterbank, der für die Besitzerin als Garten gefühlt werden kann.
Die Frauen auf den Gemälden sollen eine Typologie präsentieren. Man begegnet der Schlafenden, der Malenden und der Lesenden, der Frau auf der Bank und der Blumenpflückerin, Freundinnen beim Tee, Großmüttern und Enkelinnen beim Essen und Plaudern, aber auch Frauen bei der Gartenarbeit. Man sieht die Nackte und die Verführerin, die Einsame, die Melancholische, die Sportliche und die Emanzipierte, die sinnliche Genießerin und die Hedonistin, die Insich-Gekehrte und die Hintergründige, bei allem aber auch die Gärtnerin, (vgl.: S.27).
Eva Demski hat übrigens das Vorwort zu "Frauen im Garten" verfasst. Sie schreibt sehr einfühlsam über das Verhältnis von Frauen zu ihrem Garten und berichtet, wie sie sich mit den Jahren immer intensiver mit ihrem eigenen kleinen Garten befasste. Demski vermutet, dass sich die Freude am Garten bei vielen Frauen erst in reiferen Jahren ergibt und begründet dies gut nachvollziehbar.
Darüber hinaus fragt Demski, was ein schöner Garten sei und meint, dass die Maler instinktiv gewusst haben, dass das einzig Strenge bei gemalten Gärten der Rahmen sei, (vgl.:S.10).
In der Einleitung schreibt Tania Schlie u.a. vom besonderen Verhältnis zwischen Frauen und ihrem Garten, der Gartenkunst und den Malern und ihrem Verhältnis zu Gärten. Es gab Künstler, die sich einen eigenen Garten schufen, zu ihnen zählte Claude Monet in Giverny, Max Liebermann in Berlin, Emil Nolde in Seebüll und viele andere mehr.
Schlie untergliedert das Buch in zehn Kapitel, in denen sie dann Gemälde von Hohn William Waterhouse, Claude Monet, Jules Cayron, Henri Lebasque, Albert Lynch, Emil Nolde, Berthe Morisot, Albert Joseph Moore, Lawton`s S. Parker, Marc Chagall aber auch von Hieronymus Bosch und vielen anderen Künstlern wirklich ganz ausgezeichnet interpretiert.
Ich möchte im Rahmen dieser Rezension ein Bild von einem Maler vorstellen, das nicht in dem Buch zu finden ist, aber dazu passen würde. Es handelt sich um "Echo und Narcissus". Das Gemälde stammt von dem Künstler, der das Werk "Boreas" kreierte: John William Waterhouse. Ich bin mir sicher Tania Schlie hätte eine gute Interpretation dazu verfasst.
Am Eingang der einzelnen Kapitel kann man sich in Aphorismen bekannter und weniger bekannter Persönlichkeiten vertiefen. Besonders gut gefällt mir eine Sentenz Gertude Jekylls (1843-1932), die ich aus Eigenerfahrung bestätigen kann und deshalb gerne wiedergebe: "Ein Garten ist ein wunderbarer Lehrer. Er lehrt Geduld und die Gabe zu warten, er lehrt Fleiß und Sparsamkeit, aber vor allem lehrt er ein grenzenloses Vertrauen", (Zitat: S.136).
Das Gemälde "Frauen im Garten" von Monet habe ich vor drei Jahren im "Musee d`Orsey" in Paris im Original gesehen. Ich stand damals lange davor, weil mich die Lichteffekte begeistert haben. Die Bildinterpretation von Schlie ist vortrefflich gelungen und man erhält zudem eine ganze Reihe Hintergrundinformationen zu Monets Gartenbildern generell, die ich mit großem Interesse gelesen habe.
Es führt zu weit an dieser Stelle all die Themen im Buch abzuhandeln. Dass der Garten stets ein Ort der Meditation und Entspannung ist, wird keiner ernsthaft bestreiten wollen, dass er auch ein Ort der Romantik sein kann, steht ebenfalls außer Frage.
Sehr schön ist die Interpretation eines Gemäldes "Boreas" von Waterhouse, auf dem eine Frau sich an einen Baum gelehnt, dem Nordwind melancholisch hingibt. Schlie interpretiert m.E. nicht zu Unrecht: "Sie scheint sich dem Seelenzustand der momentanen Verlorenheit ganz und gern hinzugeben. Für den Moment ist sie der Welt abhandengekommen. Woran mag sie denken? Wohin geht ihr nostalgisches Sehnen? Welche geheimen Wünsche gibt sie dem Wind mit?"(Zitat: S.92).
Es ist unmöglich all die Bilder im Buch an dieser Stelle zu benennen und die Interpretationen hierzu zu beurteilen. Lobenswert ist es, dass die Autorin den "Garten der Lüste" nicht vergessen hat, der in meinen Augen das Traumbild eines Liebes-Paradieses ist, welches uns allen irgendwann einmal verloren ging, möglicherweise als der Nordwind und mit ihm die Melancholie einsetzte...
Empfehlenswert.
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