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Rezension: Vision und Werk Max Pechstein- Hirmer


Dies ist der Katalog zur gleichnamigen Ausstellung "Vision und Werk Max Pechstein", die vom 28. März 2025 – 15. Juni 2025 in der Kunsthal Rotterdam, Niederlande gezeigt wird. Das Vorwort und die sich daran anschließenden Essays sind in deutscher und englischer Sprache abgedruckt. Petra Lewey und Maximilian Letze schreiben dort, dass Pechstein von Beginn an Teil einer künstlerischen Bewegung war, die radikal mit der tradierten Formensprache der Malerei und gleichermaßen der grafischen Künste gebrochen habe. Er, ein typischer Vertreter des Expressionismus, gründete 1905 mit Künstlerkollegen in Dresden die "Brücke" und prägte die Kunst des 20. Jahrhunderts maßgeblich mit, erfährt man. Für ihn sei die Hinwendung zur Natur eine der Alternativen gewesen, die lebenslang sein Schaffensmotor bleiben sollte. Der Traum von einem einfachen naturverbundenen Leben habe ihn zu den Fischern an die Ostsee, ans Mittelmeer und an die Südsee geführt. 

Die Ausstellung präsentiere nicht nur die farbintensivsten Gemälde, die ausdrucksstärksten Druckgrafiken und Reisefotografien, sondern beleuchte vor allem seine Persönlichkeit, würdige aber auch sein Erbe als Ikone des Expressionismus. Diesen Eindruck hat man nach der Lektüre des vorliegenden Werkes auch. 

Aye Soika schreibt in ihrem Essay "Max Pechstein, der "Führer" der "Brücke", Anmerkungen zur zeitgenössischen Rezeption", dass Pechstein trotz der "Brücke" seine Unabhängigkeit bewahrt habe. Er wurde Preisträger des Sächsischen Staatspreises im Sommer 1907 und reiste mit dem ihm zuerkannten Reisestipendium nach Italien und Frankreich, zog im Herbst 1908 nach Berlin um und wurde dort zu einem Repräsentanten der "Brücke". Man liest über seinen künstlerischen Durchbruch 1910 aufgrund der Ausstellung der Neuen Session und was alles danach geschah. 

Annika Weise schreibt in dem anschließenden Essay "Max Pechstein- Vision und Werk" auch über diesen Künstler als Fotograf und hier, dass die Kamera Pechstein einen neuen Weg der Rezeption seiner gewählten Alltagswirklichkeit fern der Leinwand und des Papiers  ermöglichte. Dabei ermöglichten gerade  die Fotografien den BetrachterInnen den neuen Weg der Rezeption Pechsteins zu verstehen, indem sie zwischen den Realitäten vermittelten. 

Was noch? Man erfährt auch Wissenswertes über Pechsteins Sehnsuchtsort Südsee und liest, dass die als Retrospektive aufgefasste Ausstellung sich vorrangig den Hauptschaffensparadiesen von Pechstein widmet und Eveline Suter verdeutlicht in ihrem Essay "Zürich ins Paradies", dass für Pechstein fremde Kulturen die ideale Projektionsflächen für das noch Unberührte gewesen seien. 

Die Essays in ihrer Gesamtheit vermitteln mehr als nur einen guten Eindruck von dem Künstler Max Pechstein, sondern auch von  seinen Visionen und seinem Werk. 

Im Ausstellungskatalog kann man sich in die mehr als 100 Werke, darunter Ölgemälde, Aquarelle, Farbholzschnitte und Grafiken vertiefen, auch Fotografien werden gezeigt, die das Leben der Fischer, die Pechstein aufsuchte, dem Betrachter nahebringen. 

Zum Schluss dann erwartet die LeserInnnen eine mehrseitige chronologische Biografie und ein spannendes Interview mit Julia Pechstein, der Enkelin des Künstlers. 

Maximal empfehlenswert. 

Helga König

Onlinebestellung: Hirmer oder  im Buchhandel erhältlich.

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