Dieses Blog durchsuchen

Rezension:Das sieht doch keine Sau...: Große Kunst mit kleinen Fehlern (Gebundene Ausgabe)

"Es irrt der Mensch, solang' er strebt."(Johann Wolfgang von Goethe) 

Thomas R. Hoffmann ist der Autor dieses Buches mit dem etwas eigenwilligen Untertitel, der möglicherweise primär die Leute anspricht, die gerne nach Haaren in der Suppe anderer fahnden und Fehlern ihrer Mitmenschen voller Eifer hinterher hecheln. Ob nicht gerade solche Leute mittels des Buches belehrt werden, ist keineswegs ausgeschlossen. 

 Mit den Fehlern in der Kunst ist das so eine Sache: gerade bei altmeisterlicher Kunst muss man den zeitgeschichtlichen Kontext bedenken. Fast immer malten die Künstler vom Mittelalter bis zum Barock ihre Werke für bestimmte Auftraggeber und insofern wussten sie zumeist, wo ihre Bilder platziert werden sollten. Bei der Gestaltung des Gemäldes konnten sie also den Betrachtungsstandpunkt bewusst mit einbeziehen. Da dies in Museen nicht möglich ist, kommt es zuweilen zur Verzerrung des Dargestellten.

 Neben dieser Erklärung gibt es noch andere, auf die der Autor hinweist, bevor er einige "Kunst-Fehler" anhand von Gemäldeablichtungen gekonnt analysiert und nicht selten klar macht, dass nicht alles so ist, wie es zunächst scheint. 

Zur Sprache gebracht werden Gemälde der Künstler: Lucas Cranach, Paul Cézanne, Peter Paul Rubens, Diego Velázquez, Johann Willhelm Tischbein, Leonardo da Vinci, Joachim Patinir, Bansy, Gentile da Fabriano, Erwin Wurm, Jean-Auguste-Dominique Ingres, Jan Gossaert, Ai Weiei, Parmigianino, Caspar David Friedrich und Joseph Beuys. 

Vor einem der thematisierten Gemälde stand ich schon sehr häufig und zwar immer dann, wenn ich das Städl Museum in Frankfurt besuche. Bei dem Bild handelt es sich um "Goethe in der Campagna" von Johann Wilhelm Tischbein. Mein Blick haftet sich zumeist sofort auf Goethes Gesicht, weil ich immer wieder seine Ausdruck studiere. Noch nie ist es mir in den Sinn gekommen, mein Augenmerk auf seinen Schuh zu lenken oder mir Gedanken über die Mantellänge zu machen. 

Nun, da man mich auf die anatomischen Schwachstellen aufmerksam gemacht hat, will ich nicht hoffen, dass ich beim nächsten Besuch auf Goethes Beine starre und sein schräges Schuhwerk ungehalten beäuge. Wie ich mich kenne, werde ich mich nach einem kurzen neugierigen Check sehr rasch wieder Goethes Gesichtsausdruck zuwenden und mich seiner schönen Hände erfreuen. 

Soll er doch von mir aus zwei linke Schuhe anhaben. Das macht mir Goethe nur noch sympathischer. Den vermeintlich falschen Schuh werde ich letztlich schnell vergessen und die Weite des Gesamtausdrucks genießen. 

 Lernen sollten wir vor allem großzügig zu sein und nicht auf Fehler anderer herumzureiten, sondern nur im Stillen den Betroffenen aufmerksam machen und dabei bedenken, wie viele Fehler wir in unserem täglichen Tun selbst schon begangen haben. Fehler zu machen, ist menschlich, an Fehlern zu scheitern tragisch. Alle die hier vorgestellten Künstler sind nicht gescheitert und dies nenne ich erfreulich. 

 Empfehlenswert

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen