Dieses Blog durchsuchen

Rezension: India (Gebundene Ausgabe)

Der Bildband "India" von Andreas H. Bitesnich ist in meinen Augen der bislang beste Bildband aus dem TeNeues-Verlag, den ich in meinem Bestand habe. Selten haben mich Fotographien so magisch angezogen.

Auf den letzten Seiten des Buches hat man Gelegenheit die biographischen Daten dieses 1964 geborenen, begnadeten Fotographen nachzulesen. Ich möchte die Eckdaten an dieser Stelle allerdings nicht wiedergeben, um dem Buch nicht vorwegzugreifen.


Eingangs berichtet der Fotograf, dass er im Laufe der vergangenen fünf Jahre drei Reisen nach Indien unternahm und dass er aus der Fülle der dort realisierten Bilder eine Auswahl getroffen hat, aus denen dieses Buch entstand. Nach Meinung Bitesnichs sind seine Bilder jene, die ihm Indien von sich gezeigt hat. Nicht nur in seinen Augen sind sie "intensiv und kraftvoll, das volle Spektrum des Lebens". Für ihn ist Indien ein Land voller Gegensätze, Überraschungen, Widersprüche und Gerüche. Alle dies versuchte er in seiner Kamera einzufangen, -auch die Gerüche- und es ist ihm in jeder Beziehung geglückt.

Der Bildband enthält edle Schwarz-Weiß- und wie gemalt erscheinende dunkele Farbaufnahmen. Jedes Bild erzählt eine Geschichte und wirkt wie aus einer anderen Welt. Der Bilddatenauflistung am Ende des Buches kann man entnehmen, wann und wo die Fotos gemacht worden sind.

Fast zu Anfang hat man sogleich Gelegenheit sich in ein Bild zu vertiefen, das einen Schlangenbeschwörer mit Schlange zeigt. Er blickt diese Schlange nicht an, sondern scheint sie durch sein Spiel auf einer Flöte zu betören. Auf dem dann folgenden Foto kann man in die Augen des Mannes sehen, der die Schlange, völlig abgeklärt um den Hals hängen hat. Seine Augen strahlen spirituelles Wissen aus. Diese Augen vermögen aufgrund ihrer Willenskraft selbst die gefährlichste Schlange zu bannen, so scheint es jedenfalls.

Immer wieder kann man beeindruckende Lichtverhältnisse auf den Fotos bewundern und in die Augen alter indischer Frauen und Männer schauen. Die Tiefe der Blicke ist bezeichnet. Eine solche Tiefe entsteht nur bei Menschen, die gelitten haben und durch das Leid innerlich gewachsen sind.

Blicke auf Paläste und auf absolute Armut, auch auf Unrat, auf Menschenmengen in Bewegung, auf Elefanten, dann auf ein Kind, das interessiert die Natur beobachtet, ein anderes, das verträumt, mit großen Augen aus einem offenen Zugfenster blickt und anschließend irgendwann eine Mutter mit einem Kleinkind im Arm, in tausend Tücher gehüllt, machen nachdenklich. Alles ist so nah beieinander...der Reichtum in den Palästen und die Armut in Kalkutta oder anderenorts. Das Leben ist nicht fair. Hier wird es besonders deutlich.

Morbidität und unsägliches Elend...der Schmutz... aber immer wieder diese hoffnungsvollen Augen von sehr alten und ganz jungen Menschen. "Die Hoffnung stirbt zuletzt". Wir wissen es und begreifen beim Anblick der Bilder, wieso das so sein muss.

Ein Bildband, der nahezu völlig auf Texte verzichtet. Die Bilder vermögen allerdings tausendmal mehr als Wort berichten. Dieses Buch ist überaus beeindruckend und es macht demütig. Großer Respekt vor der Leistung von Andreas H. Bitesnich.

Sehr, sehr empfehlenswert.

Bilder: India by Andreas H. Bitesnich, erschienen bei teNeues, € 79,90, http://www.teneues.com/.

Bitte klicken Sie auf den Button, dann gelangen Sie zu Amazon und können das Buch bestellen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen