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Rezension Neo Rauch (Gebundene Ausgabe)

 Dieses Kunstbuch, zeigt Hauptwerke der letzten 20 Jahre aus dem OEvre Neo Rauchs. Der 1960 in Leipzig geborene Maler ist einer der bekanntesten Künstler unserer Zeit. Herausgeber des Buches sind die Stiftung Frieder Burda und der international bedeutende Kunstkritiker Werner Spieß.

Das Vorwort zum Buch hat Frieder Burda verfasst, denn das Kunstbuch ist der Katalog zur Ausstellung "Neo Rauch", die seit dem 28.Mai bis zum 18.September 2011 im Museum Frieder Burda in Baden-Baden gezeigt wird.

Werner Spieß führt durch seinen Text "Geschichtsböses Nachbeben" in das Werk des Malerstars ein. In der Folge hat man Gelegenheit ein Gespräch, das Werner Spies mit Neo Rauch am 24.2.2008 im Max Ernst Museum führte, nachzulesen. In diesem Gespräch macht der Künstler deutlich, dass in seinen Bildern auch frühkindliche Sinneswahrnehmungen eine Rolle spielen. Es sind für ihn Abspeicherungen, die in einem Moment erfolgen, in dem die Reflexion, das rational Abgleichen noch nicht möglich ist. Er sagt: "Wenn ich also einem bestimmten Formenklima ausgesetzt bin als 3-Jähriger, dann kann ich mir davon kein Bild machen, sondern es sinkt als Bild in mein Unterbewusstsein ab, verkapselt sich dort unter Umständen und ist sehr viel später plötzlich präsent in Momenten, die nicht planbar sind, und dann ist es eben dieser Quell der frühkindlich empfangenen Sinneseindrücke einer, der sich viel später unter Umständen ganz ungestüm über die Leinwände ausbreitet, etwas außerordentlich Wichtiges,"(Zitat: S. 34).

Diesen Gedanken Neo Rauchs finde ich sehr wichtig, denn er erklärt, weshalb seine Farbgestaltung mir lange sehr fremd blieb. Es sind die Farben des Ostens, die ich unmittelbar nach der Grenzöffnung als überaus beklemmend empfand und die mich 1990 dazu bewogen nach einem Tag Dresden-Aufenthalt die Stadt wieder zu verlassen und sie erst 12 Jahre später erneut aufzusuchen, nachdem die Farbenwelt sich verändert hatte, indem sie heller wurde. Die östliche Farbwelt machte mich depressiv.

Der hochgebildete Neo Rauch, zu dessen Lieblingsbüchern Jüngers "Marmorklippen" zählt, hofft, dass die meisten seiner dunklen, dramatischen, eigentlich schwermütigen Bilder trotz allem vom Glück des Schaffens des Malers sprechen. Als Glück begreift Rauch es, die Lage der Dinge zu verwalten, zumindest für sich, "auf diesen paar Quadratzentimetern oder- metern, die ich vor mir aufgespannt habe, und das ist ein Moment, der wirklich glücksverheißend ist. Und wenn das dann gelungen ist, überträgt sich das natürlich auch auf all jene Betrachter, die auf der Wellenlänge empfangsbereit sind", (Zitat: S.37).

Neben den Bildern, die ich auf mich wirken lasse, ohne sie interpretieren zu wollen, sondern mich ausschließlich auf die Sinneseindrücke des Künstlers einlasse und mich mit ihm aufatmend zu freuen beginne, dass seine auf der Leinwand archivierten Farben dem Gestern angehören, hat man Gelegenheit sich mit folgenden Texten zu befassen:

Durs Grünbein: Der Zonenrandbuch
Andreas Platthaus: Nachrichten aus dem Großneonischen Reich- Comicspurensuche im Werk von Neo Rauch
Eduard Beaucamp: Der Traum der Kunst weitergeträumt
ose-Maria Gropp: Die Entstellung der Welt
Neo Rauch mit Sigmund Freud
Philippe Dagan: Neo Rauch aus französischer Sicht- ein Modellfall?
Peter -Klaus Schuster: "Wir stehen am Rande aller Religionen.."Von Rauch zu Runge

Die einzelnen Aufsätze in Kurzform hier wiederzugeben, führt zu weit. Am interessantesten und flüssigsten zu lesen, fand ich den Essay des Franzosen Philippe Dagan, der allerdings in den Bildern Rauchs Stimmungen unserer Zeit erfühlt, die ich nicht sehe. Was ich sehe, ist ein Blick in ein bedrohliches Gestern, weit entfernt von mediterraner Heiterkeit. Dieses Gestern archiviert Rauch aufgrund seines großen Könnens. Schon jetzt bin ich neugierig auf zukünftige Farb- und Formwelten Rauchs, die wir gewiss bald kennenlernen dürfen, wenn er seinen Archivierungsprozess abgeschlossen hat. Ich sehe mediterrane Farbexplosionen in einer Intensität vor mir, wie sie noch kein Maler des Südens auf die Leinwand gebannt hat.

Auf den letzten Seiten des Buches hat man Gelegenheit biographische Daten nachzulesen, auch sind alle Einzelausstellungen und Monographien aufgelistet
Empfehlenswert.

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